brauchte Pferde. Viele Pferde.
Panval Erkat reckte sich ein wenig im Sattel. »Ich glaube, wir sind fast da.
Das dort könnte der berühmte Turm sein. Ich hoffe, Kommandeur, man wird
Euch den gebührenden Respekt erweisen.«
»Unser Bote muss schon vor zwei Tageswenden in Merdonan eingetroffen
sein. Pferdefürst Bulldemut wird sicher seine Vorbereitungen getroffen
haben. Er soll alt sein, aber immer noch beachtlich wendig seine Stoßlanze
führen.«
Merdonan, die Hauptstadt der Ostmark des Pferdevolkes, lag direkt an der
Grenze zum Reich des Schwarzen Lords. Die Weißen Sümpfe schützten die
Stadt vor dessen Angriffen. Zumindest weitestgehend, denn es gab einen
verborgenen Pfad, der allerdings nur ein langsames Vorwärtskommen zuließ.
Zu langsam, um die Stadt mit einem starken Truppenaufgebot überraschen zu
können. Vor Jahren allerdings war es den Legionen der Orks gelungen, die
Sümpfe mit hölzernen Stegen zu überwinden. Merdonan wäre beinahe
gefallen, aber die Verstärkungen waren rechtzeitig eingetroffen. Die
Bewohner Merdonans hatten dieses Ereignis niemals vergessen und die
Befestigungen der Stadt weiter ausgebaut.
Auf der Straße näherte sich der Stadt eine Gruppe von drei Fuhrwerken.
Eines von ihnen hatte einen stabilen kastenförmigen Aufbau, die beiden
anderen waren hochwandige Lastfahrzeuge, deren Fracht unter schweren
Planen verborgen war. Alle Gespanne wurden von Pferden gezogen und
trugen das Zeichen eines alnoischen Handelshauses. Ta Enderos schätzte die
Geschwindigkeit seines Beritts und die der Handelswagen ab und kam zu dem
Schluss, dass sie nahezu gleichzeitig am Tor eintreffen würden. Er überlegte,
ob er die Gardisten zu schnellerem Trab auffordern sollte, aber dann
entschied er sich dagegen. Es wäre ungebührlich gewesen, solche Hast zu
zeigen.
Im offenen Tor stand eine Gruppe von Schwertmännern mit den schwarzen
Rosshaarschweifen der Ostmark. Ihr Anführer trat dem vorderen Gespann in
Gespannführer wandte. »Seid uns willkommen in Merdonan, guter Herr
Händler. Habt die Freundlichkeit und löst die Planen.«
Der Händler runzelte überrascht die Stirn. »Die Planen öffnen? Wir sind
auf dem Weg zum Markt, um dort zu handeln. Wir bringen feinsten Klarstein
aus dem fernen Alnoa und dazu Tücher und kunstvoll gefertigtes
Geschmeide. Kommt zum Markt, und Ihr könnt Euch davon überzeugen.«
»Auf Geheiß des Hohen Lords Bulldemut muss ich Eure Fracht schon hier
am Tor in Augenschein nehmen.«
Die Stimme des Händlers wurde etwas ärgerlich. »Wozu dieser Umstand?
Dergleichen wurde noch nie zuvor verlangt, und ich bin wahrlich oft in
Merdonan. Ihr müsstet mich doch kennen, ich bin Erdewar aus Lheonaris.
Mein Name steht für gute Ware und gerechte Preise.«
»Das will ich Euch gern glauben, guter Herr Erdewar. Dennoch muss ich
die Fracht sehen, um sie schätzen zu können. Danach berechnet sich die Höhe
des Tributs, den Ihr dem Pferdefürsten zu entrichten habt.«
»Tribut? Was für ein Tribut?« Händler Erdewar war nun sichtlich
verärgert, und sein Gesicht rötete sich zunehmend. »Ich musste noch nie
einen Tribut an den Pferdefürsten entrichten.«
»Gemach, guter Herr. Der Tribut dient Eurem Schutz.«
»Schutz?«
Der Scharführer nickte bedächtig. »In den letzten Monden geht Seltsames
in der Ostmark vor sich. Einzelne Reisende und allein fahrende
Handelswagen verschwinden spurlos. Wir gehen davon aus, dass sich eine
Gruppe Gesetzloser herumtreibt.«
»Raubgesindel? In der Ostmark?« Der Händler erblasste. »So etwas habe
ich bislang nur aus dem Reich Alnoa gehört. Dort trifft man des Öfteren auf
Halsabschneider, die Reisenden ihre goldenen Schüsselchen rauben.« Er sah
den Scharführer herausfordernd an. »Dann läge es wohl an Euch Pferdelords,
dem Einhalt zu gebieten.«
Der Wachführer seufzte vernehmlich. »Unsere Scharen bestreifen die
Mark reichlich, besonders die Handelswege. Zwei volle Beritte der
Schwertmänner musste der Hohe Lord Bulldemut neu aufstellen. Das kostet
viele goldene Schüsselchen, guter Herr. Da die Streifen Eurem Schutz dienen,
erhebt der Pferdefürst den Tribut.«
»Dann soll er unsere Wagen von einer Schar begleiten lassen. So wird sich
kein lichtscheues Gesindel an meine Waren herantrauen«, knurrte der
Händler. Er gab seinen Helfern einen Wink, die daraufhin begannen, die
Planen und Verriegelungen zu lösen.
»Es gibt zu viele Handelswagen und zu wenige Schwertmänner, als dass
wir jeden einzelnen Wagen begleiten können«, entgegnete der Schwertmann.
»Aber Ihr könnt Euch der Dienste bewaffneter Begleiter versichern, guter
Herr. Seit die Brennsteinmaschinen aus dem Reich Alnoa die Hämmer
unserer Werkstätten antreiben, hat mancher brave Mann seine Arbeit verloren
und ist sicher froh, ein paar Schüsselchen verdienen zu können, wenn er sich
bei Euch verdingt. Es sind viele gute Pferdelords darunter, die Euch Schutz
gewähren können.«
»Bewaffnete Begleiter?« Der Händler schlang die Zügel um den
Bremshebel und schwang sich vom Bock des Wagens. »Das kostet mich
zusätzliche Schüsselchen und schmälert meinen Gewinn. Ich müsste gar die
Preise anheben, was den Kunden nicht gefallen würde.«
»Ihr mögt ein paar Schüsselchen einbüßen, aber das ist sicher besser, als
Fracht und Leben zu verlieren.«
»Das ist wohl wahr«, gestand der Händler griesgrämig ein. »Bei den
finsteren Abgründen, in den letzten Jahreswenden hat der Handel
zugenommen, und nun treibt sich immer mehr Gesindel herum. Früher konnte
man