Fioria Band 2 - Mit Lüge und Wahrheit. Maron Fuchs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maron Fuchs
Издательство: Bookwire
Серия: Fioria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960740834
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      „Wenn sie überhaupt das Mädchen aus der Legende ist“, warf Melodia ein, um mich zu decken. „Ihr haltet sie ja sogar für eine Verbrecherin, ihr Idioten!“

      „Wir wissen, dass sie in der Schulzeit deine beste Freundin war, aber sie arbeitet mit den Schattenbringern zusammen“, entgegnete Riku, wobei mir wieder auffiel, dass er ein wenig lispelte. „Sie ist untergetaucht, war mit diesem Lloyd unterwegs, also steckt sie knietief in den Verbrechen der Organisation.“

      Bei solchen Behauptungen konnte ich nicht still bleiben. „Dafür habt ihr überhaupt keine Beweise“, meldete ich mich zu Wort.

      „Seht ihr, Takuto versteht mich!“, rief die blonde Technikerin und fiel mir um den Hals. „Er ist der einzige anständige Kerl hier.“

      „Darum darf er auch als Einziger mit uns Filmabende machen“, lachte Haru und zwinkerte mir zu. „Nach dem Essen setzen wir uns wieder zusammen.“

      Es war erst Nachmittag, bis zum gemeinsamen Abendessen in der Zweigstelle dauerte es noch ein wenig. Wobei mich soeben das ungute Gefühl beschlich, dass ich bis dahin womöglich nicht überleben würde. Lasse, Riku, Genta, Jonas und ein paar andere Ranger starrten mich finster an, weil Melodia mich fest an sich drückte. In ihren Blicken lag keine Freude darüber, dass ich endlich wieder arbeitete, obwohl wir uns eigentlich gut verstanden. Aber sie hielten mich für eine Konkurrenz bei den Technikerinnen ... Dabei waren sie viel zu alt für die beiden! Aus diesem Grund hatte ich immer ein Auge auf Melodia und Haru. Nur zur Sicherheit.

      „Gerne, das machen wir“, stimmte ich zu. „Aber zuerst muss ich was erledigen.“

      „Solange du erreichbar bleibst und deinen Peilsender nicht abschaltest, geht das klar“, stimmte der Stationsleiter zu. „Willst du wieder Nachforschungen über die Bande anstellen?“

      Ich nickte. „Unbedingt.“

      „Sei vorsichtig!“, schärfte er mir ein. Dann wandte er sich den anderen zu. „Wir müssen auch dringend los, wir konnten wegen des Einsatzes nicht auf Patrouille gehen. Lasse und Viktor, ihr übernehmt den Stadtpark. Jakob, wir kümmern uns um die Innenstadt. Benjiro und Riku, ruht euch für die Nachtschicht aus. Genta, Jonas und Eduard, ihr seht in den äußeren Gebieten nach dem Rechten. Leo, du bleibst bei Melodia und Haru in der Zweigstelle.“

      Sofort machten sich alle an die Arbeit, ich lief zum Wald bei der Stadt, weil ich mich dringend mit den Geistern und Dämonen beratschlagen musste. Darum suchte ich eine abgelegene Stelle, die nicht zu dicht bewachsen war, und sah mich nach möglichen Zeugen um. Niemand hier. Also konnte ich gefahrlos singen. Zuerst rief ich das Dämonenoberhaupt Shadow zu mir, mit dem Lied über die tiefe Finsternis und das kleine Licht. Während ich sang, verspürte ich plötzlich ein Schwächegefühl, wie immer. Keine Sekunde später erschien der Schattenkreis vor mir und der Dämon schwebte heraus.

      „Shadow! Weißt du, wo sich die Schattenbringer niedergelassen haben? Wo ihr größtes Versteck ist? Wohin mein Vater geflohen ist?“, überfiel ich ihn sofort.

      „Gemach, gemach“, beruhigte er mich und erhob seinen nebligen Arm, um mir eine Hand auf die Schulter zu legen. Die Bäume und Sträucher verschwanden um mich herum, ebenso wie Shadows nebliger Körper, der im schwachen Wind um seine stabile Mitte waberte. Die Berührung des Dämons brachte Dunkelheit, alles wurde schlagartig schwarz. „So aufgebracht wirst du die Schattenbringer nie erwischen, Mia.“

      „Bitte, raus mit der Sprache!“, flehte ich.

      Er ließ mich los, sodass die Farben um mich herum zurückkehrten. Ich blinzelte kurz desorientiert und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Shadow.

