Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Werner-Wolf Turski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783847698968
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der größte Ballspielplatz dieser Stätte während der Siedlungsausbreitung von Phoenix zerstört. Das vorhandene Wissen beruht nur auf frühen Erkundungsaussagen.

      Beim Großhaus von Pueblo Grande bestand jede Etage aus mehreren Räumen, deren Wände mit feinem weißem Putz bedeckt waren. In einem der Räume enthielten die Wände Ätzungen von Menschen, Tieren und Blitzen, was auf den spirituellen Charakter dieses Raumes hinweist. Die Nutzung des Großhauses wurde irgendwann einmal unterbrochen, so dass über eine längere Zeit stärkere Verfallserscheinungen am Gebäude auftraten. Danach gab es Ausbesserungen und Umgestaltungen, bevor es nach einer weiteren Nutzungszeit irgendwann in den 1400er Jahren endgültig verlassen wurde und durch Witterungseinflüsse verfiel. Die Lage des Pueblo Grande Großhauses ca. 800 m nördlich des großen Plattformmounds kann darauf hindeuten, dass im späteren Teil der klassischen Periode zwei unterschiedliche oder separate politische Einheiten in Pueblo Grande existierten oder aber auf getrennte Funktionen dieser zwei Bauwerke hinweisen.

      3.1.7. Handwerksproduktion und Kunsthandwerk

      Die Hohokam be- und verarbeiteten Stein, Knochen, Molluskenschalen, Ton, Holz, Fasern und sicher auch Tierhäute. Als Material benutzten sie örtliche Vorkommen oder im Rahmen von Interaktionen erworbenes Material. Damit produzierten sie ein breites Spektrum von Werkzeugen, Haus-Küchen-Geräten und Schmuck. Ihre Arbeitsergebnisse waren sowohl künstlerisch als auch funktional beachtenswert. Eine Metallgewinnung und -verarbeitung war ihnen unbekannt, da sie nicht die dafür erforderlichen hohen Temperaturen erzeugen konnten. Archäologische Belege für Produkte aus leicht vergänglichem organischem Material sind sehr spärlich und damit in ihrer Darstellung extrem unterrepräsentiert. Die Verallgemeinerung von Einzelstücken ist problematisch und hinterfragungswürdig.

      Die meisten Werkzeuge und Schmuckstücke dienten der persönlichen Nutzung oder zum Gebrauch in der Sippe/Gemeinschaft. Einige Personen waren vielleicht zeitweilig als Spezialisten tätig und stellten Produkte her, die bei Interaktionen weitergegeben bzw. ausgetauscht wurden, da sie den Eigenbedarf der HerstellerIn oder der Gemeinschaft überschritten. Es ist möglich, dass bestimmte Gemeinschaften/Personengruppen durch Kenntnis von Rohstoffquellen und deren Ausnutzung/Abbau zu Spezialisten in der Materialbeschaffung für eigene und fremde Bedürfnisse wurden. Die folgende Darstellung ist nach Produktgruppen gegliedert.

      3.1.7.1. Werkzeuge, Waffen, Fallen

      Zur Herstellung dieser Produkte wurden Stein, Knochen, Keramik, Holz, Fasern/Haare und Haut/Leder genutzt, wobei die organischen Stoffe absolut unterrepräsentiert oder ihr Einsatz gar nur zu vermuten ist.

      Steinwerkzeuge sind, ausgehend von ihrer Fertigungstechnik, in zwei Kategorien zu unterteilen, in die Abschlag- und die Grundsteinwerkzeuge. Die Abschlagwerkzeuge wurden aus amorphen und feinkristallinen Gesteinsmaterial wie Hornstein, Feuerstein, Chalcedon, Quarzit, Basalt, Obsidian und Jaspis durch absplitternde Schläge oder Drücke auf den Materialkörper gefertigt. Auf diese Weise wurden Messer, Schaber, Bohrer und Projektilspitzen hergestellt. Außerdem wurden große handgeführte plattige Schiefermesser für die Wildpflanzenernte gefertigt. Projektilspitzen wurden meist aus Feuerstein oder aus Hornstein geschlagen. In Pueblo Grande war die Hälfte aller gefundenen Spitzen aus Obsidian, das aus 10 lokal unterschiedlichen Quellen im Abstand von 80 bis 225 km von der Fundstelle stammte. Das begehrteste Obsidian stammte aus den Sauceda Mountains, die 110 km südöstlich von Pueblo Grande bei Gila Bend lagen. Ob diese Stücke ertauscht wurden oder durch Sammlerexpeditionen vor Ort aufgelesen oder abgebaut wurden, ist nicht zu beantworten. Die frühen Projektilspitzen der Hohokam waren die besten und schönsten Spitzen, die im Südwesten gefertigt wurden. Sie waren relativ groß im Ausmaß, mit Widerhaken und sehr spitzwinkligen Flanken und waren wunderbar aussehende Waffen. Diese Projektilspitzen waren eindeutig von Spezialisten gefertigt. Spätere Projektilspitzen waren im Ausmaß kleiner und gewöhnlich dreieckig geformt. Ein Teil der gefundenen Spitzen war offensichtlich nur als Bestattungsbeigabe (keine Gebrauchspuren) gefertigt worden. Die Grundstein-Werkzeuge (Grundstein = aus Blocksteinen gearbeitet) waren aus porösem Lavamaterial wie Bläschen-Basalt gefertigt und wurden für die Herstellung von Manos und Metaten (Mahlwerkzeuge) genutzt. Gut polierte Steinäxte wurden aus Diorit und anderem Flussgeröll mit abrasiven Verfahren (Abschleifen) hergestellt. Diese Äxte waren mit Holzhandgriffen versehen und waren effektiv beim Fällen der Wüstenbäume, wie Mesquite, als Baumaterial. Andere Grundstein-Steinwerkzeuge waren Mörser und Stößel, polierte Steine, Hämmer, Lote/Gewichtssteine (?), Spinnwirtel, Handfeilen und Pfeilschaftglätter. Oft waren diese steinernen Werkzeuge nur Werkstücke, die mit anderen Werkzeugteilen wie Handgriffen, Heften und Schäften verbunden waren. Für diesen Verbund wurden Sehnen, Fasern, Riemen und auch Klebstoffe (Harz, Pech u.ä.) genutzt.

