WeltenRetter. Jenny Kremer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jenny Kremer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991079576
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zu klären.

      Die Kinder spielten in Maries Zimmer. Am gestrigen Tage hatten sie gemeinsam mit ihren Müttern dort ein Fort errichtet, aus Decken und Stühlen.

      Die Mütter waren einfach nur stolz auf ihre kleinen, großen Helden. Bis vor Kurzem wusste Anja zwar, dass Zoe und Alfred eine wichtige Rolle spielen würden, doch dass nun auch Marie Teil dieser Rolle sein würde, hatte sie ziemlich geschockt. Sie war froh, dass sie bei ihrer kleinen Maus bleiben durfte, doch auch sie musste Marie früher oder später einweihen.

      Kapitel 5

      „Zoe, was ist denn los mit dir?“, fragte Marie.

      „Was soll denn sein, ich hab heute Nacht einfach schlecht geschlafen“, meinte Zoe.

      „Du weißt, dass das nicht stimmt, und zwar genauso gut wie ich, wir kennen uns zu lange, als dass du mir was vormachen kannst“, meinte Marie.

      „Nein, es ist wirklich nichts“, beharrte Zoe.

      In der Schule angekommen fiel Marie auf, dass Zoe die Nähe zu Alfred suchte. Den ganzen Tag tuschelten die beiden und keiner von beiden wollte ihr etwas erzählen. Das wurmte Marie.

      „Du Tim, warte mal eben.“ Auch wenn Marie Tim nicht sonderlich gut leiden konnte, so wollte sie doch wenigstens wissen, ob er vielleicht mehr wusste als sie. Alfred erzählte ihm ja schließlich auch alles, also standen die Chancen gar nicht mal so schlecht. Tim blieb stehen.

      „Was is?“, fragte er.

      „Hast du heute schon mit Alfred gesprochen?“

      „Ne, aber den seh ich gleich beim Volleyball, er ist schon den ganzen Tag mit seiner Schwester unterwegs, ich hab das Gefühl, da ist was im Busch.“

      „Da könntest du Recht haben. Zoe war heute früh bei mir zuhause, aber sie konnte mir nicht sagen, was los war, meine Mutter hat zugehört, das ging gar nicht klar.“

      „Glaub ich dir, Mütter sind echt anstrengend und manchmal ziemlich anhänglich. Manche Gespräche sind privat, aber sie checken nicht, dass es auch bei ihren Kindern Privatsphäre gibt“, argumentierte Tim.

      „Ich weiß, schrecklich. Aber danke, du hast mir sehr geholfen.“ Marie zwang sich zum ersten Mal nicht zu einem Lächeln, wenn sie mit Tim sprach, heute kam es automatisch, vermutlich, weil sie sich sorgte.

      „Kein Ding, bis später in Sport“, sagte Tim, bevor er weiterging. Marie nickte, doch das sah Tim bereits nicht mehr.

      Was war das, er konnte ja sogar Einfühlungsvermögen zeigen, das war neu, dachte sich Marie.

      „Wir müssen den Brief später suchen, gut möglich, dass da ein versteckter Hinweis drinsteht, was da gestern Nacht passiert ist“, meinte Alfred.

      Zoe strich sich über das Brandmal an ihrem Oberarm, natürlich ohne den Ärmel ihres Pullis dabei hochzuschieben. Sie wollte nicht, dass jemand mitbekam, worüber sie sich unterhielten. Es tat nicht mehr so weh wie in der Nacht, aber sie verstand es dennoch nicht. Was genau war das und wieso befand es sich auf ihrem linken Oberarm? Es war ein Zeichen, aber eins, welches sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das Mädchen war tief in seinen Gedanken versunken, als es aus weiter Entfernung die Stimme seines Bruders wahrnahm.

      „Erde an Zoe, bist du noch da?“, hörte sie ihn fragen.

      „Ja natürlich, oder hast du gesehen, dass ich mich unsichtbar gemacht habe?“, lachte Zoe, als wäre nichts gewesen.

      „Naja, du warst ziemlich in deinen Gedanken versunken, hast du überhaupt gehört, was ich erzählt habe?“

      „Ehrlich gesagt nein.“ Sie senkte den Kopf.

      „Ich habe gesagt, dass der Abschiedsbrief von Mama in der obersten Schublade in der Kommode im Esszimmer liegt. Das war doch der in dem hellblauen Umschlag, oder?“

      „Ja, an die Farbe kann ich mich noch erinnern, nur damals war er auf dem Küchentisch, angelehnt an die Schachtel mit unseren liebsten Frühstücksflocken.“

      „Ach, stimmt ja. An dem Tag war es zum ersten Mal so still im Haus, das hatte ich lange Zeit verdrängt“, seufzte Alfred. Zoe nahm ihn in den Arm, so standen sie da, bis die Pause zu Ende war.

