Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221413
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Umhänge der Pferdelords, und vor ihren rechten Schenkeln hingen die

      typischen Rundschilde ihres Volkes vom Sattelknauf. Grüne Schilde mit dem

      Wappen der Hochmark des Königs, einem doppelten Pferdekopf mit einem

      Schmiedehammer, und diese gekreuzten Symbole wiederholten sich auch auf

      den Brustharnischen der Männer. Blaue Rosshaarschweife waren an den

      Kämmen ihrer runden Helme befestigt. Die Reiter trugen Lanze und Schwert

      der Wache des Pferdefürsten Garodem. Schwertmänner nannte man sie, und

      sie waren stolz auf diesen Ehrentitel. Von Kormunds erhobener Lanzenspitze

      wehte der lange dreieckige Wimpel der Pferdelords aus und zeigte an, dass er

      der Führer eines Beritts war. Der Wimpel bildete ein weißes Pferd auf grünem

      Grund ab, wobei der Kopf des Tieres stets nach vorne, dem Feind entgegen,

      wies, und er war rundherum mit einer schmalen dunkelblauen Borte

      eingefasst. Dem dunklen Blau der Hochmark.

      Kormund ließ sein Pferd im Schritt auf den vermeintlichen Felsbrocken,

      der vor der Patrouille auf dem Weg lag, zugehen, und als die Gruppe näher

      kam, wurde der faulige und süßliche Geruch der Verwesung, der von dem

      Klumpen ausging, zunehmend für alle riechbar. Insekten begannen sich von

      dem Gegenstand zu erheben, und nun wussten sie, dass hier wohl ein

      menschliches Lebewesen den Tod gefunden haben musste, denn der Klumpen

      vor ihnen war zu klein für ein Pferd und zu groß für ein Wolltier, aber genau

      richtig für einen Menschen.

      Die Gruppe hielt neben dem Toten an, und Kormund und sein Freund und

      Stellvertreter Lukan schwangen sich aus den Sätteln. Sie stießen die

      Lanzenenden in den Boden und gingen nebeneinander zu den menschlichen

      Überresten hinüber.

      »Einer der Unseren«, brummte Lukan und rümpfte wegen des Gestanks die

      Nase, als er den Toten herumzog. Jetzt wurden die Konturen der Gestalt

      deutlicher, ebenso wie die Verletzungen, die der Mann erlitten hatte. Auch

      der vom Wind herangewehte feine Staub löste sich teilweise und entblößte

      nun die Kleidung und die Wunden des Toten. Lukan zupfte an dem grünen

      Umhang der Leiche. »Ein Pferdelord.«

      Kormund nickte. »Einer der Unseren. Aber nicht aus der Hochmark. Habt

      Ihr den Saum gesehen?«

      »Natürlich.« Der Umhang war mit einem goldenen Saum eingefasst, was

      ihnen zeigte, dass es sich bei dem Reiter, der vor ihnen lag, um einen Mann

      aus der Mark des Königs gehandelt haben musste. Sein Gesicht war

      unkenntlich. »Ich denke, er dürfte fünf oder sechs Tage hier liegen. Jedenfalls

      noch keinen Zehntag.« Er sah sich um. »Kein Helm. Er hat seinen Helm

      verloren. Seltsam.«

      Der Helm hätte ihnen verraten können, ob der Mann direkt vom Hofe des

      Königs gekommen war, denn alle Schwertmänner der königlichen Wache

      trugen keine blauen, sondern helle Rosshaarschweife an ihren Helmkämmen.

      Die Augen und größere Gewebeteile des Toten waren bereits von Aasfressern

      und Insekten weggefressen worden. Lukan knurrte missmutig und starrte in

      den halb offenen Mund der Leiche. »Die Zähne sind noch in Ordnung. Es

      muss ein junger Mann gewesen sein. Was, beim Dunklen Turm, hat ein

      Pferdelord des Königs hier bei uns verloren?«

      »Ja, das würde mich auch interessieren.« Kormund bückte sich neben

      seinem Freund und begann die Leiche zu untersuchen. »Aber zunächst

      interessiert mich, was ihn getötet hat. Seht Ihr diese parallelen Risse in seiner

      Kleidung? Sieht ganz nach den Krallen eines Pelzbeißers aus.«

      Lukan wiegte den Kopf. »Ein Pelzbeißer? Hier bei uns? Ich weiß nicht, die

      Mark liegt ziemlich hoch im Gebirge. Ein Pelzbeißer findet hier nicht viel,

      was er fressen kann, und würde wohl ziemlich hungrig bleiben. Oder aber in

      seinem Hunger eine der Herden anfallen und danach ein rasches Ende finden,

      denn die Herdenwächter sind nicht zimperlich.«

      »Vielleicht ein alter Einzelgänger, der aus den tiefen Marken zu uns

      hochkam und hungrig genug war, um einen Mann anzufallen.«

      Lukan grinste. »Stellt den jungen Parem auf die Probe und nicht mich,

      mein alter Freund. Ihr seht selbst, dass hier nur kleine Aasfresser ihr Werk

      verrichtet haben. Ein hungriger Pelzbeißer hätte sich einen ordentlichen

      Happen genommen.«

      Lukan sah seinen stämmigen Freund kopfschüttelnd an und zupfte dann an

      den Überresten der Kleidung des Toten. Der faulige Gestank verstärkte sich

      noch, als er dessen Bekleidung schließlich mit dem Dolch zerschnitt und

      auseinanderzog. Unter Harnisch und Wams war der Körper bereits

      aufgedunsen und sichtlich in Verwesung übergegangen. Aber die vielen tiefen

      Schlitze im Leib waren dennoch gut zu erkennen. Es gab jeweils vier tiefe

      Furchen, die bis zu den Organen vorgedrungen waren.

      Lukan hielt eine Hand mit gespreizten Fingern über die Wunden und

      nickte dann. »Sieht wirklich nach einem Pelzbeißer aus. Ein sehr großes

      Exemplar. Jedenfalls sehe ich nichts, was auf Schwert, Pfeil oder Lanze

      hindeutet. Nein, ich denke, es muss wohl doch ein Raubtier gewesen sein.«

      »Jedenfalls werden wir nun wohl schwerlich erfahren, was der arme Kerl

      bei uns wollte.« Kormund erhob sich und trat mit seinem Freund zur Seite,

      um dem Gestank etwas auszuweichen. »Ein Pferdelord des Königs. Seit über

      dreißig Jahren ist kein Mann des Königs mehr in der Hochmark gewesen.«

      »Mit Sicherheit kam er nicht ohne Grund. Doch darüber mag sich der

      Pferdefürst den Kopf zerbrechen.« Lukan stieß seinen Dolch einige Male in

      den Boden, um ihn zu säubern, und steckte ihn danach wieder in die Scheide

      an seinem Gürtel zurück. »Was meint Ihr, Kormund, mein Freund, soll die

      Schar weiter an der Grenze entlangreiten, oder sollen wir vorzeitig nach

      Eternas zurückkehren?«

      »Wir suchen nach Raubzeug und Eindringlingen, Lukan. In der letzten Zeit

      sind