Arbeiten mit Geschichten. Gabriele Steinbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriele Steinbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783944708331
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zu schauen. Das Problem kann mit Abstand wahrgenommen werden und fehlende oder ergänzende Aspekte können hinzugefügt werden. Neue Möglichkeiten können erkannt und ins eigene System integriert werden.

      In der narrativen Kunsttherapie wird mit Bild-Geschichten gearbeitet.

      Die in diesem Buch ausgewählten Geschichten bieten ein Spektrum an Möglichkeiten, um zu den unterschiedlichsten Themen wie Mut, Vertrauen, Angst, Durchsetzungskraft uvm. im Sinne der narrativen Gesprächsführung zu arbeiten.

       Metaphern

      Können wir als Geschichten mit einem Symbolgehalt verstehen, in denen Personen Charakterzüge und Eigenschaften haben, in denen sich der Zuhörer spiegeln kann. Sie enden oft mit einem „Aha“- Erlebnis, sind humorvoll und regen zum Nachdenken und zum Gespräch an.

      In unserem Sprachgebrauch kennen wir die Metapher auch als Bild im übertragenen Sinne, um eine Situation genau zu benennen, wie z.B. eine „Sternstunde“ – als besondere Zeit, die „rosarote Brille“ als gutgläubige Wahrnehmung, die „Nussschale“ als kleines Boot usw.

       Symbole

      Sind Bildträger und Erkennungszeichen, die in einer Kultur eine gemeinsame Gültigkeit haben. Geschichten mit Symbolgehalt fungierten über Jahrhunderte hinweg zur Weitergabe von Erfahrungen, Werten und Überzeugungen.1

       Quelle: www.heldenprinzip.de

      Der Mythenforscher Joseph Campbell (1904 – 1987) entdeckte, dass in allen Religionen, Sagen, Mythen und Geschichten universell gültige Erfahrungsmuster verborgen liegen, die sich auch in der Struktur der menschlichen Psyche wiederfinden. Jeder Lebensweg und jede Heldenreise beinhaltet 11 Krisen, 11 Situationen oder Stationen, die mit entsprechenden Wandlungen verbunden sind. Die zwölfte Station ist immer der Status Quo und der Ausgangspunkt für neue Abenteuer und Entscheidungen.

      Somit hat jeder Mensch auf seiner persönlichen, individuellen Heldenreise mit den gleichen Abläufen zu tun: Er ist mit der momentanen Situation unzufrieden, ignoriert aus Angst oder Bequemlichkeit den Ruf zur Veränderung, macht sich dann doch auf den Weg, trifft Unterstützer und Verbündete, erprobt seine Fähigkeiten, erkennt seinen größten inneren Feind, entreißt ihm in einem Kampf auf Leben und Tod ein Elixier (Wissen, Erkenntnis), wird bei der Rückkehr von seinem inneren Feind verfolgt und besiegt ihn endgültig (Transformation). Er kehrt als „Herr zweier Welten“ (Alltagsleben und neues Wissen) mit seinem Elixier in seine Welt zurück und lässt die Welt an seinem neuen Wissen teilhaben. Beispiele für diese Reise sind z.B. „Die unendliche Geschichte“, „Herr der Ringe“, „Jim Knopf“ oder Filme wie „Star Wars“.

      Die in diesem Buch gesammelten Geschichten beinhalten jeweils einen Aspekt dieser Heldenreise. Sie können sowohl einzeln besprochen werden als auch in den Gesamtkontext mit den anderen Aspekten gestellt werden, um einen Überblick über die vollständige Reise und Zielfindung zu geben.

       Herkunft der Geschichten

      Die hier gesammelten Geschichten stammen aus aller Welt und wurden zum größten Teil mündlich überliefert. Die Inhalte sind als Ur-Bilder und Archetypen auf der ganzen Welt ähnlich und werden je nach Kultur und Gemeinschaft in unterschiedlichen Bildern vermittelt.

       Welche Wirkung hat eine Geschichte?

