Lassen Sie also den guten dicken Wirth in Weissenbach seine eben so gut genährten Rappen mit dem rothen Federnbusche – es ist eine allgemeine Sitte in Oberösterreich, die mich immer an Italien erinnerte, den Scheitel des Pferdes mit einem kleinen rothen Federbusche oder einer Quaste zu zieren. Nirgendwo als in Oberösterreich sah ich diesen Zierrath – einspannen, und sich nach dem vorderen Weissenbache an der Traun hinfahren. Sie rollen durch prächtige Waldpartien hin, erst einem Waldbach entgegen, dann neben den schäumenden Wogen eines anderen hinab, der das herrliche Schauspiel eines kleinen aber schönen Wasserfalles gewährt. Vergessen Sie nicht, Ihren Fuhrmann bey dem sogenannten Aufzuge halten zu lassen, und besehen Sie sich hier die sinnreiche Vorrichtung, durch die man Holz über Berg und Thal bringt. Ich habe sie in meinen Briefen an Hrn. Hofrath Beckmann umständlicher beschrieben.
Ohne alle barometrische Messungen werden Sie auf diesem kurzen Wege von beiläufig 2 Stunden bemerken, dass der Attersee höher liegt, als der Gmündner See. Sie müssen an mehreren Stellen, die Sie vom hinteren Weissenbach herabfahren zur Traun, ein Rad sperren, und nie werden Sie diese Umständlichkeit auf dem Wege von der Traun zum hinteren Weissenbache nöthig haben.
Josef Eduard Mader
Doktor Josef Eduard Mader war der älteste Sohn des Prager Rechtsgelehrten und Numismatikers Joseph Ritter von Mader. 1809 erschien in Prag das Buch „Reise von Böhmisch=Krumau durch das Oberennsische Salzkammergut nach Salzburg und Berchtesgarden. Im Herbste 1807.“ In der Einleitung schrieb Mader: „Ich reißte weder als Oekonom, noch als Naturforscher, oder als Publizist, sondern als Menschenfreund, und als ein warmer Verehrer der schönen Natur, der vielleicht nicht immer mit unbefangenen Augen sieht, sich bisweilen von seinem Eifer hinreissen läßt, und auf jeden Fall nur die Eindrücke schildern will, welch die Gegenstände auf ihn machten, die Gefühle womit sie seine Seele erfüllten. An den Attersee kam Mader leider nicht.
[...] Den 4ten Tag hätten wir die Gegen zwischen dem Man- und Attersee untersucht, den schönen Wasserfall bey Undracht besehen, und hätten diesen Riesen unter den Oberensischen Seen, der 10.300 Klafter lang, und 1745 breit ist, in seinem längsten Durchschnitte bis Schörfling befahren. Von hier wollten wir über Wolfegg und Grieskirchen und Efferding, um von dort aus auf dem weiter unten beschriebenen Wege nach Böhmen zurückzukehren. Sed Dii non voluerunt!
Eine Verrenkung meines Freundes, die ihn zum Gehen untüchtig machte, zertrümmerte dieses schönen Pläne, und nöthigte uns, den folgenden Morgen mit einer Linzer Retourgelegenheit auf der langweiligen Poststraße gerade nach Wels zu fahren.
Wir passirten Neumarkt, einen überaus schönen, vier Stunden von der Hauptstadt [Salzburg] entfernten Markt, an der Gränze zwischen Salzburg und dem Innviertel, Straßwalchen, Frankenmarkt, Vögglmarkt, und Vögglabruck, und übernachteten in Schwanstadt (Schwanastadt, in der Schwane). Eine fruchtbare, anmuthige Ebene war die Gegend, soweit das Salzburgische Gebiet reichte, obschon der neblige Morgen uns viel von ihren Reizen entzog. [...]
Mittags speisten wir zu Frankenmarkt, der Oesterreichischen Einbruchstazion im Traunviertel, und dem Postwechsel zwischen Neumarkt im Salzburgischen, und Vögglabruck in Oberösterreich, wo die Zöllner uns so genau durchsuchten, als wenn wir Juden wären, die auf den nächsten Jahrmarkt wollten.
Der Markt besteht fast aus lauter Wirthshäusern, und die Einkehr macht bei dem starken Waarenzuge auf dieser Strasse die Hauptnahrung der Einwohner aus, da mir die Gegend sehr ärmlich scheint, und meist nur Kartoffeln und Flachs hervorbringt. Durch angenehmer Wälder eröffnete sich die weitgedehnte Ebene, in der Vögglabruck liegt, eine landesfürstliche Stadt am Flusse der Vöggl, die bey ihrer vortheilhaften Aussenseite mich durch die Oede und Stille in ihrem Innern um so mehr überraschte, als sie auf einer Hauptkommerzialstrasse liegt, der Postwechsel zwischen Lambach und Frankenmarkt ist, und hier immer eine bis zwey Kompagnien Soldaten liegen.
