Scarlett Taylor - Wendy. Stefanie Purle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Purle
Издательство: Bookwire
Серия: Scarlett Taylor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750220850
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wenige Zeit, die wir miteinander haben, natürlich nicht allein in der Küche verbringen.

      Aus dem Weinkühlschrank hole ich eine der guten Rotweinflaschen, öffne sie und gieße den Wein in eine schicke Glaskaraffe, damit er dekantieren kann. Mir persönlich liegt nicht viel an Wein, aber ich weiß, dass Carmen und Bill schön öfters bei Weinproben waren und er einen ganzen Keller für teure Weine hat. Wahrscheinlich wird ihn unser Zehn-Euro-Wein nicht sonderlich beeindrucken, aber das ist mir jetzt egal.

      Nach einem Blick auf die Uhr renne ich nach oben und gehe rasch duschen. Chris müsste gleich von seinem Einsatz zurückkommen und ich bin mir sicher, dass er danach auch noch duschen möchte. Als ich fertig bin und in Unterwäsche im Schlafzimmer stehe, höre ich seine Schritte auf der Treppe und bin erleichtert, dass er es pünktlich geschafft hat.

      Die Schlafzimmertür öffnet sich und ein blutverschmierter Chris kommt herein. Seine Schultern hängen matt herab und das, was von seinem Gesicht nicht mit Blut besprenkelt ist, sieht blass aus.

      „Ach du meine Güte“, sage ich aufgebracht und gehe auf ihn zu, während mein Blick ihn automatisch nach Verletzungen absucht. „Ist alles okay? Hast du dich verletzt?“

      Er schüttelt den Kopf und streckt die Hände nach mir aus, lässt sie aber wieder sinken, als ihm aufgeht, dass auch sie mit Blut verdreckt sind. „Nein, mit mir ist alles in Ordnung“, sagt er in rauem Ton und ich entnehme seiner kratzigen Stimme, dass er viel geschrien haben muss. „Es ist nicht mein Blut.“

      Erleichtert lasse ich die Anspannung aus meinem Körper fließen und sehe zu, wie er sich die Haare aus der verklebten Stirn streicht. „Ich kann für heute Abend absagen, wenn du möchtest“, schlage ich vor, doch er schüttelt bereits mit dem Kopf.

      „Nein, auf keinen Fall. Nach einer Dusche bin ich wieder wie neu.“

      Er geht an mir vorbei (jedoch nicht ohne seine Augen einmal meinen halbnackten Körper hinab und wieder hinaufgleiten zu lassen) und verschwindet im Bad neben dem Schlafzimmer.

      „Okay, wie du meinst“, antworte ich und hole mein schwarzes Seidenshirt vom Bett. „Waren es denn viele Werwölfe?“, rufe ich ihm zu, als das Rauschen der Dusche ertönt.

      „Ja, sieben Stück“, antwortet er über das Plätschern hinweg.

      In mir stellt sich das übliche schlechte Gewissen ein, das ich immer bekomme, wenn mein Gefährte einen von mir zugeteilten Auftrag übernimmt und dieser sich als besonders schwierig und riskant herausstellt. Aber er hat selbst darauf bestanden, sich eigenhändig um die Werwölfe zu kümmern. Schließlich sind sie irgendwie seine Artgenossen. Er hatte gehofft, dass er sie zur Vernunft bringen könnte, aber nach dem ganzen Blut auf seinen Klamotten zu urteilen, war es vergebens.

      „Konntest du sie überzeugen, sich den Mannwölfen anzuschließen?“

      Ich schlüpfe in das Shirt und setze mich auf die Bettkannte, um mir die schwarze Stoffhose anzuziehen, die ich mir bereitgelegt hatte.

      „Nein, daran war nicht zu denken! Ein paar Mannwölfe von außerhalb kamen noch dazu. Wir konnten ein kleines Mädchen, das die Werwölfe sich für einen späteren Snack gefangen hielten, befreien. Aber für zwei junge Männer und eine Frau war es schon zu spät“, erzählt Chris aus der Dusche weiter. „Die Werwölfe waren total im Blutrausch, man konnte kein vernünftiges Wort mehr mit ihnen sprechen.“

      „Und was habt ihr mit den Leichen gemacht?“, hake ich nach und ziehe meine Strümpfe über.

      Chris schaltet die Dusche aus und ich höre das Schaben der Glastür auf den Fliesen, als er heraustritt. „Das hat der andere Mannwolf-Clan übernommen. Sie waren eh schon länger an dem Fall dran“, antwortet er und erscheint nackt und nass mit einem Handtuch in der Hand im Türrahmen. „Sie lassen es wie einen Autounfall aussehen“, erzählt er, während er sich die Haare trockenrubbelt. „Sie haben die Opfer und die Werwölfe in einen alten Bulli gesetzt, den sie vom Schrottplatz geklaut haben. Auf irgendeiner Landstraße werden sie ihn sich dann überschlagen lassen. Das wird zwar nicht ganz zu den Verletzungen passen, aber sie hoffen, dass es einige Zeit dauern wird bis man sie und den Bulli findet. Die Polizei wird denken, wilde Wölfe hätten diese Wunden an den Leichen verursacht. Und für pathologische Untersuchungen wird es dann hoffentlich schon zu spät sein.“

      Trotz der Bilder von zerfetzten Leichen in meinem Kopf, kann ich nicht aufhören, den nackten Körper meines Gefährten zu betrachten. Eigentlich wollte ich auch noch nach dem kleinen Mädchen fragen, doch auch dieser Gedanke entgleitet mir.

