Schaaf ermittelt. R.J. Simon. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R.J. Simon
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738028898
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      Auf dem letzten Abschnitt schlief Schaaf wieder kurzzeitig ein. Obwohl er doch eigentlich nichts tun musste, ermüdete ihn die Fahrt dermaßen. Naja, vielleicht genau deswegen. Sein Kreislauf fuhr wohl wegen der fehlenden Aufregung und dem eintönigen Ablauf herunter. Normalerweise stand Schaaf durch seinen Job ständig unter Strom. Für ihn war diese Zugfahrt, ausgenommen wenn eine solche in Verbindung mit Urlaub erfolgte, absolut ungewohnt. Es konnte ihm aber auch nichts schaden einmal während seines Dienstes einen ruhigen Tag ohne Stress und Anspannung zu verbringen.

      Den Zielbahnhof Nizza erwartete Schaaf bald ungeduldig. Der letzte Teil der Strecke führte teilweise an der Küste entlang. Diese Perspektiven anzusehen erfreute Schaaf dann und durchbrach die Monotonie einer gewöhnlichen Zugreise. Ihm gefiel der gelegentliche Ausblick auf das Meer sehr. Das schien tatsächlich eine herrliche Gegend zu sein in die sein Einsatz ihn führte. Das Blau des Meeres, das satte Grün und die mediterrane Umgebung ließen dann auch seine Müdigkeit verfliegen. Das Panorama auf die herrliche Landschaft und auf die Häuser mit den typisch gedeckten Dächern dieser Region das vorbeizog, riss ihn aus der Lethargie. Schaaf war bis zum Einfahren in den Bahnhof von Nizza hellwach und voller Tatendrang, die bevorstehende Herausforderung anzunehmen.

      Ihm zeigte sich eine gänzlich andere Umgebung, wie Schaaf sie bei seinen Urlauben sah, die er bis dahin in Frankreich erlebte. Mit seiner Frau verbrachte er die Ferien wenige Male im Norden des Landes. Dieser Küstenstreifen hatte auch seine Reize. Aber das sonnendurchflutete Bild mit den Palmen, den Feldern und dem Meer, das hier auf ihn wartete, gab einen völlig anderen Eindruck von Frankreich, als den, den er kannte. Und der entzückte Schäfchen sehr.

      Mit seinen beiden Rollkoffern stieg Schaaf die Stufen aus dem Zug herunter, betrat den Bahnsteig und spürte sogleich die behagliche Wärme, die ihn umgab. Im Zug funktionierte die Klimaanlage einwandfrei und so blieb ihm verborgen, wie mit jedem Kilometer die Außentemperatur anstieg. Es war ein merklich anderes Klima, als er es zuletzt in Mannheim verspürte und welches sein verbliebener Eindruck von den Temperaturen war.

      Sich noch orientierend umsehend, entdeckte Schaaf sofort zwei Männer im Anzug, die freundlich auf ihn zugingen, als sie ihn ebenfalls erblickten. Schaaf erkannte Kommissar Bernaude, dessen Bild ihm bei den Vorbereitungen zu diesem ungewöhnlichen Einsatz bereits übermittelt worden war. Den anderen kannte Schaaf nicht.

      Bernaude trat vor Schaaf, reichte ihm wie einem alten Bekannten lächelnd die Hand und umarmte ihn danach innig. "Erzlich Willkomm in France Monsieur Schaaf."

      "Hallo Monsieur Bernaude. Ich freue mich hier zu sein", sprach Schaaf deutlich, noch in Deutsch, um seinem französischen Kollegen die Verständigung leichter zu machen. Auch Kriminalhauptkommissar Schaaf zeigte ein freundlichtes Gesicht, zu dem er sich nicht verstellen musste. Seine Begeisterung war echt. Schaaf war froh die Zugfahrt hinter sich gebracht zu haben, freute sich über das wundervolle Wetter und von Bernaude schlug ihm Sympathie entgegen.

      "Das ist meine, wie sagt man.... Assistent Jean-Claude Dupassier."

      Schäfchen gefiel der französische Akzent. Er wollte nicht wissen, wie sein gesprochenes Französisch dagegen in den Ohren der Franzosen schmerzte. Die Verständigung zwischen ihnen funktionierte gegen alle Befürchtungen von Anfang an sehr gut.

      Schaaf begrüßte auch den französischen Busch mit Handschlag und war gespannt, ob der ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen würde, wie sein eigener Assistent. Vom ersten Eindruck her schien Dupassier ihm jedenfalls ein ernster Zeitgenosse zu sein.

      "Sie haben mich aber sofort erkannt", lachte Schaaf, um das Gespräch nicht einfrieren zu lassen.

      "Was denken sie? Wir sind immerhin von der Polizei! Wenn wir nicht wissen wie jemand aussieht..." scherzte Jacques Bernaude erheitert.

      Der Humor, und somit die Chemie zwischen Kriminalhauptkommissar Schaaf und Kommissar Bernaude, stimmte offensichtlich. Der Auftakt dieses Beamtenaustausches verlief recht erfrischend und versprach ein gutes Klima zwischen den beiden Kommissaren. Das ließ die ersten Bedenken sofort schwinden, und entspannte Kriminalhauptkommissar Schaaf erheblich. Kommissar Bernaude erging es da ganz sicher gleichermaßen.

