Mit der Zeit wird er immer träger. Gregor gähnt, legt sich hin und streckt seine Beine aus. Danach versinkt er in das Sofa, kurze Zeit später hört man ein Schnarchgeräusch.
Das Gewitter ist am Toben. Trotz des Unwetters herrscht Stille. Sie breitet sich aus.
Doch plötzlich klingelt Gregors Handy. Er schreckt auf und nuschelt hektisch:
„Es ist ja schon kurz vor sieben. Ich muss ja aufstehen, gleich kommt Hans.“
Gregor reibt sich die Augen und erhebt sich. Er macht seinen Single-Kühlschrank auf, holt sich zwei Pils raus und plappert verschlafen:
„Eins für Hans, eins für mich.“
Einen kurzen Augenblick später klingelt es.
„Das kann ja wieder zwei Minuten dauern, der verdammte Aufzug ist ja kaputt.“
Dicht drückt er sein Ohr an die Tür und auf einmal klopft es. Gregor zuckt zusammen und öffnet sie.
2
Kapitel 2
„Ein wahrer Kumpel?“
Man sieht, dass ein Mann vor der Tür steht. Er trägt einen schwarzen Mantel, eine dunkelblaue Jeans und polierte Sneaker.
„Wieso habe ich dich nicht gehört, Hans? Ich habe mich fast zu Tode erschreckt du Spinner!“
„Das sind meine neuen Schuhe!“
„Mein Gott, normalerweise höre ich alles!“
„Darf ich reinkommen?“
„Klar doch, komm rein.“
Hans zieht sein Mantel aus und stellt die Sneaker auf ein Schuhregal. Er folgt Gregor in die Küche, setzt sich auf einen Barhocker und beide machen ihr Pils mit dem Feuerzeug auf. Sie trinken und reden eine ganze Weile.
Nachdem fast jeder von den beiden die ganze Bierflasche leer hat, werden beide lustig und die Gesprächsthemen fangen an, lockerer und vulgärer zu werden. Über eine halbe Stunde quatschen sie noch, machen Witze und lachen. Hans sagt nach einer Weile:
„So Gregor, lass uns mal los, es ist gleich acht!“
„Ja alles klar, lass gehen!“
Die beiden ziehen sich ihre schwarzen polierten Schuhe an und nehmen die Mäntel vom Haken. Sie gehen auf den Flur. Gregor schließt die Tür ab und beide steuern das Treppenhaus an. Hans öffnet eine Glastür und sie laufen die Stufen hinunter. Gregor sagt:
„Das Treppenhaus nimmt irgendwie vom 25. Stock, nach unten, kein Ende. Ich hasse es, wenn der Fahrstuhl defekt ist.“
Sie steigen weiter hinab.
Im zweiten Stock sieht man durch die Glastür eine unheimlich anmutende ältere Dame, die strickt. Merklich unbeeindruckt gehen Gregor und Hans weiter, und erreichen eine Weile später das Erdgeschoss und den Ausgang.
Freudig und leicht beschwipst, laufen sie den beleuchteten Gehweg an der Hauptstraße entlang. Die Luft ist klar, die Sicht ist weit. Die Sonne versinkt langsam in einem unheimlichen Abendrot.
„Nicht mehr weit bis zur Kneipe, aber ich muss noch zur Bank und Kohle holen!“
„Ich warte hier!“
Hans geht mit schnellen Schritten in die Bankfiliale.
Nach einer Minute kommt er wieder raus und erzählt:
„Jetzt kann der Abend beginnen.“
Gregor und Hans zeigen mit dem Finger auf eine Leuchtreklame. Sie laufen weiter. Einen Augenblick später erreichen sie eine Bar.
„Die Stadtschenke“, steht in großer leuchtender Schrift, über altmodischen Holzfenstern. Sie treten ein und setzen sich auf die Hocker an der Theke. Der Barmann sagt:
„Willkommen ihr beiden, was darf es denn sein?“
Gregor erwidert:
„Zwei Pils bitte!“
Der Wirt macht sich an die Arbeit, während Hans und Gregor ausgelassen reden. Ein bisschen später kommt er an und stellt sie mit freundlichem Gesicht vor sie hin.
„Ja, danke!“
Sie quatschen und bestellen sich ein Pils nach dem anderen.
Eine Weile später geht Gregor den engen Kneipenraum entlang, bis hin zur Herrentoilette. Er öffnet die Tür. Man kann erkennen, dass die Urinale defekt sind. Einen Augenschwenk weiter ist eine Toilettenkabine. Gregor schreitet auf sie zu und drückt die Klinke nach unten. Es scheint jemand drinnen zu sein. Er fragt drängelnd:
„Brauchen sie noch lange?“
Eine tiefe Männerstimme erwidert:
„Du bist es! Ja, nur du alleine hast die Macht!“
Man sieht, dass die Tür langsam aufgeht und heraus kommt ein großer ungepflegter Mann mit fettigem Haar, der so schwarz wie die Nacht gekleidet ist. Der Riese, der mit ungefähr 2,10 Meter einen Kopf größer ist als Gregor, beugt sich zu ihm runter und sagt laut in sein Gesicht:
„Du bist es, nutze es richtig!“
Er verschwindet wieder. Gregor schüttelt den Kopf.
„Was für ein verrückter Typ.“
Er geht in die Kabine. Einen Moment später kommt er wieder raus, wäscht sich die Hände und geht zurück in den Kneipenraum. Man kann erkennen, dass Hans fleißig am Trinken ist.
„Kann der nicht warten, der Spinner?“
Er geht zum Wirt und erwähnt:
„Ein Pils hätte ich gerne noch!“.
Die beiden trinken und trinken, bis sie schließlich aufstehen und die Uhr über der Theke fast 01.00 Uhr nachts schlägt. Torkelnd verlassen beide die Kneipe. Hans lallt zu Gregor:
„Ich begleite dich noch.“
„Mach das.“
Als sie nach 20 Minuten am Hochhaus ankommen, bestellt sich Hans ein Taxi. Die beiden reden, bis Hans schließlich abgeholt wird.
3
Kapitel 3
„Rückweg“
Scheinbar sehr betrunken, geht Gregor in das Haus, geradewegs zum Aufzug.
„Das ist ja komisch, der ist ja wieder ganz.“
Gregor steigt ein. Sein wankenden Körper lehnt er an die Fahrstuhlwand. Die Türen schließen. Der Aufzug beginnt sich zu bewegen. Ein leises Schleifen ist wahrzunehmen. Es scheint alles in Ordnung zu sein.
Doch plötzlich hört man einen metallischen Knall und der Aufzug ruckelt. Das Licht beginnt zu flackern, dann erlischt es. Man hört Gregor ängstlich sprechen:
„Verdammt noch mal, das blöde Ding ist steckengeblieben!“
Er macht sein Feuerzeug an, da verweht die Flamme und man hört eine verzerrte dämonische Stimme:
„Mache nicht den Fehler und fahre in den Urlaub! Bleibe hier, oder die Menschheit ist in Gefahr, denn nur du hast die Macht, nutze sie richtig! Bringe dich um! Wenn du stirbst, ist alles wieder gut! Sobald du einschläfst, läuft die Zeit!“
Und wie aus dem Nichts fängt die Fahrstuhllampe an zu leuchten. Es gibt einen Ruck und der Aufzug setzt seine Fahrt fort. Gregor lacht:
„Das ist doch alles Einbildung. Entweder bin ich total besoffen, oder meine schizophrenen Anfälle fangen wieder an.“
Ein Klingeln ist zu hören.