Wäre die tatsächliche Autismusquote während der Zeit des NCPP 1 von 36 gewesen, hätten die Forscher 98,4 % oder 819 der Kinder mit Autismus übersehen; das taten sie nicht.
Heute ist Torrey nach wie vor ein aktiver Forscher, sein Spezialgebiet ist die Schizophrenie. Ich sprach ihn in einem Interview auf diese Studie von 1975 an, und er sagte mir: „Es fällt mir schwer zu glauben, dass die an der Studie beteiligten Personen so viele Kinder [mit Autismus] übergangen haben. Sie waren sehr gründlich.“ Ich fragte ihn, was seiner Meinung nach für so viele autistische Kinder heute verantwortlich sein könnte. Dr. Torrey wies schnell darauf hin, dass sein Fachgebiet die Schizophrenie sei, er aber „vermute, dass Autismus, Multiple Sklerose und Schizophrenie die Folge eines infektiösen Erregers im Gehirn sind“.4
Das Argument der besseren Diagnose ist nicht stichhaltig. Die Fakten, die Studien und der gesunde Menschenverstand untermauern es nicht. Sogar unsere Kongressabgeordneten wissen, dass es lächerlich ist. Erinnern Sie sich an die Kongressabgeordnete Carolyn Maloney? Sie wusste, dass eine bessere Diagnose völlig unlogisch ist, und die Frage, die sie 2012 in der Kongressanhörung stellte, richtete sich an Dr. Coleen Boyle, die bei der CDC dafür zuständig ist, die Anzahl der Autismusfälle zu verfolgen. Boyle stand unter Eid, was bedeutete, dass sie ihre Worte sorgfältig wählen musste. Carolyn Maloney wollte wissen, was – abgesehen von einer „besseren Erfassung“ – möglicherweise für all diese Fälle mit Autismus verantwortlich sein könnte. Hier der Dialog zwischen der Kongressabgeordneten Maloney und Dr. Boyle:
Maloney: Welche anderen Faktoren könnten neben einer besseren Erfassung dazu beitragen, dass dies geschieht? Nehmen Sie eine bessere Erfassung vom Tisch. Ich stimme zu, dass wir eine bessere Erfassung haben, aber diese Zahlen werden dadurch nicht berücksichtigt.
Dr. Boyle: Um es in den Kontext zu stellen: Eine bessere Erfassung macht einen Teil davon aus.
Maloney: Ich kenne einige, aber welche anderen Faktoren? Ich möchte nicht hören …
Dr. Boyle: Unser Überwachungsprogramm zählt Fälle von Autismus und ermittelt die Prävalenz. Es gibt uns nicht alle Antworten auf die Fragen nach dem Warum.
Maloney: Okay.
Dr. Boyle: Wir führen eine Reihe von Studien durch, um zu versuchen, das „Warum“ zu verstehen, und eines der Dinge, die wir untersucht haben, die wir versucht haben zu untersuchen, ist, was sich in der Umwelt verändert hat, Umstände, von denen wir wissen, dass sie Risikofaktoren für Autismus sind, so etwas wie Frühgeburt und Geburtsgewicht.
Maloney: Nun, beschäftigen Sie sich mit Impfungen? Ist das Teil Ihrer Studien?
Dr. Boyle: Lassen Sie mich das noch zu Ende bringen.
Maloney: Ich habe eine Frage. Beschäftigen Sie sich mit Impfungen? Ist das Teil … Entschuldigen Sie bitte.
Dr. Boyle: Es gibt, wie ich bereits erwähnt habe, umfangreiche Literatur.
Maloney: Gibt es bei Ihnen eine Studie über Impfungen und darüber, dass mehrere Impfstoffe zusammengepackt werden und Kinder neun auf einmal bekommen? Ist das eine Ursache? Haben Sie Studien über Impfungen?
Dr. Boyle: Es gibt eine Reihe von Studien der CDC über Impfungen …
Maloney: Könnten Sie sie an das ranghöchste Mitglied und den Vorsitzenden hier schicken?
Dr. Boyle: Ja.
