Wünsch dich ins Märchen-Wunderland. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wünsch dich ins Märchen-Wunderland
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783990510452
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nur noch an sich selbst und Nächstenliebe wurde zum Fremdwort. Übel um Übel wurde getan und scheinbar unbestraft gelassen. So sehr geriet die Welt in Ungleichgewicht, dass die Ankunft des Halbgottes nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte.

      „Beeilen wir uns!“, sagten die drei Weisen sich und nahmen sich Esel, um schneller voranzukommen. Doch es war mitten im Sommer und heiß am Rande der Wüste. Die Esel schleppten sich mutig voran, denn auch sie wollten ihren Beitrag leisten und nicht versagen.

      Und dann war es endlich so weit. Das große Licht am Himmel hielt an und zeigte damit den drei Weisen, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Bei einem abgelegenen, kleinen Ort machten sie Halt und erkundigten sich nach dem frisch geborenen Jungen. Doch niemand wusste etwas, denn die Mutter fürchtete um sein Leben und hatte die Geburt geheim gehalten.

      Mitten in der Nacht fanden die drei Weisen schließlich den Eingang zu einer versteckten Scheune, in der der kleine Halbgott still und heimlich lag. Gebettet inmitten von Stroh, umgeben von Tieren, lag er da und wartete auf sie.

      „Wir haben es geschafft! Er ist es! Jetzt wird alles gut!“, riefen sie, sprangen zu ihm und zeigten sich schließlich in ihrer wahren Gestalt. Ein jeder von ihnen war nun hübsch und reich gekleidet. Einer trug ein rotes Gewand und eine rote Krone, der andere hatte ein aufwendiges grünes Gewand und eine goldene Krone und der letzte war von Kopf bis Fuß in königlichem Violett gekleidet. Sie übergaben dem kleinen Jungen ihre Geschenke und knieten vor ihm nieder.

      „Wir segnen dich und dein Leben, oh kleiner Gott! Von weit her sind wir gekommen, um dich in der Welt willkommen zu heißen. Mögest du genug lange leben, dass alle Prophezeiungen erfüllt werden können, und mögest du die Menschen lehren, was wichtig ist im Leben. Denn wir haben dich geliebt, bevor du bei uns warst. Und sie werden dich lieben, nachdem du wieder gegangen sein wirst.“

      Und so wurde doch noch alles gut.

      Adhikari Nadine wurde 1992 in Muttenz geboren und wuchs im schönen Baselland auf. Das Schreiben ist ihre Leidenschaft und größte Passion.

      *

      Die weise Königin

      Es war einmal in einer Zeit, in der die Menschheit gierig und unersättlich war, da lebte einst eine Königin in einem weit entfernten Land. Sie war wunderschön, ausgesprochen klug und besaß alles, was man sich nur vorstellen konnte.

      Eines Tages plagte sie das Gefühl, ihr würde irgendetwas in ihrem Leben fehlen. Doch sie wusste nicht, was es war. Drum schickte sie ihre Ritter los, um danach zu suchen, und als der Nordstern seinen höchsten Punkt am Himmelszelt erreichte, kamen ihre Ritter mit drei Königen zurück. Die drei Könige lebten in weit entfernten Ländern und wollten die schöne Königin zur Frau haben. Jeder einzelne brachte der Königin ein Geschenk aus seinem Land mit, um sie von sich zu überzeugen.

      „Der König mit dem schönsten Geschenk soll mein Gatte werden“, verkündete die Königin. Ein Raunen ging durch ihr Volk und jeder war gespannt darauf, für wen sich die kluge Königin entscheiden würde.

      So schritt der erste König hervor. Die Menge staunte, denn seine Kleidung war mit vergoldeten Fäden genäht, die im Licht des Nordsterns hell leuchteten. Der König berichtete, dass es in seinem Land Flüsse voller Gold gäbe. So öffnete er seine Schatulle und zum Vorschein kamen die schönsten und größten Goldnuggets, die die Menschheit je gesehen hatte. Das Volk war sich sicher, dass die Königin ihn auserwählen würde und auch die schlaue Königin war sehr beeindruckt. Sie war sich jedoch nicht sicher, das gefunden zu haben, wonach sie suchte.

      Dann schritt der zweite König hervor. Erneut staunte die Menge, denn seine Kleidung war mit glitzernden Diamanten besetzt, die im Licht des Nordsterns hell funkelten. Der König berichtete, dass es in seinem Land vielen Bodenschätzen gäbe. So öffnete er seine Schatulle und zum Vorschein kamen die schönsten und größten Diamanten, die die Menschheit je gesehen hatte.

