Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Werner-Wolf Turski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783847698968
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eingebautem Bauschutt (Wandmaterial, Verputzmaterial und sogar Dachteile) alter abgerissener Gebäude. Wenn auch einige Materialentnahmegruben entdeckt wurden, so hat Pueblo Grande sicher noch weitere unentdeckte in der Umgebung des Mounds. Mesa Grande hatte z.B. u.a. eine Aushubgrube im Nordosten ihres Mounds in etwa 30 bis 40 m Abstand.

      Auf dem im Pueblo Grande Plattformmound aufgegangenen früheren, um 1100 u.Z. entstandenen Süd-Mound standen, mit den Eingängen zueinander, zwei Grubenhäuser. Diese Grubenhäuser können zwei unterschiedliche Verwandtschafts- oder Sozialgruppen repräsentiert haben. Im Laufe der Zeit „wuchsen“ durch Erweiterungen und Überarbeitungen die beiden ursprünglichen Mounds zu einem großen zusammen. Auch dieser wurde periodisch erweitert und modifiziert, bis er seine heute sichtbare Form erreichte. Die auf dem Mound errichteten Bauwerke wurden zu irgendwelchen Zeitpunkten erbaut und auch wieder abgerissen. Gründe für den Bau oder den Abriss und für die Zeitpunkte derselben konnten bisher archäologisch nicht belegt werden. Die Ausgrabungen belegten eine große Anzahl von Räumen, Hofflächen und anderen interessanten architektonischen Erscheinungen. An der Südostecke des Mounds wurde ein astronomisch ausgerichtetes Gebäude freigelegt, bei dem durch den Lichteinfall durch bestimmte Wandöffnungen der Zeitpunkt der Sommersonnenwende erkannt werden konnte. Interessant ist, dass mit einem entsprechend gestalteten Gebäude auf dem Mound von Mesa Grande, dem zweitgrößten der Hohokam, auf der Südseite des Salt River der Zeitpunkt der Wintersonnenwende bestimmt werden konnte. (Dieser Mound hatte eine Länge von 50 m, eine Breite: 33 m und eine Höhe von fast 15 m (?) [unter Einrechnung der Schuttreste des Großhauses?], andere Quellen sprechen von einer Moundgrundfläche von ca. 100 x 50 m und einer Höhe von 8 bis 9 m = 30.000 bis 35.000 m³ Volumen.)

      Beim Nordwestviertel des Pueblo Grande Plattformmoundkomplexes wurde eine Gruppe von Adobebauten direkt an die Basis des Mounds gebaut. Einer von diesen Räumen war zwei Etagen hoch. Dieser Irrgarten von Räumen hatte wenige Zutrittsstellen (d.h. Türöffnungen), was den Eindruck erweckt, dass die Bewegung von Menschen durch die Räume und unüberdachten Höfe eingegrenzt/beschränkt war. In diesem Areal freigelegte Artefakte umfassen verschiedene Mineralien und Pigmente, die wahrscheinlich bei zeremoniellen Ritualen genutzt wurden, aber auch Werkzeuge, die man für die Herstellung von Körben und zum Weben von Textilien brauchte.

      Diese kurze Beschreibung des größten Hohokam-Plattformmounds soll als verbale Illustration zu diesem Bauwerk aus der Endphase der Hohokam-Kultur dienen.

      Es ist festzustellen, dass Ballspielplätze und Mounds seit 750/775 u.Z. bis maximal 1250 u.Z. nebeneinander in der Hohokam-Kultur existierten. Bis zum Beginn der klassischen Zeit um 1150 u.Z. dominierten die Ballspielplätze die Dörfer bzw. die Dorfgemeinschaften. Die spirituelle Rolle der Mounds war im Vergleich zum Ballspielplatz in der vorklassischen Zeit sicher nur marginal und sein Sinngehalt mehr profan. Danach wurden auf Grund gesellschaftlicher Umbrüche die Ballspielplätze aufgelassen und die Mounds erlangten das spirituelle Hauptgewicht.

      Um die Plattformmounds im Phoenix-Gebiet wurden in der frühen klassischen Zeit Palisaden errichtet. Palisaden und andere Abgrenzungen sowie Torwege stellen eine formale Begrenzung der Bewegungsmöglichkeiten zwischen den Plattformen der Mounds und den neben den Mounds errichteten rituellen Spezialbauten dar. In der späten klassischen Zeit wurden um den zentralen Plattformbereich einschließlich die mit dem Mound verbundenen und auf der normalen Erdoberfläche errichteten Spezialbauten feste Compound-Adobewände gebaut. Die Moundplattformen, auf der sich während der frühen klassischen Zeit nur wenige Zeremonialbauten befanden, wurden in der späten klassischen Zeit dicht mit Räumen und ummauerten Hofplätzen bebaut.

