Einen interessanten Zusammenhang bietet Erich Neumann in seinem Buch „Psychologie des Weiblichen“. Er sagt, „dass die Etymologen die Bedeutung des Wortstammes ‚Geist‘ von der Bedeutung des Wortstammes ‚Mond‘ zu trennen versucht haben, obgleich beide in der Tat identisch seien. So gehöre das Wort men (Mond) und mensis (Monat) zur Wurzel ma und zum Sanskrit mas. Andererseits sei ‚Geist‘ mit der Sanskrit-Wurzel manas, dem griechischen menos und dem lateinischen mens verwandt. Nach Porridge bedeutet das polynesische Wort mana ‚die dem Universum innewohnende nicht-körperliche Elementarkraft‘, vom Stamm her ist es mit demselben manas im Sanskrit verwandt.“ (Shuttle/Redgrove, a.a.O., S.139)
Ist also ursprünglich Hegels alles durchwaltender Geist, womit er den Begriff des Göttlichen in der Welt alles Seienden aus der christlich-patriarchalen-religiösen Welt herauslöste, eigentlich ursprünglich der Geist, der Mond, das Mana, das der Mensis der Frauen verbunden ist? Schamanen, die ja wenig Unterschiede zwischen Frauen und Männern machen, haben Frauen um ihre Menses beneidet. Sie sagen, den Frauen öffne sich mit der Menses eine spirituelle Tür, mit der sie umso leichter zu großen Erkenntnissen vordringen könnten, etwas, das die Männer nur mit Mühe durch Meditation und Kasteiung erreichen.
Frauen, die bluten, haben außer der Nutzung der Möglichkeit zur Geburtenkontrolle sich auch emanzipiert von der Bindung des Sexualtriebs an die Zeit der Fruchtbarkeit. Denn Frauen können auch zur Zeit der Menses und nach dem Ende der Menses intensive sexuelle Gefühle entwickeln, sofern der Mann auf ihre gesteigerte Empfindsamkeit eingehen kann. Sexualität wird daher mit der Herausbildung der Menstruation kulturbildend und erlöst aus dem Hormonsturm zum Zweck der Reproduktion der Gattung.
In „Die weise Wunde Menstruation“ heißt es von Shuttle/Redgrove: „Der Eintritt in die weibliche Sphäre bedeutet die tiefe Durchdringung aller subjektiven Körpererfahrungen. Sie sind unser kollektives Erbe, unsere Blutsverwandtschaft. Doch der weibliche Körper ist zu tieferen Wahrnehmungen fähig als der männliche. Aus Angst und Furcht haben die Männer die Flucht vor der Körperlichkeit angetreten und statt einer tiefen, radikalen Subjektivität eine hohe, radikale Objektivität, die das Universum erforscht, entwickelt. Doch es gibt auch ein Universum in uns, und die Tatsachen dieser Welt sind so real und wirksam wie die des äußeren Universums.“ (Shuttle/ Redgrove, a.a.O., S.234/235)
6Intelligenz
Es ist heute gang und gäbe über Intelligenz und Intelligenzförderung zu sprechen. Die Entwicklung des Menschen soll Schritt halten mit den umwälzenden technologischen Veränderungen, die die Erfindung des Computers ermöglichte. Gentechnologie und Chaosforschung sind nur einige Ausschnitte davon. Daher will man mit der Intelligenzförderung möglichst früh beginnen, möglichst schon im Mutterleib oder am besten schon bei der Familienplanung. Es gab sogar einmal eine Phase, als werdenden Müttern in den USA klassische Musik auf Tonträgern mitgegeben wurde, weil das angeblich die Intelligenz des Kindes steigern sollte.
Dieser Geist hat alle erfasst, die Zeitungen sind voll davon, die Expertenliteratur zur Kindererziehung und –förderung nimmt ungeahnte Ausmaße an.