Ich denke, es ist fair, aus der Lektüre von Dr. Boyles Antwort, in der sie erörtert, „was sich in der Umwelt verändert hat“, zu schließen, dass sogar die CDC begriffen hat, dass eine bessere Diagnose eine dünne Erklärung für den raketenhaften Anstieg der Autismusfälle ist. Leider geben Wortführer wie Steve Silberman und Paul Offit, die gebetsmühlenartig ihre Argumente zur Verleugnung der Epidemie gegenüber der Presse rezitieren, ihre Kommentare niemals unter Eid ab. Olmsted und Blaxill liefern eine schöne Eloge auf das Argument der besseren Diagnose:
Entgegen der Vorstellung dieser verborgenen Horde autistischer Erwachsener möchten wir den allgemeinen Tatbestand wiederholen, dass Kanners ältester Fall 1931 geboren wurde [sein Werk erschien 1943] und dass es trotz seines häufigen Schreibens über die Erkrankung keine Hinweise darauf gibt, dass jemals eine ältere Person an ihn oder seine Mitarbeiter verwiesen wurde … Wir glauben, dass Kanners Bericht eine Flut von Menschen aller Altersgruppen hätte wachrütteln müssen. Eine versteckte Horde hätte mit neuen Diagnosen und Bestätigungen aus ihrem Versteck ins Freie gelangen sollen – und nicht nur eine von Kindern.45
Aber das tat sie nie, weil es sie nicht gab.
Zweites Argument zur Leugnung der Autismus-Epidemie: Autismus ist eine Neueinstufung geistiger Retardierung
Die Autismus-Epidemie scheint Ende der 1980er-Jahre ihren Anfang genommen zu haben. Bestätigt wurde die Epidemie erst Mitte der 1990er-Jahre und der „Schuss, der weltweit über Autismus zu hören war“, stammte aus einem Bericht des California Department of Developmental Services (CDDS) aus dem Jahr 1999 mit dem Titel „Changes in the Population of Persons with Autism and Pervasive Developmental Disorders in California’s Developmental Services System: 1987 to 1998“ (Veränderungen in der Bevölkerung bei Personen mit Autismus und tiefgreifenden Entwicklungsstörungen im kalifornischen System der Entwicklungsdienste: 1987 bis 1998).46 Der Bericht bestätigte, was viele zu sehen glaubten: Die Autismusfälle in Kalifornien hatten sich in nur zehn Jahren fast vervierfacht, während die Anzahl aller anderen Fälle mit psychischen Störungen unverändert geblieben war. Dies waren eindeutige Beweise aus Kalifornien, dem Bundesstaat, von dem behauptet wurde, dass er die Fälle mit Autismus am genauesten nachverfolge. Olmsted und Blaxill erläutern, was für ein Schock dieser Bericht für die landläufige Meinung über Autismus wirklich war:
Ein glaubwürdiger Bericht eines großen Bundesstaates, in dem sich die Quote mit schweren Autismusfällen ohne offensichtliche Erklärung in einem Jahrzehnt fast vervierfachte, sorgte für großes Aufsehen. Das lag zum Teil daran, dass er bestätigte, was viele bereits glaubten: dass es viel mehr Fälle von Autismus gab. Dies war eine direkte Kampfansage an diejenigen, die an einer starren Definition von Autismus festhielten – nämlich dass Autismus eine genetische Störung sei, die für einen solchen plötzlichen Anstieg, den die kalifornischen Zahlen zeigten, im Grunde nicht infrage kam. Es verwundert nicht, dass die dogmatischen „Autismusexperten“ schnell auf diese Herausforderung reagierten.47
Olmsted und Blaxill beziehen sich auf einen Bericht, der 2002 im Journal of Autism and Developmental Disorder veröffentlicht wurde und der fehlerhaften Theorie der sogenannten diagnostischen Substitution gewissermaßen einen Steilflug ermöglichte, bevor sie abstürzte und auf dem Boden zerschellte.48 Forscher des US-amerikanischen Unternehmens Kaiser Permanente unterzogen die kalifornischen Zahlen aus dem CDDS-Bericht von 1999 einer erneuten Analyse und behaupteten, die Daten zeigten, dass „Änderungen in der Diagnostik für die vermehrten Fälle von Autismus verantwortlich sind“. Anders gesagt, die Forscher kamen zu dem Schluss, dass es keine echte Autismus-Epidemie gebe, nichts, worüber man sich Sorgen machen müsse.
Die diagnostische Substitution als glaubwürdige Erklärung für den Anstieg der Autismusfälle hatte nur eine sehr kurze Haltbarkeitsdauer. Daten aus Kalifornien, Minnesota und dem US-Bildungsministerium verwarfen das Argument der diagnostischen Substitution, doch zunächst mussten die Autoren der Studie von 2002 ihre Ergebnisse widerrufen, nachdem sie vom Co-Autor von Denial, Mark Blaxill, auf einen methodischen Fehler hingewiesen worden waren. Dr. Lisa Croen, die Hauptautorin der Studie aus dem Jahr 2002, die eine Autismus-Epidemie ausschließt, wertete ihre Daten neu aus und kam zu dem Schluss, dass nach der Berücksichtigung von Mark Blaxills Kritik