Der Wolfsmann. Hans-Peter Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Peter Vogt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783942652698
Скачать книгу
Dann steigen sie den schneebedeckten und gefährlichen Weg in die Berge hinauf.

      Zwei Wochen später sind sie wieder da. Diesmal brauchen Sie Hilfe, um die schwere Last ins Tal zu schleppen und ein ganzer Trupp von Frauen, Jugendlichen, Kindern und Knechten steigt jetzt den gefährlichen, glatten Pfad hinauf, um die Last anzunehmen, und in kleinen Portionen ins Tal zu schaffen.

      Der Weg ist wirklich gefährlich, und beim Abstieg stürzt einer der Knechte, und fällt den ganzen Berg herunter.

      Der Sturz ist aus solcher Höhe, dass der Mann am Boden zerschellt. Er war beim Stürzen mehrfach angeschlagen, und ist schon tot, als er auf dem Boden auftrifft.

      Das macht die andern nur noch vorsichtiger, und sie kommen heil ins Tal.

      Die Schlitten werden an langen Seilen den Berg hinunter gelassen. Niemand hätte sie dort hinunter tragen können.

      Die Jäger hatten wirklich reiche Beute gemacht.

      Hagan ruft sofort alle Stimmberechtigten zusammen. Sie begutachten die Beute. Es gibt zwei Bären, zehn Elche und 12 Rentiere. Auf Wölfe hatten sie dieses Mal verzichtet. Bei dieser Jagd war es ums Fleisch machen gegangen, und um Häute von Tieren, die wärmen.

      Die reiche Beute löst im Dorf Jubel aus. Hagan hatte erneut bewiesen, dass er als Seher unübertroffen ist. Der tote Leibeigene wird verscharrt. Er zählt nicht.

      Alf bestaunt diese riesigen Geweihe und die Häute. Das Fleisch war bereits zerteilt worden und ist tief gefroren. Auch diesmal tritt er an die Bärenfelle. Er fasst mit den Händen hinein, verbirgt sein Gesicht in dem dichten Fell und weint.

      Es hilft nichts. Bärenfelle sichern das Überleben der Menschen im Winter. Man braucht sie, weil das die einzigen Felle sind, die gegen extreme Kälte schützen. Alf sollte später noch erfahren, was extreme Kälte bedeutet.

      Vier Wochen später schickt Hagan die Jägergruppe erneut ins Hochland und auch diesmal kommen sie mit Beute zurück. Diesmal stürzen aber zwei Hunde den Berg hinunter und einer der Jäger kommt ins Rutschen und fällt.

      Die Höhe war nicht so groß, aber der Jäger bricht sich beide Beine. Das ist unter diesen Umständen lebensgefährlich, und nun zeigt Alf zum ersten Mal, dass er unter dem Schutz der Cantara steht. Auch diesmal kann er nicht einmal etwas dazu.

      Die Jäger bringen den Gestürzten in sein Haus.

      Sie legen ihn in die Nähe des Feuers, und Hagan untersucht den Mann. Seine Medizin aus Kräutern ist in diesem Fall wirkungslos. Dann geht er, um seine Zauberutensilien zu holen. Nur Odin kann ihm jetzt noch helfen.

      Alf bleibt, und er schlängelt sich jetzt durch die Männer und Frauen, stellt sich neben den Mann, und fasst mit seinen kleinen Händen nach den Beinen des Mannes.

      Was dann passiert, das erschüttert die Nordmänner zutiefst.

      Um diese Hände zeigt sich urplötzlich ein Schein.

      Alf klettert zu dem Mann auf das Lager, und legt seine Hände auf beide Beine, Das Licht wird immer heller und größer. Alf hockt dort, mit geschlossenen Augen und summt.

      Er macht den Männern Angst und als Hagan kommt, führen sie Hagan sofort zu Alf und zu dem Gestürzten. Hagan sieht in die Runde seiner Jäger, dann geht er in die Knie und breitet die Arme aus. Auch er fängt jetzt an zu brabbeln und zu summen, und dass steigert sich zu einem auf- und abschwellenden Gesang. Die Männer und Frauen gehen jetzt alle auf die Knie und begleiten den Zauberer in seinem Gesang, der sich wie ein dicker Brei in der Hütte ausbreitet und alles umhüllt.

      Alf sitzt dort neben dem Kranken. Die Augen sind geschlossen, der Schein um seine Hände sprüht Funken.

      Er sitzt die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag, und auch die nächste Nacht und den nächsten Tag, dann bricht er über dem Gestürzten zusammen.

