Die Raumkavalleristen brauchten ihrerseits jedoch nicht blindlings zu schießen. Die jetzt aktivierten Scanner der Helme zeigten klare Ziele. Sechsundzwanzig Karabiner und eine Gatling verwandelten den Bereich, in dem sich die Greens aufhielten, in eine Zone der Vernichtung. Im Gegensatz zu den Brandgeschossen durchschlugen die Hochrasanz-Projektile die Baumstämme und die teils von ihnen verdeckten Aliens. Kanonier Everett belegte die Einer-Kugeln großzügig mit seinen Feuerstößen. Seine 3-Millimeter-Geschosse fällten Bäume und Aliens und schlugen ganze Teile der Außenhüllen aus den Kugeln.
Die Aliens starben, aber sie starben nicht ohne Gegenwehr.
Ein Symbol wurde gelb, ein weiteres Violett. Richards verspürte einen heftigen Schlag gegen die Brust, einen zweiten an der Schulter und wurde nach hinten geworfen. Die Statusanzeige seines Anzuges blinkte in beruhigendem Grün. Die Panzerung war nicht durchschlagen worden. Er richtete sich auf, schoss weiter.
Die Anzahl der strahlenden Sterne, die auf sie abgefeuert wurde, nahm drastisch ab. Schließlich waren es nur noch wenige Geschosse, die in Richtung der Trooper kamen. Richards sah auf seinem Display, dass die meisten Körper der Aliens erkalteten oder nicht mehr messbar waren. In letzterem Fall waren sie wohl von den Projektilen regelrecht zerfetzt worden. Drei Impulse entfernten sich rasch.
„Recon-Lead an alle Recons: Gerade Nummern vorrücken und Gefechtsfeld absuchen. First-Sergeant, drei der Fremden fliehen. Sie und Ihre Gruppe folgen mir. Bionische Verstärkung einsetzen.“
Kanonier Everett nahm die leere Munitionstrommel seiner Gatling vom Rücken und ließ sich von einem Kameraden helfen, um eine neue zu befestigen. Jeder zweite Trooper rückte nun vor, um das Gefechtsfeld nach Überlebenden abzusuchen. Richards hingegen schaltete seine Verstärkung ein und nahm die Verfolgung der fliehenden Aliens auf. Klein und fünf weitere Troopers hefteten sich an seine Fersen.
Richards warf nur einen kurzen Blick auf die Überreste der Kugeln und Aliens. Er sah leblose Greens und Körperfragmente sowie zerstörte Kugelfahrzeuge. Seine Trooper würden dafür sorgen, dass dort wirklich nichts mehr am Leben war. Seine Aufmerksamkeit galt dem taktischen Display und die Scanner liefen mit höchster Leistung. Die drei Fliehenden waren unglaublich schnell, dennoch konnten sie mit der Geschwindigkeit der Kampfanzüge nicht mithalten. Richards und seine Begleiter holten zunehmend auf.
Die Menschen wichen den Bäumen aus, auf größere Äste nahmen sie hingegen keine Rücksicht. Man spürte allenfalls einen gedämpften Schlag, wenn ein armdicker Ast vom Baum getrennt oder gebrochen wurde. Die Außenmikrofone übertrugen das Stampfen der Schritte und das Brechen von Holz. Während des Laufes wechselte der Lieutenant das Magazin aus.
„El-Te, sie teilen sich!“, meldete sich Klein.
„Okay, Sarge, Sie übernehmen mit Kuttner den links, Corporal Hines und Lawron den rechts. Duke, Sie kommen mit mir!“
Sie teilten sich. Je zwei von ihnen folgten einem der Aliens. Diese fächerten auseinander, wobei zwei von ihnen scharf nach Rechts beziehungsweise Links abbogen. Es war ein tödlicher Fehler, der sie Zeit und Entfernung kostete.
Hines gab den Echoimpuls seines Aliens in die Zielerfassung des Karabiners, welche die Hindernisse ignorierte. Als der Corporal feuerte verwandelte der lange Feuerstoß einen Baum in Sägespäne und einen Alien in einen zerplatzenden Kadaver. Hines machte sich nicht die Mühe, zu kontrollieren ob das Alien auch wirklich tot war. Teile seines Körperpanzers und seiner Innereien hafteten an den umliegenden Bäumen. Hines und Lawron schwenkten und folgten nun Richards.
First-Sergeant Klein hasste Munitionsverschwendung. Er ging in den Schießhalt, zielte sorgfältig und gab einen Feuerstoß ab, so dass nur noch Richards Alien übrig blieb.
Hinter ihnen war kurz das helle Pfeifen von Hochrasanz-Geschossen zu hören. Einer der Trooper hatte wohl noch etwas Leben in einem Green gefunden.
