Die Geschichte Karthagos. Olde Hansen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Olde Hansen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783750289925
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      7Der Name "Phönizier" entstammt dem griechischen Sprachraum, s. bspwse. Hom. Od. 14, 288ff. oder Hdt. 1, 1. Aus dem Alten Testament ist auch die Bezeichnung „Kanaaniter“ bekannt (1Mos. 10, 15 - 19), die auch allgemein für Kaufleute verwendet werden konnte (Spr. 31, 24).

      8Gemeint ist das hethitische Reich im Gebiet der heutigen Türkei (ca. 1600 - 1190 v. Chr.)

      9HM scheint, das legen überschlägige „Hochrechnungen“ (v. a. aufgrund der Zahlenangaben HM 5, 46) nahe, für eine Generation ca. 25 Jahre zu berechnen.

      10Ca. 1180 v. Chr. Hier sind offenbar die Ereignisse zum Ende der Bronzezeit gemeint, die früher gerne mit dem „Seevölkersturm“ umschrieben wurden und zum Zusammenbruch des damaligen Staatensystems führten. Vgl. Sommer, Europas Ahnen, S. 91f. u. Cline, 1177, S. 226 u. 250f.

      11Hdt. 1, 1 beschreibt eine kleine Szene aus dem Alltag der Handelsreisenden: „Und als die Phoiniker in Argos angekommen, hätten sie ihre Waren feilgeboten. Am fünften oder sechsten Tag nach ihrer Ankunft, als sie schon fast alles verkauft, sei mit vielen anderen Frauen auch die Königstochter ans Gestade gekommen. […] Die Frauen hätten am Heck des Schiffes gestanden und von den Waren gekauft, wonach sie am meisten verlangten“. Abenteuerlicher wurde es, wenn Käufer und Verkäufer keine gemeinsame Sprache sprachen und nicht einmal kannten, s. Hdt. 4, 196 (u. im Epilog).

      12Die bislang bekannte Überlieferung vermittelt einen guten Eindruck vom geographischen Ausmaß des phönizischen Handels: Hom. bezeugt die Anwesenheit der Phönizier in Griechenland (Il. 6, 288; 23, 741; Od. 13, 272), Hdt. den Handel mit Assyrien (1, 1), Ägypten (3, 6), Arabien und Libyen (4, 42) sowie Bergwerke auf Thasos (6, 46). Das Alte Testament erwähnt 1Reg. 10, 22 Schiffe, die aus Spanien zurück kamen, Ez. 27, 12 Verbindungen nach Mesopotamien und Arabien, Jes. 23, 1f., Handel mit Ägypten, Spanien, Zypern und den Inseln (der Ägäis). Thuk. berichtet 6, 2, 6 von Handel rund um Sizilien, Diod. erwähnt 5, 35 phönizische Orte in Libyen, Sardinien und Spanien. Strab. 5, 225 weiß von Phöniziern auf Sardinien, Plin. n. h. 5, 17, 7; 19, 22 u. Vell. Pat. 1, 2, 3 berichten von Städtegründungen in Afrika und an der Atlantikküste Spaniens und Afrikas.

      13In Bezug auf die Handelsware der Phönizier werden in den bisher bekannten antiken Schriftquellen v. a. hochwertige Rohstoffe und Produkte betont: Hom. Il. 6, 288; 23, 741; Od. 4, 612; 1Reg. 5, 20ff. u.10, 11 u. 22; Ez. 27, 12 ; Diod. 5, 35. Dazu passt der durch Handel erlangte und Diod. 16, 41 bezeugte Reichtum der Stadt Sidon. Hdt. 3, 6 erwähnt allerdings auch gewöhnlichere Waren wie Wein und Tongefäße, Jes. 23, 2f. weiß von umfangreichem Getreidehandel. Hom. unterstellt Od. 15, 415 auch minderwertige Waren. Jo. 4, 6, Ez. 27, 13 u. Hom. Od. 14, 288 berichten zudem von Menschenhandel. Aus der Untersuchung gesunkener phönizischer und karthagischer Schiffswracks sind für das 7. bis. 3. Jahrhundert v. Chr. zudem Zinn, Blei, Elfenbein, Weine, Parfüms, verschiedene Essenzen, Bronzen (als Altmetall), Textilien, Fischsoße, Oliven und Trockenfrüchte als Wirtschaftsgüter bekannt, s. Aubet Semmler, Handel, S. 324f. Möglicherweise vermochten die Phönizier den Markt mit allen Produkten zu versorgen, die gewünscht wurden.

      14Hom. Od. 15, 455, Hdt. 4, 42 u. 6, 46 scheinen wohl von solchen „Stützpunkten“ zu sprechen. Die Dienste und Produkte der phönizischen Handwerker haben auch in der bislang bekannten Überlieferung einen guten Ruf: s. 1Reg. 5, 20ff u. 32; 7, 13-45 u. Hom. Il. 6, 288; 23, 741; Od. 4, 612.

      15Als phönizische Gründungen gelten bislang Tyros (Iust. 18, 3, 5), Karthago (u.a.: Iust. 18, 4; Plin. n. h. 5, 17, 7; Strab. 17, 832), Utica (Plin. n. h. 5, 17, 7; 16, 79, 216; Vell. Pat. 1, 2, 3), Leptis (Plin. n. h. 5, 17, 7), Gades (Plin. n. h. 5, 17, 7; Vell. Pat. 1, 2, 3) und Lixus (Plin. n. h. 19, 22). Archäologisch sind heute phönizische Siedlungen und Stützpunkte bis zum 9. Jahrhundert auf Zypern, der Ägäis, dem zentralen und westlichen Mittelmeer und schließlich den Atlantikküsten jenseits der Straße von Gibraltar, d. h. „der gesamten antiken Welt“ (Niemeyer, Das frühe Karthago, S. 21f.) fassbar.