      5. Stunde – Sportunterricht.

      „Der Lehrer kommt heute nicht mehr, wir können heim, der ist schon zehn Minuten über der Zeit“, maulte ein Mädchen.

      „Ich hasse es, wenn die Lehrer zwei Klassen zusammenlegen, ich mag unsere kleinen Gruppen viel lieber“, nörgelte ein anderer Schüler.

      „Ach, stellt euch nicht so an“, erhob Tim das Wort.

      „Du hast leicht reden, der Vertretungslehrer lässt uns sicher wieder ein Spiel wählen und da es viel mehr Jungs als Mädchen sind, schließt ihr euch doch eh wieder zusammen und wir spielen was, worin die Jungs viel besser sind, wie immer. Da ist es doch kein Wunder, dass so viele den Spaß am Sportunterricht verlieren“, warf Zoe ein. Sie hatte keine Lust auf Sport. Sie hatte auf den ganzen heutigen Tag keine Lust. Nicht nur wegen ihres Brandmals, welches sie keinem zeigen wollte, sondern weil sie einfach heim wollte. Sie hatte einen schlechten Tag erwischt. Aber Sport in den letzten beiden Stunden fand sie heute besonders doof, sie wollte sich nicht mit den anderen Mädchen umziehen, sich nicht ihren Blicken aussetzen. Es war ihr unangenehm, dass die anderen ihr Brandmal sehen und sie aus der Gemeinschaft ausstoßen könnten. In ihrem Kopf spielten sich viele unglückliche Szenarien ab. Was war, wenn sie einer anrempelte, was, wenn sie vor Schmerz schrie oder noch viel schlimmer, was, wenn der Verursacher dessen sich dann mit ihr in einem Raum befunden hätte? Sie wollte einfach nur heim. Doch aktuell waren ihre ganzen Sorgen unbegründet, denn der Lehrer kam auch nach zwanzig Minuten noch immer nicht zum Unterricht.

      War ihm etwas zugestoßen? Zoe begann sich zu sorgen, dies blieb auch Marie nicht verborgen.

      „Magst du jetzt mit mir reden, ich merke doch, dass dich etwas bedrückt“, wandte sich ihre beste Freundin an sie. Doch Zoe schüttelte nur eingeschüchtert den Kopf. Sie wollte nicht reden, nicht vor allen, jeder hier hätte es mitbekommen können.

      „Heute Abend im Baumhaus.“ Das war das Einzige, was Zoe Marie sagte. Stillschweigend nahm Marie die Aussage hin, sie hätte auch nichts anderes tun können. Sie kannte Zoe gut genug, um zu wissen, dass, wenn sie reden wollte, sie auf sie zukam und nicht andersrum.

      Endlich war die Schule vorbei und die Zwillinge waren auf dem Nachhauseweg. Sie stiegen gerade aus dem Schulbus, als Zoe im Augenwinkel erneut einen Schatten sah, sie stieß Alfred mit dem Ellbogen an, doch bevor dieser reagieren konnte, war der Schatten bereits wieder verschwunden.

      „Lass uns endlich nach dem Brief schauen, ich bin mir sicher, irgendwas ist hier oberfaul“, sagte Zoe mit skeptischem Blick.

      Alfred schloss die Haustür auf und suchte nach dem Brief, schon nach kurzer Zeit hatte er ihn gefunden. Er faltete das Pergament auseinander, ganz vorsichtig, als hätte er Angst, es könnte bei kräftiger Berührung zu Staub zerfallen.

      Weinet nicht um mich, auch wenn es euch schwerfallen wird. Wir werden uns wiedersehen, in einigen Jahren, in einer unbekannten Zukunft.

      Passt auf euch auf, denn ich muss euch jetzt verlassen, es ist der einzige Weg, euch zu schützen.

      Ich liebe euch, meine kleinen Kämpfer, und vergesst nie, solange ihr mich in euren Herzen tragt, solange werde ich bei euch sein und über euch wachen.

      In Liebe, Mama

      Zoe las den Brief mehrere Male leise für sich durch. Sie suchte in den Zeilen ihrer Mutter nach Hinweisen, doch dem Anschein nach fand sie keine.

      „Zoe, was genau suchst du?“, fragte Alfred sie.

      „Na, Hinweise, sagte ich doch schon, ich will wissen, woher das Brandmal kommt. Schau es dir doch mal an, es sieht komisch aus, nicht wie eine Wunde, mehr wie ein Bild“, sprach sie nachdenklich.

      Und tatsächlich, als Alfred es genauer in