Optimales Sportwissen. Wolfgang Friedrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfgang Friedrich
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783947683789
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      Abb. 1.6: Verteilung judospezifischer Merkmalskomplexe, welche Einfluss auf die Judoleistung zum Leistungshöhepunkt hatten (mod. nach Hottenrott, Neumann 2016). Anmerkung: Ergebnis ergibt keine 100 %, da es durch besondere statistische Verfahren zustande kam.

      Wie aus der Abbildung hervorgeht, handelt es sich um

      1. drei konditionelle Fähigkeiten: allgemeine Kraftfähigkeiten, sportartspezifische Ausdauer, azyklische Schnelligkeit

      2. und eine koordinative Fähigkeit: Reaktionsschnelligkeit.

      Hier sind jetzt nur koordinative und konditionelle Fähigkeiten aufgeführt, psychische oder kognitive Fähigkeiten werden überhaupt nicht erwähnt, spielen selbstverständlich aber ebenfalls eine wichtige Rolle. Judo stellt noch weit mehr Anforderungen an Kondition oder Koordination. Im Judo gewinnt selten eine nach den obigen Kriterien „gezüchtete Kampfmaschine“. Wer z.B. über keine optimale Kampftechnik oder Kampftaktik (kognitive Fähigkeit) verfügt, wird sich im Wettkampf auf Dauer nicht durchsetzen können.

      Differenzierte Beschreibung des konditionellen und koordinativen Anforderungsprofils im Tischtennis

      Wenn man im Tischtennistraining bestimmte koordinative und konditionelle Fähigkeiten trainieren möchte, so muss es eine Begründung dafür geben, wozu diese Fähigkeiten im Spiel benötigt werden.

      1.Koordinatives Anforderungsprofil Tischtennis

      Reaktionsfähigkeit: Tischtennis ist das schnellste Partnerrückschlagspiel, Bälle erreichen bis zu 170 bis 180 km/h, sehr kurze Distanz zum Gegner, sie wird bei jedem Ballwechsel mehr oder weniger stark gefordert

      Kopplungsfähigkeit: Komplexe Schlagbewegungen, Ganzkörperbewegungen (Beine-Füße-Hüfte-Oberkörper-Schultern), Schlagarmbewegung mit Oberarm-, Unterarm- und Handgelenksbewegung, vom Timing her genau aufeinander abgestimmt

      Differenzierungsfähigkeit: Ballgefühl, Bestimmung von Geschwindigkeit, Rotation, Richtung und Flughöhe des Balles, Ballgewicht ca. 3 g, bei bis zu 8000 bis 10000 Umdrehungen/min bei sog. Topspinschlägen

      Orientierungsfähigkeit: Das Spiel um die bessere Spielposition: Wo steht mein Gegner? Wo steht mein Partner? Ausspielen, gegnerische Schwachpunkte anspielen

      Gleichgewichtsfähigkeit: dynamisches Gleichgewicht, für präzisen Rückschlag notwendig

      Umstellungsfähigkeit: bei Netz- und Kantenbällen in Zusammenarbeit mit der Reaktionsfähigkeit, bei falscher Antizipation

      Rhythmisierungsfähigkeit: spielt im Tischtennis eine unbedeutende Rolle

      Zusätzlich benötigt der Tischtennisspieler eine sehr gute Antizipationsfähigkeit, also ein frühzeitiges Erkennen, eine gedankliche Vorwegnahme, welchen Schlag der gegnerische Spieler als nächsten Ball wohin auf dem Tisch platzieren möchte.

      2. Konditionelles Anforderungsprofil Tischtennis

      Schnelligkeit: die wichtigste konditionelle Fähigkeit ist die Schnelligkeit, man benötigt schnelle Beine für die Beinarbeit, schnelle Bewegungen des Rumpfes (Hüfte und Schultern) für die Schläge sowie letztendlich eine schnelle Schlagarmbewegung.

      Kraft: die zweitwichtigste konditionelle Fähigkeit ist die Kraft; für die Schlagarmbewegung benötigt man Schnellkraft (Schlagkraft), die Beine müssen ebenfalls schnellkräftig sein; zusätzlich benötigt der Tischtennisspieler wegen der tiefen Grundstellung Kraftausdauer in den Beinen; auch die Rumpfmuskulatur muss kräftig sein, da sie den Schlag z.B. durch schnelle Rumpfdrehungen unterstützt.