      In Snaketown wurde jedoch ein mit Palisaden umzogener Mound bereits aus der Sacaton Phase (950/975 bis 1150/1175u.Z.) entdeckt. In Las Colinas stand ein Plattformmound aus der Soho Phase (1150/1175 bis 1300 u.Z.). Der Mound war aus einem Anfangsbau von pfostenverstärkten Wänden heraus gebaut/entwickelt worden, die jedoch nur als Stützmauern wirkten. Der Raum zwischen ihnen wurde dann mit Abfall ausgefüllt. Als Abschluss wurde eine Calicheschicht darüber gezogen. Die äußersten Wände waren niedrig, wurden aber nach innen höher, so dass ein flach abfallender Hügel mit einer wahrscheinlich flachen Kuppe entstand. Zumindest in seiner späteren Geschichte wurde der Mound von einer massiven Wand umgeben, sie stand jedoch noch in einem Soho-Kontext. Die Bauwerke auf der Moundfläche waren Wohn- und/oder Zeremonialbauten und von einer Mauer umschlossen. Auch die Bauten in der Umgebung des Mounds waren als Compounds errichtet oder der Mound mit seinen Bauten war das Zentrum eines großen Compounds (siehe Compound A von Casa Grande).

      In der klassischen Zeit befanden sich die Hohokam-Niederlassungen hauptsächlich in fünf Bereichen in der Sonora Wüste von Süd- und Zentralarizona konzentriert: im unteren Salt und im mittleren Gila River Valley im Phoenixbecken, dem unteren San Pedro River Valley, im Tucson Becken und in der östlichen Papaguería. Diese Siedlungsanhäufungen wurden durch die räumlichen Gruppierungen von Plattformmounds, die in dieser Periode gebaut und genutzt wurden, abgegrenzt. Ihre Größen und Konfigurationen variierten innerhalb und über die fünf Bereiche beträchtlich und belegen damit, dass die Kultur der Hohokam in der klassischen Periode in ihren Äußerungen nicht überall gleichartig ausgeprägt war. (Ab 1200 u.Z. wurden im von den Hohokam geräumten Tonto Becken ca. 20 Plattformmounds von den Menschen der Salado-Kultur errichtet!)

      Im Gegensatz zur manchmal konzentrierten und manchmal sehr lückenhaften Verbreitung der mehr als 100 Plattformmounds (davon mehr als 50 im Salt-Gila-Becken) hatten die mehr als 250 Ballspielplätze in 160 größeren Wohnstandorten eine relativ gleichmäßige Verteilung, die sie als Glieder einer ununterbrochenen Verbindung unter den Gemeinschaften über die gesamte Kulturregion belegen. Das reorganisierte Siedlungsmuster der klassischen Periode in diskrete Ansammlungen belegte deshalb einen Rückzug aus Zwischenbereichen und möglicherweise eine neue und differenzierte soziale Ordnung.

      Die Konzentration der Moundstandorte korrespondiert mit der in der klassischen Zeit allgemeinen Reduzierung der Hohokam-Niederlassungen und dem „Rückzug“ auf riverine Bereiche. Dessen ungeachtet gab es auch Moundstandorte der Wüsten-Hohokam mit und bei Wasserreservoiren. Ab Mitte der Klassischen Zeit (um 1300/1350 u.Z.) wurden praktisch keine neuen Mounds mehr errichtet, sondern nur noch die vorhandenen älteren ausgebaut, vergrößert und mit entsprechenden Adobe- und ggf. Calichebauten besetzt. Ab 1250 u.Z. wurde der Wandaufbau der Bauten auf den Mounds massiver und einige mehretagige Gebäude - sogenannte Großhäuser (Big houses) wurden errichtet. Die Umwallung der Mounds und der Compounds wird von einigen Wissenschaftlern als spirituell-religiöse und von anderen als defensive Maßnahme angesehen. Durchaus beide Faktoren können im Umbruch der klassischen Zeit mit ihren gesellschaftlichen Spannungen eine Rolle gespielt haben, über eine Dominanz zu streiten vertieft jedoch keine Erkenntnisse. Wesentliche Spuren von gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden von den Archäologen bei den Hohokam nicht entdeckt.

      3.1.6.6. Die Großhäuser (ab ca. 1250 bis 1400/1450 u.Z.)

      Der erste Europäer im Hohokam-Raum, Padre Eusebio Kino, berichtete, dass er 1694 7 bis 8 Großhäuser der Hohokam gesehen oder ihm über so viele zuverlässig berichtet wurde. Von diesen Großhäusern sind wesentliche Reste nur noch in Form der Ruine des Großhauses von Casa Grande erhalten. Vier Großhäuser wurden bis heute archäologisch belegt: Casa Grande, Pueblo Grande, La Ciudad und Las Colinas. Eventuell kann auf dem großen Mound von Mesa Grande auch ein Großhaus gestanden haben, bei Los Hornos wurde von einem mehretagigen Bau ähnlich dem Big house von Casa Grande gesprochen und Los Muertos wurden ebenfalls Bauten mit bis zu vier Etagen zugeschrieben. Ähnlich Casa Grande waren diese Großhäuser große, mehretagige Adobebauten, die auf einer Moundbasis standen. Nach den wenigen bekannten Daten sind aber die großen Plattformmounds keine Standorte für die Großhäuser. Beide baulichen Erscheinungen sind räumlich und offensichtlich auch funktionell voneinander getrennt. Die Moundbasis war aber kein großer Mound, sondern nur eine innerhalb der „Adobe-Grundmauern“ durchgeführte Bodenaufschüttung (bei dem Großhaus von Casa Grande ca. 2,5 m), auf der dann die folgenden Etagen mit Boden- und Dachflächen aufgestockt wurden. Das Großhaus von Casa Grande (Bauabschluss in den frühen 1300er Jahren u.Z.) hatte vier Etagen, auch das Großhaus von Pueblo Grande (errichtet wahrscheinlich in den 1300er