      „Ich kann dir leider nicht sagen, wo dein Vater und seine Leute sind“, antwortete er leise. „Während wir heute Vormittag in der Schattenwelt waren, muss viel passiert sein, was Luna und wir Dämonen verpasst haben.“

      Natürlich, das hatte ich nicht bedacht. In der Schattenwelt hatten wir uns alle nur darauf konzentriert, Shadow zu beruhigen, weil er total außer Kontrolle geraten war.

      „Haben die anderen Geister vielleicht beobachtet, wohin die Schattenbringer geflohen sind?“, erkundigte ich mich.

      Ein Windstoß brachte Shadows instabilen Körper dazu, heftiger um seine feste Mitte zu flattern. „Gut möglich. Es tut mir leid, dass ich gerade keine große Hilfe bin. Die jüngsten Ereignisse haben mich völlig eingenommen.“

      „Kann ich verstehen.“ Ich lächelte schief. „Du wurdest von diesen Verbrechern kontrolliert, hättest fast den Himmel für immer verdunkelt und bist endlich aus deinem finsteren Gefängnis befreit ...“

      „Und deswegen fällt es mir schwer, an andere Dinge zu denken“, ergänzte das Dämonenoberhaupt. „Aber ich werde dir von nun an wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich werde versuchen, die Schattenbringer ausfindig zu machen und gleichzeitig auf dich zu achten.“

      Ich zwinkerte ihm zu. „Genau, und wenn ich mal in Gefahr bin, schickst du mir wieder eine Warnung.“

      „Darauf kannst du dich verlassen“, versprach er.

      Auch wenn Shadow keine Neuigkeiten hatte, freute ich mich sehr, mit ihm zu reden. Er war mein wichtigster Freund und Berater, ohne Zweifel. Wir plauderten noch eine ganze Weile, wobei ich Shadows überwältigende Freude darüber spürte, endlich frei zu sein.

      „Es dämmert schon“, stellte ich plötzlich erschrocken fest. „Ich muss unbedingt noch mit einem der Geister sprechen.“

      „Dann ruf doch einen“, schlug Shadow vor und grinste mich an. „Seit unserer Befreiung aus der Schattenwelt bist du doch imstande, mehr als einen Dämon oder Geist zu dir zu rufen.“

      „Ach, richtig“, lachte ich. „Das hab ich ganz vergessen.“

      Also schloss ich die Augen und stimmte das uralte Lied eines Waldstammes an. Kurzzeitig befürchtete ich, vor Überanstrengung umzukippen, weil mich Shadow vor einigen Jahren eindringlich davor gewarnt hatte, mehrere Geister oder Dämonen nach Fioria zu holen. Aber diese Befürchtung erfüllte sich nicht, ich fühlte mich gut. Zwar verspürte ich ein Schwächegefühl, aber als Waldgeist Celeps mit einem hellen Lichtblitz erschien, war es verschwunden.

      „Mia!“, rief der kleine aufgedrehte Geist, dessen Arme und Beine etwas heller waren als der Rest seines grünen Körpers. Er flog ein paar wahnsinnig schnelle Runden um mich herum, bevor er auf meiner Augenhöhe verharrte. Nun erkannte ich auch seine beinahe unsichtbaren Flügel. „Schön, dich zu sehen! Wie geht’s dir? Es geht dir gut, das spüre ich. Aber du bist sauer wegen deines Vaters. Und du freust dich, dass Shadow und ich gleichzeitig auf Fioria sein können.“

      „Das klappt ja wirklich“, jubelte ich. „Echt cool!“

      „Natürlich klappt es. Du bist das Mädchen aus der Legende“, kicherte Celeps und flatterte vor meinem Gesicht herum.

      „Aber früher konnte ich das noch nicht“, wandte ich ein.

      „Du musst ja auch irgendwie dazulernen. Wäre doch schlimm, wenn du keine Fortschritte machen würdest“, neckte er mich.

      „Du Scherzkeks“, entgegnete ich und streichelte seinen kleinen Kopf. Ich mochte seine kindliche, fröhliche Art. Sie brachte mich immer zum Lächeln.

      „Glückwunsch übrigens! Du hast die Dämonen befreit“, gratulierte er mir.

      „Danke. Aber ich muss dich jetzt unbedingt was fragen“, merkte ich an. „Wo sind die Schattenbringer? Hast du eine Ahnung?“

      „Das Chaos bei ihrer Flucht war unbeschreiblich“, erzählte er. „Sie haben sich möglichst viele Sachen aus dem alten Versteck geschnappt und sind mit den Booten und Helikoptern in alle Richtungen abgehauen, bis auf ein paar, die zurückgeblieben sind. Hefolg, Sol und ich haben sie zwar beobachtet, aber völlig aus den Augen verloren ...“

      Die Geister und Dämonen konnten zwar sehen, was auf Fioria geschah, doch Allwissenheit zählte nicht