Erich Puedo
Vier Tage
Ich bleib hier. Kommst Du mit?
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Inhaltsverzeichnis
Hey, Pippi Langstrumpf... - Astrid Lindgren
Sky and Sand - Paul Kalkbrenner
Geboren um zu leben - Unheilig
No puedo vivir sin ti - el canto del loco
Hätt ich dich heut erwartet - Ernie
Irgendwann, vielleicht - Die Drogen
Niemals geht man so ganz - Trude Herr
Hello - Shakespear`s Sisters
»Is this free?«
Eine Frau. Sie lächelt und will wohl den Stuhl neben mir. Ein ziemlich eindeutig deutsches `sss` hat sie in ihrem `th` von ihrem “Is this free?“. Aber eine interessante Stimme. Ein bisschen rauchig. Vielleicht leicht männlich bassig. Auf jeden Fall weit weg von mädchenhaft piepsend... Gute Stimme, schöne Stimme. Und sie lächelt einfach weiter. Und das macht sie gut. Das ist ein ausgesprochen sympathisches Lächeln einer wirklich gut aussehenden Frau. Egal, wie spannend mein Buch, und egal wie entspannend die Kombination mit meinem Kaffee, Ruhe und Sonne hier gerade war, es gibt absolut keinen Grund zum “Nein“ -sagen. Das ist mal sicher. Und langsam sollte ich wohl mal etwas antworten.
»Sicher. Der ist frei.«
Ein kleines Fragezeichen in ihrem Gesicht. Ein kleines Zögern und ihr Lächeln verschwindet.
»Akzentfrei mein Englisch, ich weiß.«
Oh, der Wechsel ins Deutsche war gar nicht geplant, aber er lag so auf der Hand. Und auch wenn ich ihr Lächeln vergrault habe, ihre Stimme ist ja noch interessanter, wenn ihre Stimme ganz natürlich deutsch reden darf. Eine Stimme, die ganz klar interessanter ist als mein Buch. Ich glaube, ich sollte mir wohl mal ein bisschen Mühe geben und ein kleines Gespräch beginnen. Nur wie? Und worüber?
»Was machst du hier?«
Sehr gut. Auf die Frage hätte ich auch kommen können. Aber danke dir für die Hilfe. So einfach.
»Was ich hier mache? Ich surfe.«
»Hier?«
»Ja, ja. Ein Superort zum Surfen, das hier.«
»Sieht mir eher aus, als würdest du hier ganz entspannt Kaffee trinken und ein Buch lesen.«
Hmm. Und jetzt hat sie so etwas ironisches, neckisches und verspieltes in ihrer Stimme. Und ihr Lächeln ist schon wieder zurück. Ich will sicher nicht mehr lesen. Ich will mehr von dieser Stimme.
»Recht hast du. Ich trinke Kaffee. Willst du auch einen?«
Habe ich sie gerade auf einen Kaffee eingeladen? Ja, ich glaube ja. Gut gemacht.
»Ich kann mich doch nicht von dem erstbesten Surfertypen in Tarifa auf einen Kaffee einladen lassen!«
Zickiger Inhalt. Aber ganz sicher nicht zickig gemeint. Dieser herausfordernde Ton... Ich glaube... Ich glaube, das könnte lustig werden. Und ich mache da einfach mal mit:
»Ich würde auch sicher nicht die erstbeste Pauschalurlaub-Kurztrip-Touristin auf einen Kaffee einladen. Wollte nur wissen, ob ich dir bei deiner Bestellung helfen soll? Du sprichst ja sicher kein spanisch.«
Hervorragend. Wo kam denn der Geistesblitz her? Lässig vorgetragen und höchstens ein kleinstes verräterisches Grinsen auf meinen Lippen.
»Ähhh, nein...«
Sie weiß nicht weiter. Sehr gut. Eins zu null für mich. Und sie scheint sich auch noch zu freuen über ihre Niederlage. Sie lächelt weiter und zwar breiter. Sie lacht fast.
»Ja, bitte hilf mir! Ich brauche so dringend einen Kaffee, aber keiner von den gutaussehenden, braungebrannten Spaniern, die ich bisher angesprochen habe, versteht mich. Da dachte ich, ich frage dich .«
Autsch, kein schlechter Konter. Ich übergehe das mal lieber. Nicht, dass sie denkt, sie hätte hier einen Treffer gelandet.
»Kein Problem. Ich kann helfen. Milchkaffee?«
»Gern.«
Sie hat einen Gesichtsausdruck, als wäre sie noch nicht ganz zufrieden. Als würde sie gerade den ganz großen Gegenangriff planen. Mach’ du nur. Ich führe ja noch knapp, mit eins zu höchstens einem halben Punkt.
»Dos cafés con leche, por favor.«
»Lupenreines Spanisch!«
»Wie bitte?«
»Absolut akzentfrei!«
Ihr gefällt mein Spanisch nicht? Na gut. Aber sie jetzt mit ihrem `sss` in ihrem “Is this free?“ aufzuziehen, wäre wahrscheinlich ein bisschen zu einfach. Ich lasse diese Vorlage zum Kontern mal bewusst aus.
»Sprichst du spanisch?«
»Wahrscheinlich so wie du. Du kannst auch nicht viel mehr, als Milchkaffe bestellen oder?«
Wie jetzt? Woher will sie denn wissen, dass ich eigentlich kaum ein Wort spanisch spreche? Was kann man denn an “Dos cafés con leche, por favor.“ so falsch machen? So schlecht kann sich das doch gar nicht angehört haben. Und die Kellnerin hat mich immerhin problemlos verstanden. Andererseits hat sich mein namenloses Gegenüber mit ihrem “Is this free?“ ja auch verraten. Wahrscheinlich will sie sich nur rächen, weil ich ihr deutsches `th` erkannt habe. Mach’ du nur. Ich finde, ich führe noch relativ souverän in unserem kleinen verbalen Schlagabtausch.
»Ich