Wünsch dich ins Märchen-Wunderland. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wünsch dich ins Märchen-Wunderland
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783990510452
Скачать книгу
sind mit unseren nicht vergleichbar, aber jede Katze und jede Maus kann sie entziffern. Die Aufzeichnungen tragen dazu bei, dass nichts in Vergessenheit gerät. Die Tiere, die auf dem Katzenplaneten ein Zuhause gefunden haben, leben viel länger als die auf der Erde, denn dort gibt es keinen Klimawandel oder etwas anderes, das ihr Leben bedroht. Auch natürliche Feinde haben sie nicht, so ist es ein wahres Paradies. Das Einzige, wovor die Katzen und Mäuse Angst haben, ist, dass jemals Menschen oder andere Lebewesen sie finden könnten.

      Eines schönen Tages geschah genau das. Ein fremdes Raumschiff landete auf dem Katzenstern. Erschrocken verkrochen sich die Mäuse in ihre unterirdischen Gänge, und die meisten Katzen suchten ebenfalls schnell das Weite. Nur Rubius, ein großer, pechschwarzer Kater, blieb gelassen. Mutig wollte er sich den Eindringlingen entgegenstellen, wer immer sie auch sein mochten.

      Eine ganze Weile geschah nichts. Dann öffnete sich eine Luke des Raumschiffes und ein unbekanntes Wesen kletterte ins Freie. Vor lauter Spannung hielt der Kater den Atem an. Das konnte nur ein Mensch sein, vermutete er. So oft hatte Rubius sich schon gefragt, ob es außer ihnen noch anderes Leben im Weltall gab. Auf dem Arm hielt der Fremde eine Katze. Die war ebenso schwarz wie Rubius, nur viel kleiner und zierlicher. Der Mensch setzte die Katze auf den Boden und sah sich erwartungsvoll um. Dann entdeckte er Rubius, der in einiger Entfernung völlig reglos dasaß und ihn fragend anschaute.

      Die kleine Katze hatte Rubius ebenfalls erblickt und tapste zögernd auf ihn zu. Sie war bildhübsch, fand Rubius. Er kannte viele Katzendamen, aber diese unbekannte Schönheit hatte sein Herz im Nu erobert. Er konnte die Augen gar nicht von ihr lassen. Langsam kam die kleine Katze näher, und Rubius rührte sich noch immer nicht, um sie nicht zu erschrecken.

      Als das Kätzchen direkt vor ihm saß, miaute es leise. Daraufhin beugte Rubius sich zu ihm hinunter und begrüßte es mit einem zärtlichen Nasenküsschen. Das schien der Kleinen zu gefallen, denn sie begann zu schnurren.

      Nun kam auch der Mann, der mit ihr aus dem Raumschiff gestiegen war, näher. Er sah sich um und fragte: „Leben hier auch Menschen?“

      Rubius wunderte sich, dass er die Laute verstand, die der Fremde von sich gab. Ob er auch seine Antwort verstehen würde?

      „Nein, das ist der Planet der Katzen“, gab er Auskunft.

      „Umso besser. Mit den Menschen bin ich nie gut ausgekommen, aber Katzen liebe ich. Deshalb konnte ich keinesfalls ohne mein kleines Blümchen fliegen“, erfuhr Rubius.

      „Wie kommt es, dass du unsere Sprache sprichst?“, fragte der Kater erstaunt.

      Der Neuankömmling lachte dröhnend. „Ich habe auf der Erde einen Sprachcomputer entwickelt, der es mir erlaubt, die Laute aller Lebewesen umzuwandeln, sodass ich sie verstehen kann. Umgekehrt kann auch ich in jeder Sprache reden.“

      Rubius staunte. Er hoffte, dass dieser Mensch in friedlicher Absicht gekommen war. Allerdings fand Rubius, er dürfe den Planeten nicht wieder verlassen, denn wenn die Menschen auf der Erde von ihrer Existenz erfuhren, konnte das für die Katzen gefährlich werden. Womöglich würden viele andere Menschen kommen und ihre Welt beherrschen wollen oder sie gar zerstören, so wie sie seit vielen Jahren dabei waren, auch ihren eigenen Planeten zugrunde zu richten. „Was willst du hier oder hast du dich verflogen?“, erkundigte Rubius sich entschlossen.

      Blümchen saß an seiner Seite und schnurrte liebevoll. Statt des Fremden, der eine verlegene Miene aufsetzte, antwortete sie: „Mein Katzenpapa und ich wollten eine neue Bleibe für uns suchen. Eine Welt, in der es keinen Hass und nichts Schlechtes gibt, wir führen wirklich nichts Böses im Schilde. Dass wir hier gelandet sind, ist reiner Zufall, aber zurück wollen wir auf keinen Fall, bitte lass uns bleiben.“

      „Das kann ich nicht allein entscheiden“, entgegnete Rubius. „Aber ich werde unseren Ältestenrat zusammenrufen und für euch ein gutes Wort einlegen.“

      „Das ist fair“, hörte er den Fremden erleichtert sagen.

