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Man kann eine Sache wieder so sagen wie sie schon ist gesagt worden, sie vom Menschenverstand weiter abbringen, oder sie ihm nähern, das erste tut der seichte Kopf, das zweite der Enthusiast, das dritte der eigentliche Weltweise.
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Wenn du auch schon einmal in dem Zustand gewesen bist, so wirst du mich beneiden, lieber Leser, wo nicht, für einen Narren halten.
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Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze, alte Gebräuche und alte Religion hat man alles Übel in der Welt zu danken.
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Bei noch jungfräulicher Vernunft.
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Musik war in der ersten Zeit Lärm, Satyre war Pasquille. Alles verfeinert sich. Hier und da sieht man nur noch die Geister der abgeschiedenen Wissenschaft.
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Wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, so empfindet man ein gewisses Ichweißnichtwas, eine Ruhe, so etwas von einer wollüstigen Abspannung der Fibern, die mit derjenigen etwas Ähnliches hat, die man empfindet wenn man nach einer Partie Schach anfängt Gänsespiel zu spielen. Ihr könnt freilich nichts dazu, daß ihr es noch nicht wißt.
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Er wurde toll, eine ewige Warnung für die Klugen.
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Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
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In den vorigen Zeiten achtete man auf Kometen und Nordscheine um andere Bedürfnisse zu befriedigen. Aberglauben trieb damals den Beobachter, jetzt tut es Ehrgeiz und Wißbegierde.
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Der Philosoph setzt sich oft über die Großen der Erde weg mit einem Gedanken, der Große setzt sich über sie weg und fühlt es.
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Die Welt muß noch nicht sehr alt sein, weil die Menschen noch nicht fliegen können.
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Ich glaube kaum, daß es möglich sein wird zu erweisen, daß wir das Werk eines höchsten Wesens, und nicht vielmehr zum Zeitvertreib von einem sehr unvollkommenen sind zusammengesetzt worden.
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Je mehr man in einer Sprache durch Vernunft unterscheiden lernt, desto schwerer wird einem das Sprechen derselben. Im Fertig-Sprechen ist viel Instinktmäßiges, durch Vernunft läßt es sich nicht erreichen. Gewisse Dinge müssen in der Jugend erlernt werden, sagt man, dieses ist von Menschen wahr, die ihre Vernunft zum Nachteil aller übrigen Kräfte kultivieren.
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Es gibt Leute die nicht sowohl Genie als ein gewisses Talent besitzen dem Jahrhundert oder wohl gar dem Dezennium seine Wünsche abzumerken, noch ehe es sie tut.
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Ich weiß gar nicht was ihr Leute wollt. Ich bin gar nicht einmal willens ein großer Mann zu werden, und das hättet ihr mich wenigstens erst einmal vor der Hand fragen müssen. Meint ihr denn um einem Sünder einmal mit der Geißel über den Wirbel zu hauen müsse man eine Löwen-Force besitzen? Man braucht kein großer Mann zu sein um jemand die Wahrheit zu sagen und ein Glück für uns, daß auch der arme Teufel Wahrheiten sagen kann.
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Wenn wir mehr selbst dächten, so würden wir sehr viel mehr schlechte und sehr viel mehr gute Bücher haben.
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Ich wünschte sehr ein wohlgetroffenes Porträt von Christo zu haben. Hätte man doch Münzen von ihm.
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Man muß nie denken, dieser Satz ist mir zu schwer, der gehört für die großen Gelehrten, ich will mich mit den andern hier beschäftigen, dieses ist eine Schwachheit die leicht in eine völlige Untätigkeit ausarten kann. Man muß sich für nichts zu gering halten.
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So wird uns der Vetter Engel und der Vetter Affe auslachen.
