Wernyhora, der Seher in der Ukraine II. Michael Czaykowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Czaykowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783753111360
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komme, ihm dies zu melden und selbst zu ihren Fahnen zu eilen. Nekrasa befahl aufzusitzen und sie rückten aus der Stadt in der Richtung nach Teplik aus.

      Sie zogen die Straße dahin, hinter ihnen zieht sich der Staub in einem grauen Streifen dem Wind nach gegen Uman, vor ihnen ist das Land von Pferdehufen zertreten, auf den Feldern sieht man Haufen von Leuten, die in ihre Dörfer zurückkehren. Wenn ein Kosak heran reitet und fragt: „Gute Leute, wohin ist denn der Gonta gezogen?“, dann antworten sie keck, indem sie mit der Hand die Richtung anzeigen: „Dorthin gegen Teplik sind die Unsrigen gezogen“, sie wünschen ihm Glück auf dem Weg und folgen ihm freundlich mit den Augen. Wenn ein polnischer Landesreiter heransprengt und ruft: „He da, Bauern! Wohin sind denn die Hajdamaken gezogen?“ so bückt sich der Bauer bis zur Erde und antwortet: „Wir wissen von nichts, lieber Herr, sie sind da übers Feld hinein gezogen“, und im Herzen denken sie: „dass du den Hals brächest, verdammter Ljach!“

      Die Sonne sät die Fülle ihrer Strahlen auf die Erde aus, die Wölkchen haben sich verzogen, der Himmel hat sich erheitert wie zu einem Feiertage, schon ziehen sie gegen Teplik, da tummelt sich vor den Toren etwas, wie Kosaken, in roter Kleidung. Nekrasa sandte Bilowus auf Kundschaft aus und befahl Glembockis Kosaken rechts und links um das Dörfchen herumzureiten, um den Feind von hinten anzugreifen. Die Landesreiterei ließ er sechs Mann hoch aufstellen und vorrücken. Bilowus kehrte zurück.

      „Es sind die Unsrigen, der Herr Jägermeister Jelowicki aus Lanowiec mit seinen Leuten und vielen Adligen; sie sind eben erst nach Teplik gekommen, die Hajdamaken sind vor zwei Stunden abgezogen.“

      „Mord und Tod! Herr Michael Jelowicki, ich kenne ihn, er ist der Nachkomme Hawrylos von Perejaslaw, jenes berühmten Mannes, der irgendwo hier herum den Tataren unter Sigmund das Fell tüchtig ausgeklopft hat, er führt das Tor im Wappen. Mord und Tod! Der Alte war ein Held, aber der Nachkomme lässt sich auch nichts nachsagen.“

      Etliche zwanzig Reiter kamen aus dem Tor geritten, an der Spitze auf einem Goldfuchs von arabischer Abkunft, mit einer Blässe auf der Stirn und weißem linken Hinterfuß, ritt der Herr Jägermeister, indem er sein Pferd zierlich auf den Hinterfüßen tanzen ließ. Er trug einen roten Kontusch, ein weißes Unterkleid und einen goldenen Gürtel; die Knöpfe waren von kostbaren Steinen, der Säbel in vergoldeter Scheide, die Steigbügel von Silber, das Reitzeug nach Husarenweise mit Korallenbuckeln reich besetzt und mit büschelförmigem Samt, darauf das Wappen und der Namenszug des Herrn in Silber gestickt. Auch die übrigen Herrn ritten mutige Rosse, aber man sieht, dass der Herr Jägermeister den Vorrang unter ihnen führt. Hinter den Herren kamen die Kosaken in den mannigfaltigsten Farben. Als der Jägermeister den Kämmerer erblickte, sprengte er ihm entgegen.

      „Wie geht es ihnen, mein bester Herr, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“

      „Mord und Tod! Wahr ist’s, aber jetzt treffen wir uns bei einem guten Bissen; ihr habt euch brav gehalten, Herr Jägermeister, auf echt polnische Weise.“

      Der Jägermeister drehte sich den Schnurrbart: „Der polnische Edelmann wird immer herbeieilen und wäre es vom Ende der Welt, wenn es das Vaterland, die Rettung der Brüder gilt.“

      Alle umringten den Porucznik und fragten ihn, was zu tun sei. Als er ihnen jedoch erklärte, Ataman Nekrasa sei von ihnen zum Anführer ernannt worden, sah man deutlich, dass die Edelleute daran keinen Geschmack fanden, denn sie verzogen die Gesichter. Der Porucznik fing nun an, ihnen von der Schlacht bei Korsun zu erzählen, von den freundschaftlichen Verhältnissen des Ataman zu Kirim-Giray und dessen Nachfolger Marud-Giray und setzte hinzu: „er ist der Pflegesohn Wernyhoras.“

      Der Name Wernyhora war dazumal in den reußischen Woiwodschaften allgemein bekannt; die Edelleute wussten, dass er ein treuer Freund Polens und ein grimmiger Feind Moskaus war; sie kannten seine kräftige Teilnahme an dem Barer Adelsbund und wussten von seinen Verhältnissen zu den Mohammedanern. Ja, sie gingen gar so weit, dass sie glaubten, er habe entweder einen Bund mit Gott oder mit dem Teufel, und alles dies zusammen hatte ihm bei dem Adel ein ungeheures Ansehen erworben.

