Der Bote. Hans-Joachim Rech. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Joachim Rech
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966511759
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Gebärdensprache angesehen wurde, was den Frauen und Männern um Bruder Aramis nur gelegen kam. Die Anwesenheit ihrer kleinen Gruppe fand im wahrsten Sinne des Wortes unter Ausschluss jeglicher Beobachter, Zuhörer oder Zuschauer statt, selbst für das Küchenpersonal waren sie lediglich eine Gruppe Schiwanderer, die auf ihrer Tour durch die Berge in diesem Kloster eine zweitägige Rast einlegten. Mehr wusste niemand zur Anwesenheit der zwölf Männer und Frauen - und so sollte es auch in jedem Fall bleiben. Während der Mahlzeiten, die sie ausschließlich für sich in einem separierten Raum einnahmen, beschränkten sie sich auf die notwendigen Höflichkeitsformulierungen, weitergehende Gespräche - gleich welcher Art auch immer, unterblieben schon aus Sicherheitsgründen. Bruder Aramis öffnete die Tür zur Bibliotheka und betrat umsichtig den mit Regalwänden zu beiden Längsseiten bestückten Raum, der zur Ostseite in seinen dicklichen Mauern mehrere Fenster aufwies, durch die erste Strahlen der aufgehenden Sonne ihr goldenes Licht sandten, welches sich in virtuosem Spiel auf den ledernen Rücken unzähliger Bände in sattem Glanz spiegelte, unabdingbarer Beweis für den Fleiß der Nutzer all dieser Werke, welche durch ihre Hände und Finger in vieltausendfacher „Ergreifung“ diesen Meisterwerken buchmacherischer Handwerkskunst über Jahrhunderte hinweg jenen unverwechselbaren, fast schon mystischen Ausdruck sphärischer Erhabenheit verliehen, die sie unter all dem was Menschen seit ihres Weilens auf Erden durch ihren schöpferischen Willen zu geistig-mentalem Leben erweckten. „Warum tun sie dann all diese schrecklichen Dinge? Sie brauchten doch nur in den Büchern lesen?“ Bruder Anselm konnte sich bis zum heutigen Tage keine eindeutig schlüssige Antwort auf diese Frage geben, gleichwohl es über die Jahrzehntausende endloser Reisen durch ebenso viele Wurmlöcher, Einsteinschen Brücken und Schwarze Löcher eine kaum noch messbare Vielzahl an Zusammenkünften, Disputen und Konferenzen gerade zu diesem exemplarischen Thema gab. Bei allem Leben auf diesem Steinplaneten war es allein dem Homo Sapiens Sapiens gegeben, sein Dasein, seine Existenz nicht nur zu Hinterfragen, sondern sie auch durch seinen eigenen Willen nach der Erkenntnis zum Nutzen durch Einwirkung seines formenden geistig-körperlichen Einsatzes nachhaltig zu prägen oder gänzlich zu verändern - und das ohne „Rücksicht auf jegliches Andere, wenn es denn seinem Anspruchsdenken entgegen stand. Diese Fähigkeit veränderte nicht nur das Leben auf Erden radikal, sondern griff auch elementar in das evolutionäre Geschehen auf dem Steinplaneten Erde ein, denn das Leben auf diesem Planeten Erde folgt den rationalen Vorgaben der Evolution in Anpassung auf die sich stetig verändernden Bedingungen des Lebensraumes, dem alles Leben auf dem Planeten Erde unterworfen ist - bis auf eines - dass des Menschen. Er ist längst in der Lage entgegen allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Beweisen das vorhandene mechanisch-physikalische Erdenbild im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf zu stellen - bis hin zur völligen physischen Vernichtung des Planeten und seiner eigenen Spezies. So etwas hatte es in allen Universums, Galaxien und Sonnensystemen zu keiner Zeit an keinem Ort jemals gegeben. Das nicht Vorstellbare, nicht für möglich Gehaltene war geschehen und ein Wesen scheinbar zur dominanten Spezies auf diesem in habitabler Zone rotierenden Kreisläufer mit Namen Erde um eine immerwährende Licht- und Wärmequelle mit Namen Sonne gemacht. Diese Entwicklung geschah schleichend, nicht unsichtbar, aber dennoch mit einer für die bislang erfolgten natürlichen Perioden, die sich über Hunderte Millionen Jahre erstreckten, in beeindruckender, ja beängstigender Geschwindigkeit, welche den anfänglichen Startschwierigkeiten dieses Wesens durchaus den Anstrich kurios-originell gefärbter Verhaltensmuster eines Varieté Clowns überstreifte, unter dem jedoch eine bösartige Kreatur zu einem kannibalischen Allesfresser mutierte, der, als seine schreckliche Gesinnung offensichtlich wurde, den Planeten Erde in einem Netz aus Gier und Angst gefangen hatte, aus dem es - so die Einsicht nicht nur der Zwölf Apostel - keinen anderen Ausweg mehr gab als das Armageddon. Wie konnte es im Gefüge der Evolution, in der Matrix der Reproduktionsordnung eine derartige Fehlleitung geben und - warum wurde diese Fehlleitung nicht beizeiten schonend korrigiert - auf das zehnfache an Zeit gedehnt? Die Suche nach möglichen Fehlerquellen im Meer der Millionen an Lichtjahren wäre eine Sisyphos Arbeit, die selbst der Zusammenschluss aller Ligen der Zwölf Apostel schwerlich erfolgreich zu leisten in der Lage wäre. Was tun - vor allem pragmatisch, konzentriert und zeitlich eingrenzbar, um so die etwaigen Erfolge zu sichten und die Maßnahmen entsprechend anzupassen? Es gab bereits einmal ein „Reinigungspogrom - eine Strafmaßnahme“ - besser bekannt als Sintflut, angeordnet vom obersten Chef daselbst, allein die Erwartungen ließen nach Hundert und einer Generation nur den einen Schluss zu, das der Mensch von Geburt aus extrem anfällig ist für das Böse - eine Mutation, die im Evolutionsplan der Genese so nicht vorgesehen war. Bei einer auftretenden Krankheit erfolgt die Untersuchung durch den Mediziner - der auch die Diagnose stellt, wenn nicht allein, dann zieht er Kolleginnen oder Kollegen zu Rate. Danach wird eine Therapie vorgeschlagen - Medikamentös oder stationär, je nach Art der Erkrankung und Dauer des Genesungsablaufs. Die operative Entfernung erkrankter Körperregionen stand praktisch als letzte Option der klassischen Schulmedizin zur Verfügung, was natürlich die parallele Anwendung anderer Heilmittel und Genesungsmaßnahmen nicht ausschloss. So weit so gut - Praxis geht vor Theorie. Im Falle des Steinplaneten Erde waren die Damen und Herren in der obersten Liga wohl ein wenig zu euphorisch im Hinblick auf ihre neueste Schöpfung eines Hominiden, anzusiedeln in den Wäldern dieses Planeten als Baumbewohner, wo er sich seiner genetischen Bestimmung gemäß von allem nähren sollte, was die Bäume der Wälder an Früchten hergaben - und das war eine Unmenge an Nahrung, wodurch zu keiner Zeit ein Mangel auftrat, mithin ein entscheidender Grund dafür, dass diese Hominiden ihren angestammten Lebensraum nicht verlassen würden, denn das Nahrungsangebot in den schier endlosen Wäldern ließ die „neue Art“ in kleinen Gruppen umherstreifen, jedoch zum Abend hin in den Baumkronen geeignete Schlafplätze aufsuchen, in denen sie ihre Schlafnester einrichteten. So hätte es weitergehen können alle Tage, die weitere Entwicklung allein der Genese überlassen, wären die „obersten Chefs und Chefinnen“ nicht der Idee aufgesessen, ähnliche Arten in den parallel Universums „anzusiedeln“ - eine wohlgemeinte Maßnahme zur Erweiterung der Artenvielfalt, welche die Familie der Primaten durchaus positiv ergänzen könnte. Das einzige was sich erweiterte - allerdings nicht positiv - war die Entwicklung jener Hominiden Art, die sich im Laufe der Genese als Erdlinge profiliert und auf Erden positioniert haben, und zwar als das „Größte Raubtier“ aller Zeiten. Die Vorstellung, dass es auf den millionenfachen Exoplaneten in den zahllosen Sonnensystemen in ebenso unzähligen Galaxien und Universums und Dimensionen eine Art gibt, die eine ähnliche Entwicklung durchlaufen hat wie die jener auf der Erde, ließ die Liga der Zwölf Apostel in fast schon albtraumhafte Reaktionen und Maßnahmevorschläge abgleiten, wie am effizientesten und nachhaltigsten dieser „Bedrohung“ und „enthemmten Verbreitung“ dieses Hominiden begegnet werden könnte. Da alle Zeitreisenden von der Basis bis zur obersten Ebene auf die Grundsätze ethischer Moralvorstellungen und der konsequenten Handhabung und Durchführung ihrer philosophischen Wertmaßstäbe „vereidigt“ waren, musste zunächst eine „Bestands- und Entwicklungsanalyse“ durchgeführt werden und genau festzustellen, wo und gegebenenfalls in welchem Umfang, sich eine ähnliche Genese vollzogen hatte oder diese im Begriff war sich zu etablieren. Danach musste entschieden werden, wie diese Entwicklung sanft und langfristig zu korrigieren ist. Darüber vergingen nach der kalendarischen Zeitrechnung der Erdlinge einige Jahrhunderttausende, was aber die Zählebigkeit und Erfindungsfähigkeit dieser neuen Art verstärkt antrieb, so dass es ihr möglich war sich selbst extremsten Klimaänderungen anzupassen. Die Maßnahmen der „Obersten Liga der Zwölf Apostel“ verfehlten ein um das andere Mal ihr eigentliches Ziel, was auch im Laufe der nachfolgende Jahrzehntausende, keine wesentlichen Änderungen hervorbrachten. Erst die Verballung und Vermassung der Menschen in riesigen urbanen Konglomeraten schuf die Voraussetzung - die Basis für Epidemien und letztlich Pandemien, die ganze Kontinente bis auf eine Handvoll Erdlinge dezimierten. Die Erdlinge des Planeten Erde hatten sich durch ihre Verhaltens- und Lebensweise letztendlich in eine Situation gebracht, aus der es kein Entkommen mehr gab. Was sagte einst der Indianerhäuptling Seattle vom Stamm der Suquamish in einer Rede vor dem Gouverneur des Staates Washington“…wenn alles ausgerottet ist werdet ihr erkennen, dass ihr Geld nicht essen könnt…“. Steht praktisch in jedem Bildungswörterbuch, in jeder Enzyklopädie über Nordamerika und ist Pflichtwissen bei den Regenbogenkriegern, einer Bewegung des 20. Jahrhunderts, als es mit dem Planeten bereits unaufhaltsam abwärts ging. Ein Sakrileg - die Perversion des göttlichen Auftrages und seiner Gebote - jene Worte auf der Rückseite der One-Dollar Note - der sogenannten „Greenback“ mit dem alles