weit besser verbergen kann.«
»Das glaube ich nicht«, meldete sich Llaranya zu Wort. »Man mag von
ihm denken, was man will, doch feige ist er nicht. Hinterlistig und
rücksichtslos, ja, aber nicht feige. Nein, er wird nicht weit sein, denn ich
glaube nicht, dass er seine Pläne aufgegeben hat.«
»Ja«, stimmte Nedeam zu. »Was immer das für Pläne sein mögen, wir
werden sicherlich noch von ihm hören. Und ich glaube nicht, dass uns das
gefallen wird.«
Kapitel 4
Sie ritten in der perfekten Kolonnenformation der Schwertmänner, und doch
unterschieden sie sich deutlich von den Kämpfern des Pferdevolkes.
Rüstungen blitzten silbrig im Sonnenlicht, graue Umhänge wehten im
Reitwind, und auf den Helmen wippten lange gelbe Federn. Das leise Klirren
und Klappern der Rüstungen und Waffen begleitete den Trab der Männer.
Der Besuch eines vollen Beritts der Gardekavallerie Alnoas rief auf seinem
Weg durch die Marken der Pferdelords einiges an Aufsehen hervor. Auch
wenn das Pferdevolk und das Reich von Alnoa einander in Freundschaft
verbunden waren, so beschränkten sich die Begegnungen beider doch
überwiegend auf Händler und deren Begleitungen.
Auf den Brustteilen der Harnische und den rechteckigen Schilden prangte
das Wappen des Königreiches, dessen graues Banner an der Spitze des Beritts
flatterte. Dort ritten zwei Soldaten nebeneinander, die sich angeregt
unterhielten und doch immer wieder achtsam um sich spähten. Eine
Angewohnheit von Männern, die schon zu oft im Kampf gestanden hatten,
um sich noch irgendwo in Sicherheit zu wähnen.
Der Mann mit den zwei Federn eines Hauptmanns hieß Panval Erkat und
war ein Niedriggeborener. Zahlreiche Kämpfe gegen Barbaren und Orks
hatten den einfachen Gardisten an die Spitze eines Beritts befördert. Eine
Seltenheit im Reich Alnoa, in dem die adlige Herkunft großen Einfluss auf
die Karriere hatte. Im Hohen Kronrat des Königreiches waren Stimmen gegen
Erkat laut geworden, doch der hagere Reiter hatte zwei mächtige Fürsprecher:
seine Verdienste, für die das Volk ihn liebte, und jenen Mann, der nun an
seiner Seite ritt.
Daik ta Enderos, Hochgeborener des Reiches und Oberkommandierender
der Gardekavallerie, besaß das Wohlwollen des Königs, und er gehörte zu
jenen erfahrenen Streitern, denen die Herkunft eines Mannes gleich war,
solange er nur ordentlich zu kämpfen wusste. Ta Enderos hatte die Provinzen
des Reiches Alnoa nur selten verlassen, doch im Augenblick war er der
Feilschereien und Intrigen, die den Rat zu spalten drohten, überdrüssig.
Dieser Ritt ins Land des Pferdevolkes gab ihm die Gelegenheit, der Enge der
Königsstadt Alneris zu entkommen und zugleich ein für ihn neues Land zu
sehen. Er hatte schon Schulter an Schulter mit den Pferdelords gestanden und
schätzte dieses Reitervolk, auch wenn es ihn noch immer ein wenig
barbarisch anmutete.
Daik ta Enderos strich sich über den schmalen Oberlippenbart, der bei den
Hochgeborenen so beliebt war, und hängte seine Wasserflasche an den
Sattelknauf zurück. »Ein beeindruckendes Land, das Reich des Pferdevolkes,
nicht wahr, Panval? Endlose Weiten und nur dünn besiedelt. Kein Wunder,
dass es hier noch so große Herden von Wildpferden gibt.«
»Sind die wirklich so gut?« Panval Erkat trug einen sauber gestutzten
Vollbart, was für einen Hauptmann eher ungebührlich war und seinen
stummen Protest gegen den Hohen Rat zum Ausdruck bringen sollte.
»Es sind die besten.« Ta Enderos deutete über das weite Land. »Bei uns
sind die Wildpferde längst verschwunden. All unsere Reittiere stammen aus
Zuchtgestüten. Gute Pferde, fraglos, doch es fehlt ihnen an Temperament. Die
Rösser des Pferdevolkes sind ebensolche Kämpfer wie ihre Reiter. Sie treten
und beißen. Wahrlich, ich habe selbst erlebt, wie sie dem Feind zusetzten.«
Panval räusperte sich. »Bei allem Respekt, Hochgeborener, doch ich
meinte nicht die Pferde.«
Ta Enderos lachte auf. »Die Pferdelords? Glaube mir, Panval, sie sind die
Besten unter den Besten. Von unserem eigenen Regiment einmal abgesehen«,
schränkte er lächelnd ein.
»Man sagt, die Pferdelords seien Primitive und hielten es nicht sehr mit der
Reinlichkeit.«
Daik ta Enderos sah seinen Hauptmann scharf an. »Es sind einfache und
wenig komplizierte Menschen, Panval. Sie mögen sich nicht dauernd mit
Blütenwasser bestäuben, wie es beim Hohen Kronrat in Alnoa der Fall ist,
aber sie schätzen ein offenes Wort und sind furchtlos im Sturm gegen den
Feind. Bei ihnen werdet Ihr keine Hinterlist finden. Und da Ihr gerade von
Reinlichkeit sprecht, mein guter Panval, könnten wir wohl selbst alle ein Bad
gebrauchen. Ich bin froh, dass wir Merdonan bald erreichen. Wir sind lange
und schnell geritten, und sosehr ich das auch genossen habe, sosehr freue ich
mich doch auf eine weiche Bettstatt.«
»Gegen Mittag müssten wir die Stadt zu Gesicht bekommen«, meinte
Panval. »Sie und diesen seltsamen Turm.«
»Ja, darauf bin ich sehr gespannt«, gestand ta Enderos. »Die alte Ostwache
ist legendär. Niemand weiß, wer diesen gewaltigen Turm errichtet hat. Man
soll von seiner Spitze aus bis in das Reich des Schwarzen Lords blicken
können.«
»Nun, wir werden sehen.« Panval Erkat strich sich mit den Fingern durch
den Bart.
Ihr Weg hatte sie durch die Südmark des Pferdevolkes in die Ostmark
geführt. Sie waren schnell vorangekommen, aber der Rückweg würde weit
mehr Zeit in Anspruch nehmen. Ta Enderos wollte im Reich des