Sie erinnerte sich eine Sekunde an den Fremden, der anders war als die Männer, die sie bisher gekannt hatte, schlank und sportlich, aber ohne die Muskelpakete der Kletterer. Ein sanfter, zärtlicher Mensch, so schien es. Ingenieur, irgendwer von irgendwo. Er erschien ihr wie aus dem Film eines andern Lebens, in dem es keine Felsen gab, keine Kletterrouten und Schwierigkeitsgrade.
Hinter einer Krete tauchte das Dorf auf, von der Sonne geschwärzte Fachwerkhäuser, die sich um den Glockenturm der Kapelle scharten. An der Strasse terrassenförmig angelegte Feriensiedlungen, darüber am kahlen Hang Villen auf Betonstelzen mit Terrassen, Erkern und Türmchen.
«Hier haben Spekulanten gewütet», rief Robert aus, «Betonköpfe.»
«Vom Zementwerk?»
«Gewiss haben die dran verdient. Wo Beton ist, da ist Lévi.»
«Das Dorf wäre ausgestorben ohne die Neubauten.» Andrea erklärte ihm, dass auch die Alpstrasse notwendig gewesen sei. Ohne Zufahrt wäre die Alpwirtschaft nicht mehr rentabel.
«So können die Bergführer ihre Gäste bequem zu den Felsen kutschieren, gell? Ist auch Baumberger mit dem Wagen bis zur Alp gefahren?»
«Nein. Private bekommen keine Bewilligung. Er musste den ganzen Weg bis ins Dorf zurücklaufen, um Hilfe zu holen. Hatte nicht mal ein Handy dabei.»
«Ich bin sicher, er hat eines.»
«Warum meinst du?»
«Leute wie er haben eines.»
«Kann man das feststellen?»
«Nur wenn er eine registrierte Nummer hat.»
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