Das lachende Baby. Caspar Addyman. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Caspar Addyman
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783956144479
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habe ich begonnen, das Lachen der Babys ernst zu nehmen. Meine jüngere Schwester hatte gerade ihr zweites Kind bekommen, und mein jüngerer Bruder trat als Comedian auf. Ich überlegte, was wir alle gemeinsam tun könnten. Und dann hatte ich die Idee! Max konnte das Baby zum Lachen bringen, und ich konnte erklären, war um das funktionierte. Es stellte sich heraus, dass Comedians das Lachen ziemlich ernst nehmen, deshalb fand Max die Aufgabe zu leicht. Aber die Idee blieb in meinem Kopf, und ich überlegte, ob das Lachen von Babys ein angemessener Forschungsgegenstand war.

      Wie ich feststellte, gab es bis dahin nur sehr wenig Forschung dazu. Lachen ist etwas Spontanes und deshalb schwierig im Labor zu untersuchen. Das gilt ganz besonders für Babys: Sie lachen zwar oft, es kann uns aber bisweilen Rätsel aufgeben, dass sie über gänzlich unerwartete Dinge lachen. Comedy für Babys ist schwieriger, als man vielleicht denkt. Nur wenige Wissenschaftler hatten die Herausforderung angenommen, das Lachen zu studieren; Lachen galt üblicherweise als Marker für etwas anderes, als eine Möglichkeit, um frühen Humor und Spaß zu verstehen, oder als Hinweis auf das Temperament des Babys und seine gute Laune. Selten betrachtete man Lachen als zentrales Element der Entwicklung.

      Lachen kommt im Alltag eines Babys häufig vor und ist für alle Menschen immer faszinierend. Ich spürte, dass es wichtig sein musste. Ich richtete eine Website ein und entwarf eine detaillierte Studie zum Babylachen. Journalisten aus aller Welt berichteten über das Projekt, Tausende Eltern aus Dutzenden von Ländern füllten meinen Fragebogen aus. Hunderte andere schickten mir kurze »Feldstudien« und Videos von dem, was ihre Babys zum Lachen brachte. Ich nahm das Babylachen wirklich sehr ernst.

      Inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mit meiner Intuition im Wesentlichen richtiglag. Lachen ist wichtig für unsere frühe Entwicklung, und die Evolution hat das Lachen tief in uns verwurzelt. Das heißt nicht, dass Babys, die lachen, sich besser entwickeln. Es gibt keine empfohlene Tagesdosis Lachen. Am besten stellt man sich das Lachen als fröhliches Gegengewicht zum Weinen vor. Wenn ein Baby weint, konzentrieren wir uns nicht auf das Weinen an sich: Wir unterbrechen das, was wir gerade tun, und versuchen, das Problem zu lösen, von dem uns das Baby berichtet. Lachen ist das Gegenteil, damit teilt uns das Baby seine Erfolge mit. Ich glaube, es lohnt sich, innezuhalten und diese Triumphe näher zu betrachten. Tatsächlich könnte das der Sinn und Zweck des Lachens sein.

      Während ich das Lachen studierte, dehnte sich mein Interesse auf all die Aspekte aus, wie Babys gedeihen und wie sie sich anstrengen, ihre größeren Ziele zu erreichen. Deshalb geht es in diesem Buch um die Gefühle der Babys, um ihre Kontakte, ihr Lernen und ihre Neugier. Es behandelt die ersten beiden Lebensjahre ungefähr in chronologischer Reihenfolge, aber ich habe vermieden, zu viele Meilensteine zu setzen. Meilensteine haben keine besondere Bedeutung. Jedes Baby geht seinen eigenen Weg. Dieses Buch befasst sich mit dem Weg, nicht mit dem Ziel.

      Auch jenseits der ersten beiden Lebensjahre haben wir noch viel mit Wachsen und Lernen zu tun. Die Grundlagen, die wir schaffen, sind wichtig. Die Untersuchung unserer Anfänge hilft, uns selbst besser zu verstehen. Glauben Sie ja nicht, dass es in diesem Buch nur um Spaß und Spiele von Babys geht. Es steckt eine Menge ernsthafte wissenschaftliche Forschung darin, und ich werde viele Schlüsselkonzepte erklären, die weit über die Babyzeit hinaus Bedeutung haben. Wir werden uns mit so großen Fragen befassen wie der, wie der Geist arbeitet, wie wir uns entwickeln, was Gefühle sind und was Kunst ist. Dabei werden wir erleben, dass Babys es mit intellektuellen Giganten wie René Descartes, Sigmund Freud, Noam Chomsky und Ludwig Wittgenstein aufnehmen können.

      Letzten Endes soll dieses Buch jedoch das Unmögliche leisten und den wunderbaren Klang eines Babylachens noch zauberhafter machen. Wenn mir das nicht gelingt, suchen Sie sich am besten ein Baby und lassen Sie sich von ihm unterhalten.

