Fast egal. Kadhira del Torro. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kadhira del Torro
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738080599
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      Kadhira del Torro

      Fast egal

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

       6. Kapitel

       7. Kapitel

       Impressum neobooks

      1. Kapitel

      Samantha Martin schwamm mit kräftigen Zügen zum Strand zurück. Ihre Zähne begannen heftig aufeinander zu schlagen, als sie das Stück zu ihrem Handtuch lief und es vom Sand befreite. Schnell rubbelte sie sich trocken und wickelte das Handtuch um ihre noch feuchten Haare. Eigentlich war es schon viel zu kühl, um noch im Meer zu baden. Aber sie konnte es einfach nicht lassen. Schon gar nicht, wenn sie allein war und den ganzen Strand für sich hatte. Sie lief zu einer kleinen Buschgruppe, unter der sie ihre Sachen vergraben hatte, und hob das lose Wurzelwerk vorsichtig an. Doch anstatt ihrer ordentlich gefalteten, in einer Tüte verpackten Kleidung fand sie nur einen zerwühlten Haufen Sand. Schnell richtete sie sich auf und sah sich um. Weit und breit konnte sie niemanden entdecken. Sie nahm das Handtuch vom Kopf und legte es sich um die Schultern. Sie würde eine ekelhafte Erkältung bekommen, wenn sie weiter hier stehen blieb und darauf vertraute, dass der Dieb wiederkam und ihre Sachen zurückbrachte. Sorry, Lady, war ein kleiner Scherz. Pah. Jetzt war sie froh, dass sie ihren Schmuck und die Geldbörse bei ihren Badetouren grundsätzlich Zuhause ließ. Sie zog das Handtuch fester um ihre Schultern und ging zum Strand zurück. Doch auch hier war niemand, keiner, der bei ihrem Anblick ins Wasser flüchtete und versuchte, einen neuen Rekord im Luftanhalten aufzustellen. Immerhin blieb sie gut drei Minuten stehen und beobachtete die Wasseroberfläche. Sam war sich nicht ganz sicher, dass es sich hier nicht doch um einen bösen Scherz handelte. Und wenn es so war, würde sie demjenigen den Hals umdrehen, sobald er sich zu erkennen gab.

      Sie fluchte leise vor sich hin und lief los. In gleichmäßigem Tempo trabte sie am Strand entlang, bog nach wenigen hundert Metern in einen Trampelpfad ab und folgte ihm bis zu einer schulterhohen Steinmauer. Sie warf das Handtuch oben drauf, wollte so Verletzungen durch die spitzen Steine vermeiden und kletterte darüber hinweg. Ihr Fluchen wurde dabei lauter und entsprach nicht mehr dem Vokabular einer Lady. Gerade dann nicht, als ihre nackten Füße mit einem dumpfen Laut zielsicher in einer Ansammlung von Kiefernnadeln landeten. Sie zog das Handtuch von der Mauer, schüttelte es aus und wischte damit über ihre Fußsohlen. Die langen, spitzen Kiefernnadeln fielen zu Boden, nur vereinzelt musste sie Hand anlegen und sie aus der aufgeweichten Haut ziehen. Auf Zehenspitzen und mit großen Schritten balancierte sie weiter und atmete erst auf, als sie den weichen, sorgsam gepflegten Rasen erreichte. Ihr war nicht mehr ganz so kalt. Die Bewegung und die Wut hatten dafür gesorgt, dass ihr wärmer wurde und ihre Zähne nicht mehr klapperten. Sie lief jetzt schneller, bis sie das große, hell erleuchtete Haus ihrer Familie sehen konnte. Abrupt blieb sie stehen und schlug die Hand vor den Mund. Ein leises Kichern quetschte sich zwischen ihren Fingern durch und zerfaserte in der Luft. Der Geburtstag ihrer Großmutter. Wie hatte sie die Party nur vergessen können? Himmel, das ganze Haus war voller Leute, die Terrasse auch - und der Garten.

      Im Schutz der Büsche schlich sie weiter, kam sich plötzlich vor wie ein Einbrecher, der sich irgendwo einschlich, um eine geheime Formel zu klauen. Wie aufregend. Sie umging einige Pärchen, die sich tiefer in den Garten verirrt hatten, und schaffte es tatsächlich bis seitlich an das Haus heran. Es war nicht das erste mal, das sie an dem stabilen Rosengitter in ihr Zimmer kletterte. Aber das letzte mal lag schon einige Jahre zurück – und einige Kilos auch. Sie sah sich noch einmal um und begann vorsichtig daran hoch zu klettern.