       Es findet eine Rekonstruktion von Begegnungen und der damit verbundenen Selbsterfahrung statt

       Vergangenes und Zukünftiges wird in der Imagination und Sprache neu geformt

       Eine Erzählung ist keine Realität, sondern eine Neuschöpfung, in die u.a. Emotionen, Assoziationen, Imaginationen und innere Bilder mit einfließen

       Erlebnisse werden lösungsorientiert verarbeitet und neue Verhaltensmöglichkeiten werden angebahnt

       Das gemeinsame Erarbeiten einer Geschichte ist ein sinnstiftender Prozess

       Universelle Werte und Ziele werden aufgezeigt und verglichen, dadurch können Respekt, Toleranz und Verständnis entstehen

       Wie wähle ich eine Geschichte aus?

      Aktuelle Themen in der Gruppe haben immer Vorrang. Es gilt für den Gesprächsleiter, abzustimmen, ob die Geschichte das Thema direkt oder indirekt aufgreifen oder von einer ganz anderen Seite beleuchten soll. Der Vorteil der direkten Ansprache ist, dass die Gruppe tatsächlich konzentriert und ohne Abschweifungen an diesem Thema arbeitet. Wenn eine Gruppe mehr Zeit hat und regelmäßig zusammenkommt, können Themen in Ruhe und organisch entwickelt werden. Indirekt auf ein Thema zuzusteuern bewirkt, dass die Teilnehmer sich nicht überfordert oder angegriffen fühlen und ihrem eigenen Rhythmus entsprechend auf das Thema einlassen können. Die Selbststeuerung und Selbstregulierung einer Gruppe können dabei eine wertvolle Erfahrung und neue Lernmöglichkeit sein.

      Erfahrungsgemäß werden die Themen, die die Gruppe bewusst oder unbewusst beschäftigen, im Laufe des Gespräches von selbst angesprochen. Jeder Teilnehmer identifiziert sich in der Regel mit einer Rolle oder einem bestimmten Aspekt in der Geschichte. Die Interpretationen einer Geschichte können somit sehr unterschiedlich sein. Der Gesprächsleiter hat hierbei nun die Aufgabe, allen Perspektiven Raum zu geben und zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.

       Für welche Gruppe ist sie geeignet?

      Jede Geschichte ist für Menschen ab 5 Jahre geeignet! Das Gesprächsniveau sollte dem Alter der Teilnehmer angepasst werden.

       Unter welchen Bedingungen wird eine Geschichte am besten erzählt?

      Wichtig ist eine offene Atmosphäre, in der jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen und Gedanken zu äußern, ohne dass sie kommentiert oder bewertet werden. Jede Aussage hat ihre Berechtigung und Gültigkeit und kann in den Raum gestellt werden.

      Die Gespräche werden nicht ziel- oder ergebnisorientiert geführt, sondern sollten als Anregung und Inspiration verstanden werden. Respektvolles und achtsames Zuhören als innere Haltung erschaffen gleichzeitig einen vertrauensvollen Rahmen.

      Als äußerer Rahmen eignet sich besonders das Kreisgespräch. Dabei wird die Gleichstellung aller Gesprächsteilnehmer am besten sichtbar und erfahrbar. Bewährt hat sich in der Mitte ein Symbol – z.B. ein Blumenstrauß, ein Objekt, eine Skulptur, eine Kerze oder einen Gegenstand, der die Gruppe gerade beschäftigt zu platzieren und somit den Fokus immer wieder auf die Mitte und das Gemeinsame zu richten. Gespräche am Lagerfeuer sind natürlich auch eine wunderbare Möglichkeit, um eine entspannte Atmosphäre zu kreieren.

       Das offene Gespräch – philosophieren mit kleinen und großen Menschen

      Die offenen Fragen dienen nur als Gesprächsleitfaden und sind als Anregung gedacht. Es werden sich sicherlich daraus viele weitere Fragen ergeben, die alle in einem lebendigen Gespräch ihren Platz haben können.

      Die Fragen kreisen zunächst um die Geschichte selbst. Dann wird versucht, die Fragestellung, die Botschaft und das Muster zu erkennen. Nun bezieht man die Geschichte auf die Gesprächsteilnehmer selbst: Wie sind ihre konkreten Erfahrungen, Gedanken und Gefühle dazu. Welche Lösungsansätze gibt es?

      Schließlich wird der Bogen zu allgemeingültigen, universellen Werten wie Freundschaft, Treue, Hoffnung, Glaube, Wahrheit etc. gespannt und der Blick auf die Gesellschaft, in der wir leben, und die ganze Welt geöffnet.

      Im Praxisteil werden Übungen vorgestellt, die das Thema