       Eine Anmerkung zu den wissenschaftlichen Quellen

      Im gesamten Buch bemühe ich mich, frühere Leistungen zu würdigen. Wissenschaft ist ein kooperatives und kumulatives Unterfangen. Isaac Newton prägte 1675 den berühmten Satz: »Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.« Wissenschaftlicher Fortschritt vollzieht sich durch Evolution. Revolutionen in der Wissenschaft verwerfen selten Früheres, sie verfeinern es eher. Wir streiten über die Details, aber wir arbeiten alle am selben großen Bild.

      Nur ein kleiner Teil der Forschung in diesem Buch ist meine eigene, und meistens gebe ich nur eine Zusammenfassung. Es ist wichtig, die Personen zu würdigen, die die Arbeit geleistet haben, und darauf hinzuweisen, wo das vollständige Original zu finden ist. Populärwissenschaftliche Bücher verstecken diese Information oft in Fußnoten oder Endnoten oder lassen sie ganz weg. Ich ziehe das Verfahren vor, das psychologische Fachzeitschriften praktizieren: Wenn man eine Studie referiert, nennt man die Namen der Verfasser und das Erscheinungsjahr (Autor und Autor, Jahr). Eine frühe Arbeit über glückliche Babys stammt beispielsweise von Charles Darwin. Seine Schrift »Biografische Skizze eines kleinen Kindes« erschien 1877 in der Zeitschrift Mind, und der Verweis darauf sieht so aus: (Darwin 1877). Natürlich können Sie die Angabe überspringen. Aber immer, wenn Sie einen Verweis sehen, sollten Sie sich bewusst sein, dass diese Personen die wirkliche Arbeit geleistet haben. Der vollständige Titel des Werks und wo es veröffentlicht wurde finden sich im Literaturverzeichnis am Schluss des Buchs.

      Auch auf Fußnoten habe ich verzichtet. Wissenschaftler sind ein pedantisches Volk, die immer Ausnahmen, Annäherungen und Alternativen hervorheben. Das ist für alle sehr mühsam, deshalb habe ich es gelassen (ich habe sogar versucht, Klammern zu vermeiden).

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       Kapitel eins

       Eine Zeit vor dem Lächeln

       Als das erste Baby zum ersten Mal lachte, zerbrach sein Lachen in tausend Stücke, und die hüpften alle herum, und so nahmen die Elfen ihren Anfang.

      J. M. Barrie, Peter Pan, 1904

      Das erste Lachen eines Babys ist ein magischer Augenblick. Eltern erinnern sich noch nach Jahren daran. Es passiert irgendwann nach den ersten Wochen bis zum Alter von vier oder fünf Monaten, und das erste Lachen wird sehr wahrscheinlich klein und fein sein, ein leichtes, gehauchtes Glucksen. Ein Baby kann die schnellen Kontraktionen der Zwischenrippenmuskeln noch nicht koordinieren, die nötig sind, um richtig zu lachen, aber der Klang ist trotzdem eindeutig.

      Für den griechischen Philosophen Aristoteles ist der Moment, in dem wir zum ersten Mal lachen, der Zeitpunkt, an dem die Seele in den Körper einzieht und wir wirklich zu Menschen werden. Er meinte, das Lachen unterscheide uns von den Tieren. Damit irrte er sich natürlich. Auch Tiere können lachen und tun es, die Grenze zwischen uns und anderen Arten ist graduell, eine Sache von Genen und Kultur. Statt von Seele würden wir heute wohl von »Bewusstsein« sprechen, und wir wissen, dass es langsam entsteht.

      Das erste Lachen eines Babys ist ein ganz besonderes Ereignis, das als große Veränderung erlebt wird. Manchmal ist es eine spontane Bekundung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit: »Ich habe es warm und bin glücklich und voll mit Muttermilch.« Oder es ist die Reaktion auf etwas, das das Baby sieht, etwa einen Schatten an der Wand. Am allerbesten ist es, wenn das Lachen durch etwas ausgelöst wird, was ein Elternteil macht – ins Zimmer zurückkommen oder dem Baby einen Kitzelkuss geben. Wie flüchtig das erste Lachen auch sein mag, Eltern werden darin erkennen, dass Lachen »ein aufgeplatztes Lächeln« ist. Zum ersten Mal bringt ein Baby sein absolutes Entzücken über die Welt zum Ausdruck.

      Die meisten Eltern vergessen diesen Augenblick nie. Als ich 2012 eine weltweite Umfrage zum Babylachen durchführte, machte sich eine Mutter, Mary, die Mühe, mir ausführlich über den »engelsgleichen Ton« zu schreiben, den ihre kleine Tochter von sich gab, als sie ihren Bauch küsste. Das Ereignis lag mittlerweile 42 Jahre zurück, aber für Mary war es immer noch ganz präsent, und der Gedanke dar an ließ sie »lächeln vor GLÜCK«. Viele Geschichten klangen ähnlich. Das ist ziemlich erstaunlich, weil die Erinnerung von Erwachsenen im Allgemeinen