Mandoria - Das magische Erbe. Maria Meyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maria Meyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847670940
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dass Nikki neben uns stand. Sie trug ein dunkelblaues Kleid mit silbernen Stickereien und die Lichter ließen ihre hellen Haare leuchten. Sie lächelte, als sie den Garten betrachtete. „Ich liebe das einfach.“ „General Hedley“, quietschte eine hohe Stimme. Mein Kopf zuckte in ihre Richtung und ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Aber als ich sah, wie eine Elfe in einem hübschen grünen Kleid auf Nikki zusteuerte, fiel mir ein, dass sie natürlich den gleichen Nachnamen trug wie ihr Bruder. „Ich wollte mich bei ihnen bedanken!“, rief die Elfe. „Sie haben meine Tochter geheilt!“

      „Sie müssen sich nicht bedanken“, wehrte Nikki ab, aber die Elfe ließ sich nicht abwimmeln, sondern flatterte unter eifrigen Dankbarkeitsbezeugungen um ihren Kopf herum.

      „Holen wir uns was zu essen?“, fragte Lucy. „Ich verhungere.“ „Klar, okay.“ Ich hatte zwar nicht wirklich Hunger, weil ich schon vor der Krönungsfeier mehrere Sandwiches gefuttert hatte – schließlich hatten wir als Gefangene nichts zu essen bekommen – aber das Buffet war so imposant, dass ich es mir wenigstens ansehen musste. Lucy schnappte sich einen Teller. „Diese Torte ist unglaublich“, sagte sie und schnitt sich vorsichtig ein Stück davon ab. „Die ist sozusagen mit Obstsalat gefüllt. Das da vorne ist Nektar für Feen und Elfen.“ Sie deutete auf etwas, das aussah, wie ein Schokoladenbrunnen, nur dass die Flüssigkeit, die daran herunterfloss, nicht braun, sondern golden war. „Und da hinten ist ein Extratisch für die Riesen.“

      „Da ist dies und dort ist jenes. Passt gut auf, ich frage das im nächsten Test ab!“, äffte eine Stimme Lucys etwas belehrenden Tonfall nach. Jake kniff sie freundschaftlich in die Seite und sie ließ vor Schreck fast ihren Teller fallen. „Mein Gott, Jake!“, rief sie lachend. Der lachte nur. „Und, Emily, was hältst du so davon?“ Er sah sich um. „Ziemlich schick, oder?“

      „Das stimmt“, meinte ich. „Wer hat denn das alles in einem halben Tag auf die Beine gestellt?“

      „Mit ein bisschen Magie geht das schon“, meinte Lucy und nahm sich eine Gabel vom Buffet. „Kommt irgendwer mit, damit ich mich hinsetzen kann?“ „Klar!“, Jake nahm sich ein belegtes Brötchen.

      Mir fiel etwas anderes ein: „Apropos Magie: Wisst ihr, ob Viola hier ist? Die Fee, die bei unserem Auftrag dabei war?“ Lucy zuckte mit den Schultern und sah sich ebenfalls um. „Keine Ahnung, kann sein.“

      „Ich glaube, ich gehe sie mal suchen“, meinte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen, um mehr zu sehen, während Jake und Lucy auf einen der kleinen, verzierten Tische zusteuerten.

      Es war trotz der schwebenden Lichter nicht leicht, jemanden von Weitem zu erkennen. Statt Viola entdeckte ich Finn, der, umgeben von einer Traube von Elfen, an einem Tisch saß. Da ich ihn nicht von seinen Bewunderern ablenken wollte, sah ich mich schmunzelnd weiter um. Vor der Flügeltür stand eine weitere große Gruppe: Zalador, der sich angeregt mit einigen Ratsmitgliedern, Tom und dem Zweiten Offizier unterhielt. Als ich mich schon umdrehte, um zu Lucy und Jake zurück zu gehen, sah ich Viola plötzlich. Die Fee schwebte über dem Buffet und hielt einen kleinen Kelch unter den Nektarbrunnen. „Hey, Viola!“ Ich schob mich um einen Satyr herum und trat neben sie. „Emily!“, sie lächelte und musterte mich von Kopf bis Fuß. „Schön zu sehen, dass es dir gut geht. Überhaupt keine Verletzungen?“ Ich zeigte ihr meinen rechten Unterarm mit dem bereits erheblich verkleinerten Schnitt. „Das hier, aber das ist ja schon fast verheilt.“ „Das war unglaublich“, meinte sie und schüttelte langsam den Kopf. „Ich dachte wirklich, es wäre vorbei mit uns.“ Ich schluckte. „Ich auch. Zalador hat uns auf die Idee gebracht. Wir haben eine Botschaft von ihm bekommen.“ Viola zog erstaunt die Augenbrauen hoch und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. „Ach, so ist das. Naja, ich habe zwar noch nie persönlich mit Zalador gesprochen, aber nach allem was man hört,

      bin ich ziemlich zufrieden mit ihm als König.“ Ich nickte. Noch vor etwa einer Woche war ich unglaublich wütend auf den Zauberer gewesen, weil er mich in Mandoria festgehalten hatte. Aber Viola hatte Recht. Er hatte uns nicht nur gerettet, er hatte auch sofort nach dem Kampf die Versorgung der Verletzten organisiert, und wer so lange Amulettträger ausgebildet hatte, hatte sicher ziemlich viel Ahnung. Außerdem konnte ich nicht leugnen, dass er und sein herzliches Großvaterlächeln mir sympathisch geworden waren.

