Marattha König Zweier Welten Teil 3. Peter Urban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Urban
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847610458
Скачать книгу
5a-3c3285e6e6c6">

      Peter Urban

      Marattha König Zweier Welten Teil 3

      Bahadour

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1 Der Zauberlehrling

       Kapitel 2 Sepoy-General

       Kapitel 3 Ahmednuggur

       Kapitel 4 Der Schrecken unserer Waffen

       Kapitel 5 Ein Hauch von Unbesiegbarkeit

       Kapitel 6 Blutiges Assaye

       Kapitel 7 Bis zum bitteren Ende

       Kapitel 8 Aufsteigende Sterne

       Kapitel 9 Eine endlos lange Zeit

       Epilog

       Marattha - Glossar

       Historische Anmerkungen

       Weitere historische Romane von Peter Urban

       Impressum neobooks

      Kapitel 1 Der Zauberlehrling

      Montstuart Elphinstone küsste Lutuf Ullah beide Hände, als der alte Paschtune den Serai von Seringapatam betrat. »Baba, es tut gut, dich zu sehen!« Dann umarmte er Huneefa, Lutufs Hauptfrau, mit einer Herzlichkeit, die er seiner eigenen Mutter nie entgegengebracht hätte. »Es war ein gutes Jahr, Bedi. Ich komme aus Kalkutta. Clarke-Sahib hat all unsere Pferde gekauft, und wir haben hervorragende Preise bekommen. Ibrahim und Mullaih bringen noch einmal fünfhundert Tiere für die >inglis< aus Dagestan.«

      »Komm, Baba! Wir haben uns viel zu erzählen. Alle warten auf euch!« Elphinstone legte den Arm um Lutufs Schulter und geleitete ihn in einen prächtigen Saal, in dem bereits aufgetragen wurde. Wie einen ungezogenen kleinen Jungen packte der Paschtune Wellesleys politischen Offizier an der Nase. »Du meinst, ich habe euch viel zu berichten, denn ihr seid gewiss neugierig, aus erster Hand zu erfahren, was Mornington-Sahib in Bassein ausgehandelt hat?«

      Montstuarts junges, sonnengebräuntes Gesicht wurde rot vor Verlegenheit. »So kann man’s auch interpretieren. Arthurs Verhältnis zu seinem ehrenwerten Bruder ist ...«

      Lutuf schlug Elphinstone herzhaft auf die Schulter und lachte laut auf. »Im besten Falle frostig. Ganz Indien scheint es zu wissen. Übrigens, es geht das Gerücht, ihr hättet einen Generalmajor für das Kommando in Mysore bekommen, obwohl man mir zugetragen hat, jemand würde hier sehr laut verkünden, solche Schnösel seien überflüssig in eurem kleinen Reich.«

      »Er hat sich noch nicht von diesem Schock erholt, Baba. Die Schulterstücke hat Miss Seward ihm erst heute mit sanfter Gewalt angenäht, und er hat’s nur über sich ergehen lassen, weil Du Sir Edwin mitbringst. Wo ist der eigentlich?«

      »Bedi, die Mission ist delikat, die Sache geheim ... Sir Edwin muss sich erst den Walnusssaft aus dem Gesicht waschen und wieder europäische Kleider überziehen. Er hat es vorgezogen, in Landestracht zu reisen, denn meine Karawane ist durch Marattha-Land gezogen.« »Du machst es spannend, Lutuf!«

      »Warte ab, Bedi! So, jetzt lasse mein Weib ihren Augapfel begrüßen, oder ich werde mir heute Nacht schlimmes Gezeter und Geschimpfe anhören müssen.« Der Paschtune gab seiner Frau einen liebevollen Klaps und schickte sie zu Barrak.