      „Wartet hier“, befahl Rubius.

      Dann lief er zurück, um mit den anderen Katzen zu beraten, ob sie die Neuankömmlinge aufnehmen wollten oder nicht. Nach langem Ringen stimmten sie zu, wenn auch unter der Bedingung, dass dieser Mensch ihnen hoch und heilig versichern musste, dass außer ihm und Blümchen niemand mehr auftauchen würde.

      „Das kann ich euch guten Gewissens versprechen“, erklärte er.

      Die beiden hatten von der Erde viele schöne Dinge mitgebracht. Auch Blumensamen war darunter, und so grünte und blühte es bald überall auf dem Katzenplaneten. Rubius und Blümchen waren sehr froh, dass sie sich gefunden hatten. Oft saßen sie, eng aneinandergeschmiegt, auf dem Mond, der zu ihrer Galaxie gehörte, und schauten zufrieden auf ihre Welt hinunter. Um sie herum strahlten und funkelten die Sterne – schöner als je zuvor, fand Rubius. Früher hatte er sich oft danach gesehnt, eines Tages auch andere Planeten zu erforschen, aber seitdem Blümchen bei ihm war, konnte er sich nichts Schöneres vorstellen, als mit ihr auf seinem Heimatstern zu leben. Seine Sehnsüchte nach anderen, unbekannten Welten hatte er völlig vergessen.

      Brigitta Rudolf: Weitere Infos und Leseproben zu ihren inzwischen 20 Bücher unter www.brigittarudolf.jimdo.com.

      *

      Der Katzenmond

      Es waren einmal zwei Katzen, die sich innig liebten. Beide waren sie schwarz wie die Nacht und verfolgten jeden Abend, wenn die Menschen in ihren Betten schliefen, den Lauf des Mondes am Sternenhimmel.

      „Was es wohl auf dieser großen gelben Käsescheibe da oben gibt?“, fragte Purzel und strich sich mit einer Pfote über das dicke Bäuchlein. „Ich wette, da fließen Milch und Katzenfutter in Strömen!“

      „Meinst du wirklich?“, fragte Pünktchen, die zierliche Katzendame an seiner Seite. „Das würde ich zu gerne mal sehen! Ich hab mich schon immer gefragt, wie es dort oben wohl so ist.“

      Purzel sah Pünktchen in die großen grünen Augen. Das Mondlicht spiegelte sich in ihnen wie in einem spiegelglatten See. Kurzerhand fasste er einen Entschluss: „Ich werde dich dort hinbringen, Pünktchen! Du wirst sehen! Du wirst die erste Katze auf dem Mond sein.“

      Begeistert schlug Pünktchen die Tatzen zusammen und kuschelte sich mit ihrem flauschigen Köpfchen an Purzels Schulter. „Wirklich? Das wäre so toll! Aber wie willst du das anstellen?“

      „Lass das mal meine Sorge sein“, sagte Purzel und betrachtete gebannt die golden glänzende Scheibe am Himmel, vor die sich gerade eine dicke Wolkendecke schob. Fast sah es aus, als ob sich der Mond unter seine Kuscheldecke verkrochen und zum Schlafen hingelegt hätte.

      Noch am selben Abend unternahm er gleich den ersten Versuch, zum Mond zu fliegen, und schnallte sich eine Sprungfeder unter jede seiner Tatzen. Die Federn hatte er aus dem Bettgestell der Menschen stibitzt, die er und Pünktchen sich als Herrchen hielten. Sicher würden die nicht einmal bemerken, dass sie fehlten. Dann kletterte er wippenden Schrittes, so gut es ging, auf das Trampolin der Nachbarn und fing an, darauf herumzuspringen. Er hatte schon eine ganz ansehnliche Höhe erreicht (sogar die umliegenden Hausdächer hatte er schon von oben sehen können), als er mit den Sprungfedern so schief auf dem Trampolin aufkam, dass er schnurstracks durch das Fenster der Müllers krachte. Pünktchen stockte der Atem. Ängstlich hielt sie sich die Augen mit den Pfötchen zu.

      „Nichts passiert!“, rief Purzel aus dem zu Bruch gegangenen Schlafzimmerfenster, der schon viel schlimmere Stürze überlebt hatte, ohne dabei eines seiner neun Leben verbraucht zu haben.

      In den folgenden Nächten bekam Pünktchen ihren Kater kaum noch zu Gesicht. Stundenlang schloss er sich in seiner Werkstatt ein und schraubte und schweißte an einem Gerät, mit dem sie zum Mond fliegen würden.

      Als es endlich fertig war und er es ihr vorführen wollte, betrachtete die es zunächst misstrauisch. „Bist du sicher“, fragte sie, „dass das … nun ja … sicher ist?“

      Purzel lächelte