Feinde der Ashari. Lina-Marie Lang. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lina-Marie Lang
Издательство: Bookwire
Серия: Die Ashara-Chroniken
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738075151
Скачать книгу
sagte Dyn Arthos.

      Nadira nickte. „Ich seh dich später", sagte sie zu Larana. Sie drückte ihre Freundin noch einmal und dann folgte sie Dyn Arthos.

      Sie überquerten den zentralen Platz und passierten dabei den großen Springbrunnen, der sich im Zentrum des Platzes herhob. Er war rund und in der Mitte gab es einen hohen Turm, von dem das Wasser nach unten in ein Becken fiel. Der Springbrunnen sollte das Ashara darstellen, hatte man Nadira erklärt. In jedem der fünf Häuser gab es einen solchen Brunnen. Er stelle das Zentrum der Häuser dar, so wie das Ashara das Zentrum der Dynari war. Nadira hatte aber nie verstanden, wie diese Brunnen das Ashara symbolisieren sollte. Sie selbst hatte das Ashara als etwas feuriges, eine feurige Kraft im Inneren der Ashari, erfahren.

      Der Weg führte Nadira am Brunnen vorbei, und auf der gegenüberliegenden Seite in das Haus der Dynari. Diener öffneten ihnen die Türen des Hauses. Eigentlich war das nicht üblich, und Nadira wunderte sich darüber. Aber offensichtlich hatte man sie erwartet. Vielleicht war es eine Geste, um die neuen Dynari willkommen zu heißen.

      Als Dyn Arthos auf die Treppe zusteuerte, zögerte Nadira einen Moment. Sie hatte eigentlich damit gerechnet im Erdgeschoss, in einem der Seitenflügel, zu wohnen. Die Treppe aber führte zu Dyn Arthos Gemächern, wieso führte er sie dort hin?

      Durch ihr Zögern war Nadira etwas zurückgefallen, und sie musste laufen, um wieder zu Dyn Arthos aufzuschließen. Dieser blieb stehen und sah amüsiert zu ihr, bis sie ihn erreicht hatte. Dann ging er weiter, ohne etwas zu sagen.

      Sie stiegen die Treppen hinauf, aber betraten nicht etwa seine Gemächer, sondern wandten sich nach links. Nadira wusste, dass die Gemächer im Obergeschoss etwas größer und edler ausgestattet waren als die im Erdgeschoss. Was machten sie also hier oben?

      Wieder war sie zurückgefallen und wieder musste Dyn Arthos warten, diesmal vor der Türe zu einem der Gemächer. Noch ehe Nadira ihn erreicht hatte, stieß er die Türe auf, aber er betrat den Raum nicht. Er wartete und bedeutete Nadira voran zu gehen.

      Nadira betrat eine andere Welt. Der Raum war riesig. Ihr altes Zimmer hätte sicherlich fünfmal hier drin Platz. Die Wände waren weiß, der Raum war hell und freundlich. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Bett. Es war etwa doppelt so groß, wie Nadrias altes Bett und es war mit edler Seidenbettwäsche bezogen. Links ließen große Fenster das Tageslicht hereinströmen. Sie boten einen herrlichen Ausblick auf den Innenhof und das Treiben dort. Rechts befand sich ein großer Schreibtisch aus edlem Holz. An den restlichen Wänden waren Schränke verteilt, die einzeln schon deutlich größer waren, als Nadiras alter Schrank im Haus der Novizen.

      „Ich hoffe es gefällt dir", sagte Dyn Arthos.

      „Es ist umwerfend", sagte Nadira. „Wer wohnt hier?"

      „Na du."

      „Aber ich bin doch viel zu unbedeutend für solche Gemächer."

      „Du bist eine Dynari."

      „Noch nicht."

      „Aber bald. Sehr bald."

      Nadira konnte es immer noch nicht glauben und sah sich immer wieder im Raum um. Sie hatte Angst, dass sie das alles nur träumte und jeden Moment aufwachen würde.

      Neben dem Schreibtisch befand sich noch eine Türe. „Wo geht es da hin?"

      „Sieh doch nach."

      Nadira öffnete die Türe und betrat einen Raum, der zwar kleiner war, als der Hauptraum, aber nicht weniger beeindruckend. Der ganze Raum, Boden, Wände und Decke, war mit Marmor verkleidet. Das Zentrum des Raumes bildete ein Becken, das tief in den Boden hinein reichte. War der Boden wirklich so dick, oder war dieses Becken eine besondere Konstruktion? Im Moment war es leer. Aber man musste sich herrlich entspannen können, wenn es mit warmes Wasser gefüllt war. Woher das Wasser auch immer kommen mochte.

