Auf der Autobahn sah das Ganze schon anders aus. Immer wieder Staus, die ich mir nicht erklären konnte.
Weil ich nur ein kleines Auto hatte, war es mir nicht möglich mit einem Affenzahn über den Asphalt zubrettern. Allerdings versuchte ich auf Grund dieser Tatsache, den anderen schnelleren Autofahrern nicht in die Quere zu kommen. Leider gelang mir das nicht immer. Montag war dann noch solch ein Tag, an dem sich einige nicht in ein Auto setzen sollten. Sie taten es zu meinem Leidwesen doch und hätte ich gewusst, was mich heute erwartet, wäre ich liebend gerne zu Hause geblieben.
Seit ein paar Minuten fuhr ich auf der Autobahn, die ich heute recht zügig erreichte, als ohne ersichtlichen Grund ein LKW die Spur wechselte. Und dann noch einer. Na super ein Elefantenrennen, dachte ich bei mir. Doch als eine dritter Brummi die Spur wechselte, traute ich meinen Augen nicht. Die Trucks überholten einen Mercedes! Nicht so eine alte Klapperkiste, sondern einen von der neueren Sorte. Ich traute meinen Augen nicht. Doch genau in dem Moment, als ich zum Überholen ansetzen wollte, der Fahrer fuhr wirklich langsam, beschleunigte dieser. Ich sag ja: Montag. Da ich noch nicht wirklich wach war und meine Lieblingsmusik von CD lief, rollte ich nur mit den Augen und vergaß den Mercedesfahrer recht schnell.
Den Rest der Strecke legte ich ohne weitere merkwürdige Verkehrsteilnehmer zurück und erreichte pünktlich den für mich reservierten Parkplatz.
Doch was mussten meine Augen wahrnehmen? Der Mercedes von der Autobahn, stand auf dem Parkplatz neben meinem Auto. Ich ahnte übles.
Voll negativer Vorfreude begab ich mich in das Bürogebäude, in dem die Firma, bei der ich arbeitete, ansässig war. Ich grüßte dem Mann an der Rezeption mit einer lockeren Handbewegung und ging zu den Aufzügen.
Nach kurzer Zeit erreichte der Aufzug die oberste Etage, in der sich unsere IT-Sicherheitsfirma befand. Ich holte einmal tief Luft. Wer weiß was mich gleich erwartete.
Meine Vorahnung gab mir Recht. Kaum hatte sich die Türen der Kabine geöffnet, konnte ich durch den Glaseingang, alle vor versammelt dem Empfangstresen stehen sehen. Axel Knuddels, unseren Chef, mit seiner Sekretärin Brigitte Schweiss, Benno Zimmer unser Azubi und Charly Blumenberg, der genau wie ich ein normaler Angestellter war. Ja unsere Firma war wirklich klein, stellte ich beiläufig fest. Und dann stand da noch jemand. Ein kleiner Mann mit Haarkranz um seiner Glatze. Er hatte zudem einen viel zu engen Anzug an. Ich vermute ja, dass der da jeden Morgen hinein springt. Wieso schafft es so ein kleiner Wicht nicht, sich einen besser passenden Anzug zu besorgen, schoss mir die Frage in den Kopf, bevor ich durch die Glastür ging.
„Schön das du da bist“, begrüßte mich Axel. Wir hatten schon immer einen familiären Umgang in der Firma, was dafür sorgte, dass alles leichter von der Hand ging.
„Da nun alle da sind, können wir ja nun anfangen“, fuhr er fort.
Ja was denn sonst! So zum Spaß sind wir nun nicht da, wollte ich gerade sagen, biss mir aber rechtzeitig auf die Zunge. Wieso war Axel so angespannt?
„Wie ihr alle wisst, haben wir nicht wenig zu tun“, erzählte er weiter.
Welch eine Feststellung, dachte ich mir.Wir waren eben sehr gut mit unseren Sicherheitslösungen und dadurch sehr gefragt. Besonders, seit dem bekannt geworden war, dass es einige Organisationen gibt, die es auf allerlei Firmendaten abgesehen haben.
„Dies ist natürlich auch anderen Mitbewerben aufgefallen und sie haben sich dann gefragt, wieso dies denn so sei?“, fuhr Axel monoton fort. „Nun ich habe mich lange da gegen gewehrt. Doch am Ende siegte bei mir die Vernunft.“ Axel schluckte merklich. „Neben mir steht Herr Eisig. Er wird ab sofort der neue Chef der Secure Web GmbH. Diese wird in die MultiWebNet Company eingegliedert. Ich werde meinen Posten in dieser Woche noch räumen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg.“
Krach, das saß. Nun war die Katze aus dem Sack. Wir waren ab jetzt keine kleine unabhängige Firma mehr, sondern nur noch ein Teil in einem weltweit operierenden Unternehmen. Und das Axel seinen Chefposten aufgab, konnte ich mir nur mit einer dicken Abfindung erklären, die er erhalten haben musste.