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Es gibt heuer eine gewisse Art Leute, meistens junge Dichter die das Wort Deutsch fast immer mit offnen Naslöchern aussprechen. Ein sicheres Zeichen daß der Patriotismus bei diesen Leuten sogar auch Nachahmung ist. Wer wird immer mit dem Deutschen so dicke tun? Ich bin ein deutsches Mädchen, ist das etwa mehr als ein englisches, russisches oder otaheitisches? Wollt ihr damit sagen daß die Deutschen auch Geist und Talent besitzen? O das leugnet nur ein Unwissender oder ein Tor. Ich stelle mich zum Beweis, wenn er sich zur Behauptung stellt. Er sei Prinz, Duc, Bischof, Lord, Aldermann, Don oder was er will. Gut das ist ein Narre oder Unwissender wer das leugnet, das nehme ich schlechtweg an. Ich bitte euch Landesleute, laßt diese gänzlich unnütze Prahlerei, die Nation die uns verlacht und die die uns beneidet müssen sich darüber kützeln, zumal wenn sie inne werden, daß es ihnen gesagt sein soll.
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Ich wollte lieber das Wort superklug gemacht haben als irgend eines, es macht seinem Zusammensetzer zuverlässig Ehre. Es gibt Leute, die sich angewöhnt haben über alles Reflexionen anzustellen, nicht weil ihnen die Sachen natürlich einfallen, sondern es ist viel mehr ein künstliches Einfallen, das der Philosophie nicht den Henker nützt. Es sind so zu reden Wunder in der Welt der Ideen, auf die man nicht rechnen kann. Da dergleichen Leute immer Ursachen angeben, weil sie es für ihre Pflicht ansehen oder für schön halten, so verfehlen sie fast allemal das Natürliche, denn das Schwere, weit Hergeholte schmeichelt dem Stolze aus welchem sie es tun mehr, als das Natürliche. Auch hierin liegt der Grund davon, daß uns die großen Entdeckungen so leicht zu machen scheinen, wenn sie gemacht sind. Der eigentliche Verständige hingegen, der nicht so viel lebhaften Witz hat, oder ihm wenigstens alsdann nicht gleich traut, schließt so weil er hohe Ursache hat so zu schließen, durch Ähnlichkeit sind mir Tausende verwandt, durch nahe Blutsfreundschaft nur wenige. Versteht ihr mich? Daher urteilt das Frauenzimmer so vernünftig, das haben unsere Vorfahren eingesehen und sie bei großen Sachen zu Rate gezogen. Die Gallier glaubten sogar, es sei etwas Göttliches in ihnen. Ihr Gefühl für das wahre Schöne hängt mit jenem zusammen, so wie das Superkluge mit einem Vergnügen am Sonderbaren verbunden ist. Herr Magister Thiele ist superklug, Professor Meister klug. Der Kluge wird nie superklug, hingegen kann der Superkluge, wenn er aufhört aus dem Erfinden ein Geschäfte zu machen und viel vernünftige Sachen liest, wenn er sich nicht gar zu sehr verstiegen hat, am Ende klug werden.
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Wenn man die Lage, Gestalt und Einrichtung alles dessen was um uns ist gnau untersucht, so werden sich noch natürliche Gründe finden lassen, warum sie so liegen, so gestaltet und so eingerichtet sind. Hat man diesen Regeln nachgespürt, so finden sich nach Maßgabe des Verstandes dessen, der diese Untersuchungen unternimmt, leicht Verbesserungen dieser Dinge, weil man finden wird, daß diese einzigen Regeln in einem Punkt befolgt und in dem andern aus der Acht gelassen worden sind.
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Einige Leute wollen das Studieren der Künste lächerlich machen indem sie sagen man schriebe Bücher über Bildchen. Was sind aber unsre Gespräche und unsre Schriften anders als Beschreibungen von Bildchen auf unserer Retina oder falschen Bildchen in unserem Kopf?
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Wenn man die meisten Gelehrten ansieht, nichts verrichten sie an sich als daß sie sich die Nägel und Federn schneiden. Ihre Haare lassen sie sich durch andere in Ordnung legen, ihre Kleidung durch andere machen, ihre Speise durch andre bereiten, dafür daß sie das Wetter in ihrem Kopfe beobachten.
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Der Mann hatte so viel Verstand, daß er fast zu nichts mehr in der Welt zu gebrauchen war.
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Ich kenne die Leute wohl, die ihr meint, sie sind bloß Geist und Theorie und können sich keinen Knopf annähen. Lauter Kopf und nicht