      „Verraten Sie mir, warum Sie nicht die Treppe benutzen?“

      Samantha schrie überrascht auf. Ihre Hand griff ins Leere, sie kam ins Straucheln, verlor das Gleichgewicht und fiel. Dabei schrie sie gleich noch einmal. Ihre Landung war allerdings weich, fand sie sich doch an der Quelle der Stimme wieder. Genaugenommen befand sich ihr Hinterteil ungefähr in Höhe des Magens des Mannes, der ihr den unfreiwilligen Flug beschert hatte.

      „Hoppla, was haben wir denn da?”

      „Was ich bin, weiß ich sehr genau, Mister. Aber bei Ihnen ist mir das noch nicht ganz klar. Also lassen Sie mich gefälligst sofort los,” fauchte sie und wehrte sich gegen seinen festen Griff. Sie konnte nicht einmal sehen, wer sie gefangen hielt, weil sie den Kopf nicht soweit drehen konnte. Wegen ihrer Zappelei kam sie langsam ins Rutschen, erkannte die Gunst der Stunde und trat kräftig nach hinten aus. Sie traf etwas, wahrscheinlich das Schienbein, denn prompt hörte sie einen leisen Schmerzensschrei und er ließ sie los. Kaum hatten Sams Füße wieder Bodenkontakt, rannte sie los. Aber sie war nicht schnell genug. Schon nach wenigen Schritten spürte sie eine Hand an ihrem Oberarm, wurde herumgewirbelt und prallte durch ihren eigenen Schwung heftig an die Brust des Unbekannten. Automatisch hatte sie die Hände nach oben genommen. Das Ergebnis war, dass ihre Unterarme jetzt zwischen ihnen eingeklemmt waren. Klasse. Sie hob den Kopf, wollte ihm lautstark ihre Meinung über sein flegelhaftes Benehmen sagen, aber nicht ein Wort drang über ihre Lippen. Sie stand einfach nur da und starrte in die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte. Ihre Hand krallte sich in sein Hemd und zerknitterte es. Aber das merkte sie gar nicht. Und eigentlich war es ihr auch so ziemlich egal. Sie war vollkommen in seine Augen vertieft. Sie spürte seinen Arm, der um ihre Taille lag, seine Hand, die noch immer ihren Oberarm festhielt und die festen Muskeln unter ihren Fingern.

      „Wohin denn so eilig?”, fragte er mit tiefer, samtweicher Stimme, lockerte seinen Griff ein wenig und sie konnte etwas von ihm abrücken. Sein Blick senkte sich, wanderte über ihren fast nackten Körper und kehrte zu ihrem Gesicht zurück. In seinen Augen lag ein eigenartiges Funkeln.

      Sam wollte etwas sagen, räusperte sich, öffnete den Mund – aber nichts passierte. Nichts. Kein Laut. Sie schluckte, räusperte sich noch einmal, versuchte, ihren Stimmbändern zu befehlen, ihren Job zu tun und versuchte es noch einmal. „Lassen Sie mich sofort los,” flüsterte sie und fragte sich, ob dieses heisere Krächzen ihre Stimme war.

      „Warum? Ich habe dich doch gerade erst eingefangen.”

      „Ich muss mich umziehen,” antwortete sie leise, ohne den Blick abzuwenden.

      „Der Bikini gefällt mir ausgezeichnet.”

      Eine tiefe Röte überzog Sams Gesicht. Sie versuchte sich erneut aus seinem Griff zu befreien, strampelte, zerrte - und schaffte es wieder nicht. Er zog sie enger an sich, sodass sie förmlich an ihm klebte. Jetzt musste sie den Kopf in den Nacken legen, wenn sie ihn ansehen wollte. Gleichzeitig spürte sie ein Kribbeln in der Magengegend, das sie ganz nervös machte.

      „Wenn du jetzt wieder mit dem Gedanken spielst, mir ans Schienbein zu treten, werde ich dich übers Knie legen und dir das Hinterteil versohlen,” warnte er sie.

      Sam warf einen prüfenden Blick in seine Augen, sah, dass es ihm ernst damit war und entschied sich spontan, lieber nichts zu riskieren. „Ich muss mich umziehen,”