Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222038
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hängt. Es interessiert mich brennend, welche neuen

      Entdeckungen unsere menschlichen Freunde gemacht und auf ihr verzeichnet

      haben.«

      Garodem zeigte ein unverändert freundliches Gesicht, während sich

      Tasmund verschluckte und dann beschämt errötete. Es war eine Karte der

      Elfen, ein Geschenk an Garodem und die Hochmark, und es gab nichts, was

      Menschen daran hätten verbessern können. Auf dieser Karte waren viele

      Dinge eingezeichnet, die nie zuvor ein Mensch erblickt hatte. Zumindest kein

      Mensch des Pferdevolkes. Ganz offensichtlich war es Jalan, der die Karte zu

      ergänzen dachte. Aber warum diese Vorsicht? Hier war niemand im Raum,

      der ein Geheimnis nach außen tragen würde.

      Nedeam sah unterdessen die schöne Elfin Llarana forschend an. Er tat es

      unter halb gesenkten Lidern, denn ihr Anblick machte ihn verlegen. Ihm fiel

      auf, wie oft sie Blicke mit dem guten Grauen Marnalf wechselte.

      Nedeam war ein schlanker Mann, durchtrainiert, aber nicht unbedingt

      muskulös. Er hatte ein offenes und freundliches Gesicht, in dem seine großen

      braunen Augen dominierten. Inzwischen hatte er sich einen sauber gestutzten

      Bart wachsen lassen, da er dies praktischer fand, als sich jeden Morgen zu

      rasieren. Das schulterlange Haar war mit einem schwarzen Band im Nacken

      zusammengebunden, und er trug die uniform wirkende Kleidung der

      Schwertmänner. Doch führte er statt des breiten Schwertes mit dem

      Handschutz in Form des Pferdelordsymbols eine leicht gekrümmte elfische

      Klinge.

      Vor nicht allzu langer Zeit hatte die junge Frau Nedeam gepflegt und ihm

      beigestanden, als ihn ein bösartiger Zauberer mit Hilfe seiner geheimnisvollen

      Kräfte verhört hatte. Dabei war zwischen der Elfin und ihm eine Beziehung

      entstanden, zumindest hoffte Nedeam das. Er hatte versucht, Llarana die

      Gefühle, die er für sie hegte, zu erklären, aber sie war vor seiner Liebe

      zurückgeschreckt. Sie konnte und wollte sich nicht mit einem Sterblichen

      verbinden, denn es wäre ihr unerträglich, nach einer kurzen Phase

      gemeinsamen Glücks zusehen zu müssen, wie der Körper des Geliebten

      langsam verfiel. Das zumindest hatte sie Dorkemunt gegenüber behauptet.

      Doch der enttäuschte Nedeam hoffte noch immer, seine unglückliche Liebe

      zu dem elfischen Wesen werde Erfüllung finden.

      »Gehen wir in meinen Amtsraum, meine Freunde«, sagte Garodem und

      wies einladend zur Treppe, die ins Obergeschoss hinaufführte.

      »Ich habe eine Bitte, Garodem, mein Freund«, sagte Jalan leise und legte

      die Hand an den Arm des Pferdefürsten. »Eigentlich ist es eher eine Bitte von

      unserem Freund Marnalf, dem guten Grauen Wesen. Er möchte mit Eurem

      Ersten Schwertmann sprechen. Unter vier Augen, Ihr versteht?«

      »Mit Nedeam?« Garodem sah forschend zu Marnalf und wirkte ratlos.

      »Jetzt?« Er zögerte. »Wenn Ihr dringende Angelegenheiten mit uns

      besprechen wollt, erscheint es mir doch sinnvoller, dass mein Erster

      Schwertmann dabei ist.«

      »Ich muss Euch dennoch bitten.« Jalans Blick wurde eindringlich. »Es ist

      durchaus von Bedeutung, Pferdefürst Garodem.«

      »Das muss es wohl sein.« Garodem sah Jalan nachdenklich an. Der Elf

      setzte sich einfach über den Wunsch seines Gastgebers hinweg; eine

      Unhöflichkeit, die zeigte, wie wichtig es dem Ältesten war, dass Marnalf mit

      Nedeam sprach. Und dass Nedeam nicht an ihrem eigenen Gespräch

      teilnahm. »Schön, dann werden wir es so machen, Hoher Lord Jalan.

      Nedeam, seid so freundlich und begleitet den guten Herrn Marnalf.«

      Nedeam nickte überrascht, und dann griff Garodem Jalans Arm. »Und Ihr,

      mein elfischer Freund, werdet mir nun erklären, was das alles zu bedeuten

      hat. Nedeam ist nicht nur mein Erster Schwertmann, sondern auch ein guter

      Freund.«

      »Ihr werdet es erfahren, Garodem, Ihr werdet es erfahren.« Jalan sah den

      Pferdefürsten und dessen Berater Tasmund entschuldigend an. »Alles ist

      wohlbegründet und wird sich zusammenfügen. Lasst uns nun zur Karte

      gehen, Ihr menschlichen Freunde, denn sie ist von Bedeutung für Euch. Und«,

      seine Stimme war ungewohnt ernst, »für Eure Zukunft.«

      Normalerweise hätte Larwyn ihren Gemahl begleitet, denn alle

      Entscheidungen, welche die Hochmark betrafen, berührten auch sie selbst.

      Aber die Frau des Pferdefürsten hatte gespürt, dass dies nicht den Wünschen

      der Elfen entsprochen hätte. Sie war eine höfliche Gastgeberin und

      respektierte die Geheimnistuerei der Ältesten, zumal sie wusste, dass

      Garodem sie uneingeschränkt ins Vertrauen ziehen würde. Trotz der Weisheit

      eines langen Lebens waren die Elfen doch nicht weise genug, die Frauen an

      ihrer Seite als wirklich gleichberechtigte Wesen zu akzeptieren. Für das

      Pferdevolk galt das nicht. Zu oft hatten Männer und Frauen Schulter an

      Schulter ihre Gehöfte und Weiler verteidigt. Man lebte, und starb nötigenfalls,

      gemeinsam, und man tat dies bedingungslos und mit den gleichen Rechten.

      So gab die Herrin der Hochmark ihrer Freundin Meowyn einen unauffälligen

      Wink, und die beiden Frauen machten sich daran, die Bediensteten zu suchen,

      um ihre Anweisungen für den Abend zu geben.

      Die beiden Ältesten, Garodem und Tasmund, stiegen die Treppe zum

      Obergeschoss hinauf und betraten den Amtsraum. Der Pferdefürst war

      gleichermaßen neugierig wie missgestimmt, und er rätselte, was Jalan wohl

      bewogen hatte, Nedeam aus ihrer Runde auszuschließen. Der Herr der

      Hochmark umrundete den massigen Schreibtisch, der an der Stirnseite des

      Raumes stand, und setzte sich in den hochlehnigen gepolsterten Stuhl. Hinter

      ihm stand in einem Gestell seine Rüstung, die er nun schon einige

      Jahreswenden nicht mehr getragen hatte, wenn man von der jährlichen Feier

      absah, in der die neuen Pferdelords vereidigt wurden.

      Tasmund trat zu einem kleinen