Ninas kleine Hand an seiner Wange riss ihn aus seinem Gedankenkarussell.
Langsam hob er den Blick, bis er ihren fand. Sie hatte sich vor ihn gekniet. Ihre schmalen, nackten Beine lugten unter seinem viel zu großen T-Shirt hervor.
Er liebte diesen Anblick, Nina in seinen Klamotten, die es so gern mochte, an seinem Shirt zu riechen.
Er liebte es zu wissen, dass sie bei ihm war, ihn berührte und nicht noch weiter von ihm weglief.
Erneut schloss er die Augen und schmiegte seine Wange in ihre Handfläche.
"Du hast gesagt, dass du mich liebst", sagte er leise und konnte den Vorwurf in seiner Stimme nicht ganz verbergen.
"Natürlich", sagte sie leise, woraufhin er die Augen öffnete.
"Nicht genug", gab er kaum hörbar zurück und fixierte sie mit seinem Blick.
Sie war so zart, so schön, wie für ihn gemacht und doch um so vieles zu gut für ihn.
"Mehr als mein Leben", flüsterte sie und sah ihn eindringlich ein.
Ihre Worte raubten seinen Verstand. Sie widersprach sich in jedem Satz. Erst behauptete sie, sie gehöre ihm, dann lehnte sie ihn unverwandt ab. Sie wollte ihn nicht heiraten, liebte ihn aber mehr als ihr Leben?
Verzweifelte Wut keimte in ihm auf. Blitzschnell drängte er sie zurück, bis sie mit ihrem Rücken auf den Kissen landete.
Er schob sich über sie, kesselte sie mit seinem so viel größeren Körper ein.
"Warum tust mir das dann an?", fragte er, ungewöhnlich scharf, weil der Schmerz in seinem Herzen ihn an die Grenzen des für ihn Erträglichen trieb.
Sie schloss die Augen und seufzte dann gequält. "Wenn es dir so wichtig ist, okay. Lass uns nach Vegas fliegen. Nur wir zwei", sagte Nina leise und wirkte dabei, als würde sie gerade ihre Seele an den Teufel verkaufen.
"Das soll keine heimliche Top Secret Hochzeit werden, Nina! Ich will, dass die ganze Welt weiß, dass du mir gehörst!"
Warum tat sie ihm das an? Was war so schlimm daran, wenn jeder wusste, dass sie ihm gehörte?
Bislang schien sie nie ein Problem damit gehabt zu haben. Sie war immer nah bei ihm, schmiegte sich an ihn und zeigte jedem, dass sie zusammen gehörten.
"Bist du verrückt geworden?", quiekte sie schockiert und drückte mit ihren kleinen Händen gegen seine Brust.
Er wusste, dass es ziemlich unfair war, sie hier so einzukesseln. Dass sie ihm zwar vertraute, dieses Gefühl der Hilflosigkeit ihren Puls aber dennoch in die Höhe trieb.
Im Moment konnte er sich aber nicht zurück halten, wollte ihr keine Chance geben, schon wieder vor ihm davon zu laufen.
"Was? Willst du dir einen anderen Mann suchen? Soll deshalb niemand wissen, dass du mir gehörst? Niemand wird dich bekommen! Du.Gehörst.Mir!", sagte er heftig, mit sehr viel Nachdruck in der Stimme.
Allein der Gedanke daran, dass sie ihn verlassen könnte, machte ihn rasend vor Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Zorn, Angst ...
Ein kurzer brennender Schmerz an seiner Wange holte ihn zurück in die Wirklichkeit.
Die kleine Hand, die ihn noch vor wenigen Minuten so sanft liebkoste, hatte ihm soeben eine schallende Ohrfeige versetzt. Ungläubig hob er eine seiner Hände an seine Wange.
Sofort nutzte Nina die Gelegenheit und stieß ihn von sich.
Ty fiel neben ihr auf den Rücken, doch anstatt wie erwartet Abstand zwischen sie zu bringen, setzte sie sich rittlings auf seinen Schoß.
Sie stützte ihre Hände auf seiner Brust ab und sah ihm fest in die Augen.
"Ich will doch gar niemand anderen! Könntest du bitte wieder anfangen, normal zu denken?", zischte sie schärfer, als er sie jemals gehört hatte.
