Das Baby und die Plazenta gebären
Yoga-Nidra während des geplanten oder sekundären Kaiserschnittes
Link für die Yoga-Nidra-Übungen
Yoga-Nidra für die Schwangerschaft
Vorwort von Barbara Kündig
Als ich vor zwanzig Jahren Yoga-Nidra in Indien kennenlernte, hatte ich keine Ahnung, welche beruflichen und privaten Auswirkungen diese wunderbare Meditations- und Entspannungstechnik auf mein Leben haben würde. Einige Jahre später, als ich selbst Mutter geworden war, konnte ich im Privaten am eigenen Leibe gut spüren, welche Wirkungen die Tiefenentspannungsübung Yoga-Nidra auf eine Mutter, auf ein Kind und auf eine ganze Familie haben kann. Ich hatte den Eindruck, dass es wahrlich das Einzige ist, was eine frisch gebackene Familie nötig hat. Alles, was die Medien vorschlagen, welche Anschaffungen man machen und was man alles haben müsste mit einem kleinen Baby, war für mich nicht mehr wichtig. Denn ich spürte, dass Ruhe und Gelassenheit der Schlüssel sind, um mit der neuen Situation umzugehen.
In der Schwangerschaft wirst du Yoga-Nidra nicht mehr missen wollen. Es ist dein tägliches Aufladen deiner Batterien und das Ausgleichen deiner Energien. Yoga-Nidra hilft dir, deinen Körper, deinen Geist und auch dein Herz in eine neue Situation hineinwachsen zu lassen.
Das halbstündige Pendeln zwischen Alpha- und Theta-Hirnwellen ist das nachhaltigste und tiefgreifende Entspannungstraining, das mir in meiner über 20-jährigen Tätigkeit als Beraterin und Lehrerin begegnet ist.
So wünsche ich dir, liebe Leserin, die jetzt dieses Buch in den Händen hält, wunderbare Erfahrungen mit der glückseligsten aller Entspannungstechniken, und dass du noch viele Jahre davon profitieren wirst.
Alles Liebe, deine Barbara Kündig
Warum braucht es dieses Buch?
Durch meine Arbeit als Doula und Yogalehrerin wird mir Woche um Woche aufs Neue bewusst, wie viele Frauen mit einer Grundhaltung in die Geburt gehen, die das Geburtserleben negativ beeinflusst. Diese Grundhaltung nährt sich aus der Annahme, dass man die Verantwortung für die Geburt des eigenen Kindes abgeben kann. Man geht davon aus, dass das Spital, die behandelnde Ärztin und die Hebamme schon wissen, was gut für einen ist. Viele Frauen gehen pflichtbewusst zur Vorsorge, machen jede vorgeschlagene Untersuchung, leiten dann ein, wenn die Ärztin es vorschlägt, und gebären im nächstgelegenen Spital. Das mangelnde Bewusstsein darüber, wie eine Geburt abläuft und welche Ressourcen der Körper dafür bereithält, halten sie davon ab, den Geburtsprozess aktiv mitzubestimmen. Die Frauen geben sich nicht ihrem Körper, sondern dem medizinischen Personal hin, das in der Folge die Verantwortung übernimmt.
Eine Folge dieser Grundhaltung ist unter anderem, dass viele Frauen unzureichend vorbereitet in die Geburt gehen. Ich mache die Erfahrung, dass viele Frauen im Geburtsprozess schon relativ früh vom Schmerz übermannt werden. Nicht, weil der Schmerz nicht zu bewältigen wäre, sondern weil die Frauen schlicht und einfach keine Strategien erlernt und geübt haben, mit ihm umzugehen. Und wenn eine Frau merkt, dass sie keine Möglichkeit hat, sich in den Schmerz hinein zu entspannen, und sich deshalb instinktiv gegen ihn wehrt, dann droht die Angst vor dem Schmerz in Panik auszuufern und sie zu übermannen. Hebammen, Ärzte und auch viele werdende Co-Elternteile tun ihr Bestes, um Frauen aus diesen Zuständen herauszuholen – mit gutem Zureden, mit Hilfestellung bei der Atmung und mit Medikamenten. Doch das Gefühl des Ausgeliefertseins und vor allem das Gefühl, dass man es nicht alleine geschafft hätte, verändert das Geburtsempfinden der Frauen und somit den Start in ihre Mutterschaft auf einer tiefer liegenden Ebene.
Mit diesem Buch möchte ich dir dabei helfen, in deine innere Kraft und Gebärfähigkeit zurückzufinden. Ich möchte klarmachen, dass jede Frau die Verantwortung für die Geburt ihres Kindes übernehmen soll, im Wissen, dass sie alles Nötige in sich hat, um selbstbestimmt und vor allem aus eigener Kraft zu gebären. Eine Geburt ist nicht nur der Start ins Leben eines Kindes, sondern eben auch der Start ins Leben der Frau als Mutter. Die Mutter wird geboren. Und es ist unendlich kostbar und heilsam, wenn sie in einem Selbstvertrauen geboren wird, das ihr Grundvertrauen festigt, als Frau und als Mutter den weiteren Weg in eigener Kraft gehen zu können.
In meinem ersten Jahr als Doula ließ ich mich in klassischem HypnoBirthing ausbilden und stellte einige Parallelen zu meiner Lieblingspraxis der yogischen Techniken – dem Yoga-Nidra – fest. Nach einigen HypnoBirthing-Kursen, die ich leitete, bemerkte ich aber auch relevante Unterschiede, und mir wurde klar, dass Yoga-Nidra tiefere und ganzheitlichere Aspekte bereithält, die durch HypnoBirthing nicht erreicht werden. So begann ich, mit dem yogischen Schlaf zu experimentieren und »meine« Frauen damit gezielt auf die Geburt vorzubereiten. Als ich während der Corona-Krise eine Frau während der Geburt ihres Kindes unterstützen durfte, die ich zuvor mit Yoga-Nidra begleitet hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Diese Technik gehört in die Welt. Jede Frau sollte die Chance haben, so zu gebären.
Ich hatte Tamara schon früh in ihrer Schwangerschaft kennengelernt. Sie war frisch schwanger, als sie mich engagierte. Wir trafen uns einige Male in dieser Phase, und ich bereitete sie und ihren Freund auf die Geburt vor. Mit Tamara übte ich Yoga-Nidra, leitete sie an und erklärte ihr, dass sie von nun an, bis zur Geburt, die