      Es wäre einem Drama gleich gekommen, wenn der Beamte, mit dem Schaaf zusammenarbeiten sollte, Antisympathien bei ihm erweckt hätte. Wer könnte unter solch ungünstigen Umständen motiviert arbeiten? Diesen Punkt konnte niemand im Vorfeld beeinflussen. Der stellte sich erst dann heraus, wenn man sich kennenlernte und gegenüberstand. Zum Glück stimmte die Stimmung zwischen Bernaude und Schaaf von Anfang an. Er sah keinen Grund, dass sich die im Nachhinein noch ändern sollte. Sein französischer Kollege schien sich auch nicht zu verstellen und gab sich so, wie er wirklich war.

      "Ich würde vorgeschlagen, dass wir sie jetzt in ihr Hotel bringen. Sie können sich rein machen und heute Abend gehen wir gemeinsam essen. Bon?"

      "Ja, das denke ich wäre optimal. Essen ist immer gut", lachte Schaaf seinen Kollegen an, denn er vermutete, dass Bernaude ebenfalls gerne gut aß.

      "Formidable", amüsierte Bernaude sich.

      Jacques Bernaude war zwei Jahre jünger als Schaaf. Das wusste er aus den Akten. Schneider suchte für Schaaf die Angaben über ihn aus dem Netz zusammen. Bernaudes körperliche Statur, was die Fülle betraf, war der von Schaaf sehr ähnlich. Auch Bernaude verschmähte scheinbar nie ein gutes Mahl. Auch darin stimmten die beiden überein.

      Bernaude trug eine rahmenlose Brille und hatte dichte graue, etwas zu lange Haare. Er war einen guten Kopf größer als Schaaf aber sein Bauchumfang glich dem von ihm sehr genau. Der schelmische Blick in Bernaudes Gesicht verriet sofort, dass er ein humorvoller Mensch sein musste. Allerdings, so erkannte Schaaf auch, konnte er ebenso ernst und konsequent sein, wenn es die Umstände erforderten. Es gab also einige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden. Der gegenseitige Umgang miteinander war von Beginn an sehr respektvoll aber auch herzlich.

      Bernaudes Assistent Jean-Claude Dupassier verhielt sich still und eher im Hintergrund. Das war wohl die Eigenschaft, die Assistenten eigen war. Auch an Dupassier erkannte Schaaf Parallelen zu Busch. Dupassier war ebenfalls schlank, aber nicht so schlaksig wie Busch. Er wirkte allerdings sehr viel ernster als Busch und hatte mit Sicherheit kein bisschen des Humors von seinem Chef. Dupassier schien mehr der Draufgänger und Hitzkopf zu sein. Er verhielt sich gegenüber Schaaf freundlich, machte aber im Grunde einen finsteren Eindruck. So als ob mit ihm, wenn es darauf ankam, absolut nicht zu spaßen wäre.

      "In welches Hotel sind sie reserviert?", fragte Bernaude auf dem Parkplatz am Auto. Schaaf zeigte keine Regung wegen der kleinen Sprachfehler, die Bernaude machte. Ihm war klar, dass der nicht sehr geübt in der deutschen Sprache sein konnte. Schaaf freute sich im Gegenteil darüber, dass Bernaude wenigstens so weit der Sprache mächtig war, dass sie sich verständigen konnten und keine Scheu hatte, sie zu sprechen. Er selbst begann langsam im Gegenzug damit französisch zu reden. In diesem Punkt war Schäfchen ein wenig gehemmter als Bernaude. Dabei war er sich ganz sicher, dass Bernaude auch bei ihm jeden Satz, den er formulierte, hätte verbessern können, was der ebenso unterließ. Die Hauptsache war doch, dass sie einander verstanden und sich nicht wie Pantomime mit Händen und Gesten mitteilen mussten.

      "Moment, ich habe da einen Zettel, wo die Buchung aufgeschrieben ist." Schaaf zog diesen aus seiner Brusttasche des Hemdes und reichte ihn Bernaude. Nach einem kurzen Blick darauf übergab er ihn Dupassier, der den Wagen fahren sollte.

      "Ohlala ein guter Hotel. Ihr Boss meint es gut mit ihnen."

      "Ja er versprach mir kein schlechtes zu buchen."

      "Er hat Wort gehalten! Sie werden sich dort wohlfühlen. Deutschland ist gut zu seinen Beamten!"

      "Naja", lachte Schaaf und auch Bernaude stimmte mit seiner Bassstimme ein.

      Dupassier schnappte sich ohne Aufforderung Schaafs Gepäck und verstaute es im Kofferraum. Dabei wuchtete er die Koffer mit einer Leichtigkeit, als ob sie leer wären. Bernaude hielt seinem Gast die Tür zum Rücksitz auf und ließ Schaaf einsteigen. Bis auch Bernaude auf dem Beifahrersitz saß, wartet Dupassier bereits ungeduldig als Fahrer darauf, dass er den Motor starten konnte.

      Bernaude sagte etwas zu Jean-Claude Dupassier, das