gestorben und begraben. Er war in allen hohen Künsten
erfahren, ja auch ein Baumeister. Manche sagen,
daß Albertus Magnus den Grundplan des Kölner
Doms erfunden und aufgezeichnet habe, und das Chor
der vormaligen Dominikanerkirche habe er auch erbaut.
In dieser Kirche ruhten seine Gebeine, kamen
aber in St. Andreas' Kirche, als jene der Dominikaner
ihre Zerstörung fand.
Im Jahre 1248 kam Kaiser Wilhelm von Holland,
Kaiser Friedrich des Zweiten Gegenkaiser, mit ziemlichem
Hofstaate gen Köln, und zwar am Tage der heiligen
drei Könige, den bat, samt seinem Hofe, Albertus
in seinen Klostergarten zu den Predigern zu Gaste.
Es war große Kälte eingetreten und fiel ein starker tiefer
Schnee, da meinten die Räte und vornehmen
Dienstmannen, der Mönch möge wohl sein Gehirn erfroren
haben, daß er zu solcher Jahreszeit zu einem
Gartenvergnügen einlade, und rieten dem Kaiser,
ihrem Herrn, der Einladung keine Folge zu geben.
Aber der Kaiser ließ sich dazu nicht bewegen, hieß
vielmehr die Seinen ihm folgen, und kamen zu dem
Predigerkloster, wurden auch alsobald in den Garten
geleitet. Da lagen alle Bäume und Sträucher dick voll
Schnee, und waren alle Wege verschneit, und alles
Laub und Gras war bedeckt, unter den Bäumen aber
standen die Tafeln mit kostbaren Gedecken und Aufsätzen
und herrliche Sessel und schmucke Diener zur
Aufwartung. Dem Kaiser machte das Seltsame solcher
Anordnung eine Lust, und setzte sich auf den für
ihn bereiten Stuhl, da mußten die andern sich auch
setzen, und die Tafel hub an. Da klärte sich der Himmel
auf, und trat lieblicher Sonnenschein herfür, und
verging der Schnee wie ein Dunst, und hoben sich
Gras und Laub frischgrün zu Tage, und kamen Blumen
aus dem Boden hervorgesproßt, und die Bäume
alle trieben Laub und Blüten. Auch Vöglein kamen
geflogen und sangen gar lieblich, und wurde sehr heiß
allmählich, so daß der Bäume Blüten abfielen und die
Fruchtkeime schwollen und die Früchte reiften. Und
der Kaiser tät seine winterliche Pelzschaube ab, weil
ihm allzu warm wurde, und die andern auch die ihrigen.
Da nun die Mahlzeit mit großen Freuden geendet
war, obschon niemand wußte, wer und von wannen
die zierlichen und willfährigen Diener waren und wo
die Speisen alle zubereitet wurden, da verloren sich
die Diener, und die Vögel sangen nicht mehr und entflohen,
die Blumen blühten ab, die Bäume wurden
fahl, es ward kühl, dann kalt, die Winterschauben
wurden wieder umgehangen, der Kaiser hob die Tafel
auf, die Sonne verschwand, der Himmel ward grau,
und auf Bäumen, Laub und Gras lag wieder Schnee.
Alles eilte in das Kloster, um im warmen Refektorium
vor der Kälte gesichert zu sein. Kaiser Wilhelm aber
pries seinen kunstfertigen Wirt und begabte ihn und
den Konvent mit Gütern reichlich und erlebte nie wieder
solch wunderseltsames Gastmahl.
116. Herr Gryn und der Löwe
Zu Köln saß auf dem geistlichen Herrscherstuhle Erzbischof
Engelbert, der hatte viel Streitens mit der
Bürgerschaft, das bis zum blutigen Kampf gedieh.
Dieser Bischof hatte einen Löwen, den hatten ihm
zwei Domherren aufgezogen. Gegen den Bischof
stand im steten Streite der Bürgermeister der Stadt,
Herr Hermann Gryn, und hielt zur Gemeinde und verteidigte
deren Rechte, doch war er mit den Domherren
gleichwohl persönlich nicht verfeindet. So luden die
zwei, welche des Erzbischofs enge Freunde waren,
eines Tages – es soll im Jahre 1266 sich zugetragen
haben – den Bürgermeister zu sich ein zu einem Gastmahl
und brachten das Gespräch auf den Löwen, den
sie heimlich hatten fasten und sehr hungrig werden
lassen, und erboten sich, vor dem Essen ihm den
Löwen sehen zu lassen. Sie führten Hermann Gryn an
die Pforte des Löwenzwingers, öffneten diese und
stießen ihn unversehens hinein, worauf sie die Türe
zuschlugen und vermeinten, der Löwe werde ihn alsobald
zerreißen. Der Löwe, als er den Mann sah, riß
den Rachen mit den scharfen Zähnen weit auf, schlug
einen Schweifring und legte sich nach Katzenart zum
Sprunge; Herr Hermann Gryn aber, wie er sah, was
ihm drohte, schlang rasch seinen Mantel um den lin-
ken Arm und faßte seine Gugel, die er in der Hand
hielt, fest und zog sein Schwert und wartete nicht, bis
der Löwe sprang, sondern stürzte sich auf ihn mit gezücktem
Schwerte, fuhr ihm mit dem linken Arm in
den Rachen hinein und durchstieß ihn mit dem
Schwerte. Dann gewann er einen Ausgang und ging,
ohne gegessen zu haben, seinem Hause zu. Dieses
Mittagessen bekam aber den beiden Domherren gar
übel, denn der Bürgermeister sandte seine Häscher
unversehens und ließ sie greifen und aufhenken an
einen Balken gleich am Tore des Chorherrenhauses
neben dem Dom, das nannte man seitdem das Pfaffentor.
Darauf wurde zum Andenken solchen Mutes das
Bild Gryns mit noch dreien andern Löwenbändigern
in Gesellschaft in Stein ausgeführt und zur Zier über
dem Pfeilerbogengang am Rathaus angebracht, da
sieht man die Mär von Herzog Heinrich dem Löwen,
Simsons Löwenkampf und Daniel in der Löwengrube
dem Kölner Löwensieger beigesellt. –
117. Die Pferde aus dem Bodenloch
Zu Köln nahe dem Eingange der Kirche zu den heiligen
zwölf Aposteln war ein Gemälde zu schauen, das
stellte eine gar absonderliche Geschichte dar. Es war
ein Bürgermeister daselbst, hieß Richmuth von