      Aus Knochenmaterial wurden Ahlen, die beim Korbflechten und bei der Lederbearbeitung benötigt wurden, und auch Nadeln für Näharbeiten hergestellt. Weit verbreitet waren Ahlen aus den Beinknochen von Rotwild, es wurden aber auch die Knochen von Hasen, Hunden und manchmal von Waschbären verwendet. Keramische Werkzeuge waren große Topfscherben, die zu Schab- und Grabzwecken verwendet wurden. Vereinzelt wurden auch keramische Spinnwirtel hergestellt. Aus Holz wurden Grabstöcke, Pflanzstöcke, Schäfte für Waffen, Griffe für Werkzeuge, Bögen als Waffe und Drillwerkzeug, Paddel/kleine Holzplatten zur Topfformung, Schlagwaffen und Pfeilspitzen zur Vogeljagd hergestellt. Holz war sicher auch beim Bau von Webvorrichtungen im Einsatz. Fasern wurden zur Herstellung von Schnüren unterschiedlicher Stärke genutzt, die unter anderem zur Befestigung und Verbindung von Werkzeugteilen dienten. Werkzeuge nur aus Fasern waren Netze unterschiedlicher Art, die zur Kaninchenjagd und als Fischnetze eingesetzt wurden. Der Einsatz von Leder und Fell ist wahrscheinlich, aber archäologisch kaum belegbar.

      Zum Abschluss dieses Abschnitts soll noch ein Hinweis auf ein weiteres mögliches Instrument der Hohokam erfolgen, für das es jedoch keinen Nachweis gibt, auf ein mögliches Wasserfahrzeug oder eine Schwimmhilfe. Der Mittel- und der Unterlauf des Gila und des Salt River und auch seiner Nebenflüsse sind, vielleicht nicht unbedingt in der Überschwemmungszeit, auch mit einfachen Flößen und Schilfbündelbooten gut zu befahren. Auch auf den Hauptkanälen wäre sein Einsatz vorstellbar. Der Einsatz von Wasserfahrzeugen für Fischfang und Personentransport ist gut vorstellbar. Hierbei wird auch an die Züge zum Golf von Kalifornien gedacht, die mit einem einfachen Schilfboot den Gila River hinab schneller und kraftsparender durchzuführen wären als mit einem Fußmarsch über Oasenstätten durch die Wüste. Dies wäre nur dem Rückweg vom Golf ins Hohokam-Kernland vorbehalten, da die Fahrt flussauf mit Schilfbooten wie sie die Seri von der Golfküste sicher bereits zu Zeiten der Hohokam-Kultur hatten, wahrscheinlich ungünstiger gewesen wäre.

      3.1.7.2. Kleidung/Textilien

      Hohokam-Textilien sind wegen der Empfindlichkeit des Materials nicht gut erhalten. Man fand Überreste von Textilien in Höhlen, aber auch Gewebeabdrücke auf ehemals weichen Tonflächen. Trotzdem reichen die Belege dafür aus festzustellen, dass die Hohokam die Kenntnisse und Fähigkeiten für eine komplexe Webtechnik besaßen. Beweise für das Verspinnen von Pflanzenfasern liefern die aufgefundenen vielen Spinnwirtel aus Stein und Keramik. Im Wesentlichen aus Baumwolle wurde ein breites Spektrum von Kleidungsstücken hergestellt, wie Decken, Lendenschurze, Männer- und Frauenröcke, Hüte oder Turbane und Männerhemden. (Die Kleidungsbelege stammen von plastischen und bildlichen Darstellungen!) Außer Baumwolle wurden auch Agavefasern zum Weben von Gürteln und Flechten von Seilen verwendet. Die Fasern anderer Pflanzen wurden für die Herstellung von Sandalen und zum Flechten von Matten genutzt. Schilf diente zur Herstellung von Matten.

      3.1.7.3. Behälter und Gefäße

      Die ältesten Behältnisse waren aus Fruchtschalen (Kürbis, Flaschenkürbis) und tierischem Material (Haut, Leder, Blasen) mit hohem Vergänglichkeitsgrad, danach folgten Körbe in unterschiedlicher Fertigungstechnik aus brauchbaren lokalen Pflanzenfasern/Pflanzenteilen. Die nachweisbaren Hohokam-Körbe waren typische