Cuba Libre!. Klaus Muller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klaus Muller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753180540
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es wirklich gut mit ihnen meinte, dann lagen sie sogar nicht alleine.

      Meine Augen fielen zu und ich verfluchte diese endlosen, langen Nächte.

      „Menschen, die nachts unterwegs sind und tagsüber schlafen, können nicht normal sein“, dachte ich.

      Ich schreckte auf, als mein Kopf nach vorne sackte.

      Mühsam hob ich den Arm, um auf meine Uhr zu schauen.

      Gerade sechs!

      Meine Augenlider wurden schwerer und fielen unbemerkt zu. Die Wirkung des Alkohols hatte noch nicht nachgelassen und wurde jetzt, da ich mich etwas entspannen konnte, deutlich spürbar.

      „War `ne lange Nacht was Sir?!“ sagte der Fahrer in meinen Schlaf.

      „Darauf kannst du einen lassen!“ gähnte ich zurück.

      Ich fing an in meiner Tasche nach den Zigaretten zu suchen.

      „Meine letzte Fuhre“, sprach der Fahrer in den Rückspiegel.

      „Was?“ war die einzige Reaktion, die meine Müdigkeit zuließ.

      „Sie sind meine letzte Fuhre und dann geht’s ab nach Hause zu Muttern ins Bett.“

      Ohne zu Antworten steckte ich mir eine Zigarette in den Mund.

      „Setzen sie mich Washington Street, Ecke Perry Street ab!“ sagte ich und rieb mit der linken Hand meine Augen.

      „Geht klar, Chef!“

      Die Häuser die vor den Autofenstern vorbeihuschten, verschwam­men vor meinen Augen. Ich konnte vor Müdigkeit kaum einen klaren Gedanken fassen und nahm mir vor, in meinem Büro erst einmal ein Stündchen zu schlafen.

      Jemand rüttelte an meiner Schulter.

      Ich schreckte auf und sah vor mir das breite Grinsen des Fah­rers.

      Ich war eingeschlafen!

      Die kalte Zigarette hing noch immer in meinem Mundwinkel.

      Langsam rappelte ich mich hoch und kroch schwerfällig aus dem Wagen. Mit­leidig aber gekonnt, zog mich der Fahrer nach oben, bis ich wieder halbwegs sicher auf meinen eigenen Beinen stand.

      Die frische Luft tat gut und machte meinen Kopf schlagartig etwas klarer.

      Ohne genau hinzusehen, drückte ich ihm ein paar Scheine in die Hand. Offensichtlich waren es genug, denn er stieg befriedigt in seinen Wagen und fuhr davon.

      Ich schaute ihm nach.

      „Du hast schon verdammt viel erreicht Floyd L. Carlo“, sagte ich zu mir, als ich ihn um die nächste Ecke verschwinden sah. "Jeder beschissene Taxifahrer hat ein wärmeres Bett als du, wenn er nach Hause kommt!"

      Ich zündete die Zigarette an.

      „Scheiß drauf!“ zischte ich und setzte mich in Bewegung.

      Mein Büro lag im zweiten Stock, 135 Perry Street. Keine beson­dere Gegend, aber nur drei Minuten von einem guten Burger-, und Pizza-Shop entfernt. Und das war häufig wichtiger als ein paar goldene Buchstaben auf der Visitenkarte.

      Ich taumelte durch meine Bürotür und sah vor mir das Ziel mei­ner Träume, - mein Sofa! Der Platz für meine kurzen Erholungsschläfchen zwischendurch.

      Zu meinem großen Bedauern, fand ich diesen herrlichen Schlaf­platz leider nicht unbesetzt.

      Ich blieb stehen, stützte mich auf den Schreibtisch und blickte sehnsuchtsvoll zu meinem Sofa.

      „Verdammt Hammersmith, sie haben mir gerade noch gefehlt!“

      Vor mir, fett in die Ecke des Sofas gedrückt, saß Inspektor Mike Hammersmith. Die obligatorische Zigarre im Mundwinkel, verzogen sich seine dicklichen Babywangen zu einem leichten Grinsen. Er zog ein Taschentuch aus der Brusttasche und wisch­te sich den Schweiß von der Glatze. Die Sprungfedern meines Möbels ächzten unter der extremen Materialprüfung, der sie gerade unterzogen wurden.

