Play with me
Band 12
All in
Julia Will
© 2021 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
11/2021
Lektorat: Susanne Pavlovic, Textehexe
Umschlaggestaltung: cover & books Buchcoverdesign
Alle Rechte vorbehalten
ISBN TB – 978-3-95869-162-9
Print: Bookpress
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar
v1/21
Leon
Ich weiß nicht, was mich so lange zögern lässt. Es ist nur Sex. Wir haben in den letzten Wochen so oft miteinander geschlafen, dass es vollkommen unnötig ist, jetzt nervös zu werden. Aber Tatsache ist, dass ich es bin. Mein Herz pocht heftig gegen meinen Brustkorb und meine Hände zittern.
Schmunzelnd schüttle ich über mich selbst den Kopf. Genug jetzt!
Kurzerhand klemme ich mir die Flasche unter den Arm und klopfe. Ich weiß nicht genau, warum ich nicht einfach reingehe, aber es erscheint mir richtig so. Es rumpelt, ich höre Mike leise aufjaulen und schon ist etwas von der Anspannung verschwunden. Er ist wirklich ein Idiot. Mein Idiot. Der zwei Sekunden später die Tür öffnet und mich anstrahlt, als hätten wir uns seit Monaten nicht gesehen.
»Hey ... Komm rein!«
Er beugt sich für einen viel zu kurzen, aber dafür sehr sanften Kuss zu mir, bevor er zur Seite tritt und mir die Tür aufhält. Oh Gott. Also, dass er den Kamin befeuert, das habe ich erwartet. Mit den Kerzen, Teelichtern und Rosenblättern, die überall im Zimmer verteilt liegen, habe ich allerdings nicht gerechnet. Stocksteif bleibe ich stehen und lasse das Bild auf mich wirken. Ich bin nicht sonderlich romantisch veranlagt und mit Kitsch kann ich erst recht nichts anfangen, aber das hier ...
»Gefällt es dir?«, fragt er, umfasst meinen Ellenbogen, zieht mich tiefer in den Raum und sperrt die Tür ab. Ich nicke. Um etwas zu erwidern, muss ich mich kurz räuspern.
»Ja ... Woher hast du das alles?«
»Die Kerzen und Teelichter hab ich von Fiona bekommen, die Rosenblätter hab ich mitgebracht. Dich stört nicht, dass sie nicht echt sind, oder?«
»Nein. Sieht … hübsch aus.«
»Nicht zu viel?«, fragt er, weil er mich eigentlich gut genug kennt.
»Doch, aber ... das macht nichts.«
Er nimmt mir die Flasche ab und öffnet sie, gießt dann etwas Sekt in die Gläser und stellt sie auf dem kleinen Tisch ab.
»Dann ist ja gut. Ist dir nicht warm?«, fragt er und tritt hinter mich. Ich lasse zu, dass er um mich herumgreift und den Gürtel des Bademantels löst. Gänsehaut zieht sich über meinen ganzen Körper, als der weiche Stoff, begleitet von vielen kleinen zärtlichen Küssen, von meinen Schultern gleitet. Leise fällt er zu Boden und ich bin nackt. Mike trägt immerhin noch seine Shorts.
»Du riechst schon wieder so gut ...«
Entspannt stehe ich da, schließe die Augen und überlasse mich ganz ihm.
Seiner leisen Stimme, die dunkel über meine Haut streicht, in mir Wünsche und Bedürfnisse weckt, die er alle erfüllen kann und wird, seinen sanften Händen, die langsam über meinen Körper gleiten, jeden Muskel ertasten und mir das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Und seinen Lippen, die sich immer wieder vorsichtig gegen meinen Nacken pressen und meinen Körper zum Zittern bringen. »Stoßen wir an.«
Er löst sich wieder von mir, tritt zur Seite und dann habe ich auch schon ein volles Glas in der Hand. Das breite Grinsen von vorhin ist jetzt verschwunden, hat einem sanften Glühen in seinen wundervollen blauen Augen Platz gemacht. Mein Herz ... Es stolpert immer wieder, ohne dass es irgendwie unangenehm wäre, nur ... ich weiß nicht ... Ich habe so etwas noch nie empfunden.