Die Eltern, jedenfalls in den meisten Fällen auch die Väter, wünschen sich das Beste für ihr Kind, sie wünschen sich, dass ihr Kind intelligent wird, sie wünschen sich, dass es ein erfolgreiches Leben führen kann mit einem guten Job und in guten sozialen Verhältnissen. Die Verwirrung darüber, wie das zu erreichen ist, ist nach wie vor groß. Es gibt widersprechende Lehrmeinungen, Konflikte in den Familien, die sogar bis zur Trennung der Partner führen können, Streit mit den Kindern bis hin zur Gewalt gegen Kinder, die nicht tun, was man für das Beste hält. Ja die Konflikte und Leiden in diesem Bereich sind ungeheuer. Man schlägt einander förmlich die Köpfe ein mit Meinungen über Richtig und Falsch des Weges zum Erfolg und bleibt dabei oft auf der Strecke. Die Opfer sind dabei nicht zuletzt die Kinder. Verweigerungen, Furcht vor Kontakten oder Ängsten bzw. Aggressionsbereitschaft der Schüler und Schülerinnen werden von Autoritätspersonen in den Institutionen häufig mit einem Scherbenhaufen im Familienleben verknüpft. Schnell werden dann beispielsweise Scheidungskinder oder Kinder von Alleinerziehenden oder Einzelkinder zu Problemfällen erklärt, hinter die Mauern der Fassaden der äußeren Lebensumstände wird nicht geblickt. Das unproblematische Kind, das den Leistungsanforderungen entspricht, ist das Erziehungsziel, selten wird individuell das pädagogische Konzept auf die konkret vorhandenen Kinder abgestimmt. Aus Angst vor dem Bewertungsdruck werden daher Probleme von den Eltern möglichst retuschiert und vor der Öffentlichkeit geheim gehalten (Familiengeheimnisse). Das führt wiederum dazu, dass Eltern selten in der Lage sind, offen über etwaige ähnlich gelagerte Probleme zu reden, um selbständig Ursachen aufzuspüren. Sie sind bei der Erziehung zunehmend isoliert und daher zunehmend auf Ratgeber und Experten angewiesen. Eine Desolidarisierung der Gesellschaft macht sich breit.
Die Eltern und ihr Versagen werden stärker in den Mittelpunkt der Verantwortung gerückt, wie bei Haarer werden sie und vor allem die Mütter schuldig gesprochen, wenn das Kind nicht funktioniert, dabei werden jedoch die äußeren Umstände außer Acht gelassen. Tatsächlich hat sich in den zeitgenössischen Eltern-Kind-Beziehungen einiges verändert. Einfache Ursache-Wirkungs-Modelle führen jedoch zu voreiligen Bewertungen, verstärken den Erfolgsdruck der Eltern, die damit selbst in die Gefahr der öffentlich geschimpften oder für unfähig erklärten Eltern kommen. Eine Leistungsstressreaktion hat im Extremfall sogar meiner Meinung nach zum Kindesmord geführt, als ein Vater sein schreiendes Baby so schüttelte, dass es daran verstarb. Das Kind einer guten Mutter oder eines guten Vaters hat nicht zu weinen. Ich gebe zu, die Schreiphasen eines Babys sind ohnehin Nerven zerreißend, aber dies Schreien zu begleiten unter dem Leistungsstress, etwas beweisen zu müssen, ist unaushaltbar.
Tatsache ist, dass heutige Kinder bereits im Kleinkindalter als Konkurrenzobjekte zwischen Eltern dienen. Dass dabei viele Kinder auf der Strecke bleiben, ist nicht weiter verwunderlich. Kindliche Bedürfnisse und solche Anspruchshaltungen sind letztlich unvereinbar, sie steigen innerlich aus, es kommt zu Leistungsverweigerung und Stresssymptomen.
Der Druck, intelligent sein zu müssen, zu sollen, bringt Phänomene hervor wie die Beschimpfung der Kinder durch Eltern, Lehrer und gegenseitig: „Du bist blöd.“, was so viel bedeutet wie: Du entsprichst nicht, du passt nicht, was nicht selten das Kind, aber auch die Eltern in hoffnungslose Verzweiflung stürzt.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Familie unter einem enormen Erziehungsdruck, Erfolgsdruck und Bewertungsdruck steht. Gleichzeitig sind die Erziehenden in ihrer Arbeit zunehmend isoliert.
Unstrittig ist, dass die Familie die erste und eine sehr wichtige Sozialisationsinstanz ist. Ausgesprochen wichtig ist jedoch auch die wohnliche Situation, sowie das soziale Umfeld, in das das Kind hinein wächst. Weiters spielen bereits ab dem Kleinkindalter die überbordende Unterhaltungsindustrie und Massenkultur für Kinder, die keinerlei Kontrolle unterliegen und jegliches Bemühen wohlwollender Eltern vereiteln können eine bedeutende Rolle, da sie über die soziale Schiene des Miteinanders der Kinder sehr wichtig wird. Von großer Bedeutung sind die Institutionen Kindergarten, Schule und Hort, die ebenfalls bereits massiver Kritik unterworfen werden.
Zurzeit hält auch die Diskussion um das öffentliche Schulwesen die Öffentlichkeit in Atem. Zweifel an den „Experten“ Lehrer werden laut, verschiedene Konzepte, wie eine möglichst lernbereite aktive und flexible Nachkommenschaft herangezogen werden kann, werden breit diskutiert. Die Schule steht vor Erziehungsaufgaben, denen sie bisher nicht gewachsen ist.
Im Wesentlichen stimmen alle „Erzieher“, die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Vertreter der verschiedenen politischen Couleurs in den Zielen überein:
Wir brauchen Menschen mit „intelligentem Wissen“, das auch auf neue Wissensbereiche transferierbar ist, also nicht rein reproduziertes Faktenwissen. Wir brauchen Menschen, die ein Leben lang aktiv lernen wollen, damit sie mit dem Wandel in allen