      „Hey Floyd“, kam es zwischen seinen wulstigen, paffenden Lip­pen hervor.

      Ich zog meinen Trench aus, nahm den Hut ab und legte beides über den Schreibtisch. In diesem Moment betrat ein Mann den Raum, der so penetrant nach Bulle roch, dass er eine riesige Wolke vor sich herschob.

      „Großer Bahnhof Hammersmith“, sagte ich und blickte wieder sehnsüch­tig zum Sofa.

      Der Inspektor klopfte vielsagend etwas Asche von seiner Kra­watte, während der andere sich von innen vor die Ausgangstür stellte.

      „Harte Nacht gehabt, Floyd?“ wollte er wissen und machte einen tiefen Zug.

      „Komischerweise stellen mir heute alle dieselbe Frage“, stellte ich fest und zog meine Zigarettenschachtel aus der Man­teltasche.

      Hammersmith schnaufte den Rauch seiner Zigarre aus seinen Lungen.

      „Wollen sie gar nicht wissen, warum wir hier sind, Floyd?“

      Ich zündete eine Zigarette an und zuckte mit den Schultern.

      „Freundschaftsbesuch schätze ich?“

      Sein Lachen klang wie das Wiehern eines alten Pferdes.

      „OK Floyd, machen wir es kurz, - wo ist er?“

      „Wo ist wer?“ fragte ich zurück.

      Die Augen des Inspektors bekamen einen gefährlichen Glanz. Allzu lange, stellte ich für mich fest, würde ich das Spielchen nicht mehr spielen können.

      „Willst du Schnüffler uns verarschen?“ kam es von dem Türste­her.

      Ich schaute ihn an.

      „Jetzt können ja schon eure Laufburschen reden“, grinste ich abfällig in Richtung des Inspektors.

      Der Türsteher machte zwei Schritte auf mich zu. Ich war fest entschlossen, ihm ein sattes Ding in seine Fresse zu hauen. Doch noch ehe ich ausholen konnte, war in einer Geschwindig­keit, die ich diesem 300 Pound Schrank nie zugetraut hätte, Ham­mersmith zwischen uns.

      Er legte mir seine linke Hand auf die Schulter und kam mit dem Gesicht so nahe, dass ich hörte, wie er an seiner Zigarre sab­berte.

      „Pass auf Floyd, es ist früh am Morgen, ich habe heute Nacht mindestens drei Kannen Kaffee getrunken, und wir wollen alle ins Bett...“

      „Wem sagen sie das“, unterbrach ich ihn.

      „Also, seien sie ein netter Mensch, machen mich nicht böse und sagen mir, wo dieser Scheißkerl steckt.“

      Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und versuchte, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu machen.

      „Ich mache ihnen einen Vorschlag Hammersmith“, begann ich, „ich werde mich jetzt dort auf das Sofa legen und etwas schlafen. Sie können sich ja daneben setzen. - Manchmal rede ich im Schlaf müssen sie wissen. Und mit etwas Glück...“

      Ich kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Ansatzlos schlug er mir mit voller Wucht die Faust seiner freien Hand in den Magen.

      Ich klappte zusammen wie ein alter Liegestuhl. Röchelnd wälzte ich mich auf dem Boden hin und her. Ich war mir nicht sicher, ob Luft rein, oder mein Mageninhalt hinauswollte.

      Hammersmith zog mich, wie ein nasses Taschentuch, an einem Arm hoch und schleuderte mich auf das Sofa. Dann griff er zu meiner Krawatte und zog mich daran wieder etwas hoch.

      „Darf ich davon ausgehen, dass du jetzt mit mir reden wirst, Floyd?“

      „Ok, OK“, hustete ich und sackte zurück.

      Bullen waren nie mein Fall gewesen, auch nicht Hammersmith. Aber er hatte etwas Gerades und nicht allzu viel Schleim in seiner Person. Doch so wie der Fall lag, würde es auch diesmal nicht zu einer berauschenden Zusammenarbeit kommen. Ich hatte nicht vor, Harrys Kopf bei den Cops in die Schlinge zu stecken. Denn was der Inspektor erst einmal in seine Fettfinger bekam,