Unser Fräulein Doktor Teil 2. Wolf- Dieter Erlbeck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolf- Dieter Erlbeck
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847671558
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ich wissen?

      „Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, bin ich sicher, hätte ich mich in das kleine Biest genauso verknallt wie du. Wie kam es, dass ihr euch so lange bekriegt habt und mit anderen Partnern euer Glück versucht habt?“

      „Das ist eine sehr lange Geschichte, aber um sie kurz zu machen, wir haben uns eigentlich vom ersten Tag an gemocht oder auch geliebt, aber nicht getraut, dies gegenseitig zu offenbaren. Stattdessen versuchten wir mit atemberaubenden Mitteln den anderen eifersüchtig zu machen, bis eben diese Woche die innere Explosion kam, wo wir erkannten, dass wir uns lieben, mit allen wenn und aber.“

      „Diente auch Monika nur zu diesem Zweck?“

      „Nein, sie ist leider die berühmte Ausnahme. Sie habe ich noch immer furchtbar gerne und sie, glaube ich, liebt mich sogar, so wie ich Babsi liebe. Vielleicht wäre es sogar anders gelaufen wenn wir miteinander geschlafen hätten, bevor das mit Babsi geschah. Nun müssen wir uns beide mit den neuen Tatsachen abfinden, wobei es für sie ungleich schwerer ist als für mich.“

      „Dann bin ich allerdings beruhigt, denn die Monika mochte ich auch und besonders Mama sah sie schon fast als Schwiegertochter.“

      „Nun übertreibe mal nicht.“

      „Doch, ganz ehrlich. Aber ich glaube, nein ich bin mir sicher, Babsi gefällt ihr auch, sonst hätte sie nicht den halben Abend unter Tränen verbracht.“

      Da wir inzwischen in der Garage standen beendeten wir unser sehr intensives Gespräch, das ich so in dieser Form von meinem Vater gar nicht erwartet hatte.

      Nachdem mich auch Mama noch einmal mit den üblichen Tränen in die Arme genommen hatte und von der süßesten, hübschesten Person, die ich jemals nach Hause gebracht hatte, sprach, konnten wir beruhigt schlafen gehen. Ich schlief diese letzte Nacht vor meinem ersten Kampf, tief und ruhig.

      Mein erster Kampf

      Das Schlimmste vor meinem Kampf war das Warten. Ich saß fertig in der Kabine und durfte mich von Zeit zu Zeit immer wieder warm machen. Ich schwitzte nur vom Sitzen und Warten. Ich musste als Fünfter aus unserem Verein in den Ring und sah meinen Trainer immer nur kurz nach den verschiedenen Kämpfen. Es lief wohl nicht alles nach seinen Wünschen, denn seine Laune wurde im Laufe des Abends immer schlechter.

      Endlich nahm er mich an die Hand, schaute mir tief in die Augen, als wollte er mich hypnotisieren:

      „Alles behalten? Hände vor den Kopf, Ellenbogen schützen die Leber! Augen auf und viel laufen! Tänzeln, wie im Training! Dein Gegner hat einen guten Punch!“

      Ich nickte, obwohl ich jetzt wohl schon nichts mehr verstand.

      Jemand riss die Tür auf und rief:

      „Hopp, auf geht’s!“

      Ich zog den Bademantel an, oder besser gesagt irgendjemand zog ihn mir an, wurde aus der Tür geschoben und stolperte unter dem Jubel, Lärm und Pfeifkonzert in die Halle.

      Die drei Stufen in den Ring schaffte ich, allerdings schon mit weichen Knien.

      Eine Stimme vernahm ich laut und deutlich:

      „Dieter hau ihn aus der Jacke!“

      Hartmut, mein Freund gab mir Mut. Irgendwann, während der Vorbereitung hörte ich dann auch das lang gezogene:

      „Diiiiiiieeeeeeeteeeeer!“

      Es stammte aus Babsis Kehle, die irgendwo dort unten, sicher ganz nah am Ring saß.

      Die Zeit bis zum ersten Gong, des auf drei Runden angesetzten Kampfes erlebte ich wie im Trance!

      Endlich ertönte der Gong und mein erster Kampf begann.

      Vorsichtig tasteten wir uns ab und vermieden mögliche Treffer, indem wir mehr oder wenig behände durch den Ring trippelten. Etwa in der Mitte der Runde übernahm mein Gegner deutlich die Initiative und trieb mich vor sich her. Ich versuchte ihn mit meiner linken Führhand auf Entfernung zu halten, was mir auch ganz gut gelang. Dabei vergaß ich aber selber etwas für die Punktzettel zu tun, so dass ich diese erste Runde abgeben musste, wie mir mein Trainer in der Ringpause sagte.