      „Und dann will ich dir noch jemanden vorstellen", sagte Dyn Arthos. Nadira drehte sich zu ihm um, ihre Augen leuchteten von Freude. „Deine neue Dienerin."

      Dyn Arthos trat zur Seite und legte seinen Arm um jemanden. Dann zog er sie in Nadiras Blickfeld. Es war Aurel.

      „Aurel!" Jetzt standen Nadira Tränen in den Augen. Sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr, und sie hatte ein glückliches Leben geführt.

      Aurel machte einen Knicks vor Nadira. Diese lief auf sie zu, rief „Lass das", und fiel ihr um den Hals.

      ***

      Dyn Arthos verließ die beiden schließlich wieder. Für ihn war es an der Zeit in den großen Saal zu gehen. Dort fand die Zeremonie statt, in der Nadira und den anderen aus ihrem Jahrgang der Fokusstein verliehen wurde.

      Nadira hatte noch etwas Zeit, bis sie sich selber auf den Weg in den großen Saal machen musste. Sie nutzte diese Zeit, um, zusammen mit Aurel, ihre neue Gemächer genauer zu erforschen.

      So stellten sie fest, dass das Bett sich weich anfühlte wie eine Wolke. Sie entdeckten, dass der Kleiderschrank voller edler Kleider war. Nadira hätte sie am liebsten alle anprobiert, aber das musste bis morgen warten, sie hatten keine Zeit mehr dafür.

      Nadira wollte noch ein wenig die Aussicht genießen und die Leute auf dem Innenhof beobachten. Zur großen Zeremonie befanden viele Gäste im Haus von Dyn Arthos, und es war interessant und spannend ihnen zuzusehen. Aber Aurel hatte andere Pläne. „Deine Haare sind ganz durcheinander. So kannst du nicht zur Zeremonie gehen", sagte sie.

      „Aber ich will den Leuten hier zusehen."

      „Ich werde dich so nicht hinuntergehen lassen. Dyn Arthos würde mir den Kopf abreißen."

      „Das würde er niemals tun", widersprach Nadira.

      „Doch, das würde er, und hätte recht damit. Also lass dich schön machen."

      Nadira wusste natürlich, dass Aurel recht hatte, und so beugte sich mit einem Seufzen und lies sich zurecht machen.

      ***

      „Nur noch das hier festmachen …", weiter kam Aurel nicht, denn es klopfte an der Türe. „Halt das mal fest", sagte sie, nahm Nadiras Hand und lies sie die Strähne, die sie noch hochstecken wollte, festhalten. Dann ging sie zur Türe und öffnete sie.

      Nadira konnte von ihrer Position am Schreibtisch nicht sehen, wer an der Türe war, aber Aurel wurde plötzlich ganz hektisch. „Sie wollen dich schon holen, und ich bin noch nicht fertig." Sie kam angerannt und fummelte weiter an Nadira Haaren herum. Nadira aber blieb für einen Moment die Luft weg. Es war soweit. Die Zeit war da. Jetzt wird es ernst, schoss es ihr durch den Kopf. Sie bemerkte gar nicht, dass Aurel fertig war und darauf wartete, dass Nadira aufstand.

      Erst als sie die sanfte Berührung an der Schulter spürte, schaffte sie es zurück in die Gegenwart. „Geht's dir gut?", fragte Aurel.

      „Ich bin unglaublich nervös", sagte Nadira und hob ihre zitternden Hände, um ihre Aussage zu unterstreichen. Aurel ergriff ihre Hände. „Du schaffst das schon", sagte sie. „Du siehst umwerfend aus. Und du hast dir den Fokusstein verdient. Also los. Geh und hol dir, was dir zusteht."

      Nadira holte tief Luft und stand auf. Langsam ging sie auf die Türe zu, die noch immer offen stand. Der Bote, der sie abholen sollte, hatte den Raum nicht betreten. Als Nadira die Türe erreichte, warf sie einen neugierigen Blick hinaus.

      „Wieso bist du draußen stehen geblieben?", fragte sie.

      „Ich wurde nicht hereingebeten", sagte er. „Und es geziemt sich nicht, die Gemächer einer Dynari zu betreten, ohne hereingebeten zu werden."

      „Ich bin noch keine Dynari", sagte Nadira.

      „Aber in wenigen Minuten." Nadira musterte den Mann. Er war jung, in die Uniform der Wache gekleidet. Aber sie kannte ihn nicht. Möglicherweise gehörte er zur Wache einer anderen Stadt. Nadira konnte kein Wappen erkennen. Der Grund dafür lag in der Tradition. Die Wachen, die die Novizen zur Zeremonie begleiteten, waren der Tradition der Dynari verpflichtet, nicht einem Haus. Jedenfalls für die Dauer der Zeremonie. Deshalb war