      Nekrasa war, wie absichtlich, mit Wernyhora zurückgeblieben und beeilte sich nicht sehr, die Neuankömmlinge zu begrüßen. Der Kämmerer sprach feurig für ihn: „Mord und Tod, ihr Herrn Brüder! Herr Nekrasa ist ein Kriegsmann, wie es in Polen schon lange keinen gegeben hat.“

      Der Jägermeister spielte mit dem Gold an seinen Kleidern. „Meine besten Herrlein, der Kosak ist ein ebenso guter Pole, wie der Edelmann, wir sind nicht hierher gekommen, um uns über den Oberbefehl zu entzweien, sondern um den Feind zu schlagen. Ich stelle mich mit Vergnügen unter die Befehle des Herrn Nekrasa.“

      Die Edelleute gaben sich zufrieden, nur Mikolay Jaroszynski, der Erbherr von Miastkowa, brummte ein wenig, aber der Jägermeister ritt zu ihm hin:

      „Es ärgert sie wohl, mein bestes Herrlein, dass einmal hier in der Gegend herum einige Brüder der Jaroszynski von Kosakensäbeln fielen. Was geschehen ist, das muss man zu vergessen suchen, übrigens hauen sie jetzt nur einige Hajdamaken nieder, oder was noch um die Hälfte besser wäre, die Moskowiter!“

      Alle fingen an zu lachen und sprengten auf Nekrasa zu, umringten und begrüßten ihn und Wernyhora.

      „Herr Ataman, wir stellen uns unter ihren Oberbefehl. Wir vertrauen auf ihren Mut und ihre Liebe zu Polen; sie sehen hier polnische Edelleute“ und der Herr Mundschenk Sobanski wies mit der Hand auf einen jeden und stellte sie einzeln vor. Die Edelleute verneigten sich und Nekrasa ebenfalls.

      „Ihr Herrn Brüder von Adel, nach eurem Willen übernehme ich heute den Oberbefehl, wollte Gott, es wäre immer eine solche Eintracht und Liebe zwischen dem Adel und den Kosaken, gewiss würden wir alsdann den moskowitischen Samen bald aus Polen und der Ukraine ausgejätet haben.“

      Wernyhora setzte hinzu: „Einst wird es so sein.“

      „Heilig seien eure Worte, Vater Wernyhora,“ riefen die Edelleute und brachen nach Teplik auf. Hier warteten ihrer 700 rüstige Kosaken, auf mutigen Pferden, darunter 300 von Jelowicki allein, in roten Kurtkas, gelben Gürteln und weiße Kolpake an den Schaffellmützen. Nekrasa befahl: Jelowicki solle mit den Seinen gleich hinter den glembockischen Kosaken kommen, welche die Vorhut bildeten. Der Kämmerer sollte den Befehl über die Kosaken der verschiedenen Edelleute übernehmen und unter Jelowicki drein ziehen. Der Porucznik mit der Landesreiterei, als einem geordneten und geübten Heereshaufen, solle die Nachhut bilden. Wernyhora ritt neben dem Porucznik, er hatte keinen Befehl übernehmen wollen, denn er hatte geschworen, seinen Säbel nicht gegen die Brüder zu ziehen; er fühlte tiefen Schmerz über die Verblendung der Bauern und wirkte durch guten Rat zu ihrer Bändigung mit, aber seine Hand sollte kein Blut vergießen.

      Sie verfolgten die Spur der Hajdamaken bis nach Zyatkivtsi, hier aber verlor sich hinter der Brücke über den Kublych die Spur der Rossehufe auf der Straße von Ladyschyn. Im Nu zerstreuten sich die Kosaken der Vorhut nach beiden Seiten und meldeten: „Im Eichenwalde sei das Gras im Zickzack niedergetreten nach Art der Wolfsfährten.“ Nekrasa eilte selbst in den Wald, zählte die Spuren, sah sich ihre Richtung an, kehrte zurück und nahm die Führer auf die Seite.

      „Ich kenne die Umgegend hier vollkommen genau, denn ich bin mehr als einmal hier herumgestrichen, ich kenne Salisnjaks Kniffe, er will mich auf Tatarenweise über die Richtung, die er genommen hat, täuschen. Aber die Spur ist noch frisch, jetzt entkommt er uns nicht. Herr Porucznik, sie nehmen zwei Züge von ihrer Fahne und 200 Kosaken von Herrn Stempkowski und Sobanski und ziehen sich links auf die Straße nach Soboliwka. Sobald sie über den Wald hinausgekommen sind, wenden sie sich rechts über das Feld gegen den Bug. Wenn sie unterwegs Bauern finden, lassen sie ihre Leute in die Luft schießen und Gefangene machen; wenn Gontas oder Salisnjaks Kosaken Widerstand leisten, so greifen sie an und zerstreuen dieselben. Sie, Herr Jägermeister, ziehen sich mit ihren Kosaken und einem Zug Landesreiterei rechts gegen Khutory, und wenn sie durch das Dorf hindurch sind, wenden sie sich rechts gegen den Bug. Unterwegs tun sie dasselbe, was ich dem Herrn Porucznik empfohlen habe. Bilowus mit seinen Kosaken zieht mit mir, geradezu gegen die »sieben Gräber«. Der Herr Kämmerer mit 400 Kosaken und einem Zuge Landesreiterei, wird mir in einer Entfernung von 500 Schritten folgen, rechts und links hin eine Kette von Reitern aussenden, um mit den zwei Flügeln