Pleasonton nickte. „Es ist Ihre Division, John. Ich habe keinen Zweifel, dass Sie sie gut führen werden.“
Der Major-General nickte den Anwesenden zu und trabte dann mit seinen Stabsoffizieren und der Eskorte zurück. Nur wenig später rückte die 8te New Yorker Freiwilligenkavallerie an, um die Spitze des Vormarsches zu übernehmen. Custer trabte fröhlich grinsend an der Seite von Colonel Davis.
„Matt, ich reite mit Ihnen und der 5ten direkt hinter den New Yorkern“, meinte Buford. „Ich muss mir einen raschen Überblick über die Situation verschaffen.“
„Ich stelle ein Platoon zu Ihrem Schutz ab, Sir.“
„Nichts da, Matt. Sie brauchen die Leute dringender. Glauben Sie mir, der kommende Tag wird eine haarige Angelegenheit.“
Tatsächlich kam Nebel auf und wurde immer dichter. Die Sicht schrumpfte auf unter dreißig Meter. Gegen Vier Uhr durchfurtete das 8te New Yorker Kavallerieregiment das rund einen Meter tiefe Wasser, dicht gefolgt von der 5ten U.S.-Kavallerie und den anderen Einheiten der ersten Kavallerie-Division der Union.
Die Vorhut der 8ten New Yorker wurde von einigen Vorpostenreitern der 6ten Virginia Kavallerie entdeckt. Diese eröffneten sofort das Feuer, um die schwache Reserve aus dreißig weiteren Virginiern zu alarmieren. Der dichte Nebel verbarg die Schwäche der Konföderierten und die wahre Stärke der Union. Heftiges Revolverfeuer wurde auf undeutliche Schemen abgegeben, doch dann erkannten die Konföderierten eine Regimentsstandarte und begriffen, dass sie es nicht nur mit einem Spähtrupp der Yankees zu tun hatten.
Für viele der Rebellen kam diese Erkenntnis zu spät. Unter schweren Verlusten zogen sie die Pferde herum und ritten Querfeldein in Richtung des nahen Fleetwood Hügels, wo sie eigene Verstärkung und Artillerie wussten.
Colonel Davis wandte sich im Sattel um und feuerte seine Kavalleristen an. „Vorwärts, New Yorker, treiben wir die verdammten Rebellen quer durch den Wald!“
Captain Custer stieß, wie auch viele andere der Reiter, triumphierende Schreie aus, während die Kompanien der 8ten New Yorker Kavallerie, relativ dicht gedrängt, hinter den wenigen Konföderierten herjagten.
Die Schüsse hatten sicher jeden Schläfer in weitem Umkreis geweckt. Brigade-General John Buford zog seine Pfeife aus der Jacke, stopfte sie und setzte sie in Brand. Genüsslich paffend, wandte er sich Matt Dunhill zu. „Na schön, Major, der Tanz ist eröffnet. Rücken wir vor.“
Kapitel 6 In der Schlacht von Brandy Station
Die wenigen überlebenden Vorpostenreiter der 6ten Virginia preschten in wilder Hast in den Schutz der Bäume des Fleetwood Hill. Ihr Ziel war ein Plateau auf dem Hügel, auf dem die Reserve der 6ten Virginia und eine Batterie Artillerie warteten.
Die Artilleristen hörten die näher kommende Schießerei und wussten nicht recht, was sie tun sollten. Das laufende Gefecht schien sich besonders entlang jener Straße zu entwickeln, die vom Rappahanock über den Fleetwood Hill zur Brandy Station führte. Der Batteriekommandeur brüllte hastig seine Befehle, während sich die Reserve der 6ten Virginia sammelte. Ein erstes Geschütz wurde hastig auf die Stelle ausgerichtet, wo die Straße auf das Plateau mündete und eröffnete das Feuer, als die ersten Reiter der 8ten New York in Sicht gelangten. Das Kartätschenfeuer aus kurzer Distanz brachte die vorderen Kavalleristen sofort in Bedrängnis. Dann rollte auch schon ein zweites Geschütz in Stellung.
Den tapferen Bedienungen war bewusst, dass sie der angreifenden Yankee-Kavallerie niemals auf Dauer widerstehen konnten. Sie waren bereit sich zu opfern, um dem Rest der Batterie die Flucht zu ermöglichen.
Ein Major der 6ten Virginia Kavallerie führte seine 150 Männer gegen die anstürmenden Unionsreiter. Er und seine Reserve waren dermaßen überrascht worden, dass viele Soldaten der Virginia-Kavallerie nicht einmal ihre vollständigen Uniformen trugen. Doch selbst im Unterzeug schwangen sie ihre Säbel und schossen mit Karabiner und Revolver.
