Fioria Band 2 - Mit Lüge und Wahrheit. Maron Fuchs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maron Fuchs
Издательство: Bookwire
Серия: Fioria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960740834
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an mein Vorhaben zu denken, und steuerte das zweitgrößte Versteck der Schattenbringer auf der ehemaligen Bohrinsel südlich der Küstenstadt Jafot an.

      Es tat mir schrecklich leid, dass sich Melodia so sorgte, doch ich konnte ihre Sorgen am besten bekämpfen, indem ich die Ursache dafür ausschaltete. Die Organisation meines Vaters.

      Auf Martyrios kam ich wahnsinnig schnell voran, er war viel größer und kräftiger als ein Flugvogel. Im Flug zog er sogar einen Regenbogen hinter sich her, ein großartiges Schauspiel. Heute konnte ich es allerdings nicht bestaunen, weil sich meine ganze Aufmerksamkeit nur auf die Schattenbringer richtete. Von Weitem sah ich schon die ehemalige Bohrinsel, auf der ein mehrstöckiges graues Gebäude stand.

      „Endlich!“, seufzte ich.

      Martyrios landete auf einer freien Fläche vor dem Haupteingang und ließ mich absteigen. „Viel Glück!“, wünschte er mir mit seiner krächzenden Stimme. „Ich bezweifle jedoch, dass du noch viele Schattenbringer hier finden wirst.“

      „Danke, aber ich muss es einfach versuchen“, rief ich und eilte ins Gebäude.

      Hinter mir blitzte es hell auf, wie immer wenn ein Geist nach Fioria kam oder diese Welt verließ. Martyrios war zu seinesgleichen zurückgekehrt.

      Auf dem Weg zur großen Flügeltür fiel mir etwas auf. Hier fehlte etwas. Ich sah keine Boote mehr am Steg, auch keine Hubschrauber auf dem großen Landeplatz, auf dem mich der Fluggeist abgesetzt hatte. Das konnte nur eins bedeuten: Die Verbrecher waren getürmt.

      Halb verzweifelt, halb hoffnungsvoll stieß ich die Tür auf und lief ins Gebäude. Vielleicht waren wenigstens noch ein paar Schattenbringer hier. Vielleicht war meinem Vater die Flucht nicht geglückt ...

      Ich rannte über die kahlen, fensterlosen Gänge, die nur von schwachen Lampen erhellt wurden. Alle Zimmertüren auf dem Weg standen offen, ich sah keine Menschenseele. Aber ich hörte Stimmen, denen ich folgte. Sie führten mich ins zweite von 14 Stockwerken. Das Geschrei wurde lauter, als ich aus dem Treppenhaus auf den Gang trat.

      „Ich werde gar nichts sagen!“, tobte eine tiefe Stimme.

      „Das werden wir ja sehen“, knurrte jemand anders. Diese Stimme erkannte ich sofort. Lasse, mein Kollege. Nun entdeckte auch er mich. „Takuto. Was machst du denn hier?“

      Ich ging zu dem blonden Mann, der einem Schattenbringer Handschellen angelegt hatte und ihn festhielt. Der Verbrecher trug seine dunkelgraue Uniform mit dem Bandenzeichen auf der Jacke, der schwarzen Wolke. Er wehrte sich gegen Lasses Griff, doch mein Kollege ließ ihn nicht entkommen.

      „Ulrich hat mich benachrichtigt“, log ich zögerlich. „Weil ich ab heute sowieso wieder arbeite, bin ich gleich hergekommen.“ Offiziell war ich im Urlaub gewesen, weil mein Vater gestorben war. Und irgendwie stimmte das sogar, für mich war Erik jedenfalls gestorben.

      „Verstehe.“ Lasse grinste. „Dieser anonyme Tipp war Gold wert. Wir haben sechs Schattenbringer erwischt, Viktor, Riku und Jonas bringen gerade welche ins Hauptquartier zum Verhör. Und da kommt dieser hier auch hin.“

      „Ich werde nie auspacken!“, brüllte der Gefangene.

      „Super. Habt ihr auch ein hochrangiges Mitglied erwischt?“, fragte ich.

      „Keine Ahnung, wir haben uns aufgeteilt“, antwortete er. „Schau mal hoch zu Ulrich und Jakob, vielleicht haben die jemanden.“

      „Der Boss ist schon längst abgehauen. Und der Chef auch“, lachte der kleine, drahtige Mann, den mein Kollege festhielt.

      Ich biss die Zähne zusammen. Mein Vater war entkommen. Mist. Immerhin hatte Lloyd es auch geschafft. Wobei es mich wunderte, dass der Schattenbringer ihn noch als Chef bezeichnete, nachdem mein Vater ihn wegen seiner Illoyalität herabgestuft hatte.

