Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738089936
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Hamburg als Informant bekam, konnte er sich die mit Sicherheit nicht leisten, und was seine zwielichtigen Buchmachergeschäfte anging, so war ich nicht so ganz auf dem Laufenden, wie es derzeit um seine Liquidität bestellt war.

      „Ich verdrück mich jetzt“, meinte er. „Wie gesagt, Blitz ist wieder aktiv, so Leid es mir für Sie beide tut. Schließlich wird das für das Kripo Hamburg wohl jede Menge an Zusatzarbeit bedeuten, wenn ich mich nicht irre!“

      Er kicherte in sich hinein.

      Weder Roy noch ich konnten seinen seltsamen Humor in diesem Augenblick teilen.

      9

      Käding verließ vor uns Selenes Bar. Wir hatten ihm versprochen, das Lokal frühestens zehn Minuten später zu verlassen. Doch es sollte anders kommen.

      Ein Detonationsgeräusch war von draußen zu hören. Es übertönte die gedämpfte, jazzige Musik, die in Selenes Bar die akustische Hintergrundkulisse bildete.

      Ein Mann betrat die Bar und rief: „Da ist ein Wagen in die Luft geflogen!“

      Roy und ich drängten uns nach draußen. Die Sirenen von Einsatzfahrzeugen der Schutzpolizei und des Feuerwehr waren bereits ein paar Straßenzüge weiter zu hören. Es konnte nur noch wenige Minuten dauern bis die offenbar von Anwohnern alarmierten Rettungskräfte eintrafen.

      Wir sahen Flammen aus einem gelben Porsche schlagen. Ich wusste sofort, dass es Kädings Wagen war. Er stand auf europäische Sportwagen. Gleichgültig, wie gut oder schlecht die Geschäfte auch immer gehen mochten, diesen mehr als dreißig Jahre alten Oldtimer hätte er nie verkauft.

      Der Tank brannte auch. Es war unmöglich, sich dem Wagen weiter als fünf, sechs Meter zu nähern, wenn man keine Schutzkleidung trug.

      Roy hatte schon begonnen, Kriminaldirektor Hoch über das Geschehen zu informieren. Dass sich unser Chef um diese Zeit noch im Büro befand, war nichts Ungewöhnliches. Seit er vor vielen Jahren seine Familie ermordet worden war, hatte er sein Leben voll und ganz der Bekämpfung des Verbrechens gewidmet und schon so manche Nacht im Büro verbracht. Er war morgens der erste und abends der letzte im Polizeipräsidium.

      Roy klärte ihn in seinem knappen Bericht über den Inhalt der Unterredung auf, die wir mit Käding gehabt hatten.

      Ich machte mich daran, Passanten zu befragen. Vielleicht hatte jemand von ihnen etwas Verdächtiges bemerkt. Jemanden, der sich an dem ziemlich auffälligen Porsche-Oldtimer zu schaffen gemacht hatte, zum Beispiel.

      Inzwischen traf die erste Einheit des Feuerwehr ein.

      Die Flammen wurden von den Feuerwehrleuten innerhalb kürzester Zeit gelöscht. Wenig später trafen auch die Einsatzwagen des Schutzpolizei sowie ein Krankentransporter des Rettungsdienst ein.

      Letzterer kam mit Sicherheit zu spät.

      Von unserem Polizeipräsidium aus wurde bereits mit der Kriminalpolizeiliche Einsatzgruppe Erkennungsdienst Kontakt aufgenommen, aber bei den Verkehrsverhältnissen, die um diese Zeit im Großraum Hamburg herrschten, würden die Kollegen wohl eine gute Stunde brauchen, um von der hier her zu gelangen.

      Der Wagen bot ein Bild des Grauens.

      Der einzige Insasse war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

      Aber er trug eine Rolex um das Handgelenk seiner linken. Genau wie Käding.

      Der Einsatz der Schutzpolizei-Kräfte, die damit begannen, den Tatort weiträumig abzusperren, wurde von einem Beamten namens Björn Helgesen geleitet. Er wollte uns erst aus dem näheren Umkreis des explodierten Wagens verweisen, bis wir ihm unsere Kripo-Marken zeigten.

      „Sorry! Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie diesmal sogar zuerst am Tatort sind.“

      „Wir brauchen Ihre Unterstützung“, sagte ich. „Erstens muss gewährleistet sein, dass sich niemand mehr an dem Wagen zu schaffen macht, bis unsere Spurensicherer hier sind.“

      „Kein Problem.“

      „Zweitens könnten Sie vielleicht noch ein paar weitere Beamte herbeordern, ehe sich die Passanten und Schaulustigen zerstreuen.“

      „Was sollten die denn gesehen haben?“, fragte Helgesen.