      16Die von HM beschriebenen geographischen Gemeinsamkeiten der phönizischen Siedlungsplätze sind den Archäologen bis heute greifbar. Niemeyer u. a., Karthago, S. 21 haben sogar sechs „notwendige Voraussetzungen“ ermitteln können, die gegeben sein mussten, damit ein Ort für eine Besiedelung in Frage kam: „die Nähe zu deutlichen Landmarken als Navigationshilfe, eine natürlich begrenzte, nicht zu große Siedlungsfläche, eine leichte Verteidigungsfähigkeit, z. B. von einer vorgelagerten Insel oder einer ins Meer vorgeschobenen Landzunge aus, offene Zugänge in das nähere und fernere Hinterland, die Nähe zu wichtigen Rohstoffquellen bzw. Erzlagerstätten, eine günstige Hafensituation mit von möglichst vielen Windrichtungen geschützten Schiffsländen und Reeden.“

      17Und so manches Mal dürften die Einheimischen, wie in Karthago, auch nur schlicht bezahlt worden sein, damit sie die Interessen der Phönizier nicht störten. S. a. u. Anm. 38.

      18Es ist schwer zu entscheiden, ob es sich bei diesen Passagen um den Ausdruck eines alten Überlegenheitsgefühls der Karthager und Phönizier handelt, oder ob HM hier das Ergebnis einer historischen Einsicht wiedergibt. Aus der griechisch-römischen Antike ist eine solche Würdigung der Phönizier jedenfalls nicht bekannt. Allein bei Hdt. 5, 57 u. 58 wird auf die Rolle der Phönizier bei der „Erfindung“ des griechischen Alphabets hingewiesen. Im Übrigen hatten die Phönizier seit Homers Odyssee keinen guten Ruf (s. u. Anm. 77). In der Sache, der kulturellen Vorreiterrolle der Phönizier, scheint HM aus heutiger Sicht jedenfalls richtig zu liegen: Niemeyer, Das frühe Karthago, S. 21f. verweist auf den archäologischen Befund bei der Besiedlung des Mittelmeerraumes, ders., Phönizier im Mittelmeerraum, S. 98 zusätzlich auf die phönizischen Standards bei den gewerblich unverzichtbaren Hohlmaßen, Latacz, Phönizier bei Homer, S. 12 macht auf die phönizische Herkunft der griechischen Worte für Gold, Sesam oder den Kiton, eine Art Unterkleid, und die dahinter stehende Übergabe von kulturellem Fortschritt aufmerksam. Die politische Vorbildfunktion der Phönizier betont Sommer, Europas Ahnen, S. 284, die technologische Vorreiterrolle ebd., S. 209ff.

      19Ca. 814 v. Chr. HM macht keine weiteren Angaben zum Gründungsdatum Karthagos. Aus den übrigen Zeitangaben im Text kann man das genannte, auch traditionell überlieferte Datum aber ziemlich genau erschließen. S. v. a. HM 5, 46.

      20Im Folgenden schildert HM eine neue Variante der Gründungsgeschichte Karthagos. Sie unterscheidet sich von der bei Iust. 18, 4 oder Verg. Aen. 4, 1 überlieferten Tradition v. a. durch den Auftritt und die Aktivitäten von Sychea, dem Ehemann Elyssas, und das lange, wirkungsvolle Leben der Königstochter selbst.

      21Die große Erhebung im Stadtgebiet Karthagos, sozusagen der Höhepunkt der Stadt und Ort der späteren Akropolis mit dem großen Tempel.

      22Der heutige Berg Djebel Boukornine bei Tunis, s. a. u. HM 6, 66.

      23Nach Verg. Aen. 4, 1, 425 u. 525 war die karthagische Verfassung das Verdienst seiner Frau Elyssa.

      24Die frühen Jahre Karthagos sind archäologisch vielfach untersucht worden. Die Befunde weisen, auch wenn ein Stadtentwurf aus einen Guss nicht nachgewiesen wird, tatsächlich auf eine umsichtige, moderne und ambitionierte Stadtplanung hin, s. Charles-Picard, Karthago, S. 31f., Rakob, Ausgrabungen, S. 55, Niemeyer u. a., Karthago, S. 25, Lancel, Carthage, S. 42f., Miles, Carthage, S. 64f. u. Docter, Die griechische und punische Welt, S. 167. Damit scheint Karthago als phönizische Siedlung ein absoluter Ausnahmefall gewesen zu sein, s. Niemeyer, Das frühe Karthago, S. 27. u. 32.

      25Nach Niemeyer u. a., Karthago, S. 29 waren „die Tische der karthagischen Familien reich gedeckt“. Pflanzenreste aus den Erdproben der Grabungen bezeugten eine „blühende Landwirtschaft“ um Karthago herum. In der Frühzeit der Stadt bereicherten zudem Importe aus dem gesamten Mittelmeergebiet die Speisekarten der Karthager, s. Miles, Carthage, S. 64.

      26Auch wenn diese konkreten Zahlenangaben HMs übertrieben sein mögen, ein früh einsetzender Boom der Stadt ist heute archäologisch nachweisbar, s. Niemeyer, Das frühe Karthago, S. 18f., Niemeyer u. a., Karthago, S. 25, Miles, Carthage, S. 64 u. Docter, Die griechische und punische Welt, S. 166

      27Der Erfolg kam nicht von