Der Bote. Hans-Joachim Rech. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Joachim Rech
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966511759
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Gespräch unter den Brüdern und Schwestern auf dieses Reizthema fiel. Das ist wie ein Freibrief zu Raub, Plünderung und Piraterie, ähnlich den Kaperbriefen des späten Mittelalters und der Zeiten der großen Seefahrernationen, welche die neu entdeckten Kontinente nach eigenem Gutdünken zu eigenem Nutzen absteckten wie ihre Vorgärten und mit unvorstellbarer Gier und Habsucht ausplünderten, wobei die menschlichen Verluste in diesen Regionen in die Millionen gingen. Die Worte auf der One-Dollar Note der USA stammen übrigens aus dem Epos Änäas von Vergil, der selbiges 40 vor Christus schrieb. Umsonst und aus sich heraus ist Rom nicht zur damaligen größten Weltmacht aufgestiegen. Unterstützt wurden diese Formulierungen von den griechischen Philosophen - so Protagoras, der im 4. Jahrhundert vor Christus jenen berühmten Satz prägte (Zitat „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, derer die sind, dass sie sind, und derer die nicht sind, dass sie nicht sind“). Haben sie etwas anderes verdient - diese Erdlinge? Ist diese Pandemie nicht letztlich das Ergebnis des Handelns einer Population, die nach Milliarden zählt, ein Handeln nach den Maßstäben der Anmaßung, der Überheblichkeit, der Heuchelei, der gnadenlosen Ausbeutung und Räuberei, dem Millionenfachen Mord an unzähligen Mitgliedern ihrer eigenen Art - erbarmungslos, nur um des eigenen Vorteils Willen - selbst die Kinder ihrer Kinder bringen sie mit einem gefühllosen Lächeln um, um sich den Besitz billiger Vorteile zu verschaffen. Was sagte einmal ein berühmter Militärführer und späterer bedeutender Politiker.

      „Um ein gutes Kleines zu bewahren kann es notwendig werden, ein weniger gutes Großes untergehen zu lassen.“ Der Plan der Genese ist so rein wie das Licht an einem klaren kühlen Morgen während der Blauen Stunde. Dabei ist die Struktur klar definiert - die Pflanzenfresser nähren sich von Pflanzen jeglicher Art, die Wasserlebewesen von den niederen Formen, die ob ihres Vermehrungsvolumens einen ausreichenden Nahrungsvorrat beistellen. Vögel suchen in der Welt der Gräser, Bäume, der Lüfte und auch im Wasser ihr pflanzliches wie auch tierisches Auskommen. Die Reptilien zu Wasser und zu Lande nähren sich je nach ihrer Konstitution und dem Angebot an Nahrung des Lebensraumes, der für sie bestimmt ist, sowohl vom Fleisch als auch von Pflanzen, zu denen auch die Früchte der Pflanzen zählen. Die Fleischfresser - in allen Lebensräumen zu finden, nutzen das überzählige Nahrungsangebot zum eigenen Erhalt ihrer Art - nicht mehr und nicht weniger, was letztlich die Garantie für das Gleichgewicht des Lebens in seiner Gesamtheit bedeutet. Diese von allen respektierte Garantie hatte mit dem Auftreten jenes Erdlings, den wir allgemein Homo Sapiens sapiens nennen, aufgehört zu bestehen, sie wurde von jenem „über Nacht“ auftretenden zweibeinigen Wesen als Alleinvertretungsanspruch und Herrscher über den Steinplaneten Erde und alles was auf ihm gedeiht oder an mineralischen Vorkommen wertig ist dahin gehend ausgelegt, dass er auf Gebot von höchster Stelle dazu bestimmt ist,sich diese Erde untertan zu machen, sie seinem Willen zu unterwerfen, sie in letztlich räuberischer, ausbeuterischer und mordlüsterner Manier in den Untergang zu führen. Der Zeitpunkt, wo der Scheitel zwischen Überleben und Vernichtung durch eigene Hand gestellt wird, ist längst erreicht - es bleibt im Grunde nur noch die Frage nach dem Wie und Wann, wenn denn diese Antworten noch für eine abschließende Stellungnahme von Bedeutung sein sollten, was sie in keiner Weise sind - denn das Armageddon kennt nur ein Ziel und somit eine Antwort. „Si vis Pacem - Para Bellum“ - Wenn du den Frieden willst - bereite den Krieg vor“, so sagt es ein antikes lateinisches Sprichwort aus der Zeit der Cäsaren. Clausewitz formulierte es dem modernen Zeitgeist gemäß geschmeidiger und angepasster „Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ So soll man es schreiben - so wird es geschehen. Es gibt keine andere Möglichkeit mehr, die Erdlinge und der Steinplanet Erde mit allem was derzeit auf ihm lebt und gedeiht wird sich selbst, dem Virus Covid 19, seinen Mutanten und somit dem Untergang überlassen. Dem Wahnsinn eine Gasse - welcher Dämon hat sich die orientierungslos über den Planeten Erde stampfenden Zweibeiner Horden gefügig gemacht, sie unter seinen höllischen Willen gezwungen? Werden wir nicht sehenden Auges zu Helfern und Mittätern an dem was kommt? Die Erdlinge, sie selbst nennen sich Menschheit und gebrauchen Abwandlungen dieses Begriffes zu fast jedem Anlass und jeder passenden Gelegenheit - würden sie doch nur Ansatzweise diesen Gebetsmühlenartigen Wiederholungen globale Taten folgen lassen, die diesem Anspruch gerecht werden. So aber sind diese Erdlinge zu einer Population von Enddarmbewohnern verkommen, die alles und jegliches unternehmen, um sich und ihres Gleichen Vorteile zu verschaffen, und seien sie auch noch so bedeutungslos. Die Gier nach Besitz und Macht hat sie allen philosophischen und humanen Ansprachen gegenüber immun gemacht. Es ist das Verhängnis des Menschen und letztlich sein Untergang, dass er vergisst. Bruder Aramis schluckte oder versuchte es, allein die Trockenheit seines Halses verlangte dringend nach Feuchtigkeit, wollte er nicht durch seine festklebende Zunge in seinem Racheninneren in Erstickungsnot geraten. Rasch griff er nach einer Flasche Mineralwasser, die zu Dutzenden auf den Tischen vor den Arbeitsplätzen der Brüder und Schwestern in gekühlten Spendern bereit standen. Durch die angelehnte Bibliothekatür drangen leichte Schrittgeräusche in den Innenraum, wo gleich zwölf Schwestern und Brüder sich gegenüber sitzen und ihre Gedanken und Vorschläge zur Pandemie und dem Niedergang des Planeten Erde kundtun werden, zum anderen Grundlegende Maßnahmen diskutieren, die zur gemäßigten Eindämmung der Pandemie führen können - alles war gleitend, nichts festgeschrieben, die Zwölf Apostel begannen beim Ground Zero - dem Nullpunkt.