      Hagan und seine Leute hatten sich abgewechselt und Wache gehalten. Hagan wurde stets auf dem laufenden gehalten, und als Alf zusammenbricht, befiehlt er, das Kind warm einzupacken. Er ruft nach der Amme, und er lässt Alf in sein Haus bringen. „Kümmere dich um dieses Kind“, befiehlt er, und Josefa spürt, dass ihr Leben jetzt von der Fürsorge für dieses Kind abhängt.

      Dann geht Hagan wieder zu dem Gefallenen, der tief schläft. Er greift mit der Hand unter die Decken. Dort ist es sehr warm, aber er fühlt keine Fieberhitze. Er nickt, tief in Gedanken versunken, und befiehlt, den Kranken weiter zu bewachen. Er ist einer der erfahrensten und angesehensten Jäger. Hagan will auf den Mann nicht verzichten.

      Schließlich geht er tief in Gedanken versunken in sein Haus zurück.

      Die Beute war längst mit Äxten zerteilt und sicher aufbewahrt. Sie würden wohl genug Fleisch haben, um einen Teil des Winters zu überstehen.

      Alf schläft und schläft und schläft. Die Amme liegt neben ihm und wärmt ihn.

      Irgendetwas wichtiges hatte sich ereignet, das Hagan noch nicht ganz versteht, und Hagan geht an diesem Tag in seine Schmiede, befiehlt den Helfern, das Feuer zu schüren, und er beginnt das Eisen zu glühen und fast wütend mit dem Hammer zu bearbeiten, tief in Gedanken versunken. Er braucht das jetzt, diesen Abstand zu dem Ereignis.

      Am Abend geht er zu dem Kranken. Er hat die Augen geöffnet. Dann schwingt er seine Beine aus dem Lager, und stellt sich vorsichtig auf. Er macht bedächtige und wackelige Schritte, dann setzt er sich wieder hin, und verlangt, ihm das Essen ans Bett zu bringen.

      Hagan ist jetzt völlig überzeugt. Es war ein Wunder geschehen. Odin hatte ihnen einen Elfen geschickt. Er sieht Björre an und fragt. „Weist du, was da gerade mit dir passiert ist?“

      Björre nickt. Er weiß von dem Sturz, er war von den Schmerzen ohnmächtig geworden, und er weiß, dass seine Beine mehrfach gebrochen waren. Mit solchen Brüchen kann man nie mehr laufen. Dennoch hatte er das heute getan. Er spürt ganz deutlich, dass seine Muskeln an Kraft verloren hatten, und dass er die Beine noch nicht richtig belasten kann, aber diese Beine tragen seinen Körper.

      „Ich hatte das Gefühl, durch einen langen dunklen Tunnel zu fliegen“, berichtet er. „Dann bin ich aufgewacht und ich habe mich gesund gefühlt. Naja. Ich muss ein wenig vorsichtig sein. Könnt ihr mir sagen, was da genau passiert ist?“

      Er lässt es sich nicht nehmen, jetzt alle paar Stunden aufzustehen, und ein paar Schritte zu gehen. Es geht von Mal zu Mal besser und sicherer.

      Am nächsten Tag macht er sich auf, um Alf zu besuchen.

      Alf war inzwischen kurz wach geworden, er hatte die Amme völlig leergetrunken, dann war er wieder eingeschlafen.

      Björre steht lange vor dem schlafenden Kind. Dann dreht er sich um und geht in die große Halle von Hagans Haus zurück.

      „Ist das alles wahr, was du mir erzählt hast“, fragt er, und als das Hagan und alle anderen bestätigen, sagt Björre, „dann ist dieser Junge wirklich von Odin zu uns geschickt worden. Wir sind Odin zu viel mehr Dank verpflichtet, als wir das auf dem letzten Herbstwendfest gezeigt haben.“

      Hagan nickt und Björre verkündet, er wolle im nächsten Sommer einen Beutezug starten, um Odin mit der Beute zu danken. Alle jungen Männer, die sich jetzt beweisen wollten, die sollten ihn begleiten.

      Hagan legt dem Haudegen die Hand auf den Arm und ruft bekräftigend „Jouh, so soll es sein.“

      Alf wird jetzt jeden Tag wach. Er trinkt. Er muss sich entleeren und er schläft wieder ein. Das geht eine ganze Woche so.

      Björre hatte inzwischen jeden Tag geübt, und die Beine tragen ihn immer besser. Er ist auf dem Weg der völligen Genesung, und verspürt einen Bärenhunger.

      Nach einer Woche wacht Alf endgültig auf. Er trinkt und liegt lange neben der Amme. Er hat seine Ärmchen um die Amme geschlungen und atmet ruhig, dann bittet er Josefa, sie solle ihm etwas erzählen.

      In