Inga holte Luft und Carolin hakte ein.
„Hört sich doch super an. Wo war denn der Haken?“
„Pass´ auf, der kommt jetzt. Dann haben wir uns endlich getroffen, es war irgend so ein zweiter Feiertag, Ostern oder Pfingsten, ich weiß es nicht mehr. Wir tranken nett Kaffee an der Alster, gingen ein langes Stück zusammen spazieren, alles schön, und mehr kann man wirklich nicht verlangen für ein erstes Date. Was will man denn noch, um sich für ein zweites zu verabreden, als dass man sich stundenlang gut unterhalten hat?! Und er, dieser Arsch, eröffnet mir bei der Verabschiedung, er mache das ja gar nicht, um wirklich eine Partnerin kennenzulernen, sondern bloß, um interessante Leute zu treffen. Ich war so perplex, da fiel mir in dem Moment einfach gar nichts zu ein.“
„So ein Blödmann. Damit soll er doch nicht deine Zeit und dein Geld verschwenden. Ich meine, man begibt sich doch auf so eine Plattform, gerade weil man ernsthaft sucht, oder? Für Freundschaften und interessante Begegnungen gibt es doch extra Plattformen, oder?“
Bernadette war angemessen solidarisch empört.
„Ja, aber pass auf, es kommt noch schlimmer. Zwei Tage später war ich im Museum und da sah ich ihn wieder. Und zwar nicht allein, sondern in Begleitung einer Frau.“
„Und?“ Das fragten die drei anderen einstimmig.
„Und… ich war erstmal geplättet und wusste nicht, was ich machen sollte. Also ging ich aufs Klo, um in Ruhe zu überlegen. Und dann dachte ich, ich gehe jetzt auf ihn zu und begrüße ihn ganz locker. Und frage, ob das ein Date ist oder nur eine interessante Begegnung.“
Inga grinste in die Runde.
„Ja und, hast du?“ fragte Carolin.
„Ich wollte. Und wisst ihr was? Er hatte mich anscheinend gesehen. Und wollt ihr wissen, was er dann tat?“
Alle hingen gebannt an Ingas Lippen. Das Hähnchen kühlte vor sich hin.
„Er wich mir aus. Er versteckte sich hinter den Türen. Wenn ich dann um die Ecke bog, zog er seine Partnerin fix weiter. Ich sage euch, es war mir ein Triumph. Die Konfrontation brauchte ich anschließend gar nicht mehr. So ein feiges Arschloch.“
Carolin sah mit zweifelnder Miene in die Runde.
„Wisst ihr was? Ich back mir doch einen.“
Alle lachten und Florence schlug vor:
„Bevor du das tust, könnten wir aber zuerst unser Dessert genießen. Das bringt dir vielleicht schon die Inspiration, die du brauchst.“
Sie sammelte die Teller und Bestecke ein und brachte sie in die Küche. Inga kam mit der Auflaufform und den Hähnchenresten hinterher, Bernadette brachte die übrigen Schüsseln.
„Flor de Canha?“
Florence holte die Flasche aus dem Schrank.
„Das ist eine rhetorische Frage, nehme ich doch an“, antwortete Inga lakonisch und holte Gläser aus dem Schrank. Carolin fiel ein, dass sie in der Tat gebacken hatte. Sie rannte auf die Terrasse und holte die Tortenplatte herein. Bernadette hatte schon an Kuchenteller und kleine Gabeln gedacht.
„Viola!“
Stolz präsentierte Carolin ihre wohlgelungene Tarte au Citron.
„Und, schreiben wir jetzt deinen Text?“ hakte Inga nach.
„Ach weißt du, für heute Abend ist mir die Lust vergangen. Das mache ich demnächst mal mit einem Glas Rotwein als zuverlässigem Begleiter und beherzige eure Ratschläge.“
Carolin sah etwas resigniert in die Runde.
„Resignation ist ein guter Ausgangspunkt, glaub´ mir!“ versprach Inga.
Florence füllte andächtig die kleinen Schnapskelche mit dem köstlichen, alten Rum.
„Meine Lieben“, fing sie an. „Es war mir mal wieder ein Fest mit euch!“
„Und mit dir!“
Sie ließen ihre Gläser aneinander klingen und ihrer aller Gedanken waren dieselbe Mischung aus Wehmut, dass wieder eine wunderbare Woche vorbeigegangen war und Vorfreude auf die nächste gemeinsame Reise.
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