»Auf uns.« Ganz leise sagt er das, hält mir sein Glas entgegen und ich denke an die vielen Male, als wir mit Schnäpsen angestoßen und zusammen getrunken haben. Die prickelnde Erregung, die mich jedes Mal überrannt hat, wenn er beim Bodyshot seine Zunge über meinen Hals hat gleiten lassen, schon damals, als ich keine Ahnung hatte, dass er Flynn ist, und mein Körper trotzdem auf ihn reagiert hat.
»Auf uns«, gebe ich leise zurück, lasse mein Glas gegen seines klirren, halte den Kontakt mit seinem Blick und dann summe ich entspannt, während der kühle Alkohol über meine Lippen perlt. Anschließend gebe ich Mike mein Glas. Er stellt beide zur Seite und kommt zu mir, ohne mich anzufassen.
Schlagartig wird mir noch ein bisschen heißer und für einen irren Moment fürchte ich, dass er jetzt vor mir auf die Knie fällt, so ernst, wie er mich ansieht.
Mein Hals wird eng, von all den Gefühlen, die ich in seinen Augen erkenne und die wie ein Echo dessen sind, was ich selbst empfinde. Atemlos warte ich, dass er anfängt zu reden.
»Ich liebe dich. Ich weiß, ich hab es schon mal gesagt, als es noch zu früh war, auch wenn´s erst eine Woche her ist und ... Nein warte, lass mich nochmal anfangen!«
Er lacht nervös und ich schenke ihm ein sanftes, etwas zittriges Lächeln. Er liebt mich. Er hat es wieder gesagt. Und einmal mehr tobt ein Sturm an Gefühlen durch meinen Körper. Zweimal muss er durchatmen, bevor er sich wieder gefasst hat. »Leon von Falkenberg, ich liebe dich. Ich weiß, dass wir eigentlich noch nicht lange zusammen sind und man mit sowas normalerweise noch wartet, aber ... Es ist ja trotzdem die Wahrheit. Ich liebe dich und kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, deshalb ... Oh Gott, ich hoffe, ich crashe jetzt nicht gleich die Stimmung, aber ich muss dir das sagen. Ich habe Chain von uns erzählt. Ich habe ihm gesagt, dass wir zusammen sind, weil ich keine Geheimnisse mehr zwischen dir und mir haben möchte. Ich will nicht, dass du nochmal das Gefühl hast, dass er zwischen uns stehen könnte, denn ... das ist nicht so. Schon lange nicht mehr. Ich ... Für mich gibt es nur noch dich. Weil ich dich liebe. Ich wollte einfach, dass du das weißt ...«
Ich kann nicht anders als ihn anzustarren und mich dem Chaos zu ergeben, das er mit diesen wenigen Worten in mir angerichtet hat. Er hat Chain von uns erzählt. Natürlich hat er das, ich weiß das, aber dass er mir das jetzt sagt, versucht, mir klar zu machen, dass er sich entschieden hat ... Dass er sich für mich entschieden hat.
Mein Kopf dreht sich, Schuldgefühle kämpfen erbittert gegen die unbändige Freude über seine Worte, weil mir schmerzlich bewusst ist, dass ich es bin, der die letzten Mauern zwischen uns aufrechterhält. Mauern, von denen er keine Ahnung hat, dass sie überhaupt da sind.
»Du ... Du sagst nichts?« Er klingt so unsicher, dass es schmerzhaft in meiner Brust zieht. Wie kann ich darauf etwas erwidern, ohne das alles zu zerstören?
»Ich ...«, versuche ich mich an einer Antwort, doch mein Kopf weigert sich strikt, etwas Sinnvolles auszuspucken, und die Enttäuschung in seinen riesigen Augen wird von Sekunde zu Sekunde greifbarer, bis er schließlich seufzt. Und da ist es wieder. Sein Lächeln, das ich so sehr liebe.
»Macht nichts. Du musst noch nichts sagen, ist okay. Ich seh´s dir sowieso an.«
Er lacht leise und meine Mundwinkel zucken. »Ich weiß, dass du mich auch liebst, also mach dir keinen Kopf. Irgendwann sagst du es mir schon noch.« Und gerade, als ich etwas erwidern will, auch wenn ich gar nicht weiß was, küsst er mich und ich sinke mit einem erleichterten Seufzen gegen ihn. Jetzt wird nicht mehr geredet. Jetzt wird nur noch gefühlt und ich erzittere vor lauter Anspannung. Seine Arme schlingen sich fest um mich, ziehen mich noch näher und dann habe ich seine Zunge in meinem Mund und seine Hände auf meinem Hintern.