Hommage an mich. Dr. Holger Wyrwa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dr. Holger Wyrwa
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750214637
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außergewöhnliches Gedächtnis, liebe Leser, das mich noch nie im Stich gelassen hat. Ich vergesse nichts. Nicht die geringste Kleinigkeit. Übrigens: Der Schlüssel für meinen Erfolg in diesem Leben. Der Name Finasterid lagerte sich ab in den tiefsten Tiefen meines Bewusstseins. Bis zu jenem Tag, wo durch ein Ereignis, dass mein Leben mit einem Schlag auf ewig verändern sollte, es wieder an die Oberfläche meines Bewusstseins gespült wurde.

      Ich saß vor dem Fernseher. Wie viel Kummer wäre mir erspart geblieben, wenn ich schon damals misstrauisch geworden wäre. Doch ich hatte Vertrauen zu meiner Frau, tiefes, unzerbrechliches Vertrauen. Abgesehen davon, schluckte Lisa so viele freiverkäufliche Medikamente, die sie sich auf meine Kosten über diverse Internetapotheken aus aller Welt zusenden ließ, dass ich mir damals einfach keine Gedanken machte. Außerdem hatte mich der exzessive Tablettenkonsum meiner Frau noch nie sonderlich interessiert. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass meine Frau im Begriff war, ihren Mann langsam und qualvoll zu vergiften.

      So saß ich mit dem beruhigenden und mir Sicherheit vermittelnden Hintergrundgefühl einer unzerstörbaren Liebe vor dem Fernseher, völlig unvorbereitet auf diesen Schicksalsschlag, der mein Leben grundlegend verändern sollte. Ich sagte es bereits.

      Ich hatte wahllos durch die Programme geschaltet und sah mir schließlich eine Dokumentation über Haarausfall an.

      Ein unscheinbarer und rhetorisch ungeschickter Professor der Dermatologie, den ich in jeder beliebigen Diskussion an die Wand hätte argumentieren können, erklärte auf umständliche Weise die Gründe für den Ausfall von Haaren. Schon wollte ich das Programm weiter schalten, als plötzlich der Name Finasterid fiel. Sofort katapultierte mein Langzeitgedächtnis diesen Begriff in mein Bewusstsein zurück. Und dank meiner herausragenden Fähigkeit, Zusammenhänge in wenigen Augenblicken zu erkennen, fügte ich meinen damaligen Fund, den nun zweifach aufgetauchten Namen Finasterid, den nie von Haarausfall bedrohten Kopf meiner Frau zu einer mich nun alles beherrschenden Frage zusammen: Was zum Teufel wollte Lisa mit einem Medikament gegen Haarausfall?

      Sie hatte wunderschönes langes Haar. Auch mein Haar ist immer noch schön und füllig, von nahezu jugendlicher Geschmeidigkeit und dabei wunderbar samtig.

      An diesen Moment erinnere ich mich noch genau. Mein Körper spannte sich an. Ein unangenehmes Ziehen konzentrierte sich um die Herzgegend.

      Was ich nun erfuhr, ließ meinen Atem stocken, mein Herz zu Eis gefrieren und den Glauben an Liebe und Vertrauen für alle Zeiten verrinnen.

      Denn Finasterid führt bei längerer Einnahme nicht nur zur Reproduktion von Haarfolliken, sondern hat auch eine äußerst unangenehme Nebenwirkung. Finasterid führt zu einer ausgesprochen ungesunden sexuellen Appetitlosigkeit.

      Seit über einem Jahr litt ich bereits an einer erotischen Verstopfung gigantischsten Ausmaßes, ohne mir über ihren Ursprung auch nur annähernd im Klaren zu sein. Ich liebte meine Frau so sehr. Ich wollte ihr nahe sein. Doch ich hatte kein sexuelles Begehren mehr. Jedenfalls kein nennenswertes. Weder für sie noch für andere Frauen. Wie schwer es mir damals fiel, Lisa einzugestehen, dass ich nicht mehr in der Lage war, sie in vollem Umfang zu befriedigen. Zwar gelang es mir, ein Mittel zu entwickeln, das meine Impotenz wenigstens zu Teilen eindämmte. Doch meine einstige Schaffenskraft stellte sich nie mehr ein.

      Und nun erfuhr ich, durch eine zufällig angesehene Dokumentation, dass es nie einen organischen Grund für meine sexuelle Aversion gab, sondern meine Frau mich ganz bewusst und systematisch in eine Unlust getrieben hatte, deren Quelle mir bisher verborgen geblieben war.

      Es war ein Verbrechen. Ein scheußliches Verbrechen. Ein Verbrechen gegen die Männlichkeit. Unentschuldbar. Unverzeihlich. Unvergeblich.

      Finasterid war der Name, der uns schied. Von einem Augenblick zum anderen. Aber dem nicht genug.

      Nicht nur dass sich meine Potenz verflüchtigte. Auch die Hauptwirkung von Finasterid ließ nicht lange auf sich warten. Jedoch nicht auf meinen Kopf. Denn da waren genug Haare. Schöne Haare. Füllige Haare. Jugendlich wirkende Haare. Bis heute (Foto beifügen).

