“ Und nun, Arthur.” Der Soldat zuckte nur mit den Schultern. „Nun habe ich gelernt, dass mein Stolz ein gefährlicher Ratgeber ist, Sarah.”
“ Willst Du jetzt mit den Wölfen in den Horse Guards heulen.”
“ Nein. Natürlich nicht. Ich bin ein dickköpfiger Ire und kann aus meiner Haut nicht heraus, nur um dem fetten Freddy und seinen Hofschranzen einen Gefallen zu tun. Ich werde mir in Zukunft nur sehr genau überlegen, was London erfährt und was ich für mich behalte. Vielleicht wird ja der Tag kommen, an dem die Fakten dann für mich sprechen. Lasse uns zuerst sehen, ob wir in Oporto mit Soult fertig werden. Der ganze Rest steht in den Sternen. Vielleicht schlagen wir die Franzosen, vielleicht schlagen sie uns. Auf jeden Fall werde ich mich bemühen, Bonaparte hier auf der Iberischen Halbinsel die größtmöglichen Probleme zu bereiten. Und sollte mir dies nicht gelingen...” Arthur nahm die Beine vom Tisch und stand auf. Dann wandte er sich zu Sarah um. Nun endlich gestattete er ihr, in ihn hineinzublicken und in seiner Seele zu lesen. Das Feuer, das früher einmal in seinen graublauen Augen so unbändig gebrannt hatte, war erloschen. Sie sah nur noch eine undurchdringliche, eisige Kälte und Hass. Arthurs Blick ließ sie erschauern, denn er erklärte ihr - ohne Worte - dass sein Leben für ihn selbst jede Bedeutung verloren hatte. Nur einen kurzen Augenblick lang hatte der Schleier sich gehoben. Einige wenige Sekunden hatte er ihr seine dunkle Seite gezeigt. Sarah hatte in diesem Moment begriffen, warum Arthur nie vom Krieg erzählen wollte und sie in den Stunden nach seinen Siegen von Rolica und Vimeiro gemieden hatte. “ Der Tod macht Dir nichts aus, nicht wahr Arthur. Dein eigenes Leben ist Dir schon seit langem völlig gleichgültig.”
“ Du weißt nun, worauf Du Dich einlässt, Sarah.“ Er nahm sie vorsichtig in seine Arme. „Wenn ich die Franzosen nicht schlagen kann, dann werde ich aus diesem Krieg ganz gewiss nicht zurückkommen.” Resignation lag in seiner Stimme. “Niemand und nichts kann Dich von diesem Entschluss abbringen.” Arthur schüttelte den Kopf und zog Sarah fester an sich.“ Der Herzog von York hat mich während des Kriegsgerichtsverfahrens in London zu sich beordert. Er wollte den Skandal um die Konvention von Cintra schnell und schmerzlos für seine Freunde Dalrymple und Burrard beenden, denn er hatte geplant, Sir Hew wieder zurück nach Portugal zu schicken.” Er atmete schwer. Er hatte niemandem je von diesem Vorfall erzählt und es kostete ihn einige Überwindung. “York legte eine geladene Pistole auf den Tisch und empfahl mir, diesen Weg zu wählen, um England und der Krone Probleme zu ersparen.” Arthur stockte und biss sich auf die Lippen. „Sprich weiter.” Sarah strich ihm beruhigend über die Stirn. „Ich habe diese Pistole nächtelang angestarrt. John Dunn muss irgendetwas gemerkt haben. Als ich...John hatte heimlich die Kugel aus dem Lauf entfernt.” Arthur wendete den Kopf. Vorsichtig schob Sarah sein Haar zur Seite. An der Schläfe sah sie eine vernarbte Brandwunde. “Einen Monat später hat ein Hinterbänkler aus Lord Ponsonbys Unterhausfraktion den Mary-Ann Clarke-Skandal zum Ausbruch gebracht. Drei Tage danach musste der Herzog von York von seinem Posten als Oberkommandierender der Streitkräfte zurücktreten. Die Regierung Portland und Sir David Dundas übten brutalen Druck auf fetten Freddie aus, das Verfahren wegen der Konvention von Cintra sofort einzustellen.” Arthur ließ seinen Kopf auf Sarahs Schulter fallen. Sie spürte, wie der Stoff ihrer Bluse von seinen Tränen feucht wurde. Sie bewegte sich nicht, sondern hielt in nur ganz fest in ihren Armen. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder.“ Jetzt ist es endlich heraus“, murmelte die junge Frau beruhigend und wischte ihm mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht, “und jetzt lasse uns schlafen gehen.“ Sie zog Arthur mit sanfter Gewalt hinter sich die Treppe hinauf und verschloss die Tür des Zimmers sorgfältig. Dann löschte sie die Kerze und schob ihn auf das Bett. Ihr zierlicher Körper fühlte sich warm und weich an. Sie küssten sich. Es war ein langer, leidenschaftlicher und verzweifelter Kuss, inniger als je zuvor. Eine köstliche Wärme durchflutete ihre Körper, eine Wärme, die den Schmerz der letzten Stunde in Leidenschaft verwandelte und die beiden Sicherheit gab. Arthur zog Sarah enger an sich, fragte sich, wie in einem so zierlichen Körper eine derart konzentrierte Kraft wohnen konnte. Als ihre Lippen sich wieder berührten, wurde sein Denken von einem betäubenden Gefühl des Verlangens weggespült. Die Kleidungsstücke fielen zu Boden. Sie sprachen nie viel miteinander, wenn sie zusammen waren. Doch in dieser Nacht war alles Schweigen. Sarah glitt vorsichtig auf seinen Körper. Sie streichelte seine Schultern, ihre Finger fuhren über seinen Brustkorb, über seinen flachen Bauch, bis sie kurz vor seinen Lenden innehielten. Langsam spreizte sie ihre Knie über seinen Hüften. Die beiden Körper waren nur noch durch ihre weichen Hände auf seinen Lenden miteinander verbunden. Dann senkte sich ihr schlanker, leichter Körper langsam auf ihn hinunter.
Kapitel 3 Der Krieg im Dunkeln
Das gesamte Expeditionskorps stand um Coimbra. General Hills Division war ohne Probleme angelandet worden und Wellesley verfügte nunmehr über siebzehntausend britische