      „Also, ich glaube, ich hole mir noch ein bisschen Obst“, überlegte Viola. „Bis später, vielleicht.“ Sie lächelte mir zu und schwebte mit ihrem Kelch in der Hand zum Buffet. Ich hatte immer noch keinen Hunger. Statt zu essen wollte ich mich lieber unterhalten.

      Ich sah mich um, und suchte nach jemandem, den ich kannte, als mein Blick auf eine hochgewachsene Gestalt fiel, die sich mit zwei Gläsern in der Hand durch die Menge schob. Sam hatte die Jacke seines Anzugs ausgezogen und der weiße Stoff seines Hemdes schien in dem silbrigen Licht zu leuchten. Er sah sich suchend um und kniff ein wenig die Augen zusammen, wie immer wenn er sich konzentrierte. Ich holte tief Luft und versuchte, die Aufregung hinunterzuschlucken. Ich hatte nicht nur Lucy, sondern auch mir selbst versprochen, dass ich mit Sam reden würde. Ich musste wissen, was jetzt eigentlich Sache war. Schließlich küsste man sich nicht einfach und tat dann so als wäre nichts passiert.

      Aber gerade, als ich mich in Bewegung setzte, trat eine weitere leuchtende Gestalt an Sam heran. Ich runzelte unwillkürlich die Stirn, als ich erkannte, dass es Kate war. Ihr bodenlanges Kleid war weiß, wie Sams Hemd, und mit einigen silbrigen Pailletten verziert. Sam gab ihr eines der beiden Gläser und sie lächelte kokett zu ihm hoch. Die beiden begannen, sich zu unterhalten. Na gut, vermutlich wusste sie nicht, dass wir uns geküsst hatten... aber trotzdem sollte sie gefälligst von ihm wegbleiben! Ich beschloss, einfach hinüberzugehen und mich mit den beiden zu unterhalten, bis Kate vielleicht endlich verschwinden würde. Vielleicht sollte ich Sams Hand nehmen... aber als ich mich vorsichtig unter einer Gruppe schnatternder Elfen hindurchduckte, traute ich meinen Augen nicht. Sam nahm Kate das Glas aus der Hand und stellte es auf dem Tisch neben sich ab. Dann legte er einen Arm um ihre Hüfte, zog sie an sich und küsste sie.

      Mir stand wortwörtlich der Mund offen. Kate schlang elegant die Arme um seinen Hals und die beiden klebten so eng zusammen, dass mir schlecht wurde. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Erst küsste er mich, und dann sie? Und das am gleichen Tag? Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde vor Wut.

      „Hey, Emily, wir haben dich schon gesucht.“ Ich fuhr herum. Lucy und Jake standen hinter mir und hatten nun offenbar auch entdeckt, was ich hier anstarrte. Jake runzelte die Stirn. „Das muss doch aber echt nicht in der Öffentlichkeit sein“, murmelte er und wandte sich ab. Lucy dagegen starrte die beiden genauso ungläubig an wie ich. Dann wandte sie sich mir zu und griff nach meinem Handgelenk. „Tut mir leid, Jake. Wir sind gleich wieder da“, sagte sie über die Schulter und zog mich zum Rand der Terrasse. Dass es für Jake vermutlich nicht besonders schwer war, daraus abzulesen, dass entweder Lucy oder ich ein Problem mit diesem Kuss hatten, war mir egal.

      „Du siehst das Gleiche, was ich sehe, ja?“, fragte ich Lucy aufgebracht und fuchtelte mit dem Finger zu den beiden hinüber. Aber Lucy legte schon los: „Was ist das denn für ein komplettes Arschloch? Das hätte ich nie von Sam gedacht. Nie! Du hast noch nicht mit ihm geredet, richtig? Und jetzt geht er einfach hin und... und...“ Sie gestikulierte wild mit den Armen. „Oh mein Gott!“, zischte ich, unfähig wegzugucken. „So ein... Aaah!“ Und dann sahen sie auch noch gut zusammen aus. Mit ihren strahlend weißen Klamotten unter den Lichtern... widerlich.

      Lucy legte ihre Hände auf meine Schultern. „Okay, weißt du, was ich machen würde? Ich würde zu ihm hingehen und eine richtige Szene machen. Und hoffen, dass es ihm verdammt peinlich ist.“ Ich war wütend genug, diesen Rat gerne anzunehmen.

      Ich ging hinüber und tippte Sam auf die Schulter. Na gut, vermutlich war es etwas unsanfter als ein normales Tippen. Jedenfalls löste er sich endlich von Kate und wandte sich mir zu. „Ich muss mit dir reden...!“, setzte ich an, aber er unterbrach mich und meinte gut gelaunt. „Ja klar. Wartest du kurz, Kate?“ Sie nickte ihm mit einem Lächeln zu, das jedoch sofort wieder verschwand, als ihr Blick zu mir wanderte.

      Sam legte eine Hand auf meinen Rücken und schob mich zum Rand der Terrasse. „Von mir aus können wir auch gerne vor Kate darüber reden“,