      „Schwester Lydia, willkommen - hier bitte - neben eurer Schwester Lutetia“ wies Bruder Aramis der Glaubensschwester durch Handzeichen ihren Sitzplatz neben der verehrten Schwester Lutetia zu. Ebenso lautlos wie seine Glaubensschwestern begrüßte Bruder Aramis die nachfolgenden Brüder und Schwestern, die allesamt in gemäßer Diskretion in die Bibliotheka eintraten wobei sie es nicht vergaßen ihrem Bruder Aramis, dem Disputleiter durch Auflegen der rechten Hand auf seine linke Brustseite den gemäßen Dank auszusprechen. Die Kommunikation basierte auf dem Standard Handzeichen „Alphabet“, ergänzt durch Klopfzeichen - mehr leichten Fingertrommeltönen auf der Tischplatte, welche die Verständigung zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in eine akustisch-visuelle Formierung lenkte. Bruder Aramis registrierte die Anwesenheit aller gemeldeten Schwestern und Brüder und stellte zur Zufriedenheit fest, dass niemand seiner Anmeldung fernblieb. Er nahm seinen Platz im Halbrund der Sitzordnung ein, wobei ihm durch seine Namensgebung der Vorteil der Disputleitung oblag, allerdings nur für ein Jahr im Universum jener Galaxie, in dem sich auch das Sonnensystem befand, dem er entstammte. Der oberste Rat residierte im Sternbild LY-Myra 1515, wobei auch hier ein kontinuierlicher Wechsel der Örtlichkeit erfolgte, allerdings nach einem Ablauf von drei Universumszyklen, die dem Intervall der Primzahlenreihe folgte, die sich ohne Wiederholung in sich selbst in die Unendlichkeit fortschrieb - eine geniale Einrichtung die sich seit Jahrmilliarden bewährte und keine Veränderung erforderte, nur um der Skalierung der Bezifferung ein anderes Aussehen zu verleihen. Nachdem die Anwesenheit der Schwestern Lutetia, Lydia, Barbareta, Anglouieme, Karinata und Hildegardis sowie der Brüder Aramis, Geronimo, Vincenzo, Oktavius, Bernardus und Mastroianus festgestellt wurde, machte sich Bruder Aramis die entsprechenden Notizen in sein Logbuch, aus dem er später die Protokollniederschrift und Beschlussfassung in mehrfacher Ausfertigung erstellen würde, die alle Anwesenden Personen nach Abschluss der Veranstaltung erhielten. Darüber hinaus waren alle Teilnehmer im eigenen Interesse gehalten sich eigenständige Notizen zu machen, zumal die Dramatik und Gewichtigkeit des Themas sich mittlerweile aus der dritten Dimension heraus in die benachbarten Dimensionen verlagert hatte und hier gleichfalls zu Veränderungen im Harmonierhythmus der Galaxien und der in ihnen eingebundenen Sonnensysteme führte. Machte es somit noch Sinn über den weiteren Ablauf des Untergangs des Steinplaneten Erde zu debattieren? Sollte der Planet Erde ohne die Erdlinge weiter bestehen? Sollten die Erkenntnisse aus der Fehlentwicklung in der Genese zu einem überarbeiteten Denk- und Strukturmodell Anlass geben - einen „guten Menschen“ erschaffen? Bruder Aramis schüttelte den Kopf ob dieses interstellaren geistig-genetischen Eintopfes, sollte es denn rein theoretisch soweit kommen, es nur ein winziger Schritt wäre zu dem, was ein Volk auf diesem Planeten vor rund neunzig Jahren in die Eugenik und letztlich in den Rassenwahn führte, dem Millionen Menschen zum Opfer fielen. Nein - Nein, Bruder Aramis wehrte sich entschieden gegen jegliche Art dieser Gedanken, allein schon die Diskussion zu diesem Thema in der Liga der Zwölf Apostel, vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar, ließen ihn keine gute Entwicklung befürchten. Braute sich da ein „Königsmord“ zusammen? Oder litt er ob seiner Lichtjahrelangen Erfahrung an altersbedingter Paranoia, verursacht durch die schier endlosen Rasereien von einem Wurmloch zum anderen, das schon so manchen Zeitreisenden