Nach Axel ergriff Herr Eisig das Wort. „Guten Tag meine Herren.“
Auweia, ich musste mir ein lautes Lachen verkneifen. Nicht nur das Herr Eisig ein Presswurstwichtel war, der einen komischen Fahrstil pflegte, nein er klang auch noch wie eine Ente.
„Wie sie sicher wissen, gehört die MultiWebNet Company zu den weltweit größten Anbietern von Software aller Art. Nun wollen wir unsere Sicherheitssoftware auf ein neues Level heben und haben ihre Firma dafür ausgesucht. Wir sind von ihrem Know-How sehr beeindruckt.“ Während er sprach, wedelte Herr Eisig theatralisch mit seinen Armen. „Mit unseren finanziellen Mitteln und ihrem Wissen, werden wir auch auf diesem Gebiet bald zum Marktführer aufsteigen. Sie können sich sehr glücklich schätzen, dass wir sie ausgesucht haben!“
Na das war Ansichtssache.
„Wir werden ihre Verträge natürlich so übernehmen, wie sie derzeit sind. Jedoch erwarten wir absolutes Engagement von ihnen allen. Des Weiteren werden in Kürze weitere Mitarbeiter zu ihnen stoßen, sodass wir in naher Zukunft, unser Ziel der Weltmarktführerschaft bei Sicherheitssoftware erreichen werden. Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit ihnen.“ Dabei beließ er es und verschwand mit Axel und Brigitte in das Chefbüro.
Das war es? Mehr gab es nichts zu sagen? Ich blickte in die Gesichter von Charly und Benno. Charly starrte in die Luft, während Benno schief lächelte. Erst als Herr Eisig gegen Die Scheibe klopfte, welche das Büro von unseren Arbeitsplätzen trennte und mit seinen Armen wild gestikulierte, gingen wir zu unseren Plätzen.
Ich schlenderte eigentlich mehr, als zu gehen und schaltete, an meinem Platz angekommen, den Computer an. Danach machte ich es mir auf meinen Sessel gemütlich.
Das Gute an einer Softwarefirma ist, dass die PCs nicht lange brauchen, um hoch zu fahren, denn man hat immer die neuste Technik zu Verfügung. Außerdem benutzten wir nicht diesen virenanfälligen Marktführer. Ich schaute über meinen Bildschirm und beobachtet Charly dabei, wie er Benno irgend etwas erklärte. Heute hatte Charly unseren sogenannten Bennotag, denn wir wechselten uns immer ab, Benno unser streng geheimes Wissen zu vermitteln.
Benno nickte mehrmals bei Charlys Erklärungen. Ob er alles verstanden hatte? Bis an meinen Platz drang nur noch Gebrabbel, dabei war das Büro, wo wir arbeiteten, nicht so groß. Nachdem er scheinbar fertig war Benno alles zu erklären, kam Charly zu mir an den Platz.
Charly war ein etwas kleiner, dicklicher, aber nicht fetter Mann. Okay ich bin mit meinen ein Meter achtzig jetzt auch nicht der Riese, aber glauben sie mir, Charly ist wirklich klein. Er hatte aber ein von Grund auf herzliches Wesen und seine Erscheinung machte ihn sehr sympathisch. Und mit seinen kurzen blonden Haaren und den Sommersprossen sah er wie ein Lausbub aus.
Mit seinen nicht ganz so kleinen Hinterteil setzte sich Charly auf die Ecke meines Schreibtisches. „Was hältst du von der ganzen Sache?“, kam er direkt zur Sache.
„Nicht wirklich viel. Warum hat Axel uns nicht davor gewarnt?“
„Vielleicht wollte der kleine Gnom das so.“ Charly zuckte mit den Schultern.
„Hm. Na ja ich hoffe er arbeitet nicht so wie er fährt“, meinte ich beiläufig.
„Hä, wie soll man das verstehen?“ Verwirrt sah Charly mich an.
„Ach vergiss es“, versuchte ich mich aus der Bredouille zu reden, doch es war zu spät. „Nein tut mir leid, aber das kann ich nicht vergessen. Erst sagst du etwas und dann soll ich es wieder vergessen? So läuft das Spiel aber nicht.“
Ich schaute Charly an und sah ehrliche Neugierde.
„Pass auf“, begann ich verschwörerisch. „Der kleine Mann fuhr eine ganze Zeit vor mir und als ich ihn überholen wollte, beschleunigte er. Aber vorher noch drei Brummis vorbeiziehen lassen.“
„Na wahrscheinlich