Auf beiden Seiten fielen Männer. New Yorker wurden von einer Kartätsche gefällt, dann stachen die Säbel ihrer Kameraden die Geschützbedienungen gnadenlos nieder. Die Übermacht der New Yorker machte sich sehr schnell bemerkbar. Die 150 Virginier wurden, trotz ihrer heftigen und mutigen Gegenwehr, ebenso überrannt, wie zuvor ihre Vorposten.
Ein Lieutenant der Konföderierten erkannte die Regimentsstandarte der 8ten New Yorker und entdeckte so Colonel Davis, der seine Befehle brüllte. Kurzentschlossen griff der Virginier an. Davis versuchte den Angriff noch mit seinem Säbel anzuwehren, doch der Schuss aus dem Revolver des Lieutenants warf ihn tödlich getroffen aus dem Sattel.
Der Tod des Colonels traf seine Männer wie ein Schock und es war ausgerechnet Captain Custer, der sie aus der Starre riss. „Worauf wartet ihr, ihr wilden Wölfe?“, brüllte er. „Reißt die verdammten Rebellen in Stücke!“
Custer ging mit gutem Beispiel voran. Er mochte ein miserabler Mathematiker sein, doch er war ein exzellenter Reiter und Kämpfer. Sein Pferd mit den Schenkeln lenkend, schwang er seinen Säbel und feuerte er seinen Revolver ab. In wildem Enthusiasmus und jegliche Gefahr ignorierend, drang er auf die Reste der 6ten Virginia ein, begleitet von den Kavalleristen der 8ten New Yorker.
Prompt gerieten Custer und die New Yorker in einen Gegenangriff der 7ten Virginia-Kavallerie, die sie heftig attackierte. Diese wurde durch weitere Kompanien der 6ten Virginia verstärkt, die nun das Kampfgebiet erreichten.
In der Morgendämmerung erstreckte sich das Gefecht auf das Gebiet der Straße zur Beverly Furt sowie die umgebenden Wälder und Lichtungen. Zwischen den Bäumen und auf den Lichtungen entspann sich ein wildes Melee, bei dem Reiter gegen Reiter kämpfte und die Bildung massierter Formationen nahezu unmöglich war.
Matt Dunhill´s 5te U.S.-Kavallerie erreichte mit John Buford das Plateau, auf dem der Gegner den ersten erbitterten Widerstand geleistet hatten und auf dem nun die beiden verwaisten konföderierten Geschütze standen. An ihnen vorbei galoppierte jetzt die 8te Illinois Freiwilligenkavallerie der Union, die in die Flanke der beiden Virginia-Regimenter prallte und erfolgreich begann, die Rebellen aus dem Schutz der Wälder zu drängen.
Inzwischen war es dem Großteil der konföderierten Batterie gelungen, auf einem schmalen Hügel außerhalb des Waldes in Stellung zu gehen. Von dort besaßen sie rund achthundert Meter freies Schussfeld zur Waldgrenze.
Als die 8te Illinois nun die beiden Virginia-Regimenter aus dem Wald jagte, geriet sie sofort unter den Beschuss der Artillerie. Die Wirkung des Artilleriefeuers wurde noch durch den Flankenangriff der 12ten Virginia erhöht. Dann näherten sich weitere konföderierte Regimenter. Die 11te Virginia Kavallerie und das 35ste Virginia Kavallerie-Batallion kamen in rasendem Galopp heran. Nun war es die 8te Illinois, die ihrerseits überrannt zu werden drohte.
Zwischen dem Waldrand des Fleetwood Hill und der konföderierten Artilleriestellung begann erneut ein heftiges Nahgefecht. Diesmal waren es die Männer aus Illinois, die sich einer überwältigenden Übermacht gegenüber sahen.
„Vorwärts, ihr Wölfe!“ Custer´s anfeuernder Schrei ging im Donnern der Hufe nahezu unter.
Die angeschlagene 8te New Yorker Kavallerie kam nun, verstärkt durch die 3te Indiana, den bedrängten Kameraden aus Illinois zu Hilfe. Custer´s Truppe schlug mit derartiger Wucht in die Virginia-Einheiten, dass diese in Richtung der Artilleriebatterie zurückgedrängt wurden.
Kapitel 7 Mit blanker Klinge
„Das wird ein hartes Ringen.“ Brigade-General John Buford behielt die Position am Rande des Plateaus des Fleetwood Hill bei. Von hier hatte er eine relativ gute Übersicht über das Geschehen zwischen dem Wald und der konföderierten Artilleriestellung. Die Art, wie er an seiner Pfeife sog, ließ erkennen, wie angespannt der erfahrene Kavallerieführer war. „Der Plan war eigentlich, die Gentlemen aus dem Süden wie die Hasen aufzuscheuchen, aber ich fürchte, wir haben direkt