      Arthur Wellesley befreite sich mit einiger Mühe von den Kindern und ihrem vierbeinigen Spielgefährten Jack, um Lutuf zu begrüßen. »Gebt mir fünf Minuten, ihr kleinen Racker!« versuchte er gutmütig, sie zu verscheuchen. »Habt Mitleid mit einem alten Mann!«

      Salabuth überhörte die Aufforderung geschickt, denn Lutufs beeindruckendes Äußeres faszinierte ihn. Er schlich sich hinter Arthur an den Afghanen heran und fingerte begeistert an dessen großem, edelsteingeschmücktem »tulwar« herum.

      »Hast du schon viele Männer besiegt? Erzählst du mir von euren Kriegszügen?« drängte der Junge auf Persisch, ohne sich um die Erwachsenen zu kümmern. »Barrak hat versprochen, dass du alles erzählst, wenn du kommst!«

      Lutuf strich dem Kleinen über die schwarzen Haare und schmunzelte Arthur an. »Deiner?«

      »Meiner!« antwortete der Ire. Ein trauriger Schleier legte sich über seine Augen. Wenn Dhoondia Wao nicht gewesen wäre, hätte er heute vielleicht voller Stolz Charlottes und seinen Sohn oder ihre kleine Tochter präsentieren dürfen.

      Der Paschtune umarmte ihn fest. »Arthur, du musst eines Tages darüber hinwegkommen«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Du kannst nicht dein ganzes Leben mit den Toten verbringen. Wenn es Allahs Wille ist, dann ruft er dich zu sich, und du wirst Charlotte und dein Kleines im Paradies wiedersehen. Allah u akkbar – Allah ist allmächtig, und in seiner unendlichen Weisheit hat er dir ein anderes Schicksal bestimmt.« Er blickte nachdenklich Salabuth an. »Es gehört viel Mut dazu, den Sohn seines Feindes großzuziehen.«

      Wellesley befreite Lutufs »tulwar« mit geübten Händen von dem kleinen, neugierigen Quälgeist. Dann nahm er ihn in die Arme. »Es gehört auch viel Mut dazu, dem Mann zu vertrauen, der deinen Vater erschlagen hat.«

      »Ihr >inglis< seid sonderbare Menschen! Ihr führt Krieg, obwohl ihr nicht hasst. Wieso dann?«

      Sir Edwin Hall war inzwischen sauber und in europäischer Kleidung in den überfüllten Speisesaal gekommen. Trotz seines Alters hatte er scharfe Ohren. Er nahm Wellesley die Antwort ab. »Wir sind ein kleines Land, umgeben von einem wilden Meer, Lutuf! Und wir haben Männer wie den Marquis von Mornington, die ihre Blicke weit in die Zukunft richten ...«

      Als der Name seines Bruders fiel, verzog Arthur den Mund. Sir Edwin schüttelte den Kopf. Er hatte dem Jungen bestimmt schon hundertmal geschrieben, dass er lernen müsse, Gefühle zu unterdrücken. Es konnte nicht so weitergehen, dass er seinen Bruder Mornington mit dem Generalgouverneur Mornington in einen Topf warf. Man konnte dem Marquis berechtigterweise auf menschlicher Ebene Vorwürfe machen, doch seine Strategie für Großbritannien auf dem Subkontinent war brillant und sehr geschickt. Sie war vor allem erfolgreich ... Als er den Generalgouverneur zu den Verhandlungen in Bassein begleitet hatte, um nach dem Massaker von Poona einen Schutzvertrag mit Bajee Rao II. auszuhandeln, war ihm im Verlauf der zähen Gespräche klar geworden, welches Ziel Mornington verfolgte. Er wollte eine befriedete Marattha-Konföderation, welche die Oberherrschaft König Georgs akzeptierte; Großbritanniens politische Strukturen und das Rechtssystem sollten auf den Subkontinent übertragen werden; es sollte ein Allianzensystem entstehen, das der Ostindischen Kompanie das Monopol für die endlosen Gebiete von der Coramandel-Küste bis hinauf zum Himalaja garantierte. Und – nicht zu vergessen – Mornington dachte stets an den Hof von St. James.

      Man munkelte, dass die Regierung Addington