Franz Sartori
Doktor Franz Sartori veröffentlichte 1813 im „Verlage bey Anton Doll“ das Buch „Die österreichische Schweiz; oder mahlerische Schilderung des Salzkammergutes in Oesterreich ob der Ens“.
Wir wollen das schönere Horn dieses Sees [= Mondsee], das östlich von Scherfling gen Undrach hinabrudern. Da sieht uns der Drachenstein nach, der uns im Rücken bleibt; der Thurm von Lorenzen verschwindet uns bald mit seiner westlichen Ebene, und wir sehen im Spiegel des Sees verdoppelt die schroffe Kienbergwand, und das graue Steingebirge in der Ferne. Kreisend tanzen die grünen Wogen um uns, und schaukeln den hohlen Baum, der uns trägt, hinab in die freundliche Aue. So heißt das Dörfchen, das in der Ebene vor uns da ligt am östlichen Ufer des Sees, wo wir landen.
Da rauscht ein mächtiger Bach (der Atterbach), in dem der See sich ergießt, den wir befuhren, hinab an den Felsenwänden der rauhen Scharte, und ein freundlicher Landweg führt uns durch Labyrinthe von lebendigen Zäunen und Obstgärten, die murmelnde Quellen durchsprudeln, in nicht gar ¾ Stunden nach Undrach, einem artigen Dörfchen von einigen 60 Häusern.
Da steht man nun an dem schönsten Hafen des österreichischen Oceans, an dem meergrünen Attersee. Weiter als dritthalb Meilen weit sieht man eine seladongrüne Wasserfläche vor sich ausgegossen: ein hellgrüner lichter Streifen, der durch seine ferne Mitte queer durchfährt, scheint seinen Horizont zu theilen und gibt ihm das große Ansehen einer weiten Meeresbucht, die tief in das Land hineinzieht. Der Wind muß gut seyn, der einen in 4 Stunden von Undrach nach Kammer, die ganze Länge des Sees von Süden gen Norden hin, steuern läßt: trifft man widrigen Wind, so kann man wohl auch, wie es einem meiner Gefährten erging, 17 Stunden lang rudern, ehe man ihn hinabfährt. Er ist fürchterlich, wenn er stürmt; und ohne Rettung ist man verloren, wenn der Nordwind den Nachen hinabschleudert gen Süden, um ihn dort an den Felsenwänden zu zerschellen. Seien nördliche nUfer sind flache Hügelreihen, die die Gewalt des Nordwinds und des stürmenden Nordwests nicht vermögen zu brechen. Der wälzt sie dann her die stürmetragenden Wolken über die Meeresfläche des Sees, und empört seien Tiefen in regenstäubende klafterhohe Wogen.
Aber eben diese niedrigen monotonen Hügel, die mehr als drey Viertheile des Sees an seinen nördlichen Ufern umschließen, eben diese stäten Wiederhohlungen des ewigen Einerly, und sey es auch noch so schön, eben dieß ist es, was die vier Stunden lange Fahrt längs des Sees hin bey aller Schönheit seiner Ufer doch etwas langweilig macht. Es ist angenehm, an den Gestaden eines Sees hinzuschiffen, wo jetzt mit Früchten beladene Bäume ihre schweren Aeste in den See herabbeugen, jetzt ein reifes Kornfeld oder ein neues Saatfeld mit den Spitzen seiner halme den Wellen des Sees harmonisch nachwallt; es ist schön eine Reihe von ländlichen Sitzen vorbeyzurudern, die eben so viele niedliche See=Landschäftchen dem lüsternen Auge gewähren; es ist so schon, eine weite grüne offene Wasserfläche um sich fluthen zu sehen, aber auch das Schöne verliert an Reitz, wenn es zu oft wiederkehrt, und wenn es zu groß wird, um die gefällige leichte Uebersicht, zu erhalten, die es gewähren muß. Würde die Natur der Venus des Praxiteles uns gefallen, wenn der Künstler sie so groß gebildet hätte, als Chares Lyndius den Coloß zu Rhodus? Das Colossalische an einem See kann nur dann gefallen, wenn der See zum Meere wird. Da gilt aber dann von unseren Attersee eben das, was von dem Constanzer=See gilt: er ist zu groß für einen See, und für ein Meer zu klein.
Ich rathe Ihnen daher, um alle Gefahr jenes Ehemannes zu vermeiden, der an der Schönheit seiner zärtlichen Gattin Langeweile bekam, den Attersee nicht der Länge nach zu befahren; sondern bey