      In seiner ganzen Pracht und Anmut steht er vor mir und raubt mir damit allein schon fast den Atem. Dass er bemerkt, dass ich ihn anstarre, kann ich an der Reaktion zwischen seinen Schenkeln sehen. Es scheint ihm zu gefallen, dass ich mich kaum sattsehen kann.

      Er lässt das Handtuch fallen und kommt langsam schleichend auf mich zu. Seine geschmeidigen Bewegungen erinnern an ein Raubtier, das sich seiner Beute nähert. Unter seinen linken Rippen hat sich ein dunkler Schatten gebildet, der in ein paar Tagen sicherlich zu einem blauen Fleck werden wird. Ich sitze noch immer auf der Bettkannte und lege die Ohrringe, die ich gerade anlegen wollte, zurück auf den Nachttisch. Als er direkt vor mir steht, sehe ich, dass sich der Schatten bis zu seinem Hüftknochen hinunterzieht und ich fahre mit meinen Fingern über die noch feuchte Haut.

      „Du bist verletzt“, hauche ich gegen seinen Unterbauch, als seine Finger durch mein feuchtes Haar gleiten.

      Sein Gemächt reckt sich mir entgegen und ich spüre ein verlangendes Ziehen in meinem Unterleib. Ich umfasse seine schmale Hüfte und lasse meine Daumen durch den Rand seiner Behaarung gleiten.

      „Nichts Schlimmes“, raunt er und zieht scharf die Luft ein, als ich meine Hand von seinen Hüften hinab zu seinem pochenden Glied gleiten lasse.

      Ich umfasse ihn mit der Faust und führe seine Spitze an meine Lippen. Sanft küsse ich das glatte, rosa Fleisch, bevor ich mit der Zungenspitze darüberfahre, als die Türklingel ertönt.

      Kapitel 3

      „Hallo, kommt doch herein“, sage ich noch etwas außer Atem und streiche mein feuchtes Haar glatt.

      Carmen umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Sie riecht so gut wie sie aussieht, nach süßem Karamell mit einem Hauch Rosenduft im Nachklang. Ihr langes, blondes Haar ist heute glatt und fällt in einem seidigen Strang über ihren Rücken. Sie trägt ein schulterfreies, weißes Sommerkleid mit winzigen rosa Blüten darauf, was ihre Sommerbräune gut zur Geltung bringt. Ihre hochhackigen Riemchensandalen und ihr Lippenstift greifen den rosa Farbton der Blüten wieder auf. Sie strahlt mich freudig an und präsentiert dabei ihre perfekten, perlweißen Zähne, die mit ihrer zarten Perlenkette an ihrem schlanken Hals um die Wette schimmern.

      „Scarlett, mein Schatz, ich bin ja so froh, dass wir uns endlich mal zu viert treffen können. Super, dass ihr es einrichten konntet. Das ist so ein richtiger Pärchen-Abend, nicht wahr?“, plappert sie kichernd drauf los und ich spüre einen Hauch Unsicherheit in ihrer Stimme. Sie wirkt aufgeregt und ein wenig nervös. Ihre Wimpern flattern wie Schmetterlingsflügel und sie schüttelt mit dem Kopf. „Ach, ich Dummerchen“, sagt sie und dreht sich zu ihrer Begleitung um. Sie streckt die Hand aus und ergreift ihn an seinem Jackettärmel. „Das ist Bill“, stellt sie ihn vor und ich setze ein freundliches Lächeln auf. „Bill, das ist meine beste und älteste Freundin Scarlett.“

      Bill tritt über die Türschwelle, legt einen Arm um Carmens schmale Taille und den streckt mir den anderen zum Gruß entgegen. Sein Haar ist aschgrau, an den Seiten kurz und oben etwas länger, wo er es mit Gel zurückgekämmt hat. Das Gesicht ist oval und teigig, mit spärlichen Bartstoppeln am Kinn. Seine Augen haben einen schmutzigen Grauton, der mich spontan an dreckiges Wischwasser erinnert. Er trägt ein dunkelblaues, teuer aussehendes Jackett und darunter ein hellblaues Hemd, bei dem er einen Knopf zu viel am Kragen offengelassen hat, sodass man seine glattrasierte, mit Sommersprossen übersäte Brust erahnen kann. Sein Hemd steckt in einer ausgewaschenen Jeans, die an den Knien weiße Abnutzungen hat und so gar nicht zum Rest seiner Erscheinung und