Cuba Libre!. Klaus Muller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753180540
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gerade erst los!“

      Ich trat zurück auf den Flur und schloss die Tür.

      Aus der Bar dröhnte mir Musik entgegen. Ich musste mit Pinky reden, dass wusste ich. Sonst hätte es einen noch größeren Alarm gegeben als es sowieso schon geben würde.

      Als ich mir den Weg durch die Leute, an den Tresen bahnte, verfluchte ich diese ganzen, gottverdammten Kneipen und Bars, in denen sich wie in einem Filter, der Dreck sammelte.

      Und irgendetwas von diesem Dreck blieb immer an einem kleben, wie ein alter Kaugummi unterm Schuh.

      Pinky grinste mich an.

      „Na, noch nicht fertig?“ wollte er wissen und schob mir einen Whisky rüber.

      Ich setzte mich auf einen Hocker und nahm einen großen Schluck.

      „Noch einen?“

      Ich winkte ab.

      „Pass auf Pinky“, begann ich „es wird hier gleich einen Haufen Ärger geben.“

      Er beugte sich mit hochgezogenen Augenbrauen vor und verströmte eine Ruhe, die nur erfahrenen Barkeepern eigen ist.

      „Was gibt`s?“ wollte er wissen.

      Ich strich mir mit der Hand über das Kinn. Es war mir klar, dass der nächste Satz der Startschuss für enorm viel Ärger sein würde.

      „Hinten im Raum liegt Rita, - irgendjemand hat sie kalt gemacht.“

      Pinky schaute zur Tür, die zu den hinteren Räumen führte. So, als erwarte er Rita, die durch diese Tür kommt und mich Lügen strafte.

      Aber es kam niemand.

      Ich spürte seine Gedanken.

      „Harry?“ krächzte er.

      Ich zuckte mit den Schultern.

      Er griff mich am Revers meines Mantels und zog mich fast spielerisch halb über den Tresen.

      „Wo ist das Schwein?“ wollte er wissen und ich hatte das Gefühl, dass ich besser daran tat, eine gute Antwort zu haben.

      „Hey, bleib ruhig Mann, ich weiß nicht, wo er ist. - Hinten jedenfalls nicht.“

      Pinky ließ mich los.

      Zurück auf meinen Hocker, zündete ich mir erst einmal eine Zigarette an.

      „Gib uns noch einen“, sagte ich und deutete auf die leeren Gläser.

      Ohne mich aus den Augen zu lassen goss Pinky voll.

      Er setzte an und schüttete seinen Drink in einem Zug in sich hinein.

      „Ich werde das Schwein finden!“

      Sein Glas zersprang auf dem Fußboden.

      „Nicht du Pinky“, erwiderte ich. „Nicht du wirst ihn finden, sondern ich.“

      „Dann musst du dich aber sehr beeilen, Floyd. Denn, wenn ich den Dreckskerl vor dir finde, hat er eine Kugel im Schädel!“

      Ich glaubte ihm jedes Wort. Ich konnte nicht einmal ausschließen, dass ich es nicht selber tun würde.

      Obwohl, da war irgendwo ein kleiner Zweifel in meinem Kopf, den ich um nichts in der Welt hätte erklären können.

      „Aber was hatte er für einen Grund, sie umzulegen?“

      Pinky kam mir wieder bedrohlich nahe.

      „Solche Spinner wie er haben tausend Gründe. Und wenn sie keinen haben, dann machen sie es auch ohne!“

      „Harry ist kein Killer!“ behauptete ich.

      Pinky riss die Augen weit auf und spitzte den Mund:

      „Weißt du was Blueboy, - irgendwie ist das heutzutage jeder.“

      Ich konnte Harry nicht ernsthaft verteidigen und griff in meine Manteltasche, zog eine Karte heraus und schob sie über die Theke.

      „Was soll das?“ fragte er giftig.