      „Versuche ihn auch einmal zu treffen, aber pass auf seine Rechte auf, die ist gefährlich!“

      Die zweite Runde begann mein Gegner, als wollte er schnell Schluss machen. Ich musste mich sofort wieder rückwärts bewegen, als ich erneut dieses langgezogene:

      „Diiiiiiieeeeeeeteeeeeer“, vernahm.

      Dummerweise tat ich das, was man im Ring nie tun soll, ich blickte in die Richtung aus der dieser Schrei kam, und vernachlässigte für den Bruchteil einer Sekunde meine Deckung.

      Seine Rechte landete genau seitlich zwischen Ohr und Schläfe. Ohne Kopfschutz läge ich jetzt im Land der Träume. So aber blieb es hauptsächlich die Wucht seines Schlages, der mich zu Boden riss. Ich wartete, wie ich es gelernt hatte, auf die 9 beim Zählen des Ringrichters und stellte mich dann unter dem ohrenbetäubenden Lärm in der Halle wieder zum Kampf.

      Diesmal machte mein Gegner einen entscheidenden, schwerwiegenden Fehler. Er dachte nämlich ich bin angeschlagen und stürmte wild die Hände schwingend auf mich zu.

      Dabei sah ich für einen Moment seine ungedeckte Leber und stieß meine linke Faust da hinein, wo ich sie vermutete. Die Wirkung war unglaublich. Mit schmerzverzerrten Gesicht ließ er beide Hände fallen und ich knallte ihm abwechselnd die linke und die rechte Hand in seine Visage und als er fast ohne Deckung in einer Ringecke stand schob ich ein zweites Mal meine linke Faust in Richtung Leber, was augenblicklich dazu führte, dass er stöhnend zusammenbrach und vom Ringrichter ausgezählt wurde.

      Die Halle stand nun Kopf und brüllte, johlte und klatschte. Ich hatte noch gar nicht richtig begriffen das der Kampf zu Ende war und bemerkte es erst, als mein Trainer mich umarmte und in die Höhe hob:

      „Klasse deine Linke. Klitschko kann es nicht besser! Verneige dich, zeige dich deinem Publikum. Der Beifall gehört dir. Ich stellte mich, wie ich es von den Größten im Boxgeschäft kannte, auf die Ringseile und winkte meinem Publikum zu.

      Ich weiß nicht wie sie es geschafft hatte in den Ring zu kommen, aber auf einmal stand Babsi vor mir! Süß sah sie wieder aus mit ihrem kurzen Röckchen und dem knappen Top, der ihren halben Rücken freiließ.

      Ich nahm sie in die Arme und küsste sie, nachdem mir mein Trainer endlich den Kopfschutz abgenommen und die Handschuhe ausgezogen hatte, und stemmte sie, während einige Blitzlichter ratterten, in die Höhe, wie eine Siegestrophäe.

      „Einmal hast du geschlafen“, flüsterte sie mir ins Ohr.

      „Weil ich deinen Schrei gehört hatte und dich sehen wollte.“

      Wir lachten Beide, bevor ich mich zur Urteilsverkündung in die Ringmitte stellen musste. Auch mein Gegner befand sich inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung und stellte sich neben mich. Dabei sah ich auch, dass er trotz der Schutzmaske schwere Spuren im Gesicht erlitten hatte.

      Ich tröstete ihn, nachdem der Ringrichter meinen Arm zum Zeichen des Sieges erhoben hatte! Ein wunderbares Gefühl, so den Ring verlassen zu können.

      Auf dem Weg in die Kabine stand plötzlich Monika vor mir, schlang ihre Arme um meinen Hals, gab mir einen Kuss und sagte:

      „Du warst großartig.“

      Danach verschwand sie, ohne ein Antwort abzuwarten im Halbdunkel der Halle.

      Als ich dann später die Halle verließ, stand wieder die große Limousine vor dem Eingangsportal, in deren Inneren mir Babsi schon fröhlich entgegenwinkte.

      „Die warten schon Alle auf den Star des Abends.“

      Dann küssten wir uns unter einem erneuten Blitzlichtgewitter, bevor wir Zentimeter um Zentimeter vorwärts tuckerten, bis wir endlich freie Fahrt hatten. Ich machte mir im Augenblick keine Gedanken wegen der vielen Blitzlichter, denn es war eine groß angekündigte