Für einen Moment dachte Richards an die Möglichkeit, den Fliehenden lebend zu fangen, doch Trooper Duke nahm sich Klein zum Vorbild und tötete das Alien mit einem kurzen Feuerstoß. Obwohl die Thermosignatur eindeutig verriet, dass die Kreatur tot war, lief der Lieutenant zu ihr hinüber. Die Geschosse hatten den Oberkörper nahezu zerteilt. Stücke von Chitin, Organen und der seltsamen Masse, die den größten Teil des Körperinhaltes ausmachte, waren über mehrere Meter verteilt. Der Lieutenant interessierte sich allerdings nicht für diese Überreste, sondern für den unversehrten Gurt mit den vielen Gegenständen. Richards fand keinen Schließmechanismus, aber durch den Zustand des Leibes ließ sich das Gewünschte leicht entfernen. Ein Stück entfernt lag die stabförmige Waffe, die er ebenfalls an sich nahm.
„Sir? Hier Sergeant Mendoza“, kam es über den Helmfunk. „Wir, äh, haben hier ein Problem. Eines thermischer Art.“
Der Offizier nahm erneut sein Display zu Hilfe. Die Entfernung war zu groß, als das der Scanner mehr als eine verschwommene Anzeige gebracht hätte. „Bericht, Sergeant.“
„Sieht aus, Sir, als hätten die Geschosse der Aliens einige Schwelbrände verursacht, Sir“, meldete Mendoza. „Die meisten haben wir mit unseren Kleinlöschgeräten ablöschen können, aber nicht alle. Ich fürchte, früher oder später kommt es zu offenen Feuern.“
„Okay, Sergeant, wir kommen zurück. Tun Sie Ihr Bestes und fertigen Sie möglichst viele Aufnahmen von den Aliens und ihrer Ausrüstung. Sobald ich eintreffe ziehen wir uns zum Camp zurück.“
Richards gab seiner Gruppe einen knappen Befehl und sie machten sich auf den Rückweg. Je näher sie kamen, desto deutlicher zeigte Richards Scanner, dass Mendoza keineswegs übertrieben hatte.
In einigen Baumstämmen und Stellen des Bodens gab es eine ungewöhnlich intensive Wärmestrahlung. Nach dem, was man bislang über die blauen Sterne der Aliens wusste, handelte es sich bei diesen um eine Art Brandmasse, die als Projektil diente. Die Greens hatten mit ihren Waffen eine Vielzahl kleiner Brandherde verursacht. Es war den Troopern gelungen, die meisten davon abzulöschen, doch einige der Wärmesignaturen wurden intensiver und größer.
Richards fluchte über den Umstand, dass der Wald das denkbar schlechteste Umfeld für den Einsatz thermischer Waffen war. Ob den Greens diese Gefahr bewusst gewesen war?
First-Sergeant Klein und Richards untersuchte einige der gefährlichsten Brandherde.
„Da werden wir mit unseren Mitteln nichts machen können, Sir“, meinte Klein schließlich. „Das wird zum offenen Feuer und sich dann ausweiten. Wir können von Glück sagen, dass der Wind nicht zum Camp hinüber weht, wenn das hier zum Waldbrand wird.“
„Denken Sie an unsere Ausbildung für Katastropheneinsätze, Sarge“, erinnerte der Lieutenant betrübt. „Der Brand einzelner Bäume wird zum Waldbrand zusammenwachsen. Die Hitze wird so groß, dass die Feuchtigkeit in den Bäumen reagiert. Wasserstoff und Sauerstoff werden abgespalten und entzündet. Das nennt man Knallgas, Sarge. Die Bäume werden förmlich explodieren und das Feuer breitet sich rasend schnell aus. Auch wenn der Wind uns begünstigt wird das ein gewaltiges thermisches und optisches Signal für die Aliens. Die werden sich ansehen was hier los ist. Außerdem besteht die Gefahr, dass sie einen Hilferuf von denen bekamen, die wir hier fertig gemacht haben. Nur hundert Kilometer von unserem Camp entfernt.“
„Verdammt, Sir, dann müssen wir das Camp räumen?“
„Eine zwingende Notwendigkeit, Sarge. Uns bleibt keine Wahl.“
„Das wird den Captain nicht gerade freuen.“
„Sie belieben zu untertreiben, Sarge. Da wir zwei Drohnen über dem Gebiet haben wird er wohl schon wissen, was da auf uns zukommt.“ Richards hob die Stimme. „Also gut, Recons, alle zurück zum Camp. Bionische Verstärkung und im Laufschritt.“
Kapitel 5 Unmögliches wird sofort erledigt
Militärischer Sektor, Orbital-Werft von Hollmann-Constructions,