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Einem Menschen begegnen heißt,
von einem Rätsel wach gehalten werden.
Emmanuel Lévinas
Barbara Staudigl
Emmanuel Lévinas
Vandenhoeck & Ruprecht
Dr. Barbara Staudigl ist Professorin für Allgemeine Pädagogik an der
Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detailliertere bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN: 978-3-8463-3262-7
© 2009 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke.
Reihenkonzept und Umschlagentwurf: Alexandra Brand
Umschlagumsetzung: Atelier Reichert, Stuttgart
Inhalt
Lévinas Ethik im Kontext seiner Biographie
1 Lévinas’ Ethik und die abendländische Tradition
3 Das vitale Ich: Setzung durch den Genuss
5 Die ethische Bedeutung der Sinnlichkeit
6 Die ethische Erweckung zur Verantwortung
9 Der Dritte und die Frage nach der Gerechtigkeit
10 Besessenheit, Geiselstand und Stellvertretung
Glossar
Lévinas’ Ethik
im Kontext seiner Biographie
Emmanuel Lévinas gilt als einer der größten Ethiker des 20. Jahrhunderts – und als einer der radikalsten. Sein Denken ist konsequent dem Anderen geschuldet. Von Anderen her wird entwickelt, was Verantwortung für das Subjekt bedeutet. Die Auseinandersetzung mit diesem großen Denker, der in Straßburg, Freiburg und Paris studierte und später Philosophieprofessor an der Sorbonne war, hat in Deutschland erst in den späten 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen − einige Jahre vor Lévinas’ Tod. Heute ist seine Ethik nicht mehr wegzudenken aus dem philosophischen, pädagogischen und theologischen akademischen Diskurs.
Beim Nachdenken der Philosophie von Emmanuel Lévinas, der am 25. Dezember 1995 kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag verstarb, wird man ohne das Mitdenken seiner Biographie kaum auskommen, zumindest nicht ohne das kardinale Datum des Holocaust.
»Dem Gedenken der nächsten Angehörigen unter den sechs Millionen der von den Nationalsozialisten Ermordeten, neben den Millionen und Abermillionen von Menschen aller Konfessionen und aller Nationen, Opfer desselben Hasses auf den anderen Menschen, desselben Antisemitismus.« (JdS)
Lévinas’ Spätwerk Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht aus dem Jahr 1974 enthält zwei Widmungen: eine erste für alle Holocaust-Opfer des nationalsozialistischen Regimes und eine zweite hebräische Widmung für seine Eltern, die Brüder und Schwiegereltern, die in ihrem Heimatort Kaunas in Litauen der »Endlösung« zum Opfer gefallen waren.
»Dem Andenken des Lebenshauches meines Vaters, meines Lehrers Rav Jechi’el, Sohnes des Rav Avraham, des Leviten;
meiner Mutter, meiner Lehrerin, Devora, Tochter des Rav Mosche;
meines Brudes Dav, Sohnes des Rav Jechi’el, des Leviten, und Aminadav, Sohnes des Rav Jechi’el, des Leviten;
meines Schwiegervaters Schmu’el, Sohnes des Rav Gerschon, des Leviten;
und meiner Schwiegermutter Milka, Tochter das Rav Chajím.
Möge ihre Seele eingebunden sein im Beutel des Lebens!«*
Das Werk Lévinas’ ist das Werk eines Juden, der Antisemitismus und Holocaust am eigenen Leib und in der eigenen Familie erlebt hat. Lévinas’ Philosophie ereignete sich vor diesem Hintergrund.