      Das Volk war sich sicher, dass die Königin nun ihn auserwählen würde und auch die Königin war wieder sehr beeindruckt. Sie war sich jedoch immer noch nicht sicher, das gefunden zu haben, wonach sie suchte.

      Zum Schluss schritt der letzte der drei Könige hervor. Seine Kleidung war weniger leuchtend und weniger funkelnd, denn in seinem Land gab es weder Gold noch Diamanten. Die Menge spottete über den armen König und war sich sicher, dass er nicht der König ihrer Königin werden würde. Doch auch er öffnete seine Schatulle und zum Vorschein kam nichts. Die Schatulle war vollkommen leer.

      Der König ging auf die Königin zu und sagte: „Meine Schatulle ist leer, doch wenn du mich zum Manne nimmst, will ich dir mein Herz mit all meiner Liebe schenken.“

      Die zwei anderen Könige lachten ihn höhnisch aus und auch das Volk der Königin machte sich über den letzten der drei Könige lustig.

      Die weise Königin jedoch war sich sicher, dass sie nun gefunden hatte, wonach sie sich in all den Jahren der Einsamkeit gesehnt hatte. Drum brachte sie Menge zum Schweigen und sagte: „Ich habe mich entschieden. Ich werde den letzten der drei Könige heiraten. Denn lieber lebe ich ein Leben voller Liebe, als reich und lieblos zu sterben.“

      Märchen enden mit den Worten: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Doch dies ist kein gewöhnliches Märchen und so kam einst der Tag aller Tage, an dem die Königin im sehr hohen Alter umringt von all ihren Kindern und Enkelkindern starb. Während ein Lächeln ihre Lippen umspielte, schlief sie Hand in Hand mit der Liebe ihres Lebens ein und blickte zurück auf ein Leben voller Geborgenheit, Freude und Liebe.

      Michéle Schröder, geboren 1991 in NRW, erfindet gerne Gutenachtgeschichten für ihre Töchter Hannah und Clara.

      *

      Februar

      *

      Mia und der Stern

      Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Mia. Mia lebte allein mit ihrer Großmutter mitten im Wald in einer kleinen Holzhütte. Sie war fünf Jahre alt und fühlte sich oft sehr einsam, denn die Großmutter duldete es nicht, wenn Kinder aus dem Dorf zum Spielen vorbeikamen. „Mia, die Menschen sind schlecht, du kannst ihnen nicht vertrauen!“, antwortete die Großmutter jedes Mal, wenn Mia darum bat, eine Freundin einladen zu dürfen.

      Mia wünschte sich so sehr eine Freundin, mit der sie alles teilen konnte. Sie stellte sich vor, was sie alles mit der Freundin machen würde: Blumen pflücken, Geschichten erzählen, schöne Bilder malen, Stöcke in den Bach werfen und bis ganz weit in den Himmel schaukeln, sodass es sich im Bauch anfühlte wie Brausepulver.

      Oft saß sie nachts am Fenster und schaute hinaus. Sie liebte das Rauschen der Tannen und den Geruch nach Fichtennadeln. Ab und zu hüpfte ein Eichhörnchen von Baum zu Baum oder ein Specht klopfte. Mia fühlte sich sehr mit den Tieren des Waldes verbunden und spürte, dass sie irgendwie eine besondere Gabe hatte.

      An einem Abend war die Großmutter schon früh zu Bett gegangen und Mia stand wieder am Fenster und spähte hinaus. Es war kalter Abend im Februar und die Tannen waren mit einer Schneedecke zugedeckt, fast so, als wollten sie den kalten Winter einfach verschlafen, um sich dann im Frühling wieder mit neuer Kraft der Sonne zuzustrecken. Ein heller Mond leuchtete am Himmel und neben dem Mond strahlte ein ganz besonders heller Stern. Mia betrachtete den Stern und fühlte sich magisch zu ihm hingezogen. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt, es war wie Zauberei. Der Stern schien plötzlich ein Gesicht zu bekommen und lächelte Mia an.

      „Du bist die kleine Mia, ich kenne dich gut!“, sagte er.

      Mias Herz fing an zu klopfen. Das war doch alles gar nicht möglich, oder doch?

      „Ich weiß, dass du