      „Die gibst du der Polizei.“

      „Willst du abhauen?“

      „Ich gehe und suche Harry. Irgendetwas sagt mir, dass er von dieser ganzen Sache hier nichts weiß.“

      Pinky nahm die Karte und steckte sie in seine Westentasche.

      „Ich kenne dich zwar noch nicht lange Floyd, aber ich glaube du bist ein blöder Hund!“

      Ich stand auf und ging zum Ausgang.

      „Verdammt richtig,“ dachte ich „Verdammt richtig.“

      Kapitel 2

      Es war eine schäbige Gegend. Sie erschien mir genauso schäbig, wie der Grund, aus dem ich hier war.

      Der Hauseingang bot etwas Schutz gegen den Nieselregen. Ich lehnte an einer Mauer und beobachtete die Fenster in dem Haus gegenüber.

      Harrys Wohnung, um genau zu sein.

      Ich hatte schon viele Nächte in der Kälte gestanden und als Privatdetektiv alles Mögliche beobachtet was man sich nur vorstellen konnte. Aber heute Nacht war alles irgendwie dunkler, grauer und nasser als sonst. Ich wollte nicht hier sein. Aber irgendwie fühlte es sich so an, als wäre ich es einem alten Freund schuldig. Der alten Zeiten wegen, wenn man so will.

      Nichts tat sich. Alles lag in bleiernem Grau. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei und ich trat etwas weiter zurück in den Hauseingang.

      Ich zündete mir eine Zigarette an und beobachtete eine Katze, die mit einer Maus zwischen den Zähnen über die Straße lief und hinter Mülltonnen verschwand.

      Ich stellte mir die Frage, ob ich in dieser Geschichte die Katze, oder die Maus war.

      Der Unterschied zwischen Katzen und Privatdetektiven ist, dass Katzen immer Katzen sind, aber ich war mal Jäger und mal Gejagter.

      Das Schlimmste an diesen Jobs war das ewige Warten. Ich glaube, ich habe mein halbes Leben irgendwo gestanden und auf irgendetwas oder irgendjemanden gewartet.

      Und ich war nicht einmal sicher, ob ich mir heute überhaupt wünschte, dass jemand kam.

      Ich wusste, wenn nicht Harry, so würde mit Sicherheit die Polizei bald auftauchen.

      Und ich wollte ihn, verdammt noch einmal, vor ihnen sprechen. Denn irgendetwas an diesem Fall passte nicht zusammen. Ich hatte keine Anhaltspunkte, weder für noch gegen Harry. Aber mein Bauch sagte mir ganz deutlich, dass er in irgendetwas hineingeraten war, aus dem er jetzt alleine nicht mehr herauskam. Und in was er steckte, dass wollte ich mir von dem Einzigen erklären lassen, der dazu wahrscheinlich in der Lage war. Vielleicht war Harry schuldig, vielleicht auch nicht. Ich wollte es wissen.

      Ich warf meine Zigarette auf den nassen Boden vor mir und trat sie aus. Mit leichten Schritten überquerte ich die Straße und ging in das gegenüber liegende Treppenhaus hinein.

      Es roch nach Pisse und Katzen. - Kein Licht. Ich vermied es das Treppengeländer zu berühren.

      Ein paar Minuten und hundert Treppenstufen später stand ich vor Harrys Tür. Sie sah so aus, wie er heute Abend, dreckig und abgenutzt.

      Ich griff in den Mantel und zog meine 45er heraus. Mit dem Daumen entsicherte ich die Waffe.

      Jetzt war noch Zeit umzudrehen und zu gehen. Ich würde morgen vor der Polizei meine Aussage machen und der Fall wäre für mich erledigt gewesen.

      Doch schon in der nächsten Sekunde spürte ich den Türknauf in meiner Hand und wie ich ihn mit leichtem Druck nach links drehte.

      Ein leiser Klick war zu hören und die Tür sprang einen Spalt weit auf. Ich verharrte mit erhobener Pistole und horchte in die Wohnung hinein.

      Nichts zu hören.

      Drinnen