“ Wer sind Sie und warum reiten sie uns schon stundenlang durch den Wald hinterher?”
“ Sind Sie der irische General, der letztes Jahr die Franzosen bei Rolica und Vimeiro geschlagen hat.” Grob drückte Wellesley dem Bärtigen seine Waffe unters Kinn. “Ich stelle hier die Fragen. Wer sind Sie. Was wollen Sie.”
“ Mein Name ist Don Antonio Maria Osorio Cabral de Castro! Meine Männer kämpfen gegen die Franzosen. Wir sind aus Coimbra.”
“ Dann sind Sie aber verdammt weit von zuhause entfernt, mein Freund.” Die Pistole stieß immer noch energisch gegen das Kinn des Mannes.
“ Wir möchten uns Ihnen anschließen um unser Land von den grausamen Eindringlingen zu befreien, die unsere Frauen und Kinder umbringen und uns unsere Ernten rauben. Ich habe fünfzig kampferprobte und gut bewaffnete Männer unter meinem Kommando.”
Wellesleys Pistole senkte sich. Der Abzugshahn schnappte in die gesicherte Position zurück und Waffe verschwand wieder in ihrem Halfter, neben dem Sattel des Generals. Lange betrachtete er seinen Gegenüber. Das Gesicht des Mannes versteckte sich hinter einem dichten Bart, doch seine Augen waren jung und intelligent. Der Portugiese trug eine schwere, ärmellose Weste aus Schaffell und grobe Lederstiefel an den Füßen. Er sah aus, wie die meisten Bergbewohner dieses Landes. Doch seine edles Pferd, die gewählte Ausdrucksweise und eine gute Kenntnis der englischen Sprache ließen darauf schließen, dass er kein einfacher Bauer war.“ Holen Sie Ihre Waffen aus dem Gebüsch zurück und fangen Sie Ihren Schimmel wieder ein. Dann können wir weiterreden.” Wellesley saß auf und wartete bis auch der Portugiese im Sattel saß. “ Los, kommen Sie. Ich muss zuerst meinen Sergeanten einfangen.” Der Fuchs des Generals galoppierte an. Das Pferd des Portugiesen folgte. Eine Meile weiter wartete John Dunn. Er war verwundert, als er zwei Reiter auftauchen sah und wollte schon zur Waffe greifen.“ Es ist alles in Ordnung, John.” rief der Ire ihm zu, dann parierte er Kopenhagen in den Schritt durch. Der alte Sergeant schob die Pistole wieder zurück in ihr Halfter. “ Nun, Don Antonio! Nachdem Sie uns einen gehörigen Schrecken eingejagt haben, können Sie mir vielleicht erzählen, wie Sie sich eine Zusammenarbeit mit meinem Expeditionskorps vorstellen.”
“Sie sind also wirklich General Wellesley.” Arthur nickte. “Ich habe Sie mir viel älter vorgestellt. Sie haben ja nicht einmal einen Uniformrock an.” Arthur grinste. Er sah in der Tat in seiner dunkelblauen Jacke nicht sonderlich militärisch aus. „Warum sind Sie mir dann seit dem Landgasthaus bei Arruda dos Vinhos hinterher geritten.”
“ Nur sehr reiche oder sehr wichtige Männer besitzen Landkarten und einen Taschenkompaß…oder hohe britische Offiziere. Wie haben Sie eigentlich gemerkt, dass ich Ihnen folge.”
“ Ich bin weder blind, noch taub, Don Antonio und ich habe zwanzig Jahre Armeedienst überlebt. Das schärft die Sinne. Sie sollten Ihr Pferd nicht beschlagen, wenn Sie mich geräuschlos durch den Wald verfolgen wollen.” Der Portugiese lachte heiser. „Mein Freund, der Bürgermeister von Cintra hat Sie richtig beschrieben!“
“Und wie geht es meinem alten Bekannten und ihrem Namensvetter.“
“Gut. Er war es, der mir die Nachricht zukommen ließ, dass Sie heute von Lissabon nach Leyria reiten würden. Er meinte, es wäre sinnvoller für meine Männer, gemeinsam mit ihren Briten vorzugehen, als wie bisher alleine gegen die Franzosen zu kämpfen.”
“ Einverstanden, Don Antonio. Aber ich möchte mir ihre Truppe zuerst einmal ansehen und dann endgültig entscheiden, ob ich Sie gebrauchen kann, oder ob Sie mir nur Sorgen bereiten werden, wenn ich Ihr Angebot annehme.”
“ Sie vertrauen mir nicht, General Wellesley.” Arthur legte den Kopf schief und grinste. “Nicht im Geringsten, Don Antonio! Ich möchte Ihre Männer sehen. Nur so kann ich feststellen, ob es lediglich feurige Patrioten sind, die für Portugal sinnlos Selbstmord begehen möchten, oder ob Sie irgendeinen militärischen Nutzen für mich haben.” Der Portugiese lachte erneut heiser.“ Sie sind ein harter Mann, General!”
“ Nein, nur ein Realist! Wann kann ich Ihre Partisanen sehen?” Der Portugiese pfiff dreimal schrill durch die Finger. Von links und rechts des Waldweges strömten wild aussehende, bis zu den Zähnen bewaffnete, bärtige Männer auf struppigen Pferden auf Don Antonio und Wellesley zu. Der General nickte bewundernd, dann streckte er dem Portugiesen die Hand entgegen. “Sie und Ihre Truppe sind engagiert, Don Antonio! Wir werden gemeinsam gegen Bonaparte kämpfen. Schlagen Sie ein und dann reiten wir zusammen nach Rio Major und morgen weiter