heiligen Aegidius in Morimund machte, unversehens
in seinem niedern Dienste. Da nun der Freund in
Eberhard dringt, ihm zu folgen, ruft dieser aus: Ja, hin
nach dem alten Berge! Und bat den Abt von Morimund,
zwölf Klosterbrüder mit ihm in seine Heimat
ziehen zu lassen, zog heim und wandelte Schloß Berg
in ein Kloster um, das er nun, vielleicht mit aus Erinnerung
an jenes thüringische Altenberge, wo er oft auf
waldiger Höhe im Gebet gekniet hatte, auch Altenber-
ge nannte. Sein Bruder Adolf trat als Mitbegründer
auch in das neue Kloster, dem Eberhard vorstand, und
da es mit ihm zum Sterben kam und sein Bruder weinend
an seinem Lager stand, sagte er einen Tag und
eine Stunde voraus, wo er Adolf wiedersehen werde,
und genau zu derselben Stunde ging Adolf zum Tode
ein und zum Wiedersehen in dem ewigen Leben.
108. Der Klosteresel
Als die vormaligen Grafen und nun Klostermönche
Eberhard und Adolf in Altenberge gestorben waren,
wurde ein Mönch, der mit von Morimund gekommen
und dort schon Subprior gewesen war, zum Abt von
Altenberge erwählt, der hieß Berno. Unter ihm beschloß
der Konvent, das Kloster von der steilen Berghöhe,
auf der es lag, herab und in das Tal zu verlegen,
durch das die Dhüne ihre raschen Wellen rollt. Einige
schlugen nun diese, andere jene zum neuen Aufbau
geeignete Stelle vor, aber die Meinungen waren sehr
verschieden und ließen sich nicht vereinigen. Da riet
Abt Berno, die Brüder sollten doch den Klosteresel
entscheiden lassen. Da nun die Brüder mit dieser Entscheidung
vollkommen einverstanden waren, so
wurde der Esel an das Tor der alten Burg geführt und
von da seinem Gang überlassen. Der Langohr schritt
gemachsam den Berg hinab, und die Mönche folgten
ihm. Im Tale, wo der Kaibach von der Spechtshard
herunterkommt, und wo damals nur Wald und Waldwiesen
waren, stand der Esel still, trank einmal,
schaute sich um, iahte und legte sich. An dieser Stelle
nun wurde das neue Kloster erbaut. Hundert Jahre
hatte es dort bestanden, da war Konrad von Hochstaden,
welcher zum Kölner Dome den ersten Stein
legte, auch in Altenberge, und man legte dort den
Grundstein zu einer Dom- und Klosterkirche von großer
Pracht und Herrlichkeit, und in ihr sind die Grabstätten
und Grabdenkmäler fast aller Grafen und spätern
Herzoge von Berg und Mark, bis im Jahre 1511
das altberühmte edle Geschlecht erlosch.
109. Der blühende Bischofstab
Aus dem Geschlechte der Grafen vom Berge und Altena
stammte auch Bruno, der sechsundvierzigste Erzbischof
von Köln, das war gar ein andächtiger und
frommer Priester und von so großer Demut und Bescheidenheit,
daß er sich lange weigerte, sein wichtiges
Amt zu übernehmen. Es drückte ihn die hohe
Würde, und nur drei Jahre behielt er sie, dann kam er
nach Altenberge von Köln herüber, hielt noch einmal
in pontificalibus in der herrlichen Kathedrale das
Hochamt und trat dann als schlichter Zisterziensermönch
in die Schar der Brüder des Klosters Altenberge
ein. Seinen Bischofstab hing er zum Andenken
hinter dem Hochaltar der Kirche auf, diente Gott in
Treue und starb am Tage des heiligen Gregorius im
Jahre des Herrn eintausendzweihundert. Als die Brüder
früh in die Kirche kamen, die Vigilien zu singen,
war sie mit Wohlgeruch erfüllt, und dem Bischofstabe
waren Palmenzweige und weiße Lilien entsproßt, die
also dufteten. Da erkannten alle, welch ein heiliger
Mann ihr Bruder Bruno gewesen.
110. Immenkapelle
Im Kloster Altenberge lebte auch ein Klosterbruder,
der war des Klosters Bienenvater und schien nicht mit
sonders hellem Geist begabt, viel eher am Verstande
beschränkt, doch gar sinnig treu vom Herzen. Da man
nun das Allerheiligste durch die Fluren trug unter Gesängen
und Litaneien, der Saaten Wachstum und Gedeihen
zu fördern, so dachte der Bienenvater in seiner
Einfalt, wenn die heilige Hostie dem Korn und Weizen
Gedeihen gebe, so könne, werde und müsse sie
das auch dem Honig und Wachse, nahm heimlich eine
geweihte Hostie und legte sie in das Bienenhaus in
einen leeren Korb von Glas. Da schwärmten alsbald
die Immen herbei und bauten um das Heiligtum von
eitel Wachs ein überaus kunstvolles Sakramenthäuschen
mit Türen, Kuppeln, Türmchen, Spitzbogen,
Pfeilern und gar wunderzierlichem Schmuck. Darauf
kamen die Tiere des Feldes und beugten sich vor dieser
wunderbaren Monstranz. Da nun die Brüder solches
Wunder anstaunten, bekannte der Bruder Bienenvater,
was er getan, und da erhob man das Sakramenthaus
der Immen und stellte es unter Absingung
frommer Hymnen in der Klosterkirche auf, das Bienenhaus
aber ward abgebrochen und an seine Stätte
eine Kapelle gebaut, die nannte man hernach stetig
die Immenkapelle. Der Klosterbruder Bienenvater
aber ward von der Zeit noch stiller und in sich gekehrter
und starb bald darauf.
111. Nibelung von Hardenberg und der Zwerg
Goldemar
Im Jülicher Lande saß ein Edler, des Namens Nibelung
von Hardenberg, dem waren die Schlösser Hardenberg,
Hardenstein und Rauenthal, und bei ihm
wohnte ein Zwergenkönig oder Elbe, der hieß Goldemar,
der war dem Nibelung von Hardenberg und nicht
minder dessen schöner Schwester gar sehr zugetan,
gab Ratschläge und war hülfreich in allen Sachen.
Und obschon der Elb Goldemar sich nicht sehen ließ,
vielmehr stets unsichtbar blieb, so ließ er sich doch
deutlich