      Stattdessen wuchsen mir dort welche, wo sie im Allgemeinen eher unnütz und allzu lästig sind. Zu beiden Seiten der Falte meines Rektums sprossen Haare aus der Dunkelheit. Einst hatte ich sie durch eine jener niederträchtigen Aktivitäten Gudruns verloren. Jetzt kamen sie wieder und waren zahlreicher denn je.

      Ich stürmte in Lisas Zimmer. Sie war bei einer Freundin. Ich durchsuchte ihr Zimmer, mit von Tränen verhangenen Augen und mit einem tiefen schmerzhaften Zorn in mir, der mich beinahe zerriss, nach Finasterid.

      Ich riss Schubladen auf, zog ihr Bett ab, stemmte die Matratze mit überirdischer Energie hoch. Fündig wurde ich in ihrem Bücherregal. Auf hinterhältige Weise versteckt, fand ich Packungen über Packungen dieses Teufelszeugs in einer schönen alten spanischen Schatulle, die ich Lisa zum dritten Hochzeitstag geschenkt hatte.

      Die Verzweiflung machte mich fast blind. Doch ich wollte sehen und ich sah. Mindestens zwanzig Packungen von Finasterid befanden sich darin, zu zwanzig Stück je Streifen. Neben der Schatulle stand eine kleine Schale aus weißem Ton mit einem Stößel.

      Dank meiner außergewöhnlichen Kombinationsgabe erkannte ich sofort, wie es Lisa gelungen war, mir Finasterid zu verabreichen, ohne dass ich es bemerkte. Sie musste die Tabletten zu einem Pulver zerrieben haben und hatte es mir dann bei jeder nur denkbaren Gelegenheit unter das Essen gemischt. Hoch dosiert. Jeden Tag. Mit dem freundlichsten Lächeln, das man sich nur vorstellen kann.

      Niemals ist Liebe verlorener, als in jenen Augenblicken, wo Enttäuschung und Misstrauen sich zu etwas verbinden, dass sie in eine überwunden geglaubte Fremdheit taucht und so eine Distanz erzeugt, die nie mehr ganz aufgehoben werden kann.

      Ich sackte weinend auf dem Boden zusammen. Mein Körper tobte vor Schmerz. Ich krümmte mich, wie ein Fötus im Mutterleib. Ich vermochte kaum atmen.

      Nur wer jemals eine Frau über alles geliebt hat und dann von ihr bitter enttäuscht wurde, kann verstehen, wie es mir erging. Stundenlang lag ich ausgestreckt da. Spasmen jagten durch meinen hilflosen Körper. Ich schüttelte mich vor Krämpfen. Dann erhob ich mich langsam, gebeugt und gebrochen. Ich taumelte in mein Arbeitszimmer und stellte mir eine Medikation für den Notfall zusammen. Dank meiner außergewöhnlichen Erfahrung im Umgang mit homöophatischen Mitteln hatte ich schnell die richtigen Globulis gefunden. Ich verabreichte mir 20 Globulis, denn große Probleme erfordern große Mengen. Alle mit der Potenz D12: Arsenicum album, Aconitum napellus, Argentum nitricum, Arnica. Ich legte sie unter meine Zunge und wartete. Die Wirkung trat bereits nach Sekunden ein. Für Leserinnen und Leser die Interesse daran haben, können auf meiner homepage: [email protected] zu Sonderkonditionen (30% Preisnachlass) diese äußerst wirksamen Medikamente erwerben.

      Ruhig und gefasst, setzte ich mich dann in meinem Sessel und wartete auf Lisas Rückkehr.

      Als sie endlich nach Hause kam und mir ein geheucheltes „Hallo Schatz“ entgegenrief, blieb ich stumm. Ich kam gemessenen Schrittes auf sie zu. Die Hände voller Packungen mit Finasterid. Ich schleuderte sie ihr ins Gesicht.

      Sie leugnete nichts. Schweigend sah sie mich lange an. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. Es strahlte geradezu vor Erleichterung, als hätte sich eine lange verheimlichte Bürde mit einem Schlag bei ihr gelöst. Das Strahlen verblieb in ihrem Gesicht, während sie, noch immer schweigend, an mir vorbeieilte, in ihrem Zimmer verschwand, hinter sich die Tür schloss und sie diese erst wieder nach etwa einer halben Stunde öffnete.

      Sie hatte zwei Koffer in den Händen, einer davon gehörte mir, würdigte mich keines Blickes und verließ, ohne ihr Schweigen zu brechen, die Wohnung.

      Ich habe sie nie wiedergesehen.

      *

       28.08.2016

       Hatte in der Nacht unerträgliches Afterjucken. Habe mir eine Creme von der Nachtschwester besorgt. Geiler Arsch und geile Titten, gerade 25 Jahre alt. Jasmin, die Schöne. Kein Interesse an mir. Wohl zu alt. Obwohl ich nicht wie 62 aussehe, eher wie 40. Aber steht wohl nur auf kleine Kinder bis 30 Jahre. Verliebt