      „Ich gehe mal hoch“, beschloss ich.

      „Bis später in der Zweigstelle“, antwortete Lasse und schubste den Verbrecher in Richtung Treppenhaus, um ihn abzuführen.

      Erst im 14. Stock traf ich auf die gesuchten Kollegen. Ulrich, Jakob und Benjiro zerstörten gerade die zahlreichen Apparate im Maschinenraum. Es waren die Geräte, mit denen die Schattenbringer die Fiorita kontrolliert hatten. Ein Glück, dass sie nun alle in Schutt und Asche lagen.

      „Takuto?“, wunderte sich Benjiro, als er mich sah. „Du arbeitest wieder?“

      Ich nickte. „Seit heute. Hallo. Wie sieht es hier aus? Konntet ihr jemanden festnehmen?“

      „Die meisten Schattenbringer waren schon weg, als wir angekommen sind“, schnaubte Ulrich und wandte sich zu mir um. „Wir haben nur sechs Leute verhaftet, alles Handlanger, keine hochrangigen Mitglieder.“

      „Mist!“, keuchte ich. Vor lauter Wut wären mir beinahe Tränen in die Augen geschossen, doch ich riss mich zusammen. Ich war in diesem Moment nicht Mia, ich war Takuto, der starke Ranger. Ich ließ mich nicht von meiner Verzweiflung unterkriegen, sondern versuchte, meine Fassade aufrechtzuerhalten.

      „Dafür haben wir einige interessante Akten im Büro des Bosses gefunden“, erzählte Benjiro aufgeregt. „Vielleicht finden wir dadurch raus, wer diese Organisation leitet.“

      Anscheinend hatte mein Vater unser Familienfoto von seinem Schreibtisch mitgenommen und bestimmt hatte er auch alle weiteren Beweise entfernt, die auf seine Identität schließen ließen. Also konnten wir die Fahndung nach ihm immer noch nicht offiziell machen. Nicht ohne meine Aussage. Nicht ohne zu verraten, wer ich wirklich war. Und mein Geheimnis musste ich um jeden Preis wahren. Zum Schutz der Fiorita und zu meiner eigenen Sicherheit. Wir hatten also gar nichts, von ein paar niederen Schattenbringern abgesehen.

      „Wir werden sehen“, meldete sich Jakob zu Wort. „Wir nehmen das Versteck auseinander und befragen die Gefangenen.“

      „Irgendetwas finden wir schon heraus, da wir jetzt endlich ein paar Schattenbringer haben“, ergänzte Ulrich, der wie Jakob verheimlichte, was die beiden von mir wussten. Selbst die Beschattung meines Elternhauses regelten die zwei allein.

      „Aber die meisten sind entkommen“, zischte ich aufgebracht.

      Ulrich klopfte mir auf die Schulter. „Ganz ruhig. Wir kriegen diese Bande.“

      Halbherzig lächelte ich ihn an. „Irgendwie ...“

      Dieser Tag war wie verhext. Abgesehen von Shadows Befreiung hatte nichts geklappt. Überhaupt nichts. Genau wie ich heute Morgen den wahnsinnigen Plan meines Vaters vereitelt hatte, hatte er meinen vereitelt. Dabei hatte ich mir so sehr gewünscht, ihn und einen Großteil seiner Organisation hier zu erwischen. Stattdessen war er jetzt auf freiem Fuß, und weil Lloyd mir geholfen hatte, Shadow zu retten, war mein Vater obendrein sauer auf ihn und hatte ihn in seinem Rang herabgestuft. Und das nur meinetwegen.

      Großartig, einfach großartig.

      *

      Kein leichtes Los

      Nach der Pleite im Versteck der Schattenbringer kehrten wir zur Zweigstelle Windfeld zurück. Meine Laune war im Keller, was die meisten meiner Kollegen nicht verstanden. „Immerhin haben wir ein paar von ihnen verhaftet“, redete der ältere Viktor auf mich ein.

      „Und die wichtigsten sind noch frei“, schnaubte ich.

      „Bleib cool, Takuto“, riet mir Lasse, der sich an Melodias Schreibtisch lehnte. „Klar, es ist ärgerlich, aber wir sind weiter als vorher, nicht wahr?“

      „Wobei uns die Akten aus dem Versteck nichts gebracht haben“, seufzte Jonas deprimiert. „Es waren nur Aufzeichnungen über die beiden Legenden.“

      „Klar, die Schattenbringer wollen ja mithilfe der Fiorita an Macht kommen“, antwortete Lasse. „Also brauchen sie das Mädchen aus der Legende.“

      „Wir werden Mia Sato vor ihnen finden“, prophezeite Viktor.

      Ich