      Ausdauer: um längere Turniere, zweimaliges Training und Ranglistenturniere erfolgreich gestalten zu können, sichert also die Belastbarkeit im Training und Wettkampf ab. Außerdem verbessert Ausdauer auch die Fähigkeit, sich länger konzentrieren zu können; die Regeneration hängt davon ab.

      Beweglichkeit: ein Tischtennisspieler benötigt die sogenannte Optimalnorm, damit die Schlagtechniken ohne Einschränkungen gespielt werden können.

      Zudem kann man feststellen, dass man Sportarten schwerpunktmäßig der einen oder anderen konditionellen Fähigkeit mehr oder weniger stark zuordnen kann. Dies ist in der folgenden Grafik dargestellt.

      Die folgende Abbildung zeigt die Position ausgewählter Sportarten im Konditionsdreieck:

      Abb. 1.7: Positionen ausgewählter Sportarten im Konditionsdreieck „Kraft-Schnelligkeit-Ausdauer“ (mod. nach Hegner, Hotz, Kuntz 2000).

       1.1.1 Konditionelle Fähigkeiten

      Wer Sport treiben möchte, ist auf einen gezielten Muskeleinsatz angewiesen. Das Gehirn (Zentralnervensystem) erteilt den Muskeln dazu die entsprechenden Befehle. Die konditionellen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit sind für sportliche Leistungen von entscheidender Bedeutung, jedoch nur im Zusammenwirken mit anderen Leistungsfaktoren.

       Definition Kondition:

      Unter Kondition versteht man diese sportmotorischen Fähigkeiten des sportlichen Leistungszustandes: Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit. Sie sind die Voraussetzung zur Ausführung sportlicher Bewegungen, und sie sind primär energetisch determiniert.

      Ein Übersichtsmodell zu den konditionellen Fähigkeiten:

      Abb. 1.8: Übersichtsmodell zu den konditionellen Fähigkeiten

      In ihrer Reinform treten die konditionellen Fähigkeiten im Sport eher selten in Erscheinung, häufiger kommt es zu Mischformen. Man muss demnach immer überlegen, welche Fähigkeiten in welcher Sportart/Disziplin von besonderer Bedeutung sind, um diese dann gezielt zu trainieren:

      3. Ein 100-m-Sprinter sollte in erster Linie sportartspezifische Schnelligkeits- und Kraftfähigkeiten trainieren, wohingegen die Ausdauer keine Bedeutung für seine sportliche Leistungsfähigkeit hat.

      4. Ein Diskuswerfer muss in erster Linie seine sportartspezifische Maximalkraft und Schnellkraft trainieren, auch für ihn ist Ausdauertraining kaum von Bedeutung.

      5. Ein Marathonläufer sollte in erster Linie seine Langzeitausdauer trainieren, Kraft und Schnelligkeit spielen für ihn wiederum kaum eine Rolle.

      Freiwald und Greiwing (2016) stellen ein Modell vor, welches die Sportarten bzw. Disziplinen in einem Beziehungsdreieck darstellt. Für die genannten konditionellen Fähigkeiten stellt sich dieses wie folgt dar:

      Abb. 1.9: Die sportmotorischen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer (vgl. Freiwald, Greiwing 2016)

      a (Diskuswerfen) Der Sportler muss in erster Linie Kraftanforderungen bewältigen.

      b (100-m-Sprint) Der Sportler muss in erster Linie Schnelligkeitsanforderungen bewältigen.

      c (Marathon) Der Sportler muss in erster Linie Ausdaueranforderungen bewältigen.

      Folgendes Beispiel verdeutlicht die Mischformen: Ein 10000-m-Lauf in einem Stadion mit Tartanbahn stellt weniger Anforderungen an den Bereich der Kraft als ein 10000-m-Waldlauf. Oberflächlich betrachtet handelt es sich bei beiden Läufen jedoch um Ausdauertraining.

      Bei dem Waldlauf kommt noch hinzu, dass an den Läufer höhere Anforderungen bezüglich seiner Koordination gestellt werden, besonders wenn es uneben oder rutschig wird. Zwischen der Koordination und Kondition existiert eine wichtige Wechselbeziehung. Die energetisch-konditionellen Faktoren Kraft, Schnelligkeit,