Schnell umschlang er sie mit seinen Armen und drückte ihren zarten Oberkörper auf seinen, hielt sie einfach nur nah bei sich.
"Was ist dann das Problem?", fragte er, seine Nase in ihren Haaren vergraben.
Es war, als wäre alles in Ordnung, solange sie nur nah genug bei ihm war. Solange er sie spüren konnte. Riechen, sehen, fühlen und am besten sogar schmecken wollte er sie.
Am größten war dieses Bedürfnis in Situationen wie dieser. Eine Auseinandersetzung mit Nina war einfach nur grauenhaft und musste schnellstmöglich beendet werden.
Um diesen Plan sofort umzusetzen, zog er sie ein Stückchen nach oben und küsste ihren Hals. Sanft leckte er darüber und küsste sie dann noch einmal, ein bisschen weiter in Richtung Schulter, bis Nina wohlig schnurrte und sich an ihn kuschelte.
Niemals würde er sie gehen lassen. Sie war der Mittelpunkt seines Lebens.
Aus seinem Plan wurde Sehnsucht. Er brauchte sie mehr, als sie jemals würde verstehen können.
"Sie werden uns alle anstarren", flüsterte Nina irgendwann leise.
"Wer?", fragte er verwirrt, schob ihr T-Shirt weiter hinauf, um ungehindert ihren Rücken streicheln zu können.
Ihre Haut war so unglaublich weich, was es nicht leichter machte, die Finger von ihr zu lassen. Gut, dass auch Nina nicht allzu gern andere Menschen um sich hatte, sodass er sie so viel anfassen konnte, wie er wollte.
"Na, all die Menschen, die du unbedingt bei dieser Hochzeit haben willst", brummte sie unwillig, während ihre Finger wie so oft über die Grenzen seiner Tätowierungen fuhren.
Mein Gott, IDIOT! Wie kann man nur so dumm sein!, beschimpfte er sich im Stillen selbst. Natürlich wollte sie nicht die Aufmerksamkeit einer riesigen Partygesellschaft auf sich ziehen.
Er hätte sich gern selbst auf die Stirn geschlagen, aber dazu hätte er eine Hand von dem Traumkörper auf ihm nehmen müssen, was im Moment definitiv nicht infrage kam. Sein bestes Stück meldete sich ebenfalls langsam wieder zu Wort und pochte zustimmend. Ihr heißer Körper auf seinem blieb nie lang ohne Folgen.
Noch musste er sich konzentrieren, durfte sich nicht von ihr ablenken lassen.
Er wollte diese Hochzeit, wollte unbedingt, dass sie seinen Ring an ihrem Finger trug und jeder Mann wusste, dass sie zu ihm gehörte.
"Und wenn es gar nicht so viele sein werden?", fragte er leise, zwischen zwei hauchzarten Küssen auf ihren Hals. Er musste einen Kompromiss finden, mit dem seine Traumfrau leben konnte.
"Jeder ist einer zu viel", wehrte sie ab, hörte sich aber schon sehr abgelenkt an.
Mit ihr zusammen setzte er sich auf und zog ihr das Shirt über den Kopf.
Dann drehte er sie beide so, dass Nina wieder auf dem Rücken lag. Langsam küsste er sich eine Spur ihren Hals entlang.
"Gregor?", fragte er und fand den Plan, der sich in seinem Kopf bildete, zwar nicht sonderlich fair, aber der Zweck heiligt die Mittel oder wie war das?
"Wäre okay ...", antwortete sie und streichelte über seinen Rücken.
"Deine Eltern?", fragte er, seine Spur auf ihrer Schulter fortsetzend.
"Mhm ...", schnurrte sie schon beinahe, als er an ihrer Ellenbeuge ankam. Er liebte es, dass sie immer so empfänglich für seine Berührungen war.
"Meine Mum?" Diesmal bekam er sogar nur ein Nicken.
Gute Strategie, dachte er, und ging von ihrem Handgelenk direkt auf ihren Bauch über.
"Die Setarips?"
"Ty ...", stöhnte sie gequält.
"Willst du Maya erklären, warum sie nicht zu deiner Hochzeit kommen darf?" Das war noch unfairer als die Küsse,