Es ist erstaunlich, wie zuverlässig kleine Jungen pinkeln, sobald man sie zum Windelwechseln ausgepackt hat. Als ich ganz frisch auf der Welt war, nannten meine Eltern mich »Fontänen-Addy«, weil meine Wasserspiele beim Windelwechseln es mit einer lokalen touristischen Sehenswürdigkeit namens Fountains Abbey aufnehmen konnten. Ein strahlender Sechsjähriger erzählte mir einmal: »Ich habe einen kleinen Bruder bekommen, und er lächelt nur, wenn er pinkelt.« Der freudige Ausdruck auf seinem Gesicht ließ vermuten, dass das womöglich das Beste daran war, einen kleinen Bruder zu haben.
Anne Enright schreibt in Ein Geschenk des Himmels: »Babys sind auf unser Lächeln angewiesen, beim Füttern und auch – noch dringender – wenn es am anderen Ende wieder herauskommt.« Freud dachte ähnlich. Ein berühmter Aspekt seiner Theorie der psycho sexuellen Entwicklung ist das Konzept der anal-retentiven Persönlichkeit. Freud zufolge entwickeln sich Babys von der Phase der oralen Fixierung im ersten Jahr, in der sich alles um die Brust und die Nahrung dreht, weiter zum analen Stadium mit 18 bis 36 Monaten, in dem es um die Verdauung und den Stuhlgang geht. Er meinte, wenn Eltern ein zu rigides Toilettentraining praktizierten, werde ein Kind beim Heranwachsen zu unflexibel und zu sehr auf Sauberkeit und das Befolgen von Regeln bedacht sein.
Freud hatte recht und unrecht zugleich. Seine Beschreibung der anal-retentiven Persönlichkeit gab die Grundlage für das ab, was Psychologen heute als zwanghafte oder anankastische Persönlichkeitsstörung bezeichnen, ein psychisches Problem, von dem zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Aber weder diese Störung noch die damit eng verbundene Zwangsstörung, eine Angsterkrankung, hat etwas mit dem Toilettentraining zu tun. Ich will mich nicht weiter in Freuds Theorien vertiefen, weil sie nicht wissenschaftlich sind und keine Erkenntnisse über Babys liefern. Wann immer Freud über die frühe Kindheit sprach, wollte er eine Vorstellung illustrieren, die er über das Erwachsenendasein hatte. Die Terminologie und Mythologie der Psychoanalyse sind ein Versuch, die Komplexität des ganzen Menschen zu erfassen. Die Psychoanalyse ist bestrebt, eine Geschichte zu finden, die Patient und Therapeut nutzen können, damit der Patient mit der Gegenwart besser zurechtkommt. Ob die Theorie wahr ist, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Kurioserweise betrachtete Freud das Lachen wie das Kacken als »Triebabfuhr«. Der Gedanke geht zurück auf einen Aufsatz über die Physiologie des Lachens von Herbert Spencer aus dem Jahr 1859. Spencer war Philosoph, Anthropologe, Soziologe und politischer Theoretiker. Er ist heute ziemlich unbekannt, aber im 19. Jahrhundert war er ein philosophischer Superstar: ein produktiver Autor und der bekannteste Intellektuelle in Europa, so etwas wie der Bertrand Russel oder Stephen Hawking der damaligen Zeit.
Spencer hatte großen Einfluss auf Freud. Seine Theorie des Lachens lässt sich perfekt in den Satz fassen: »Lachen ist ein aufgeplatztes Lächeln.« Er glaubte, dass Gefühle, die eine bestimmte Intensität überschritten haben, körperlich zum Ausdruck gebracht werden müssen. Dieses hydraulische Modell von Emotionen, die sich aufstauen und dann abgeführt werden müssen, wurde zentral für Freuds Theorien. Aber während es passend ist für Kot, der sich sammelt und erfolgreich ausgeschieden wird, ist es eine schiefe Metapher für unsere Gefühle.
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