Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222465
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sich nicht sogar ins Königreich Alnoa zurückgezogen hat, wo er sich

      weit besser verbergen kann.«

      »Das glaube ich nicht«, meldete sich Llaranya zu Wort. »Man mag von

      ihm denken, was man will, doch feige ist er nicht. Hinterlistig und

      rücksichtslos, ja, aber nicht feige. Nein, er wird nicht weit sein, denn ich

      glaube nicht, dass er seine Pläne aufgegeben hat.«

      »Ja«, stimmte Nedeam zu. »Was immer das für Pläne sein mögen, wir

      werden sicherlich noch von ihm hören. Und ich glaube nicht, dass uns das

      gefallen wird.«

      Kapitel 4

      Sie ritten in der perfekten Kolonnenformation der Schwertmänner, und doch

      unterschieden sie sich deutlich von den Kämpfern des Pferdevolkes.

      Rüstungen blitzten silbrig im Sonnenlicht, graue Umhänge wehten im

      Reitwind, und auf den Helmen wippten lange gelbe Federn. Das leise Klirren

      und Klappern der Rüstungen und Waffen begleitete den Trab der Männer.

      Der Besuch eines vollen Beritts der Gardekavallerie Alnoas rief auf seinem

      Weg durch die Marken der Pferdelords einiges an Aufsehen hervor. Auch

      wenn das Pferdevolk und das Reich von Alnoa einander in Freundschaft

      verbunden waren, so beschränkten sich die Begegnungen beider doch

      überwiegend auf Händler und deren Begleitungen.

      Auf den Brustteilen der Harnische und den rechteckigen Schilden prangte

      das Wappen des Königreiches, dessen graues Banner an der Spitze des Beritts

      flatterte. Dort ritten zwei Soldaten nebeneinander, die sich angeregt

      unterhielten und doch immer wieder achtsam um sich spähten. Eine

      Angewohnheit von Männern, die schon zu oft im Kampf gestanden hatten,

      um sich noch irgendwo in Sicherheit zu wähnen.

      Der Mann mit den zwei Federn eines Hauptmanns hieß Panval Erkat und

      war ein Niedriggeborener. Zahlreiche Kämpfe gegen Barbaren und Orks

      hatten den einfachen Gardisten an die Spitze eines Beritts befördert. Eine

      Seltenheit im Reich Alnoa, in dem die adlige Herkunft großen Einfluss auf

      die Karriere hatte. Im Hohen Kronrat des Königreiches waren Stimmen gegen

      Erkat laut geworden, doch der hagere Reiter hatte zwei mächtige Fürsprecher:

      seine Verdienste, für die das Volk ihn liebte, und jenen Mann, der nun an

      seiner Seite ritt.

      Daik ta Enderos, Hochgeborener des Reiches und Oberkommandierender

      der Gardekavallerie, besaß das Wohlwollen des Königs, und er gehörte zu

      jenen erfahrenen Streitern, denen die Herkunft eines Mannes gleich war,

      solange er nur ordentlich zu kämpfen wusste. Ta Enderos hatte die Provinzen

      des Reiches Alnoa nur selten verlassen, doch im Augenblick war er der

      Feilschereien und Intrigen, die den Rat zu spalten drohten, überdrüssig.

      Dieser Ritt ins Land des Pferdevolkes gab ihm die Gelegenheit, der Enge der

      Königsstadt Alneris zu entkommen und zugleich ein für ihn neues Land zu

      sehen. Er hatte schon Schulter an Schulter mit den Pferdelords gestanden und

      schätzte dieses Reitervolk, auch wenn es ihn noch immer ein wenig

      barbarisch anmutete.

      Daik ta Enderos strich sich über den schmalen Oberlippenbart, der bei den

      Hochgeborenen so beliebt war, und hängte seine Wasserflasche an den

      Sattelknauf zurück. »Ein beeindruckendes Land, das Reich des Pferdevolkes,

      nicht wahr, Panval? Endlose Weiten und nur dünn besiedelt. Kein Wunder,

      dass es hier noch so große Herden von Wildpferden gibt.«

      »Sind die wirklich so gut?« Panval Erkat trug einen sauber gestutzten

      Vollbart, was für einen Hauptmann eher ungebührlich war und seinen

      stummen Protest gegen den Hohen Rat zum Ausdruck bringen sollte.

      »Es sind die besten.« Ta Enderos deutete über das weite Land. »Bei uns

      sind die Wildpferde längst verschwunden. All unsere Reittiere stammen aus

      Zuchtgestüten. Gute Pferde, fraglos, doch es fehlt ihnen an Temperament. Die

      Rösser des Pferdevolkes sind ebensolche Kämpfer wie ihre Reiter. Sie treten

      und beißen. Wahrlich, ich habe selbst erlebt, wie sie dem Feind zusetzten.«

      Panval räusperte sich. »Bei allem Respekt, Hochgeborener, doch ich

      meinte nicht die Pferde.«

      Ta Enderos lachte auf. »Die Pferdelords? Glaube mir, Panval, sie sind die

      Besten unter den Besten. Von unserem eigenen Regiment einmal abgesehen«,

      schränkte er lächelnd ein.

      »Man sagt, die Pferdelords seien Primitive und hielten es nicht sehr mit der

      Reinlichkeit.«

      Daik ta Enderos sah seinen Hauptmann scharf an. »Es sind einfache und

      wenig komplizierte Menschen, Panval. Sie mögen sich nicht dauernd mit

      Blütenwasser bestäuben, wie es beim Hohen Kronrat in Alnoa der Fall ist,

      aber sie schätzen ein offenes Wort und sind furchtlos im Sturm gegen den

      Feind. Bei ihnen werdet Ihr keine Hinterlist finden. Und da Ihr gerade von

      Reinlichkeit sprecht, mein guter Panval, könnten wir wohl selbst alle ein Bad

      gebrauchen. Ich bin froh, dass wir Merdonan bald erreichen. Wir sind lange

      und schnell geritten, und sosehr ich das auch genossen habe, sosehr freue ich

      mich doch auf eine weiche Bettstatt.«

      »Gegen Mittag müssten wir die Stadt zu Gesicht bekommen«, meinte

      Panval. »Sie und diesen seltsamen Turm.«

      »Ja, darauf bin ich sehr gespannt«, gestand ta Enderos. »Die alte Ostwache

      ist legendär. Niemand weiß, wer diesen gewaltigen Turm errichtet hat. Man

      soll von seiner Spitze aus bis in das Reich des Schwarzen Lords blicken

      können.«

      »Nun, wir werden sehen.« Panval Erkat strich sich mit den Fingern durch

      den Bart.

      Ihr Weg hatte sie durch die Südmark des Pferdevolkes in die Ostmark

      geführt. Sie waren schnell vorangekommen, aber der Rückweg würde weit

      mehr Zeit in Anspruch nehmen. Ta Enderos wollte im Reich des