      „Der Tote im Porsche ist mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ein Informant von uns. Minuten bevor er hier den Tod fand, hat er sich mit uns getroffen. Ich nehme an, dass ihm jemand auf den Fersen war, ihn beobachtet hat und ausschalten wollte.“

      „Ein gelber Porsche ist ja auch nicht gerade unauffällig“, gab Roy zu bedenken. „Der Täter hatte leichtes Spiel. Er brauchte nur Augenblicke, um eine Sprengladung anzubringen, die er dann per Fernzünder hochgehen lassen konnte!“

      10

      Roy und mir war rasch klar, dass dies ein langer Einsatz werden würde. An Feierabend war vorerst nicht zu denken.

      Polizeimeister Helgesens Leute fanden mehrere Zeugen, die aussagten, dass kurz nach der Explosion ein dunkelblauer Van vom Typ Chrysler Voyager aus einer Parklücke geschossen war und einen regelrechten Kavaliersstart hingelegt hatte. Der Van hatte sich ziemlich brutal in den Verkehr eingefädelt und war mit quietschenden Reifen davongebraust.

      Auf Grund der getönten Scheiben hatte keiner der Zeugen gesehen, wie viele Personen sich im Inneren befunden hatten – geschweige denn, dass es möglich gewesen wäre, dazu nähere Aussagen zu machen.

      Kriminaldirektor Hoch beorderte die Kollegen Stefan Carnavaro und Selcuk Salman an den Ort des Geschehens. Die beiden hatten längst Dienstschluss gehabt, aber Kriminaldirektor Hoch hatte sie aus dem Feierabend herausgeklingelt. Wenig später traf auch noch Kommissar Fred Menninga mit einem BMW aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft ein. Er kam in Begleitung von Kommissar Pascal Steinberger, einem unserer Kripo Hamburg eigenen Erkennungsdienstler.

      Roy kam auf die Idee, die Geschäfte in der Nähe abzuklappern. Die meisten verfügten über hochmoderne Video-Überwachungsanlagen. Zumeist war der Eingangsbereich dadurch gesichert. Wenn wir Glück hatten, lagen auch der gelbe Porsche sowie der verdächtige Van im Fokus einer dieser Kameras.

      Etwa ein Dutzend Geschäfte kamen von ihrer Lage dafür in Frage. Die meisten davon hatten um diese Uhrzeit längst geschlossen.

      In einem Juwelierladen, der noch geöffnet hatte, wurden wir fündig. Die Videokamera war die ganze Zeit in Richtung des gelben Porsches gerichtet gewesen und der Besitzer war sofort bereit, uns die Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen. Er selbst hatte von der Explosion nur das Geräusch mitbekommen, da er sich gerade im hinteren, der Straße abgewandten Teil des Ladens befunden hatte.

      Zur fraglichen Zeit war ein Mann zu sehen, der sich an dem Wagen zu schaffen machte. Er blickte sich mehrfach um, so als befürchtete er, beobachtet worden zu sein. Anschließend klebte er eine entsprechende Ladung von unten an den Wagen.

      Wir zoomten das Gesicht des Kerls näher heran. Er trug eine Baseball-Cap und eine Sonnenbrille mit Spiegelgläsern, sodass von seinem Gesicht nur die Kinnpartie zu sehen war. Der Mund wurde von einem bisschen Schnauzbart verdeckt. Roy äußerte Zweifel daran, ob der überhaupt echt war.

      „Dieser Kerl muss in die Fahndung!“, war mein Kommentar.

      „Nur, dass das aufgezeichnete Material wohl kaum für einen Bildabgleich in unseren Archiven taugt“, gab Roy zu bedenken.

      „Versuchen können wir es trotzdem – auch wenn nicht viel dabei herauskommt“, gab ich zurück.

      Wir nahmen den Datenträger, auf dem die Aufzeichnungen gespeichert waren für weitere Untersuchungen mit.

      Wenig später wandte sich Stefan Carnavaro an uns.

      „Noureddine muss heute noch befragt werden“, erklärte er. Inzwischen war Stefan natürlich längst auch über unser Gespräch mit Käding informiert. „Ich selbst möchte das ungern tun, denn ich hatte bereits einmal